Kleine und große Kirchen - Sakralbauten tragen ein Stück Ewigkeit in sich. Sie sind das steingewordene Wort Gottes. Über ihren kunsthistorischen Wert hinaus sind sie identitätsstiftende Räume, die einen Ort unverwechselbar machen. Diese Rubrik widmet sich Kirchen und Synagogen, ihren Geschichten und den Herausforderungen für die Denkmalpflege bei der Restaurierung von Sakralbauten.
Im Dezember fällt das Glauben leicht. Nach diesigen Novembertagen schimmert durch Kerzenlicht Hoffnung in die dunkle Zeit und wird das Gemüt vom Punsch auf den Weihnachtsmärkten erwärmt. Das Stimmungsbarometer ist ab dem ersten Advent auf Milde eingestellt. Dann füllen sich - und dies ist schon Tradition - die Kirchen wieder. Zwar besichtigen Liebhaber sakraler Kunst im Laufe des Jahres auf Reisen oder zum Atemholen nach dem Einkauf immer mal wieder Gotteshäuser. Aber zu Beginn der Messen verlassen sie sie meist.
Theodor Ulrich, Spross einer Unternehmerfamilie aus Brilon, ist in den 1820er Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Standort für eine neue Eisenhütte. Seit Jahrhunderten schon wurde das in den sauerländischen Bergen abgebaute Erz in kleinen Hütten geschmolzen. Doch Theodor Ulrich setzt auf einen größeren Betrieb.
Viele einstmals große und berühmte Orte haben im Laufe der Zeit ihre Bedeutung eingebüßt und sind hernach nur noch für Experten ein Begriff. Die Wechselfälle der Geschichte haben sie gebeutelt, an ihrem einstmaligen Glanz gekratzt und sie schließlich dem Vergessen anheim gegeben.
Man schreibt den 25. Juli 1794, es sind die letzten Tage von Robespierres Schreckensherrschaft in Frankreich. Der junge, als Monarchist verfolgte Dichter Andrea Chenier wartet auf seine Hinrichtung ... Die Hauptfigur in Umberto Giordanos gleichnamiger Revolutionsoper durchlebt ihr tragisches Ende derzeit in St. Jakobi in Stralsund - ein effektvoller Rahmen für die pathetischen Arien und gewaltigen Chorszenen des musikalischen Dramas, das das Theater Vorpommern in der Kulturkirche inszeniert.
Kirchen sind Funktionsbauten und oft sind sie schön. In ihnen soll in einem ästhetisch ansprechenden Rahmen Liturgie gefeiert werden, doch das ästhetische Empfinden ändert sich ebenso wie die liturgischen Anforderungen im Laufe von Jahrhunderten.
Die frühmittelalterliche Geschichte Bayerns lässt sich ohne wiederholte und ausführliche Exkursionen nach Regensburg, in Arbeo von Freisings »Metropolis der Bajuwaren«, nicht erzählen. Dort, wo bereits die Römer im 2. Jahrhundert n. Chr. ein großräumiges Kastell für ihre Dritte Italische Legion errichteten, machten sich in der Nachfolge auch Agilolfinger, Karolinger, Ottonen und Bayernherzöge die verkehrsgünstige Lage an Donau und Naab sowie den Reichtum an Bodenschätzen für ihre vielfältigen machtpolitischen Unternehmungen zunutze.
Das Achteck ist die vollkommene Form zwischen Kreis und Quadrat. Das dachte man jedenfalls in der Antike. Der Kreis ohne Anfang und Ende symbolisierte den Himmel in seiner Unendlichkeit und das Quadrat mit seinen vier Ecken die Erde in ihrer Begrenzung mit den Himmelsrichtungen. Zwischen Himmel und Erde erbaute Karl der Große auf dem Grundriss eines Oktogons sein Gotteshaus, die Aachener Marienkirche (auch Pfalzkapelle oder Münster genannt). Er orientierte sich an San Vitale in Ravenna und der kleinen Hagia Sophia in Istanbul.
König Friedrich Wilhelm III. beauftragte Karl Friedrich Schinkel, einen vorbildlichen Kirchenbau zu entwerfen. 1832 bis 1835 entstand die Elisabethkirche als Prototyp für drei weitere Kirchen in den nördlichen Vororten Moabit, Wedding und Gesundbrunnen.
Dass sich fast alle Dorfbewohner zu einem Förderverein zusammenschließen, ist selten. So geschehen 1999 im sachsen-anhaltischen Dorf Seena. Der "Förderverein zum Erhalt der Seenaer Kirche e.V." schaffte es tatsächlich, die heruntergekommene Barockkirche des Dorfes zu retten. Seit 1996 wurde ernsthaft über den Abriss der Kirche aus dem 17. Jahrhundert nachgedacht. Wer sich alte Fotos anschaut, kann dies - nüchtern betrachtet - verstehen: das Dach teilweise eingefallen, die Fenster hohle Löcher, dazu Risse im brüchigen Mauerwerk, so breit, dass man den Arm bis zur Schulter hineinschieben konnte.
Einer Stadt, die sich rühmen kann, die größte und wichtigste Kirchenversammlung des späten Mittelalters ausgerichtet zu haben, muss die Geschichte tief in den Mauern stecken. Mit dem 16. Konzil, einberufen zur Überwindung des Abendländischen Schismas, wurde ganz Konstanz zum internationalen Kongresszentrum für geistliche und weltliche Würdenträger umfunktioniert: Zwischen 1414 und 1418 war bald jedes Haus eine Herberge, wurden die Kirchen und Klosterräume zu Sitzungsorten. Es war ein zähes Ringen um die Einheit und die Reform der Kirche, das fast vier Jahre währte.
Aus der Entfernung betrachtet - egal ob von Wasser oder Land - schreibt sich das mecklenburgische Wismar einem Reisenden stets als eine Stadt der Kirchen ins Gedächtnis. Der rhythmische Dreiklang von St. Georgen im Westen, St. Marien im alten Stadtzentrum und St. Nikolai im Hafenviertel bestimmt schon seit Jahrhunderten die unverwechselbare Silhouette der alten Hansestadt.
Als Johann Gottfried Herder 1770 nach Straßburg kommt, um dort seine Augenfistel von dem berühmten Professor Lobstein behandeln zu lassen, lernt er im Gasthaus "Zum Geist" den fünf Jahre jüngeren Johann Wolfgang von Goethe kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft.
Die Südfassade des Münsters in Colmar weist ein stattliches, reich ausgeschmücktes Säulenportal auf, in dessen linker äußerer Bogenlaibung eine Reihe von Statuetten zu erkennen sind.
Hessen ist der Frühgeschichte der Reformation vor allem in der Person seines Landgrafen Philipp des Großmütigen eng verbunden. Nicht nur führte dieser bereits 1526 die Reformation in seinen Landen ein, er initiierte auch das folgenschwere Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli drei Jahre später, gründete 1527 mit der Alma Mater Philippina in Marburg die erste protestantische Universität in Deutschland und kämpfte schließlich im Schmalkaldischen Krieg ebenso verlustreich wie couragiert für die Sache der Wittenberger Neuerer.
Im November 1990 wurde Oberstleutnant Wilhelm Wessling Kommandeur des Funktechnischen Bataillons 61 im brandenburgischen Müncheberg. "Ich wollte mich dort nicht nur um die militärischen Belange kümmern", erinnert er sich. Vor allem die Ruine der im 13. Jahrhundert errichteten, 1826 bis 1829 von Karl Friedrich Schinkel umgestalteten und 1945 in Brand geschossenen evangelischen Marienkirche hatte es ihm angetan.
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