Denkmalarten Landschaften, Parks und Friedhöfe Streiflichter Verkehr Ausgabe Nummer August Jahr 2019 Denkmale A-Z A
Vor 150 Jahren wurde der Deutsche Alpenverein gegründet. Wesentlich für seine Arbeit waren von Beginn an die hochalpinen Hütten. Heute sind sie ein Thema für die Denkmalpflege.
Das Wasser rauscht, Vögel zwitschern. Ich sitze im Grünen und schaue auf die Höllentalangerhütte. Ein Blockhausbau mit überstehendem Satteldach, sechs mal sieben Meter groß. Ein gemaltes Edelweiß ziert die Fassade. Eine Art Ur-Form von Haus, denke ich – als mich Verkehrslärm und das Kirchenläuten der nahen Lukaskirche am Mariannenplatz aus den Gedanken reißen. Die Hütte steht seit 2017 im Museumsgarten des Alpinen Museums des Deutschen Alpenvereins. Das liegt im Herzen von München, auf der Praterinsel inmitten der Großstadt, und ist doch der geeignete Ort, um sich für das Thema Bergsteigen und alpine Berghütten warmzumachen.
Der Deutsche Alpenverein (DAV) feiert dieses Jahr Geburtstag: Vor 150 Jahren, 1869, wurde er gegründet. Eine neu konzipierte Ausstellung widmet sich seiner Geschichte. Sie zeigt, wie das Bergwandern vor anderthalb Jahrhunderten mit einer Handvoll begeisterter Alpinisten begann und sich zu einem Massenphänomen entwickelte: 1,3 Millionen Mitglieder hat allein der deutsche Alpenverein, organisiert in über ganz Deutschland verteilten 356 Sektionen.
Die Ausstellung erinnert an
den Paragraphen 1 der Satzung von 1869, der lautet: „Zweck des Vereins ist es,
die Kenntnisse von den Deutschen Alpen zu erweitern und zu verbreiten sowie die
Bereisung zu erleichtern.“ Sie zeigt, wie die Mitglieder aufgefordert wurden,
möglichst viele Zeichnungen und Beschreibungen aus den Bergen mitzubringen, um
die Alpen zu kartieren und zu erforschen. Und sie zeigt, wie schnell sich der
Alpenverein 1933 den Nationalsozialisten anschloss und die jüdischen Mitglieder
ausstieß – „Der Alpenverein war eine Institution, die Hitler nicht mehr
gleichschalten musste“ –, was erst spät, viel zu spät thematisiert und
aufgearbeitet wurde.
Dann wendet die Ausstellung sich aktuellen Themen zu: wie sich in den letzten Jahrzehnten neue Entwicklungen formierten. Klettern ist zum eigenständigen Sport geworden. Der Alpenverein unterhält mittlerweile über 200 eigene Kletterhallen, in München ebenso wie in Hamburg oder Bonn. 2020 wird Klettern erstmalig olympische Disziplin sein, und der DAV vertritt diese Sportart im Deutschen Olympischen Sportbund – was nicht unumstritten ist innerhalb des Vereins. Dagegen herrscht bei einem anderen, ungemein aktuellen Thema absoluter Konsens: Die Bergwelt ist verletzlich und muss gepflegt werden, der Schutz der Natur ist oberstes Ziel.
Kernstück des Deutschen
Alpenvereins ist und bleibt aber das Wandern und die Pflege des Wegenetzes.
30.000 Kilometer werden von fast 27.000 Ehrenamtlichen kontinuierlich in Stand
gehalten. Verdichtet und sichtbar gemacht wird die Arbeit mit den
Bergsteiger-Hütten. Sie sind so etwas wie die in Architektur gebrachte
Vereinsseele: Entscheidend für die touristische Erschließung des Hochgebirges,
wurden sie seit Beginn der Alpenvereinsaktivitäten errichtet.
Da ist eine Hütte als Exponat im Museum eine logische Erscheinung. Der translozierte Ursprungsbau der Höllentalangerhütte, einst 1893/94 im Höllental für Bergwanderer auf dem Weg zur Zugspitze errichtet, ist begehbar und präsentiert sich einladend und aufgeräumt. Karierte Kopfkissen lassen an Nachtruhe und Erholung denken – und täuschen damit eine nicht existierende Hüttenrealität vor. „Auffi muaß“ hat ein Museumsbesucher auf die Gästekritzelwand geschrieben, und da geht’s jetzt hin.
