Gotik Juni 2014
Es ist ein Denkmal friesischer Identität: Mit dem im 14. Jahrhundert errichteten Steinhaus hat das Örtchen Bunderhee eine der ältesten erhaltenen Burgen der Region zu bieten. Nach seiner Sanierung wird das ehemalige Wehr- und Speichergebäude zu einem Lernort und kulturhistorischen Zentrum erschlossen.
Stolz war der Stamm der Friesen auf seine Freiheit, die er sich über die Jahrhunderte bewahren konnte. Die Menschen am Rande des Meeres hatten im Mittelalter besondere Aufgaben und genossen Privilegien: In gemeinsamer Verantwortung schützten die Nordseeanrainer das Land mit dem Deich, den bewirtschafteten Grund durften die friesischen Bauern als ihr Eigentum betrachten. Redjeven, gewählte Richter, sprachen das für alle gültige Recht in den genossenschaftlich strukturierten Landgemeinden.
Erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts versuchten reiche Familien, die Herrschaft an sich zu ziehen und manifestierten ihren Anspruch mit dem Bau von kostspieligen Steinhäusern. Begünstigt durch die Pest und Sturmfluten hatte sich Mitte des 14. Jahrhunderts in Ostfriesland eine neue Schicht etabliert: die Häuptlingsherrlichkeiten. Mit Wehrtürmen sicherten sie ihren Besitz und ihre Macht in den nun von Fehden geprägten Zeiten.
Die ursprünglichste Häuptlingsburg Ostfrieslands ist mit dem Steinhaus in Bunderhee überliefert. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde der dreigeschossige, 15 Meter hohe Turm aus Backstein errichtet, der zunächst nur als Schutzraum sowie als Speicher für wertvolle Habe und Vorräte dienen sollte. Der Eingang befand sich auf der Höhe des ersten Obergeschosses und war über eine hölzerne Leiter zu erreichen, die man bei einem Angriff hochziehen konnte. Den wehrhaften Charakter unterstrichen die schießschartenartigen Fenster. Ursprünglich war der Komplex, zu dem Wohn- und Wirtschaftsgebäude gehörten, von einem Wassergraben umgeben. Über eine Verbindung zum Dollart bestand zeitweilig sogar direkter Zugang zum Meer.
Als die Zeiten mit der Erhebung Ostfrieslands zur Reichsgrafschaft wieder friedlicher wurden, durfte auch die Burg wohnlicher sein. Im 16. Jahrhundert trat die Schutzfunktion mehr und mehr in den Hintergrund: Man verlegte den Eingang ins Erdgeschoss, vergrößerte die Fenster, baute Treppen und Kamine ein. Unter der großbäuerlichen Familie van Heteren entstand im 17. Jahrhundert ein Anbau an der Westseite, der zwischen 1712 und 1735 erneuert wurde. Bis in die 1970er Jahre war das Steinhaus durchgehend genutzt.
Während mittelalterliche Steinhäuser in Ostfriesland nur noch in wenigen Beispielen nachweisbar oder zumindest stark verändert sind, ist der Häuptlingsturm von Bunderhee der Nachwelt weitgehend original erhalten geblieben. 1976 erwarb die Ostfriesische Landschaft - ein Regionalverband für Kultur, Wissenschaft und Bildung - das Denkmal und veranlasste eine erste Instandsetzung.
Bis 2002 hatte die Norddeutsche Orgelakademie hier ihren Sitz. In den historischen Mauern kamen Organisten aus aller Welt zusammen. Danach diente das Steinhaus einige Jahre als Künstleratelier. Als man erhebliche Schäden an der Stützkonstruktion des Daches und der Geschossdecken feststellte, musste es geräumt werden. Der barocke Saalanbau war einsturzgefährdet, eine Grundsanierung unumgänglich. Daran beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 40.000 Euro.
Als einer der bedeutendsten Profanbauten Ostfrieslands wird das Denkmal nun schrittweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Ausstellung beleuchtet die Historie der Region, insbesondere die Geschichte der friesischen Häuptlinge. Auch bei Führungen, Vorträgen und kleinen Konzerten dürfen Besucher das Steinhaus erleben - als einen weiteren kulturtouristischen Höhepunkt im weiten Land der stolzen Friesen.
Bettina Vaupel
Öffnungszeiten bis 16. Okt. 2014: Do 15-17 Uhr und jeden 1. So im Monat 11-13 Uhr sowie ganzjährig für Gruppen nach Voranmeldung. Gemeinde Bunde, Tel. 04953 809-47, touristik@gemeinde-bunde.de
Energieeffizienz und Denkmalschutz müssen sich nicht widersprechen.
Sie zählen zu den ersten Hochhäusern Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ursprünglich mit weißen Keramikplatten verkleideten Bürobauten des City-Hofs waren ein eleganter Aufbruch in die Nachkriegsmoderne.
Es war ein weiter Weg vom heruntergeklappten Laden des Handwerkers im Mittelalter bis zu den glitzernden Konsumtempeln am Ende des 19. Jahrhunderts. Die architektonischen „Zeugnisse der Wirtschaftsgeschichte“ sind Manifestationen der europäischen Stadt als Ort des Handels. Wie geht es nun im 21. Jahrhundert weiter mit ihnen und unseren Innenstädten?
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz