Schlösser und Burgen April 2010
Es war ein denkmalpflegerischer Balanceakt - die Restaurierung von Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow. Die Vorschläge reichten von der originalgetreuen Wiederherstellung des Rokokoschlosses der Königin Elisabeth Christine bis hin zur Bewahrung des Status quo.
Das Ergebnis der umfassenden Sanierung seit 2005 - in diesem Jahr hatte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) Schloss und Garten übernommen - konnte also nur ein Kompromiss sein. Denn die Geschichte dieses Ensembles, das als einziges in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg fast unzerstört war, ist so vielschichtig wie die kaum eines anderen Bauwerks in der Stadt.
Das 1664 von Gräfin Sophie Theodore zu Dohna-Schlobitten angelegte Gut hatte Kurfürst Friedrich III. 1691 erworben. 1704 beauftragte er - nun als preußischer König Friedrich I. - den Baumeister Eosander von Göthe, das Herrenhaus zu erweitern. Der Enkel, Friedrich der Große, überließ es 1740 seiner Ehefrau Elisabeth Christine, die es bis zu ihrem Tod 1797 bewohnte. Weil danach nur wenig genutzt, verfiel das nach dem Siebenjährigen Krieg von Johann Boumann zum Rokokoschloss umgestaltete Gebäude seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend. Erst 1935/36 wurde es im Auftrag der Reichskammer der bildenden Künste für deren Ausstellungen saniert und bot in den Folgejahren auch Raum zur Lagerung sogenannter "entarteter Kunst".
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen ein sowjetisches Offizierskasino und eine Schule ein. Ab 1949 diente das Schloss als Amtssitz des Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck. In unmittelbarer Nähe der damaligen Wohnsiedlung der SED-Oberen gelegen, bot es die eindrucksvolle Kulisse für die Selbstdarstellung der DDR. Auch nach dem Tod Wilhelm Piecks im Jahr 1960 blieb es zunächst Sitz des Staatsrats. Ab 1965 beherbergte es die Staatsgäste der DDR - bis hin zu Michail Gorbatschow im Oktober 1989.
Auch 1990 wurde hier noch Geschichte geschrieben, als in der ehemaligen Präsidialkanzlei auf dem Gelände der sogenannte Runde Tisch tagte und später Teile der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen in Vorbereitung der Wiedervereinigung stattfanden.
Alle Nutzungen, für die immer wieder - teilweise tiefgreifende - Umgestaltungen vorgenommen wurden, haben sowohl im Schloss als auch im umgebenden Garten ihre Spuren hinterlassen. Aber jede für sich ist durchaus denkmalwert. Deshalb wurde die SPSG bei der Sanierung und Umgestaltung zum Museumsschloss von der Europäischen Union, der Bundesregierung, dem Mauerfonds, der Stiftung Deutsche Klassenlotterie und der Cornelsen Kulturstiftung unterstützt. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half im Jahr 2009: Sie förderte die Restaurierung der Spiegelrahmen und der hölzernen Wandtäfelung im Gartensaal mit 100.000 Euro.
Seit der Wiedereröffnung im Dezember 2009 erinnern nun Räume im Erdgeschoss sowie der Rokoko-Festsaal mit seinen prächtigen Stuckdekorationen die Besucher an die Zeit Elisabeth Christines. Das Amtszimmer Wilhelm Piecks mit originalen Möbeln ist aber ebenso zu sehen wie ein Appartement des Gästehauses aus den 1960er Jahren. Der umgebende Garten zeigt sich in der von Reinhold Lingner ab 1950 meisterlich gestalteten Form. In den oberen Räumen des Schlosses aber wird ein Bogen in die Anfänge der Geschichte des Ortes geschlagen - mit der Präsentation von Interieur aus dem ostpreußischen Besitz der Familie zu Dohna-Schlobitten.
Das Schloss verbirgt sein durchaus zwitterhaftes Wesen also nicht - eine äußerst spannende Reise in die Geschichte ist damit garantiert!
Dorothee Reimann
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