Denkmalarten Wohnhäuser und Siedlungen Stile und Epochen 1600 Denkmale in Gefahr Ausgabe Nummer Februar Jahr 2020 Denkmale A-Z K
Der Leipziger Jazzpianist Robert Herrmann restauriert den Bauernweiler Kleinmecka im Altenburger Land. Erleben Sie im Video den für die Region typischen, aber in seiner Existenz extrem bedrohten Vierseithof.
Eigentlich war Robert Herrmann auf der Suche nach historischem Ziegelpflaster für den Zweiseithof seiner Großmutter. Fündig wurde er ganz in der Nähe auf einem ehemaligen Vierseithof in Kleinmecka – und verlor sein Herz an das für die Region so typische Gehöft vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Wie das Schicksal es wollte, konnte Herrmann das baufällige Ensemble 2017 erwerben, Die Scheune, das ursprünglich vierte Gebäude des Vierseithofs, ist schon lange verschwunden. „Dafür hat man einen wunderbaren Blick über die Felder auf Großmecka mit seinem Kirchturm“, sagt der 40-jährige Musiker.
Kleinmecka und das benachbarte Großmecka liegen am Rande eines Bachgrundes in einer sanft gewellten Ackerlandschaft und sind als über 700 Jahre fast unberührte Bauernweiler ein besonderer Teil der Kulturlandschaft Altenburger Osterland.
Robert Herrmann fand schnell einen Kreis von Mitstreitern, die den Hof mit ihm retten wollen . Er und Marcus Friese, die beide in der Gegend aufgewachsen sind, haben ebenso wie Lisa Barthels ihren beruflichen Wirkungskreis in Leipzig. Mit Adalbert Haberbeck und Martin Burkhardt, seines Zeichens Mitglied im Altenburger Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, bringen sie Fachwissen und viel Engagement für die Rettung des Vierseithofs mit. „Ich bin der Opa in der Runde“, schmunzelt der 69-jährige Haberbeck.
Das ist eine Untertreibung, denn Haberbeck ist Architekt und hat seine Berufung in der ehrenamtlichen Beratung der Freunde gefunden. Zumal Robert Herrmann mit dem historischen Vierseithof, den er als erstes unter Denkmalschutz hat stellen lassen, Großes vorhat: Mit dem „Kulturhof Kleinmecka“ will er nicht nur den für die Region bedeutenden Bauernhof wiederbeleben, sondern durch Kunst und Musik, Bildung und Begegnung die Schönheit dieser von Landflucht geprägten bäuerlichen Kulturlandschaft ins Bewusstsein bringen.
Sein Konzept überzeugte: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stand ihm auch mithilfe einer großzügigen Spende letztes Jahr zur Seite, sodass die Zimmererarbeiten an Dachstuhl und Fachwerk des Wohnhauses von 1802 gut vorangingen. Auch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege unterstützte ihn bei den Notsicherungsmaßnahmen an dem stattlichen Fachwerkbau.
Doch jetzt kommt es anders als geplant: Der Freundeskreis muss sich um den akut einsturzgefährdeten Kuhstall kümmern, der auf der Westseite den Hofraum abschließt. „Wir haben so gehofft, dass das Gebäude noch so lange durchhält, bis wir am Wohnhaus mit den wichtigsten Restaurierungsarbeiten fertig sind!“ Dank vieler fleißiger Helfer, die sie über ihr Facebook-Netzwerk fanden, haben die jungen Leute in Subbotniks, wie freiwillige Arbeitseinsätze zu DDR-Zeiten kurz genannt wurden, schon viel geschafft.
Dann stürzte im vergangenen Sommer ein Teil der Gewölbedecke im Kuhstall herab. Wobei der Name für das 28 Meter lange Gebäude unzutreffend ist. „Kuhkathedrale“ werden die beeindruckenden Gebäude oft genannt. Seit der Einführung neuer landwirtschaftlicher Methoden im 19. Jahrhundert, wie etwa der Anbau von Klee als Viehfutter und das systematische Düngen der Felder mit Kuhmist, hielten die wohlhabenden Bauern die Rinder ganzjährig in den Ställen.
