Landschaften, Parks und Friedhöfe Herrscher, Künstler, Architekten April 2015
Auf dem Friedhof II der Dreifaltigkeitsgemeinde im Berliner Bezirk Kreuzberg befinden sich zahlreiche Ehrengräber für bedeutende Söhne und Töchter der Stadt, darunter auch die Grabstätte für Martin Gropius, Architekt und viele Jahre Professor an der Bauakademie.
Ein antiker Sarkophag trägt die Inschrift "Martin Gropius" und wird durch zwei Figuren eingerahmt - von einem Todesgenius und der weiblichen Personifiktion des irdischen Ruhms, die ein Skizzenbuch unter dem Arm trägt. Es zeigt den Fassadenaufriss eines großen Werks von Martin Gropius: das Leipziger Gewandhaus, für das er in seinem Todesjahr die Pläne lieferte.
Die Szene befindet sich auf einem Sandsteinrelief im hinteren Teil der Grabstätte, das der Bildhauer Rudolf Siemering nach 1880 für seinen Freund Martin Gropius schuf.
Gropius hat in Berlin das Königliche Kunstgewerbemuseum - heute Martin-Gropius-Bau -, sowie zahlreiche Villen und Wohnhäuser errichtet. Weitere Bauten finden sich in Halle (Saale), Koblenz, Kiel und Tallinn. Er gehörte im 19. Jahrhundert zu den meistbeschäftigten Architekten.
Die spätklassizistische Grabstätte hat Gropius selbst entworfen, und zwar für seine erste Frau Elisabeth, die 1863 im Alter von 36 Jahren bei der Geburt des zweiten Kindes starb. Der Architekt wurde dort 1880 bestattet, 1889 seine zweite Frau Julie und 1911 Tochter Käthe.
Gropius gestaltete das 3,20 mal 5 Meter große, rechteckige Areal mit einer an vier Seiten offenen Pergola, die auf einer im Eingangsbereich unterbrochenen halbhohen Brüstungsmauer aus rotem Klinker ruht. Der Zugang ist durch eine Portalarchitektur mit Dreiecksgiebel akzentuiert und durch eine zweiflügelige Gittertür verschlossen.
Der lichte Charakter der Anlage wurde 1883 auf der einen Seite durch den Bau des wuchtigen Mausoleums für die Familie des Ingenieurs Carl Kneipp zerstört. Im selben Jahr gestaltete man die Ruhestätte Gropius leicht um und versah sie mit dem Relief Rudolf Siemerings. Zur Vorbereitung der 750-Jahr-Feier der Stadt wurde sie 1986 saniert und erhielt zum Schutz des Reliefs im hinteren Bereich ein Glasdach. Ein Stein weist darauf hin, dass es sich um ein Ehrengrab der Stadt Berlin handelt.
Ein vom Berliner Landesdenkmalamt in Auftrag gegebenes Gutachten ergab letztes Jahr, dass die Grabstätte sanierungsbedürftig war. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz trug dazu bei, dass einzelne verwitterte Klinker ersetzt, das Glasdach erneuert, das Relief und die Sandsteinarchitektur gesäubert, die Schrift auf den Steinen wieder lesbar und der Grabbereich gartendenkmalpflegerisch neu gestaltet werden konnten.
Am 29. August 2014 und damit wenige Tage nach dem 190. Geburtstag von Martin Gropius wurde die restaurierte Grabanlage der Öffentlichkeit vorgestellt. Zwei seiner Nachfahren waren zu der Feierstunde gekommen: Urenkel Wolfgang von Aups-Aubert und Groß-Cousin Professor Arnold Körte, der ebenfalls als Architekt tätig war und über seinen Ahnen eine Monografie vorgelegt hat.
Viele der von Gropius entworfenen Bauten existieren heute nicht mehr. Auf dem Friedhof II der Berliner Dreifaltigkeitsgemeinde kann seine würdig restaurierte Grabstätte besucht werden, die zum Denkmal und nicht zuletzt durch das Relief Rudolf Siemerings zur Gedenkstätte für den Architekten geworden ist.
Carola Nathan
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