Kurioses Material Handwerk August 2012
Das Auge kann sich im Harzstädtchen Osterwieck gar nicht sattsehen an den vielen prächtigen Fachwerkfassaden. Die meisten der reich verzierten Häuser stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sie haben den Dreißigjährigen Krieg und den großen Stadtbrand des Jahres 1884 überstanden.
Auch der Zweite Weltkrieg bescherte keine Verluste. Die waren erst später zu beklagen, als der DDR-Staat nicht genügend Material für notwendige Reparaturen bereitstellte. Holz war knapp und wurde daher selten bewilligt. Und die Denkmalbrigade Osterwieck, die sich eigentlich um die Sanierung der Baudenkmale kümmern sollte, wurde häufig für Arbeiten in Magdeburg und Halberstadt abgezogen. So konnte es passieren, dass selbst so wertvolle Gebäude wie das Eulenspiegelhaus in der Schulzenstraße zu verfallen drohten.
Auf einer Stadtverordnetenversammlung wurde 1968 festgestellt, dass das Haus abbruchreif sei und es sich nicht lohne, "hier auch nur eine Mark zu investieren". Die Mitarbeiter des Instituts für Denkmalpflege protestierten erfolgreich dagegen, denn es gibt in Sachsen-Anhalt wenige Fachwerkhäuser mit so reichen Schnitzereien.
Man vermutet, dass die Fassade des um 1530 errichteten Hauses von dem Holzschnitzmeister Simon Stappen geschaffen wurde, der ab 1517 vor allem in Braunschweig tätig war. Von ihm stammt das dortige Huneborstelsche Haus, aber auch das sogenannte Brusttuch in Goslar. Die Schnitzereien dieser Häuser ähneln denen am Eulenspiegelhaus.
An der Fassade ist auch die Osterwiecker Wappenrose zu erkennen, denn das Gebäude wurde zunächst als kleines Ratsstübchen genutzt. Neben allerlei Tier- und Fabelwesen erkennt man Ornamente sowie einen Mann, der einen Becher hält, und eine Schere, die darauf hinweisen könnte, dass sich im Eulenspiegelhaus die Gewandschneidergilde traf. Seinen Namen erhielt es vermutlich durch die Darstellung eben jener Schere, einer Eule und eines Narren - der Legende nach soll Till Eulenspiegel als Schneidergeselle gearbeitet haben.
Nach dem Protest der Denkmalpfleger in den 1960er Jahren wurden die größten Schäden am Gebäude durch die Denkmalbrigade Osterwieck beseitigt. Damals hob man die figürlichen Schnitzereien farbig hervor, obwohl es dafür keinen historischen Beleg gab. Da auch bei späteren Untersuchungen nur wenige Farbspuren auf den Schnitzereien festgestellt wurden, hat man sich bei der Sanierung 2003-2005 an die historischen Vorgaben gehalten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich damals an der Restaurierung der Fenster mit 10.000 Euro. So wurde eines der schönsten und ältesten Fachwerkhäuser Osterwiecks erhalten.
Carola Nathan
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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Mit dem Thema "Holz" ist das Motto des diesjährigen Tags des Offenen Denkmals an Kürze kaum zu übertreffen, dagegen ist die Fülle und Vielfalt dessen, auf die es aufmerksam machen will, umso größer. Eine historische Fachwerkstadt wie Osterwieck, in der Holz noch heute das Stadtbild prägt, bietet sich deshalb am 9. September in ganz besonderer Weise an, auf die Bedeutung hinzuweisen, die Holz durch viele Jahrhunderte hindurch nicht nur als Baumaterial sondern auch als Medium künstlerischen Gestaltens und Spiegelbild menschlicher Kultur gehabt hat.