Hoch hinaus! Das Buch zum Thema
Das Buch nimmt die Wege und Hütten als Zeugnisse der Natur- und Alpenbegeisterung in den Blick. Sie geben Auskunft darüber, welche Ziele die Mitglieder mit dem Besuch der Alpen verbanden, wie sie sich in den Bergen bewegten und welchen Grundhaltungen sie sich verpflichtet fühlten. Gleichzeitig erzählen sie davon, wie die Vereine sich mit der einheimischen Bevölkerung, den rasant steigenden Gästezahlen und dem wirtschaftlichen Druck auseinandersetzen mussten. Heute stehen Anforderungen von Umwelt- und Denkmalschutz sowie Auseinandersetzungen um eine zeitgemäße Architektursprache im Fokus.
Das zweibändige Werk ist opulent ausgestattet. Zahlreiche Abbildungen, ein umfangreiches Register sowie ein Hüttenverzeichnis mit allen bestehenden und ehemaligen Hütten machen das Buch zu einem Muss für alle an der Bergwelt Interessierten.
Hoch hinaus! Wege und Hütten in
den Alpen. Hrsg. vom Deutschen Alpenverein, vom Österreichischen Alpenverein und
vom Alpenverein Südtirol.
2 Bde., Böhlau Verlag, Köln 2016. 674 S.
ISBN
978-3-412-50203-4, 50 €
„Geschlafen wird im Tal“, sagen die erfahrenen
Bergsteiger. Die Nacht in einer Berghütte ist nicht immer reine Freude: Eng,
sehr eng kann es je nach Wandererdichte werden. Laut, denn Schnarcher gibt es
auch unter Alpinisten, und geruchsintensiv. Von Füßen und Schuhen strömen
strenge Düfte aus. Waschmöglichkeiten sind begrenzt. Und das hat sich trotz des
zunehmenden Komforts, der von einigen als der Untergang des wahren Alpinismus
angeprangert wird, nicht geändert. Denn selbst wenn es in manchen der Hütten
mittlerweile sogar Zweibettzimmer und Duschen geben mag, sie liegen immer noch
in fast unerreichbaren Höhen und sind entsprechend aufwendig zu versorgen und
zu warten. Die Hüttenwirte jonglieren täglich mit Unwägbarkeiten.
Für den Wanderer verheißt die Arbeit der anderen während der langen Stunden der teils quälenden Aufstiege die beglückende Aussicht auf die berühmten drei Ks: Knödel, Kaiserschmarrn und Käseplatte. Hütten und Essen, das gehört unbedingt zusammen. Dazu ein kühles Getränk und Panoramablick: eine Komposition, die süchtig macht und das harte Nachtlager – und sogar das Bettwanzenproblem, das es bis in die Presse geschafft hat – vergessen lässt. Spätestens der Sonnenaufgang in den Bergen am nächsten Morgen besänftigt malträtierte Nerven. Abenteuerlich kann eine Hüttentour heute noch sein, viele gehen bis ans eigene Limit. Das schweißt die Hüttengäste in ihrer kurzen gemeinsamen Zeit zusammen und lässt den Ort zu einem Soziotop der ganz besonderen Art werden.
Man sagt: „Eine Hütte wird mit jedem Höhenmeter, den man aufgestiegen ist, schöner.“ Alpine Hütten muss man sich erarbeiten. Über 300 betreibt der DAV, und zwar in den gesamten Alpen. So steht die berühmteste, die Berliner Hütte, im Zillertal in Tirol. Für sie braucht man keine weichzeichnenden Höhenmeter. Errichtet 1879 als karge Schutzhütte, wurde sie mehrfach, zuletzt 1910/11 geradezu mondän ausgebaut. Sie ist das „Adlon“ unter den Hütten – auf 2.042 Metern Höhe und nur durch einen dreistündigen Fußmarsch zu erreichen.
Die Mehrzahl der Schutzhütten jedoch ist in Ausstattung und Form bescheidener, unter anderem seit den 1920er-Jahren ganz bewusst als Reaktion auf das Berliner Grandhotel im Zillertal. Sie punkten mit ihren spektakulären Lagen, mit Aussichten, die vor Großartigkeit Tränen in die Augen treiben, und mit ihrer Funktion: in einer gewaltigen, einschüchternden und demütig machenden Umgebung Schutz vor der Urgewalt Natur zu bieten. Sie sind im wörtlichen Sinne ein Zuhause, eine Art Asyl inmitten einer Welt der Extreme, ein Stück Zivilisation.
