Ikonographie - Ob Josef, der sich neben der Krippe pustend über den Brei beugt, ob ein geflügelt zum Himmel schwebendes Herz oder Maria mit dem Spinnrocken: Es gibt Darstellungen, die nicht ohne weiteres zu verstehen sind. Wie solche Motive in der Bildenden Kunst entstanden und was sie bedeuten, erfahren sie in dieser Rubrik.
Prachtvoll stehen sie in vielen Kirchen: Altäre mit ihren kunstvoll gestalteten Retabeln. Als Ort der Eucharistiefeier erinnern sie an das letzte Abendmahl, das Sterben und die Auferstehung Jesu. Den wenigsten Besuchern eines Gotteshauses ist bewusst, dass die Altäre ihren Ursprung in der Antike haben. Tier-, Brand- oder Rauchopfer wurden auf ihnen dargebracht. Der Name leitet sich von "alta ara" ab, was erhöhte Opferstätte bedeutet. Diese frühen Altäre waren schlicht gehaltene Steinblöcke, die meist im Freien standen.
Die Stadtkirche St. Marien im brandenburgischen Dahme/Mark ist seit einem Jahr gesperrt. Ihr verformter Dachstuhl muss restauriert werden. Eine größere Aufgabe ist jedoch, das giftige Holzschutzmittel aus den 1970er Jahren zu entfernen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden fälschlicherweise alle Wand- und Gewölbemalereien als Fresken bezeichnet. In Wirklichkeit trifft der Ausdruck "Fresko" nur auf die Malereien zu, die auf den nassen Putz gemalt sind. Dabei wird dieser von den Pigmenten gewissermaßen durchgefärbt, wodurch eine untrennbare Einheit entsteht.
Die Herzen der Beichtkinder wogen schwer, waren sie doch von der Reue für sündige Taten belastet. Beim Eintreten in so manchen Beichtstuhl fiel ihr Blick auf die sie ermutigenden biblischen Vorbilder an der Tür. Zum Beispiel auf den heimgekehrten verlorenen Sohn, der seine Fehltritte bekannte und dabei auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes vertraute.
Masken, Hopfenfrüchte und Pinienzapfen aus Holz wachsen plastisch aus der Decke heraus. Auf zierlichen, mit Knorpeln und Blattwerk berankten Bögen stehen Engel. Sie begleiten den Eintretenden ins Innere der kleinen Kirche von Osterwohle.
St. Nicolai in Kalkar ist eine schöne, auf den ersten Blick jedoch keine spektakuläre Kirche: außen backsteinerne, innen niederrheinisch klare Gotik in hellen Farben. Das Besondere an St. Nicolai ist nicht die Architektur, sondern die Ausstattung. Vor fast jeder Säule im Kirchenschiff, im Hauptchor und in den Nebenchören stehen Wandelaltäre, in deren Gehäuse es von Geschichten nur so wimmelt. Neun sind es heute noch, und beim Durchschreiten der Kirche muss man häufiger den Kopf einziehen, um nicht an die vielen ausgeklappten Flügel zu stoßen. Bis ins 17. Jahrhundert hinein waren es gar 17 Altäre. Sie müssen in Reihen hintereinander gestanden haben, und erstaunlicherweise hat Masse in diesem Fall die Klasse nicht verhindert.
Einmal in die Vergangenheit reisen und Mäuschen im Tafelzimmer von Pfarrer Johann Maria Gelb spielen! Die Tischgespräche im späten 18. Jahrhundert dort im Unterallgäu werden es in sich gehabt haben. Der kunstliebende Geistliche hatte bis 1773 sein Esszimmer derart bildgewaltig ausstatten lassen, dass es wohl auch während eines mehrgängigen Menüs nicht zu Gesprächspausen kam. Es genügte ein hilfesuchender Blick des Gastes zur Decke oder ein Umherschweifen der Augen im Raum, und schon bot sich das nächste Thema an.
Einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass in Görlitz ein großartiger Bilderschatz Schicht für Schicht entblättert werden konnte. Eigentlich sollte in dem rund 500 Jahre alten Schwibbogenhaus am Obermarkt 34 eine Wohnung entstehen.
Ich hatte mich gewöhnt, bey Allem was ich that, bey Allem was mich erfreute an Göthe zu denken", schreibt Johann Gottlob von Quandt 1832. Der Kunstliebhaber ist ein Goetheaner mit Leib und Seele. 1808 hat der 21-jährige Leipziger den Dichter bei einem Kuraufenthalt in Karlsbad erstmals getroffen und ihm seine Verehrung ausgesprochen.