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Die Fassade des Hauses in der Schulzenstraße 8 in Osterwieck ähnelt inhaltlich dem Hoppener Haus mit seinen heute nicht mehr sichtbaren Rosetten in Celle. Das Haus wurde 1532 erbaut. Genauer gesagt, besteht die Ähnlichkeit in den Motiven der zweiten Giebelschwelle, sie beginnt mit dem Motiv des hassausspeienden Drachens. Als Ursprung eines von Rosetten bestückten Hauses gilt das um 1529 errichtete Knochenhaueramtshaus in Hildesheim. Bei der Darstellung von Rosetten gibt es mehrere Phasen.
Um 1534 ließ der im Torbogen dargestellte Gewandmeister sich ein Haus errichten. Das Wappen mit dem Handwerkszeichen kennzeichnet den zu Wohlstand gekommenen Gewandmeister. Er hat einen Becher in der Hand, er nimmt symbolisch an einem Mahl teil, wovon er sich mehr Klugheit in wirren Zeiten verspricht. „Weisheit und Torheit laden zum Mahle“, dies wird in der Bibel unter Sprüche 9 zitiert. Die Weisheit wird mit einer Eule gleichgesetzt (Eule der Minerva). Die beiden balgenden Kinder sind durch einen Strick miteinander verbunden, so wie die Weisheit mit der Torheit verknüpft erscheinen. In der Giebelschwelle wird dazu mehr berichtet. Das speiende Untier wirft aus einem Füllhorn all seinen Hass. Zwei Affen spielen mit einem Spiegel, sie merken nicht, dass sie von Hass umgeben sind, da sie sich nur gegenseitig bestätigen und anschauen. Schon zur Zeit Arztes Empedokles hieß es: „… Hass und Liebe halten die Elemente in Gang“. Dies wird auch durch die wesenhaften männlichen und weiblichen Giganten bestätigt. Im Kreis sind die vier Elemente geteilt, mal werden sie durch Hass, mal werden sie durch Liebe bestimmt. Das nächste Motiv zeigt den karikierten Wettergott Jupiter auf einem Basilisk reiten, er bläst die kalte Luft des Winters in ein Paar hinein. Der Wohlhabende gibt der fast nackten und frierenden Person nichts von seinem Mantel ab. Der Schwan (ein Schwanenpaar bleibt ein Leben lang treu) versucht den Hass zu unterbinden, doch er merkt, er ist an Hass und Liebe zusammengekettet, wie auch die beiden dargestellten Untiere beweisen. Benachbart von den Motiven befindet sich ein Laubstab, er symbolisiert die Gaben der Natur, sie sind durch Gott den Menschen bereitgestellt. Die fünf teilweise angeschnittenen Rosetten bestätigen den Glauben an Gottes Weltgeschehen. Die Welt ist vorbestimmt. Das Schicksal wird durch die sieben Wandelplaneten verkündet (1. Rosette mit siebenfacher Unterteilung). Da alles Vorbestimmt erscheint ist auch im feurigen Himmel (Fegefeuer) alles festgelegt (2. Rosette 10-fach unterteilt, das Schicksal wird durch 7 Wandelsterne angezeigt und mit dem feurigen Dreieck – mit 3-facher Unterteilung angezeigt.) Die dritte und vierte Rosette gibt Auskunft auf alles Irdische und Luftige, wobei hier die Erbsünde eine entscheidende Rolle spielt. Diese Rosetten sind 11-fach unterteilt, da das Quadrat (4) und der Schnitt eines Oktaeders (ebenfalls 4) neben dem Schicksal (7) die Welt auf der wir leben und atmen kennzeichnen. Die fünfte Teilrosette kennzeichnet das Element Wasser (6 steht geometrisch für den Ikosaeder). So ist es kein Wunder an den man glauben muss, dass im Diesseits alles passiert was wirklich wichtig auf Erden ist. Das Kind ruht in Ruhe auf dem Totenkopf, es verlässt sich auf das Wort Gottes welches bleibt ewiglich.