Das Dach muss dicht sein,
die Wände stark. Bis heute bedeutet Bauen in solchen Höhen eine extreme
Herausforderung, schnell kommen Millionensummen zusammen, wenn der Helikopter
als Transportmittel eingesetzt werden muss.
Wieviel arbeitsintensiver war dies in den Anfängen des Hüttenbaus. Jedes Kilo Material, jedes Werkzeug musste mit Menschenkraft oder höchstenfalls mit Hilfe von Mulis in den Berg gebracht werden. Viel wurde mit der bloßen Hand gebaut, und oft halfen die Bergbauern: Die Erschließung der Berge für Touristen und damit der Hüttenbau wurde von den Alpenvereinen explizit als Entwicklungshilfe für die darbende Bevölkerung gesehen, die sich als Handwerker, Hüttenwirte oder Bergführer verdingen konnte. Ein Segen für viele Landstriche.
Der Bau von Schutzhütten war bei Gründung des Alpenvereins zunächst die wichtigste Zielsetzung. Mit dem Bau der ersten Hütte begann auch die Diskussion über Ausstattung und Komfort. Die einzelnen Sektionen des Alpenvereins errichteten eigene Hütten, die meisten befinden sich bis heute in ihrem Besitz, wenn auch häufig nach den Weltkriegen neue Standorte gesucht werden mussten.
Ihr Aussehen und ihre Form
verdanken die einzelnen Häuser der Lage, der Umgebung und dem natürlich
vorhandenen Material. Ob steinsichtig oder in Holzbauweise, im Laufe des
wachsenden Alpen-Booms wurden die meisten Hütten erweitert und vergrößert: Die
Hütte mit einfachem Satteldach wird zum Haus, mancherorts mit bis zu drei
Geschossen.
Um 1900 finden sich in Gletscherhöhe Gebäude mit Erkern und Veranden. Oft wird eine alpine Formensprache verwendet und seit den 1920ern vermehrt in der traditionellen Bauweise mit der typischen Kombination aus Steingeschoss und hölzernen, schindel- oder bretterverkleideten Obergeschossen gebaut. Die Dächer zeigen jetzt auch Überstände, obwohl wegen der stürmischen Witterung in den Hochalpen davor gewarnt wird. Manchmal bringen die Sektionen als Bauherren auch Zitate aus ihrer Region unter. Die Siegerland-Hütte in den Stubaier Alpen soll durch ihre steinernen Eckrundtürme an eine heimatliche Wasserburg erinnern. Ein Muss jeder alpinen Hütte ist die typische Stube mit Täfelung, Eckbank und Kachelofen.
Erst in den 1970er-Jahren experimentiert man in den Westalpen mit neuen Materialien, sogar Kunststoff, und Fertigbauteilen. Heute werden bei Neubauprojekten, allesamt Ersatzbauten an alten Standorten, Wettbewerbe ausgeschrieben. Die zeitgenössische Architektur mit einem hohen Anspruch an Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit hat Einzug gehalten. Futuristische Würfel brechen mit jenem Heimatstil, der so lange als selbstverständlich beim Bauen in den Bergen angesehen wurde.
Auf der Suche nach einem Vorbild für diesen Heimatstil, nach dieser gebauten Geborgenheit, wofür Almarchitektur seit jeher steht, besuche ich die Königsalm, 1.115 Meter hoch im Mangfallgebirge bei Kreuth am Tegernsee gelegen. Es ist Juni, und am nächsten Tag soll es soweit sein. Die ersten Kühe werden auf die Alm kommen und bis September bleiben. Andreas Mehringer wird seinen fünften Sommer als Senner auf der Königsalm verbringen. Rund 80 Kühe betreut er dann, dazu kommen ein paar Haflinger aus der Zucht der Herzogin Helene in Bayern. Ihr gehört die Alm, schon als Kind hat sie hier viel Zeit verbracht.
