Öffentliche Bauten Interieur Februar 2010
Neugierig schlüpft die 10-Jährige durch die Tür und schlendert mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen durch den Raum. "Der Saal ist so schön, besonders die Decke mit den vielen, großen Blumen. Das hier ist nämlich meine Schule!" Sagt sie und flitzt die Treppe hoch.
Tatsächlich mag man nicht glauben, dass sich der Rokokosaal mit der prächtigen Stuckdecke in einer Potsdamer Schule befindet. Von außen reiht sich das stattliche Gebäude der Grundschule "Max Dortu" in die Häuserzeile der gleichnamigen Straße stilvoll ein. Blickt man aus dem festlichen Gartensaal in den Hinterhof, dann sieht man in einen Schulhof mit Spielgeräten.
Das ungewöhnliche Zusammentreffen von nüchternem Schulbetrieb und prachtvollem Saal kommt nicht von ungefähr. In diesem Jahr feiert die Lehrstätte, die 1860 als Höhere Töchterschule gegründet wurde, ihr 150-jähriges Bestehen. Den Namen erhielt die Schule nach der Familie des Revolutionärs Max Dortu (1826-49), die dort zuvor über zwei Generationen gewohnt hatte.
Errichtet aber wurde das Gebäude 1771 als Bürgerhaus nach Plänen des Architekten Georg Christian Unger. Unger (1743-99) war ein Baumeister Friedrichs des Großen, und man vermutet, er könnte das Wohnhaus für den Leibarzt des Königs gebaut haben. So wundert es nicht, dass die Stuckarbeiten des Rokokosaals sich mit Räumen im Neuen Palais, in den Neuen Kammern im Park von Sanssouci und im Schloss Rheinsberg messen können.
Der Gartensaal der Dortuschule mit den kunstvoll frei angetragenen Stuckaturen und der im Porzellanstil nachempfundenen zartfarbenen Gestaltung ist für Potsdams Bürgerhäuser einmalig. Bereits in den 1980er Jahren waren der restaurierungsbedürftige Saal von Studenten der Potsdamer Fachschule für Werbung und Gestaltung dokumentiert und die Stuckdecke restauriert worden.
In den vergangenen Jahren aber gerieten die hölzernen Elemente wie Türen, Fenster und vor allem der Dielenboden in solch einen schlechten Zustand, dass der Raum nicht mehr betreten werden konnte. Seither bemühten sich die Schule, der Förderverein und das Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit Professor Hans-Joachim Giersberg an der Spitze - einst selbst Dortuschüler und ehemaliger Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg -, Spenden für die umfassende Restaurierung zu sammeln.
Finanzielle Mittel stellte das Land Brandenburg bereit. Die Pietschker-Neese-Stiftung in der DSD unterstützte die Restaurierung bisher mit insgesamt 20.000 Euro. Sie alle trugen dazu bei, dass zum Jubiläum der kostbare Saal soweit wiederhergestellt ist, dass er für besondere Anlässe der Dortuschule genutzt werden kann.
Christiane Rossner
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