Denkmalarten Kleine und große Kirchen Stile und Epochen Barock Denkmale in Gefahr Ausgabe Nummer August Jahr 2023 Denkmale A-Z P
Auf einem Hügel im Bayerischen Wald steht in Pürgl die Kirche Sankt Pauli Bekehrung. Massive Feuchtigkeit macht ihr schwer zu schaffen. Sie muss gerettet werden – hoffentlich mit Ihrer Hilfe. Denn ohne dieses Bauwerk mit seiner feinen Ausstattung wäre Pürgl nicht mehr Pürgl und Niederbayern um ein Kleinod ärmer.
Das muss Architektur erst einmal schaffen: Zimmerer hämmern auf dem Dach, Stemmbohrer und Vorschlaghämmer dröhnen in der Kirche. Der Lärm wird verstärkt durch den hohen Raum und seinen Hall. Und doch schafft es der Kirchenraum, den Besucher in eine Atmosphäre von Licht, Frieden und – ja tatsächlich – eine Art von Ruhe zu hüllen. Die Kirche liegt in Pürgl, einem kleinen niederbayerischen Dorf.
Wer die Kirche Sankt Pauli Bekehrung besuchen will, der fährt erst einmal mitten hinein in den vorderen Bayerischen Wald. Durch Felder, durch Wald, über Hügel. Pürgl ist ein Teil der Gemeinde Neukirchen im Landkreis Straubing-Bogen. Wer zur Kirche möchte, biegt noch einmal ab und dann noch mal, fährt einen Berg hinauf und erreicht oben schließlich das kleine Gotteshaus.
Die barocke, einschiffige Kirche wirkt wie eine gute Freundin inmitten der Handvoll Häuser – es sind wirklich nicht mehr –, und wer eintritt, erlebt sie: diese gelassene Heiterkeit. Das Inventar ist ausgeräumt. Werkzeug liegt herum. Und die Kirche? Scheint gnädig und irgendwie dankbar dem Geschehen zuzustimmen. Zeugt es doch davon, dass sich der Förderverein mal wieder kümmert.
Dem Verein gehört die Kirche von Pürgl. 1977 hat er sie übernommen, als die Familie von Berchem nichts mehr mit ihr anzufangen wusste und das Bauwerk zu zerfallen drohte. Es waren die Schlossherren von Haggn, die 1712 entschieden hatten, anstelle eines Vorgängerbaus dieses barocke Schmuckstück zu errichten.
Sie ließen qualitätvolle Deckenfresken anbringen, gaben aufwendige Schnitzarbeiten für die Ausstattung in Auftrag, konnten dann aber wohl nicht mehr das Geld aufbringen, die Schnitzereien farblich fassen zu lassen. Obwohl eine Wallfahrt nach Pürgl initiiert wurde, die sicher Geld in die Kirche brachte. Einige Votivtafeln zeugen von Glauben und Hoffnung.
70 Pürgler, eine Kirche und ein Verein
Es ist außergewöhnlich, dass eine Kirche im Besitz eines Vereins ist. „Aber sie gehört hierhin, wir konnten sie nicht einfach verfallen lassen, und sie ist ein wertvolles Kulturgut“, sagt Alois Früchtl, erster Vorsitzender des Fördervereins Pürgler Kirche e. V. Vorgänger als Vorsitzender war sein Vater, seit zehn Jahren ist nun der 50-Jährige derjenige, der sich besonders intensiv um die Kirche kümmert.
Das bedeutet, dass er fast zwei Millionen Euro aufbringen muss. In einem Ort, der 70 Einwohner hat. Aber mit einem Verein, der fast 200 Mitglieder zählt. Denn nicht nur die Pürgler mögen ihre Kirche. Ihr Charme wirkt über den Bayerischen Wald hinaus.