Das liegt im Blut: Königliche Hoheiten sind, will man es so sehen, Vorgänger der heutigen Bergtouristen und haben diesen „wunderschönen Ort, der sich als Rast- und Ruheort anbietet“, wie sie es formuliert, schon immer genossen. Senner Andreas zeigt mir das herzogliche Zimmer im Obergeschoss des sogenannten Kavaliershauses der Königsalm. „Sophia 1876“ steht eingeritzt in einem der Fenster. Sophia war die Schwester Elisabeths, der berühmten Sisi, Wittelsbacherin und Kaiserin von Österreich, die viele Male hier oben weilte und sich ebenso im Fenster verewigt haben soll. Ihr Großvater Maximilian I., König von Bayern, ließ das Gebäude 1818 errichten. Seine Frau hatte ihn zum Kauf des hübschen Fleckens genötigt, der einige hochadlige Besucher zu sehen bekam, wenn auch nicht alle als Wanderer: Die Zarin von Russland ließ sich angeblich 1838 mit einer Sänfte zur Alm tragen.
Davon träumt mancher
Besucher von heute, kann sich der Aufstieg doch ziehen. Aber die Mühe wird
belohnt, wenn sich nach vielen Kurven der Wald für die Almwiesen öffnet und die
beiden in die Hügel geduckten Almgebäude erscheinen. Gegenüber dem
Kavaliershaus, ein Flachsatteldachbau mit Blockbau-Obergeschoss, liegt das
markante, 45 Meter lange Stallgebäude. „Der älteste Teil der Alm ist eine Außenwand
von etwa 1400“, erläutert Herzogin Helene. Die liegt allerdings im Innenbereich
des Stalls und ist für den Besucher weder sichtbar noch bekannt. Sie erinnert
jedoch daran, dass Almen ein altes, sogar jahrtausendealtes Kulturgut sind.
Andreas Mehringer, knapp über 30, mag die Geschichte, die den Ort umgibt. Er liebt die Schönheit der Almlandschaft, die dank der Viehwirtschaft gepflegt wird, den zauberhaften Charme der Holzgebäude und die Begegnungen mit den sommerlichen Besuchern. Zusammen mit seinen Eltern Sophie und Heinrich und Sennerin Irmi versorgt er Wanderer mit Brotzeit, Kuchen und Getränken.
Jedes Jahr vor der Saison, erzählt Mutter Sophie, wird der gemauerte Kniestock des Kavaliershauses geweißt. Im Erdgeschoss, früher die Kaserei, befinden sich Küche und Gaststube, der Boden ist belegt mit eindrucksvollen Steinplatten, die wohl zuvor in einer Kirche aus dem Tegernseer Tal gelegen haben. „Schön anzusehen, aber schwer zu kehren“, sagt Irmi lachend.
Die Königsalm mit dem Stallgebäude und dem Kavaliershaus als Mischung aus landwirtschaftlichem Betrieb und historischem Gästehaus steht selbstredend unter Denkmalschutz. Auch auf anderen Almen sind königliche Jagdhäuser als bauliche Hinterlassenschaften zu finden. Legendär sind die alpinen Rückzugsorte Ludwigs II. Das Berghaus am Schachen, 1869–72 südlich von Garmisch-Partenkirchen im Wettersteingebirge auf 1.800 Metern Höhe erbaut, ist sicher das berühmteste, weil extravaganteste: Von außen in den Formen eines Schweizer Chalets gestaltet, überrascht es im Inneren mit einem orientalischen Gemach.
Gut ein Dutzend Bergresidenzen besaß Ludwig II., die restlichen von weitaus bescheidenerem Charakter. Wie die Bergsteiger heute liebte der König die Schönheit der Alpen, und die – seit Beginn des Alpinismus immer schwerer zu erlangende – Bergeinsamkeit.
Als Zeugnis der ländlichen Kultur sind viele der bewirteten Almen vom Denkmalschutz erfasst. Dr. Walter Irlinger, Abteilungsleiter Denkmalerfassung im Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz, spricht von etwa 500 Almen in den bayerischen Bergen, die bislang unter Denkmalschutz gestellt wurden. Dazu gehören auch die vielen Kaser, die, wie ihr Name verrät, als Gebäude zur Käseherstellung dienen, und die heute als gastronomische Versorger eine wichtige Rolle im Bergtourismus spielen. Almen, je nach Region auch Alpen genannt, Kaser, Jagdunterkünfte: Sie alle wurden von Wanderern als Anlaufpunkte genutzt.