"Uns ist in alten mæren / wunders vil geseit, von helden lobebæren / von grôzer arebeit, von freuden, hôchgezîten / von weinen und von klagen, von küener recken strîten / muget ír nu wunder hœren sagen."
Der schwarze Mantel des Hermann Grin bauscht sich in der Luft, als dieser mit festem Schritt dem aufgerichteten Löwen entgegentritt. Entschlossen hat der blutrot Gewandete sein Schwert in die Brust des Raubtieres gerammt und wehrt mit dem Stoß seiner vom Umhang geschützten Linken dessen Biss ab.
Es fällt schwer, sich heute die großbürgerliche Ruhe in Plagwitz vorzustellen, die 1905 hier geherrscht haben muss. Die Karl-Heine-Straße ist wie die Erich-Zeigner-Allee eine sehr breite und laute Straße in Leipzig. Der Rechtsanwalt Karl Heine (1819-88) hatte 1854 begonnen, systematisch Land in Plagwitz aufzukaufen.
Die illustre Gesellschaft ist am Weiler Haselhof vorbeigezogen und hat das Ziel der Reise erreicht: Kloster Speinshart am Rande des Oberpfälzer Waldes. Im Hintergrund der Szene erhebt sich markant der Rauhe Kulm. Angeführt werden die vornehmen Herren von Christus, den Abt Dominikus Lieblein ehrfürchtig mit einem Handkuss empfängt. Bis auf dieses entscheidende Detail ist das 1763 entstandene Deckengemälde durchaus realistisch. Zu jener Zeit war die Prämonstratenserabtei längst als geistiges und kulturelles Zentrum der Region etabliert. Mitglieder der kurbayerischen Regierung in Amberg und des markgräflichen Hofes in Bayreuth gingen hier ein und aus. Um sie standesgemäß beherbergen zu können, ließ Lieblein drei Räume der Prälatur im zweiten Obergeschoss des Westflügels zu Paradegastzimmern umbauen.
Wie eine überdimensionale Monstranz mutet der Hochaltar von St. Katharina im oberpfälzischen Reuth bei Erbendorf an. Kunstvoll verflochtene Akanthusranken rahmen das Gemälde der Kirchenpatronin sowie das Bild der Heiligen Sippe darüber. Die aufgesetzten, lüsterfarben gefassten Blüten erscheinen von ferne wie funkelnde Edelsteine.
Marokkanische Teetabletts, Wasserpfeifen und Brettspiele aus Tunesien, persische Duftlämpchen und indische Kissen verwandeln heutzutage viele Privatgärten in ein romantisches Idyll. Kaum ein Mode- oder Einrichtungsmagazin mag auf das Ambiente des "oriental style" verzichten, das jeder kühlen Großstadtwohnung einen Hauch Fernweh verleiht. Dieses Domestizieren von Dingen aus anderen Kulturkreisen ist nichts Neues. Doch manchmal sind die Wege der Souvenirs aus dem "Orient" recht verschlungen.
Hilflos liegt der Jäger am Boden. Zwei Hasen haben ihm die Beine gefesselt. Seine Hände und Arme mit ihren Pfoten fixierend, zurren sie mit den Zähnen einen Strick um die Handgelenke des Opfers. Jahrzehnte rätselte man über die Deutung dieser ungewöhnlichen Darstellung an der ehemaligen Benediktinerklosterkirche von Königslutter.
Schade: Die Lateinschule in Alfeld an der Leine aus dem Jahr 1610 ist schon lange keine Schule mehr.
Barocke Kulissenheiliggräber wollten die Gläubigen auf der emotionalen Ebene ansprechen, indem sie das Publikum an Tod und Leiden Christi mitfühlen und Jesu triumphale Auferstehung miterleben ließen. Die eindringlichen Bilder hatten offensichtlich mehr Überzeugungskraft als Worte.
Die Kulturlandschaft von Mecklenburg-Vorpommern ist besonders reich an mittelalterlichen Bauten und an Werken der bildenden Kunst: Der Reichtum im Zeitalter der Gotik durch den Handel und Getreideanbau, die anschließende Verarmung nach dem Niedergang der Hanse und die relativ geringen Schäden im Dreißigjährigen Krieg sowie im Zweiten Weltkrieg haben uns hier Kunstwerke von ungewöhnlicher Form und besonderem Bildinhalt überliefert.
Die Alte Kirche in Idensen ist ein besonderes Kleinod. Eine romanische Kirche, in ihrer ursprünglichen Form kaum verändert, wie man sie in Deutschland nicht mehr häufig findet. Schon bei der Ankunft in Idensen, einem Ortsteil von Wunstorf, nahe beim Steinhuder Meer ist der Besucher von der schlichten, idyllisch liegenden Dorfkirche, die auch Sigwardskirche genannt wird, angetan.
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