Menschen für Monumente Restaurierungstechniken August 2015

In Nürnberg wurde der Peter-Parler-Preis verliehen

Zwischen Tradition und Moderne

Zwischen Tradition und Moderne

In die Töne der klassischen Steinbearbeitung mischte sich auf der diesjährigen Nürnberger Messe für Naturstein und Natursteinbearbeitung, stone+tec, das Kreischen von Fräsmaschinen. Um wirtschaftlich effektiver arbeiten zu können, nutzen in der Denkmalpflege tätige Steinmetzbetriebe häufig beide Techniken. Der Rohling wird dabei zunächst mit der Maschine grob bearbeitet. Den letzten Schliff erhalten die plastischen Werkstücke dann auf traditionelle Art und Weise mit Fäustel und Meißel.

Peter-Parler-Preis-2015

In die Töne der klassischen Steinbearbeitung mischte sich auf der diesjährigen Nürnberger Messe für Naturstein und Natursteinbearbeitung, stone+tec, das Kreischen von Fräsmaschinen. Um wirtschaftlich effektiver arbeiten zu können, nutzen in der Denkmalpflege tätige Steinmetzbetriebe häufig beide Techniken. Der Rohling wird dabei zunächst mit der Maschine grob bearbeitet. Den letzten Schliff erhalten die plastischen Werkstücke dann auf traditionelle Art und Weise mit Fäustel und Meißel.

 

Dieser Kombination aus historischem und modernem Handwerk fühlt sich auch die Erbacher Firma Weber Naturstein verpflichtet, die für ihre Restaurierungsarbeiten am Turm der katholischen Garnisonkirche St. Georg in Ulm am 14. Mai 2015 mit dem diesjährigen Peter-Parler-Preis ausgezeichnet wurde. Der nach Peter Parler (um 1330–99), einem der bedeutendsten Steinmetzen der Gotik, benannte Preis, wird alle zwei Jahre vom Bundesverband Deutscher Steinmetze und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz auf der stone+tec verliehen. Die Jury besteht aus Denkmalpflegern, Steinmetzen und Architekten, unter ihnen Dipl.-Ing. Annette Liebeskind, Leiterin der Abteilung Denkmalförderung bei der Stiftung.

August Weber, der seit 1969 die vor hundert Jahren von seinem Großvater gegründete Firma in Erbach leitet, und sein Mitarbeiter Helmut Schneider konnten sich über den mit 6.000 Euro höchstdotierten ersten Preis freuen. Die Jury hob vor allem die gründliche Bauaufnahme, die intensive Abstimmung mit den Denkmalpflegern, die überaus feinen Steinmetzarbeiten und die sorgfältige Dokumentation der Arbeiten an St. Georg hervor.

 

Die 1902–04 für das Militär errichtete dreischiffige Basilika wurde zwar im Zweiten Weltkrieg nicht von Bomben getroffen, die Natursandsteinfassade hatte aber durch die Erschütterung der nahegelegenen Bombeneinschläge Schaden genommen. In den folgenden Jahrzehnten setzten ihr Frost und falsche Imprägnierungen zu.

Die Steinmetze von Weber Naturstein bargen das beschädigte Maßwerk der östlichen Turmfassade. Manche Steinpartien konnten erhalten werden, weil sie durch eine behutsame chemische Konservierung zumindest die nächsten 30 Jahre überstehen werden. Andere waren so geschädigt, dass sie ausgetauscht werden mussten. Die Steinmetze ergänzten diese Fehlstellen mithilfe von Elsässer Sandstein, Ettringer Tuff und dem als Ulmer Kunststein bekannten Betonwerkstein, aus denen bereits die Originalteile der neo-gotischen Kirche hergestellt worden waren.

 

Die katholische Kirchengemeinde St. Georg war mit dem Ergebnis ebenfalls sehr zufrieden. Dass die Steinmetze durch das maschinelle Fräsen der groben Steinblöcke kostengünstiger sein konnten, als wenn sie von Beginn an Fäustel und Meißel genutzt hätten, spielte dabei sicher auch eine Rolle. So hat die Kombination aus traditioneller und innovativer Steinmetztechnik zu einem handwerklich und pekuniär zufriedenstellenden Ergebnis geführt.         

Carola Nathan

 


Bus

 

Das Maßwerk 7 von St. Georg in Ulm musste erneuert werden.

Dr. Felix Breidenstein, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (5. v. r.), mit den Preisträgern und einigen Juroren. Das zerstörte Maßwerk wurde mühsam geborgen.


Die Preisträger

Den mit 6.000 Euro dotierten ersten Preis erhielten August Weber und Helmut Schneider, Weber Naturstein, Erbach, für die Turmrestaurierung an der katholischen Garnisonkirche St. Georg zu Ulm.

 

Zweite Preise – je 3.000 Euro: Martin Roedel, Halle (Saale), für zeitgenössische Reliefs an den Arkaden der Nordseite und Südost­ecke auf dem Stadtgottesacker in Halle (Foto; s. auch S. 18); Ulrich Schulz und Hynek Chalupa, Sauer GmbH, Budenheim, für die spiegelbildliche Kopie des Löwen am Raimunditor in Mainz; Magnus Kleine-Tebbe, Braunschweig, für Heiligenskulpturen am Turm der Stadtkirche St. Martinus in Nottuln

 

Bauhüttensonderpreis

Dombaumeister Dipl.-Ing. Günter Donath, Meißen, für die Rekonstruktion des Wimpergs über dem Westportal der Fürstenkapelle am Meißner Dom

 

Belobigungen

Steinmetzwerkstatt Kling, Nördlingen, für die Restaurierung der Maßwerkfenster Joch 5/20 der Kirche St. Georg in Nördlingen; Hilmar Müller im Auftrag des Vereins zur Erhaltung des Xantener Doms für die Rekonstruktion einer Figurengruppe der Ölbergstation am Dom St. Viktor in Xanten Unterlagen zum Peter-Parler-Preis gibt es beim Ebner-Verlag, Redaktion Naturstein, Bärbel Holländer, Karlstraße 3, 89073 Ulm, Tel. 0731 1520-182. Bewerben können sich selbstständige Steinmetzmeister oder Steinbildhauer mit höchstens zwei Objekten (Bauwerke oder Bauteile) aus den letzten fünf Jahren. Außerdem können sich Dombauhütten mit einzelnen Arbeiten bewerben, jedoch nicht um den Geldpreis. Einsendeschluss für den nächsten Peter-Parler-Preis ist der 28. Februar 2017.

 

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