Die Alpenvereinshütten der Bergsteiger jedoch haben es, wie ich erfahre, noch nicht in die Inventarisationsliste des bayerischen Denkmalamts geschafft. „Ausschließlich anlassbezogen“, teilt Irlinger mit, „nur bei Rückfragen zur Denkmaleigenschaft einer Schutzhütte“ wurde diese alpine Baugattung bisher erfasst. Zur Zeit laufe die Prüfung, eine abschließende Bewertung könne noch nicht gegeben werden, und er gibt zu bedenken, dass einige schon arg verbaut worden seien. Was die Bauwerke auszeichnet, ihre außergewöhnliche Lage, stellt bei ihrer Bewahrung ein Problem dar: Der Ortstermin wird zur Gipfelbesteigung, was den ohnehin prall gefüllten Terminkalender der Denkmalpfleger ordentlich außer Takt bringen dürfte.
Die österreichischen Kollegen haben dagegen schon manchen Berg bezwungen: In Tirol wurden seit 2009 rund 300 Hütten begangen. Seit 2014 sind acht Hütten, darunter fast alle im Besitz des DAV, unter Denkmalschutz gestellt worden, etwa 20 sind noch im Prüfungsverfahren. Sie sollen charakteristische, regionale und typologische Beispiele aus allen Errichtungszeiten abbilden. Die Berliner Hütte als Ausnahmehaus steht bereits seit 1997 unter Denkmalschutz.
Robert Kolbitsch, Ressortleiter Hütten und Wege beim DAV in München, bedauert, dass in den bayerischen Alpen bisher nur die Brunnenkopfhütte in den Ammergauer Alpen als Denkmal geführt wird. Diesen Status verdankt sie ihrer Vergangenheit als ehemalige königliche Jagdhütte Maximilians II. und Rückzugsort Ludwigs II. Natürlich gab es Vorbehalte, als die Denkmalschützer anfingen, Hütten als Denkmale zu prüfen. Angst der Betreiber, dass keine Veränderungen mehr möglich seien. Mittlerweile hat sich die Skepsis gelegt, und es überwiege das Gefühl, so Kolbitsch, mit den Schutzhütten, die von der Erschließung der Alpen für den Bergtourismus zeugen, gleichzeitig für ein kulturelles Erbe verantwortlich zu sein.
Arbeitsstättenrichtlinien, Brandschutz und hygienische Anforderungen machen Umbauten an den historischen Hütten inzwischen unumgänglich. Der Alpenverein möchte möglichst viel regenerative Energien, natürliche Abwasserreinigungen und Kleinkläranlagen einsetzen. Nötige Modernisierungsmaßnahmen, die im Dialog mit dem Denkmalschutz angegangen werden müssen: Solaranlagen zum Beispiel stellen eine sichtbare Gratwanderung zwischen Angemessenheit und Notwendigkeit dar. Keine einfache Aufgabe, aber: „Wir sind uns des Wertes unserer Häuser absolut bewusst“, sagt René Michael Zulauf von der Berliner Sektion, „und wollen sie in ihrer Form bewahren.“ Die Berliner Hütte wird gerade für knapp zwei Millionen Euro saniert.
Eine steinerne Manifestation dieser Überzeugung zeigt sich am jüngsten Projekt, das Kolbitsch in enger Zusammenarbeit mit den österreichischen Denkmalpflegern gerade abschließen konnte: die Restaurierung der Alten Prager Hütte auf 2.489 Metern am Großvenediger in Osttirol – gleichermaßen spannend wie aufwendig. 1877 als eine der frühesten Hütten vom Deutschen Alpenverein errichtet, wurde sie seit 2009 nicht mehr genutzt, und eine Sanierung war dringend erforderlich geworden.
Man entschloss sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Seit dem 19. Juli ist die Alte Prager Hütte eine Schauhütte. Der Schauraum, nach historischen Plänen wiederhergestellt, bietet Einblicke in die Anfänge des Alpintourismus und den frühen Schutzhüttenbau. Die Hütte ist Museum geworden. Nur die Anreise ist nicht vergleichbar mit anderen Museumsbesuchen: Fünf bis sechs Stunden Aufstieg sollte man schon einrechnen. Wen das abschreckt: Die Höllentalangerhütte im Garten des Alpinen Museums in München liegt auf lieblichen 500 Metern und ist auch einen Besuch wert.
Beatrice Härig
Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins
Ausstellung „Die Berge und wir“ bis 13.9.2020
Praterinsel 5, 80538 München
Geöffnet Di–So 10–18 Uhr. Tel. 089 211224-0
Allgemeine Informationen über die Hütten des Deutschen Alpenvereins: www.dav.de
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
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