Nur zwei Joche zählt das Langschiff. Zwei Konchen, halbkreisförmige Ausbuchtungen, die zusammen mit dem Chor wie ein Kleeblatt die Kirche umschließen, bilden den Abschluss an der Chorseite. In ihnen stehen normalerweise der Beichtstuhl hinter dem hölzernen Hochaltar und die Seitenaltäre. Eine Kanzel, wie der Beichtstuhl und die Seitenaltäre aus Lindenholz geschnitzt, hängt an der Langhauswand.
Pilaster gliedern die Wandflächen, sie reichen hinauf bis an die Decke. Hier versammeln sich in Fresken Engel, Gottvater und Christus inmitten von plüschigen Wolken, vermutlich von Joseph Anton Merz geschaffen, einem in Niederbayern vielbeauftragten Barock- und Rokokomaler. Sie rahmen Szenen aus dem Leben des heiligen Paulus, dem die Kirche gewidmet ist. Daneben laden 15 weitere Heilige den Besucher zu Andacht und Gebet ein.
„Die Kirche ist
damit zu einem wahren bayerischen Heiligenhimmel geworden“, sagt Früchtl. Ein
Himmel in Pastellfarben. Selbst die Enthauptung des Paulus wirkt dank der
hellen Farben friedlich. Das entspricht durchaus dem barocken Verständnis: Aus
den drei Quellen, die aus seinem Blut entspringen, soll Hoffnung sprießen – so
erzählt es das Deckenfresko über der Empore.
Diese Hoffnung stand bei dem Kirchengebäude selbst vor einigen Jahren auf der Kippe: Das Gebäude war von oben und von unten bedroht. Feuchtigkeit stieg vom Boden auf, die gut gemeinte Hilfe mittels Drainagen von 1978 schuf wenig Abhilfe. Im Dach sitzt der Schwamm, das Holz des barocken Dachstuhls modert. Auch hier griff die Reparatur der 1970er Jahre zu kurz. Und die Empore, auf der die kostbare transportable Prozessionsorgel aus dem 17. Jahrhundert Platz hat, hängt durch. Spalten und Risse im Mauerwerk, gebröckelter Putz: Kurzum, man kam nicht um eine Gesamtsanierung herum. Nach Jahren der Planung begann sie schließlich in diesem Frühjahr.
Im Tempo der Fledermäuse
Fledermäuse sind diejenigen, die die Geschwindigkeit der Dacharbeiten bestimmen: Weil eine Kolonie im Sommer im Dachstuhl über dem Langhaus nistet, kann vorerst nur das Gebälk über dem Chor von den Zimmerern ausgebessert werden. Sind die Jungtiere großgezogen und die Fledermäuse ab Herbst in ihren Winterquartieren, kann es weitergehen mit den Arbeiten.
Die Pürgler und ihre Mitstreiter nehmen es gelassen. So, wie sie auch den gar nicht geplanten Ausbau der Innenausstattung unaufgeregt vorgenommen haben. Zu sehr waren die Wände hinter dem Holzinventar durchnässt. „Zum ersten Mal seit ihrer Errichtung mussten die Altaraufbauten demontiert werden. Sie warten in einer nahe gelegenen Werkstatt auf ihre Restaurierung“, erläutert Architekt Michael Feil. Bevor sie abgebaut wurden, begaste man die gesamte Kirche, um Schädlinge im Holz zu entfernen.
Temporär eingezogene Anker durchkreuzen den Kirchenraum. Sie sind notwendig, damit die Wände während der Restaurierung nicht auseinanderfallen. Die talseitige Sakristei war in den letzten Jahren schon bedenklich in Bewegung geraten.
Die Arbeiten am Fundament sind abgeschlossen, eine Abdichtung durch Lehmpackungen verhindert weitere Durchnässung. Gerade wird der bereits in den 1970er Jahren erneuerte schadhafte Sockelputz im Innenraum abgeschlagen. Feil zählt weiter auf: „Dann werden die Fenster ausgetauscht. Spezielle Verglasung soll die Malereien und die hölzernen Schnitzarbeiten besser vor UV-Strahlen schützen und weiterer Zerstörung vorbeugen.“
Es geht um die kostbare hochbarocke Ausstattung, die hier bald wieder zu sehen sein soll, und die den feinen Eindruck der Kirche erst komplett macht. Wegen ihrer Qualität gilt als sicher, dass die Schnitzarbeiten bis 1730 von einem Frater aus dem nahen Kloster Windberg angefertigt wurden. In der Werkstatt, nur einen Fußmarsch von der Kirche entfernt, warten Apollonia, Ursula, Johann Nepomuk und Leonhard auf ihre Heilung. Sie und die verspielten Ornamente und Flammenvasen der Altäre, sollen, von Schimmel befreit, gefestigt und ergänzt, bald wieder den Weg zurück in die Kirche finden.
Das Leuchten der Kirche
Gelb, etwas zu gelb, leuchtet die Kirche von Pürgl mit der Sonne um die Wette. In einer späteren Maßnahme wird die ursprünglich barocke Fassung in einem hellen Beige wiederhergestellt. Leuchten wird die Kirche dann immer noch. Leuchten und eine Marke in der Landschaft sein, auch in kunsthistorischer Sicht. Und sie wird ein steter Begleiter von Alois Früchtl bleiben: „Wenn ich mal mehr Zeit habe und nicht mehr arbeiten muss, dann werde ich versuchen, noch mehr über sie herauszufinden. Dann fahre ich nach München ins Bayerische Staatsarchiv. Darauf freue ich mich“, sagt er, der schon jetzt so viel Energie in die Rettung des Bauwerks steckt.
Nicht nur bei ihm, auch bei den Pürglern und den Vereinsmitgliedern hat die kleine Kirche einen festen Platz im Herzen eingenommen. In der Kirche finden Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen und Andachten statt. Konzerte mit oder ohne Orgel und die anderen kulturellen Veranstaltungen füllen die Kirche regelmäßig. Das soll wieder so werden.
Viele
helfen schon. Trotzdem wird noch Unterstützung gebraucht. Die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz möchte diese geben. Sie fördert bereits die Sanierung des
Dachstuhls, würde hier gern weiter zur Seite stehen und vor allem die
Restaurierung der Ausstattung ermöglichen. Wie sehr würden wir uns freuen,
würden Sie uns dabei helfen!
Beatrice Härig
Sankt Pauli Bekehrung
Pürgl 16
94362 Neukirchen
Pürgl gehört zur Gemeinde Neukirchen im Kreis
Straubing-Bogen und liegt etwa 60 Kilometer östlich von Regensburg.
Auch kleinste Beträge zählen!
WAS IHRE SPENDE BEWEGEN KANN
Flamme
auf dem Seitenaltar, je St. 30 €
Kapitell
an Seitenaltar, je St. 55 €
Heiligenkopf, je St. 95 €
(beispielhafte Netto-Einzelkosten)
Die einsturzgefährdete Wassermühle im Dorf Roidin bei Demmin ist eines der wenigen technischen Denkmale in Vorpommern. Wesentliche Teile der Mühlentechnik haben sich erhalten.
Dannefeld bei Gardelegen liegt am südwestlichen Rand des Drömlings, eines ab dem 18. Jahrhundert trockengelegten Sumpfgebiets. Die Dorfkirche wurde 1774 erbaut und ist in ihrer Bauweise typisch für die etwa zeitgleich entstandenen Sakralbauten im Drömling: eine Fachwerk-Ziegel-Konstruktion mit Satteldach, die aus einem Saalraum auf rechteckigem Grundriss, mit dreiseitigem Chorabschluss und Westturm besteht. Der hohe Fachwerkturm mit dem spitzen Helm bestimmt das Erscheinungsbild der Kirche.
Schwamm und Fäule haben der alten Dorfkirche im thüringischen Unterwellenborn, die wertvolle Ausstattungsstücke birgt, schwer zugesetzt.
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