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Risse im Gedächtnis

Die Decke der Heilig-Geist-Kirche in Biberach ist akut absturzgefährdet.

Was sofort auffällt: Holz. Aus Holz sind die Bretter und Leisten, die seit Ostern 2019 die Stuckdecke stützen. Ansonsten könnte man sie wohl gar nicht mehr betreten, die Heilig-Geist-Kirche in Biberach an der Riß. Sie ist unmittelbar bedroht – Feuchtigkeit und statische Verschiebungen im Dachtragwerk setzen ihr zu und gefährden die Besucher. 

Die Heilig-Geist-Kirche ist vor allem wegen ihrer Epitaphe von großer historischer Bedeutung. Auch sie müssen restauriert werden.
Biberach, Heilig-Geist-Kirche © Verena Müller
Die Heilig-Geist-Kirche ist vor allem wegen ihrer Epitaphe von großer historischer Bedeutung. Auch sie müssen restauriert werden.

Und die finden sie, ebenso wie ihr junger Pfarrer Johannes Köhnlein (31), unverzichtbar: „Die Heilig-Geist-Kirche ist eine tolle Kirche mit hervorragender Akustik und ein würdiger Ort bei Bestattungen auf dem evangelischen Friedhof. Die Atmosphäre hier ist ganz besonders“, sagt er.

 

Dabei war sie nicht immer eine Friedhofskirche. 1286 wurde sie erstmals erwähnt, als Kapelle des Heilig-Geist-Spitals auf der anderen Riß-Seite, gegenüber der alten Kernstadt. Zwar verlor sie im 15. Jahrhundert an Bedeutung, weil das Spital in die Innenstadt verlegt wurde. Aber gepredigt wurde dort immer noch, bis zur Reformation, zu der sich die Biberacher 1530 bekannten.

Die älteste evangelische Kirche Biberachs war nie katholisch. Bis auf den Anbau der Sakristei ist sie in 340 Jahren kaum je verändert worden.
Biberach, Heilig-Geist-Kirche © Verena Müller
Die älteste evangelische Kirche Biberachs war nie katholisch. Bis auf den Anbau der Sakristei ist sie in 340 Jahren kaum je verändert worden.

Inzwischen war Heilig Geist baufällig geworden und wurde im 16. Jahrhundert durch einen Neubau ersetzt. Über ihn wissen wir wenig, er wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der heutige Bau entstand in der Folge des Westfälischen Friedens und konnte 1662 als evangelische Kirche geweiht werden.


Wie Katholiken wollten nun auch Protestanten in ihrer Pfarrkirche beigesetzt werden. Dazu kam es zwar nicht, aber der Gottesacker wurde zum evangelischen Friedhof. Und der Evangelische Rat ließ immerhin Epitaphe im Kircheninneren und an den Außenmauern zu.

 

Es sind diese Gedenktafeln, die die Heilig-Geist-Kirche zum Gedächtnis der Stadt machen. Hier haben sich große Biberacher Familien verewigt, Bürger, Handwerker, Stifter. Immer wieder haben sich die – evangelischen – Stadtbewohner für ihre Kirche eingesetzt.

"So hab ich dan gekämpffet den guten Kampff mit Freuden..." – die Gemeinde kämpft für ihre Kirche. Helfen Sie mit!
Biberach, Heilig-Geist-Kirche © Verena Müller
"So hab ich dan gekämpffet den guten Kampff mit Freuden..." – die Gemeinde kämpft für ihre Kirche. Helfen Sie mit!

Und so ist es auch heute: Seit 2019 bilden sie einen Kreis von Unterstützern, der Spenden sammelt, um die Kirche zu bewahren. Ihre Dachkonstruktion ist stark geschwächt. Die flache Stuckdecke, die 1787 eingezogen wurde, ist so rissig, dass sie ohne die Holz-Notsicherung wohl schon abgestürzt wäre. 


Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kann hier helfen, und auch mit Ihrer Unterstützung wird das Gedächtnis der Stadt Biberach zu retten sein.
 

Julia Greipl

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, die Heilig-Geist-Kirche in Biberach zu erhalten!

Auch kleinste Beträge zählen!

Adresse:

Ulmer-Tor-Straße 10

88400 Biberach an der Riß 

Förderjahr: 2020 

Fördersumme DSD: 55.000€ 

Maßnahmen: Instandsetzung Dach und Stuckdecke

Fördermittelgeber: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bund, Landeskirche, Landesamt für Denkmalpflege

 

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