Kleine und große Kirchen 1700 Interieur Februar 2016
Ein heiliges, den Sehsinn betörendes Theater spielt sich in der ehemaligen Abteikirche von Amorbach ab.
Eindringende Sonnenstrahlen erfüllen das Gotteshaus mit einer flirrenden Atmosphäre, reflektieren das Weiß der Wände und das Gold der Stuckarbeiten. Das Gewölbe wird durch die großen runden Fenster scheinbar zum Schweben gebracht. Seine Malereien öffnen den Kirchenraum zu einer von Heiligen bevölkerten, himmlischen Welt, die über Ornamente und Figuren den Pfeilern entlang herabwandert.
Als die Wessobrunner Stukkateure Johann Michael Feichtmayr und Georg Übelhör zusammen mit dem Augsburger Maler Matthäus Günther Mitte des 18. Jahrhunderts dieses Kleinod des Rokoko schufen, besaß die Abtei bereits eine über 1.000-jährige Geschichte. Im Jahr 734, so heißt es in der Klosterchronik, weihte der heilige Bonifatius das Benediktinerkloster. Die Gründungslegende verlegt die Entstehung sogar noch weiter in die Vergangenheit.
Im 9. Jahrhundert erlebte Amorbach, das zunächst reichsunmittelbar war und später zum Bistum Würzburg gehörte, als eines der ältesten Klöster in Franken seine Blütezeit. Im frühen 12. Jahrhundert schloss es sich der Hirsauer Reform an. Aus dieser Zeit stammen die Doppeltürme im Westen, die in den 1742–47 errichteten, barocken Neubau integriert wurden. Wie monumentale Spolien ragen die romanischen Türme heraus und zeugen von der altehrwürdigen Tradition.
Mit den Feierlichkeiten zum 1.000-jährigen Jubiläum im Jahr 1734 reifte vermutlich der Plan, das Gotteshaus dem Zeitgeschmack entsprechend zu modernisieren. Der Auftrag für den Entwurf ging an den obersten Bauleiter der fürstbischöflichen Regierung in Mainz, Maximilian von Welsch – Amorbach gehörte inzwischen zum Erzbistum Mainz. Seine Idee war eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, die sich bewusst auf den romanischen Vorgängerbau bezieht. Im Gegensatz zum opulent gestalteten Innenraum ist ihr Äußeres schlicht gehalten und durch roten Sandstein gegliedert.
1803 wurde das Kloster aufgelöst. Die Fürsten zu Leiningen erhielten es als Entschädigung für ihren in den Revolutionskriegen an Frankreich gefallenen Besitz in der Pfalz. Die klassizistischen Konventgebäude machten sie zur Residenz des neuen Fürstentums.
Um die Einmaligkeit der Raumschöpfung war sich die Familie stets
bewusst und nutzte die ehemalige Abteikirche als evangelisch-lutherische
Hofkirche weiter; inzwischen ist sie Pfarrkirche. Zur Pflege ihres kulturellen
Erbes hat die Familie 2011 die Fürst-zu-Leiningen-Stiftung errichtet. Im
gleichen Jahr begann die umfassende Sanierung der Abteikirche. Das
Dachtragewerk und die Dachdeckung des Gotteshauses wiesen Schäden auf, die
bereits zu Rissen an den Gewölben geführt hatten. Die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz beteiligte sich mit 150.000 Euro an der Instandsetzung des
Dachstuhls, um zu verhindern, dass die wertvolle Originalsubstanz im Inneren
weiter in Mitleidenschaft gezogen wird.
Es ist ein großes Glück, dass sich die Ausstattung – die in einem zweiten Restaurierungsabschnitt konserviert wurde – seit ihrer Entstehung unangetastet bewahrt hat. Ihr einmaliges visuelles Schauspiel überwältigt bis heute.
Julia Ricker
Besichtigung:
ab 21. März: Mo–Fr 10–16 Uhr. Sa, So, Feiertage 11.30–15.30 Uhr. Eintritt 2,50 Euro. Auskünfte zu den ganzjährigen Führungen: Informationszentrum Bayerischer Odenwald, Schlossplatz 1, 63916 Amorbach, Tel. 09373 200574.
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