Barock Ikonographie Oktober 2011
Die illustre Gesellschaft ist am Weiler Haselhof vorbeigezogen und hat das Ziel der Reise erreicht: Kloster Speinshart am Rande des Oberpfälzer Waldes. Im Hintergrund der Szene erhebt sich markant der Rauhe Kulm. Angeführt werden die vornehmen Herren von Christus, den Abt Dominikus Lieblein ehrfürchtig mit einem Handkuss empfängt. Bis auf dieses entscheidende Detail ist das 1763 entstandene Deckengemälde durchaus realistisch. Zu jener Zeit war die Prämonstratenserabtei längst als geistiges und kulturelles Zentrum der Region etabliert. Mitglieder der kurbayerischen Regierung in Amberg und des markgräflichen Hofes in Bayreuth gingen hier ein und aus. Um sie standesgemäß beherbergen zu können, ließ Lieblein drei Räume der Prälatur im zweiten Obergeschoss des Westflügels zu Paradegastzimmern umbauen.
Für die üppige Rokokoausstattung verpflichtete er heimische Künstler: Ulrich Lambeck fertigte den Stuck, Michael Wild die Deckenbilder. Auch die anderen Darstellungen nahmen in biblischen Szenen und Emblemen das Thema Gastfreundschaft auf. Die Wände waren mit bemalter Leinwand bespannt, den Sockelbereich schmückten ebenfalls Malereien.
Der kunstsinnige Abt krönte mit der Gestaltung dieser Räume eine lange Blütezeit des Klosters, das zu den wichtigsten Schöpfungen des süddeutschen Barock zählt. 1145 durch Adelvolk von Speinshart gegründet, hat es eine bewegte Geschichte. Mit der Reformation wurde die Abtei 1556 aufgehoben, 1661 zogen schließlich wieder Prämonstratenser ein. Wenig später wurde der Neubau des Klosters und der Klosterkirche in Angriff genommen. Der Ausbau der gesamten vierflügeligen Anlage zog sich noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hin.
1803 wurde Kloster Speinshart zum zweiten Mal säkularisiert. Zu jener Zeit hatte man die Wandbespannung in den Gastzimmern bereits entfernt und die bemalte Sockelzone übertüncht. Später führten mehrere Wasserschäden zu erheblichen Verlusten der Schmuckdecken.
1921 wurde Speinshart erneut durch Prämonstratenser besiedelt und ist seit 1923 wieder Abtei. Von der kostbaren Originalausstattung der drei Paradegastzimmer sind heute nur Fragmente der Sockelmalereien, der Deckenstuck und die Deckengemälde im mittleren sowie nördlichen Raum erhalten. Den ursprünglichen Eindruck wieder herzustellen und vor allem die völlig verschwärzten, in Öl auf Putz gemalten Deckenbilder sichtbar zu machen, war das Ziel des letzten Restaurierungsabschnittes, für den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 80.000 Euro zur Verfügung stellte. In die Sanierung des Westflügels fließen in diesem Jahr weitere 100.000 Euro.
Von 1997 an beteiligte sich die DSD neben dem Kloster, der Diözese, der Gemeinde, dem Kreis, dem Bezirk, dem Freistaat Bayern, der Bayerischen Landesstiftung und dem Bund mit über 770.000 Euro an den Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen der bedeutenden Klosteranlage.
Ganz in der Tradition von Dominikus Lieblein möchte auch der heutige Abt wieder Gäste in den Rokokozimmern willkommen heißen: Sie sollen in Zukunft für eine internationale Begegnungsstätte genutzt werden.
Bettina Vaupel
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz