Öffentliche Bauten Oktober 2009
Die Geschichte der Stadt Werder an der Havel scheint eine Geschichte des Alkohols zu sein: Berühmt-berüchtigt ist seit 1879 das jährliche Baumblütenfest im Mai, das wegen des beliebten, aber oft unterschätzten Obstweins romantischer klingt, als es meist ist. Vor über 700 Jahren hatten außerdem Zisterzienser den klassischen Weinanbau an der Havel eingeführt. Zwar brachte der märkische Frost die Rebstücke in manchen Wintern zum Erfrieren, aber heute wird wieder - nach einer hundertjährigen Kelterpause - Wein erzeugt. Die Trauben wachsen auf dem Wachtelberg, einer Kuppe auf dem Höhenzug westlich der Stadt Werder.
Hier finden sich auch die drei sogenannten Höhengaststätten, die mit ihren prominenten und vor allem zahlreichen Berliner und Potsdamer Gästen - von Christian Morgenstern über preußische Diplomaten und Offiziere bis zur Kaiserfamilie - Geschichte schrieben. Eine von ihnen ist die Wachtelburg.
Gebaut wurde sie ab 1893 unter dem Einfluss der Kaiserin Auguste Viktoria anstelle eines hölzernen Sommerausschanks als Massivbau im neogotischen Burgenstil. Zinnenkränze, spitzbogige Fenster und ein "Wehrturm" geben der Wachtelburg ein trutziges Aussehen. Bis 1927 fand dort der gastronomische Betrieb statt. Nach dem Krieg übernahmen die Siebenten-Tags-Adventisten, eine protestantische Freikirche, das völlig verwahrloste Gebäude. Sie schafften es, auch in offiziell atheistischen Zeiten ein lebendiges Gemeindeleben mit regelmäßigen Gottesdiensten, Veranstaltungen und Ferienlagern aufrechtzuerhalten. Ab 1994 organisierte eine Gruppe von Adventisten alljährlich Erholungsaufenthalte für Kinder aus dem Gebiet um Tschernobyl.
Dem Verfall des Gebäudes hingegen konnten sie trotz des großen Einsatzes vor allem der Adventjugend seit 1988 nicht viel entgegensetzen. Besonders der Ostgiebel ist ein Problem, so dass eine Sperrung des großen Versammlungsraums nötig wurde: Der Giebel steht fünf Zentimeter aus dem Lot und damit kurz vor dem Einsturz.
Das karitative Engagement der Adventisten erstreckte sich nun auch auf die Burg. 1999 gründeten Mitglieder der Freikirche den Förderverein Freundeskreis Wachtelburg e. V. Verschiedene Instandsetzungsarbeiten wurden ab 2002 in Eigenleistung ausgeführt. 2008 konnte die erste dringend notwendige größere Maßnahme angegangen werden: die Sicherung des Ostgiebels, die im Juni 2009 fertiggestellt werden konnte. Nun wird die Zwischendecke wieder eingebaut und anschließend werden im Giebelmauerwerk die Risse saniert. Dabei hilft finanziell - neben Geld aus Kreisen der Freikirche in den alten Bundesländern und der Schweiz - auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark, die Mittelbrandenburgische Sparkasse und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD).
Ziel ist es, dem imposanten Gebäude die Schönheit seiner Erbauungszeit zurückzugeben und die Nachkriegsnutzung als christliche Begegnungsstätte durch die Siebenten-Tags-Adventisten erfolgreich weiterzuführen. Entsprechend dem Baufortschritt nutzen bereits adventistische und andere Jugendgruppen die Burg. Der große Versammlungssaal hinter dem Ostgiebel wird dabei dringend benötigt. Nur eine Sache soll nicht wiederbelebt werden: Dem Rausch hat man auf der Wachtelburg schon lange abgeschworen - Alkohol ist streng verboten.
Beatrice Härig
Die in der Nähe liegende Traditionsgaststätte Bismarckhöhe, in der gleichen Zeit errichtet, wurde ebenfalls von der DSD gefördert und konnte beim Baumblütenfest 2007 wiedereröffnet werden.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
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Der Wahrheit halber sollten Sie aber schreiben, dass sich zu Füßen der Wachtelburg der Wachtelberg befindet, ein zauberhafter Weinberg mit über 6 ha Weinanbau, den die Familie von Dr. Lindicke seit der Wende professionell betreibt mit der Auszeichnung als Qualitätswein der nördlichsten Qaulitätsweinlage der Welt (Saale-Unstrut), mit Weinlehrpfaden für Rot- und Weißwein. Dort befindet sich auch die Weintiene mit Weinausschank und Weinfesten. (Auch Wein gehört zur christlichen Kirche)
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