Das Haus des Meisters in Osterwieck (das sogenannte Eulenspiegelhaus)
Der Weg in das Himmelreich wird durch den Spruch: „Verbum dei manet in aeternum (Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit)“ geebnet bzw. verdeutlicht. Welche Zuversicht wird hier sichtbar, das menschliche Leben wird in Ewigkeit verknüpft mit dem Himmelreich. Genauso wie der eigentlich ausgedorrte Stab das zur Neige gehende Leben verdeutlicht und durch begrüntes Laub das Dasein mit dem Himmel eint. Oder aber das Menschenkind zeigt, welches sich auf einem Totenkopf zur Ruhe begibt, die Ewigkeit macht dem Kind keine Angst, sondern sie strahlt Zuversicht aus. Wie wird aber die Natur gedeutet, Säfte durchziehen alles Lebendige. Vier Elemente bestimmen den gesamten Kosmos, aus ihnen bestehen nicht nur Mensch und Tier. Das Firmament erlaubt es durch die Sterne Zeichen um Gottes Willen zu deuten. So gibt es laut Genesis Wasser- (Fische), Luft- (Vögel) und Erdtiere mit dem Menschen als Gottes Ebenbild. Alle unterliegen dem Vergänglichen und alle hoffen auf das Paradies, die Ewigkeit. Die Natur wird in die Bestandteile von Lebensaltern gedeutet. Der Mensch kann genauso alt werden wie z. B. ein Stör, oder er besitzt das Lebensalter einer Eule, so wird er ungefähr 40 Jahre alt. Gott bestimmt die Lebensalter, auf der Erde werden die Lebensalter in Lebensaltersstufen von der Kindheit bis zum Greisenalter eingeteilt. So bestimmt nicht nur Gottes Wort das menschliche Schicksal, sondern auch die Schöpfung der Natur und der des Makrokosmos. So wird auf dem behauenen Balken die belebte Natur transformiert in den Himmel. Die aufrechtstehende vierteilige erdige Halbrosette wird verwandelt in eine vierteilige himmlische Halbrosette. Aber auch der Mensch – genauer gesagt der Gewandmacher – kann helfen Kälte oder Hitze erträglich zu gestalten, er näht wie das Fell der Tiere die Kleidung der Bevölkerung, wobei mythische Gestalten die kälteren oder hitzigen Stürme entfachen. So ist dem Menschen Weisheit gegeben, er muss sie nur zu deuten wissen, was den Affen schwerfällt, obwohl sie sich selber durch den Spiegel betrachten. Ja, auch Tiere streiten wie Menschen, ein Schwan wird mit dem Lebensalter eines Fisches verglichen. Das alles gehört mit zur Natur!
Die Fächerrosetten haben zwar einen Bestandsschutz am Denkmal, werden aber eher nicht mehr ausführlich betrachtet. Dabei zeigen sie die Zeichen der Natur, die vier Elemente die den Kosmos zur Renaissancezeit durchziehen. Angebracht sind sie gleich unter der himmlischen Sphäre im 12-fächrigen Tierkreis. Die Elemente bestimmen nicht nur die Säfte oder Temperamente, sie beziehen sich auch auf die Tugenden. Am Haus in Osterwieck gibt es neben der 7- und 6-fächrigen Teilrosette, Fächerrosetten die 11- und 10-fächrig sind, diese stellen die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung dar.
Der Meister – Gewandschneidemeister – ist Weise, gleich einer Eule, er nimmt an einem Mahl teil und trinkt aus einem Becher. Über dem Mahl wird bereits im Alten Testament (Sprüche 9) berichtet: „Weisheit und Torheit laden zum Mahle“. Hier teilt sich die Christenheit von der heidnischen Antike.
Solche Schnitzereien befinden sich auch in Paderborn am Adam und Eva-Haus und in Hameln am Stiftsherrenhaus. Über den künstlerisch gefertigten Menschen (z. B. den Apostel) sind Dämonen angebracht, sie sind keinesfalls teuflischen Ursprungs, sie stellen andere Wesen dar, die im Lebensalter sich menschlich und tierisch zu einer Bildeinheit vereinen.
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