Öffentliche Bauten Oktober 2009
Es dürfte Sie etwas erstaunen, aber Ostfriesland ist, zumindest historisch gesehen, ein Bücherland." So beginnt ein Brief vom 12. September 2007 an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), verfasst von Hermann Schiefer, einem engagierten Denkmalpfleger am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.
Schiefer geht es um Unterstützung bei der Erhaltung von 10.000 Büchern. Er schreibt, dass Ostfriesland einst nicht nur reich an Privatbibliotheken wegweisender Humanisten, Theologen und Juristen war, sondern dass in Städten wie Emden im 16. Jahrhundert ebenso fleißig gedruckt wurde. Ostfrieslands Problem: Es gibt dort keine gewachsene Landesbibliothek. Verantwortungsvolle Sammler retteten jedoch Teile des hiesigen Bücherschatzes aus der Renaissance vor dem Verkauf außer Landes. So hütet etwa die Landschaftsbibliothek Aurich wichtige Handschriften und Drucke - und die Bibliothek des Mariengymnasiums in Jever, die mit ihrem bibliophilen Erbe nicht allein gelassen werden kann.
Wie kommt es, dass im größten Gymnasium Niedersachsens mit etwa 1.500 Schülerinnen und Schülern eine der bedeutendsten Büchersammlungen der Region aufbewahrt wird? Immerhin stammen die ältesten Bände aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Wie konnten solch wertvolle Bücher in eine Schulbibliothek gelangen?
Ganz einfach: Sie gehören zu diesem Ort. Denn das Mariengymnasium wurde bereits 1573 von Maria von Jever als Lateinschule gegründet, und ihr Schloss liegt vis à vis dem heutigen Hauptgebäude. Insofern ist die Bibliothek, die im Wesentlichen im 19. Jahrhundert aufgebaut wurde, immer an diesem Ort geblieben - eine Seltenheit. Für ihre Bestände gilt, was für viele alte Bibliotheken zutrifft: Es kommen immer wieder Überraschungen zutage. So fand man in Jever vor einer Weile Notenblätter des Komponisten Georg Philipp Telemann. Auch die Entdeckung von Händel-Handschriften im Mariengymnasium hatte zuvor die Fachwelt aufhorchen lassen. Die Buchbestände, die bereits erfasst wurden, sind an den Niedersächsischen Zentralkatalog in Göttingen angeschlossen und damit der Öffentlichkeit zugänglich.
Aufgrund der normalen Alterung und zu feuchter Lagerung in den Nachkriegsjahren entstanden unterschiedlich schwere Schäden an den Einbänden und am Buchpapier. Nun wird sukzessive behutsam gesäubert, entfettet und der Erhaltungszustand dokumentiert. Welche Bücher in welcher Reihenfolge von erfahrenen Restauratoren behandelt werden, hängt vom Schadensbild und den finanziellen Möglichkeiten ab. Der Bibliotheksleiter Hartmut Peters und seine Mitarbeiterinnen in der Buchwerkstatt werden von einem rührigen Förderverein unterstützt, der mit der Universität Göttingen zusammenarbeitet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert das große Engagement mit Hilfe der Rudolf-August Oetker Stiftung.
Angela Pfotenhauer
Kopfgrafik - Bild links: Einer der Schätze der Bibliothek ist die "Lübecker Bibel von 1470", geschrieben in niederdeutscher Sprache, reich geschmückt mit Holzschnitten von zwei verschiedenen Künstlern, links der Homann Atlas Nr. 1 und Nr. 2, Nürnberg 1730 bis 1790.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
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Jever gehört zum Landkreis Friesland, also zur Oldenburger Region und nicht zu Ostfriesland.
Auf diesen Kommentar antwortenAls gebürtige Jeveranerin und Abiturientin des Mariengymnasiums kenne ich die kleinen Sticheleien von "uns Oldenburgern" und den ostfriesischen Mitschülern aus Witmund, Esens etc. Wenn man aber mit landsmannschaftlicher Zugehörigkeit (Westfriesen, Ostfriesen, Nordfriesen) argumentiert, so ist das Jeverland eindeutig Ostfriesland zuzuordnen.
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