Auch in Kleinmecka ist der große Innenraum mit einem Kreuzgratgewölbe versehen, das von Säulen getragen wird und wie ein dreischiffiger Kirchenraum wirkt. „Die Säulen sind aus Porphyr, ähnlich denen am alten Rathaus in Leipzig“, sagt Marcus Friese lächelnd. Jetzt helfen Holzstützen von außen und Gerüststützen sowie Spanngurte innen, das einsturzgefährdete Mauer-werk zu halten.
Mit der Rettung des Bauernhofs in Kleinmecka bewahren Robert Herrmann und seine Mitstreiter ein Stück Altenburger Sozialgeschichte. „Den Menschen hier ist oftmals gar nicht bewusst, dass die Form der Bauernhöfe, die für das Altenburger Land typisch ist, zu den hevorragenden Haus- und Hofformen in der Bauernlandschaft zählt“, erklärt Martin Burkhardt, der seit über 15 Jahren Vorsitzender des Vereins Altenburger Bauernhöfe ist. Von den 1.400 im Jahr 1911 erfassten sind nur noch knapp 700 der fußballfeldgroßen Vierseithöfe erhalten.
Die Urahnen der Altenburger Bauern waren sorbisch-wendische Siedler, die sich vor mehr als einem Jahrtausend auf den fruchtbaren Ackerböden niederließen und denen später deutsche Siedler folgten. Obwohl im Dienst der Grundherren stehend, machten Fleiß, Sparsamkeit und das Prinzip, die Bauerngüter nicht zu teilen, sie zu einer eigenständigen und wohlhabenden Bauernschaft. Das Ensemble in Kleinmecka ist ein solches aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhaltenes Gehöft mit stattlichem Wohnhaus, Diensthaus und Stallungen.
An den vier Seiten des mit Pflastersteinen gesäumten Innenhofs, in dessen Mitte sich der Viehring mit dem Misthaufen befand, wurden das Wohnhaus, gegenüber der großen Toreinfahrt einst die 42 Meter lange Scheune und je ein Stallgebäude für Pferde und Schweine sowie Kühe samt Gesindewohnungen angeordnet. Die geräumigen Gebäude bestehen jeweils aus einem massiven Erdgeschoss aus Bruchstein und einem Fachwerkobergeschoss, das von einem mächtigen Satteldach mit Gauben gut geschützt wird. Besondere kulturelle Bedeutung kam bei den Hofanlagen der sogenannten Porstube im ersten Obergeschoss eines Stallgebäudes zu: In dem geräumigen Saal fanden alle Bauernfeste statt, die sich oftmals über mehrere Tage hinzogen.
Die großen Gehöfte wurden auch Anspanngüter genannt: Ein Ackerpferd stand für ein Huf Land, das im Altenburger Land rund acht Hektar umfasste. Sechs bis zehn Pferde hatten die reichsten Bauern, und die prestigeträchtige Hektarzahl wurde sogar in den Adressbüchern verzeichnet.
Im ehemaligen Pferdestall liegt auch für den jetzigen Besitzer Herrmann der bedeutungsvolle Anfang für den Kulturhof Kleinmecka: Dort werden die Veranstaltungen stattfinden. Mit leuchtenden Augen erzählt der Jazzpianist vom Interesse und dem Zulauf der Menschen bei den vergangenen Kulturevents – noch unter freiem Himmel –, wie etwa am Tag des offenen Denkmals: „Mit jedem Baufortschritt wächst der Rückhalt für uns in der Bevölkerung“, stellt der Musiker erfreut fest.
Mit dem Wunsch, die strukturschwachen ländlichen Gegenden zu beleben, die Wertigkeit der Region bei den Einheimischen wieder zu verwurzeln, dort zu wohnen und das Gemeinwohl mitzugestalten, ist der Kreis um Robert Herrmann nicht allein. In ganz Deutschland ist die Bewegung weg von den teuren Städten und ihren Speckgürteln hin zum Umland festzustellen. „Das Landleben, ob nur zeitweise oder dauerhaft, besitzt ein sehr großes, reizvolles Potenzial, vor allem für Menschen ab den Dreißigern. Allerdings muss man mobil sein und für die Arbeit Internetempfang haben“, sagt Lisa Barthels, die sogenannte Bottom-up-Projekte – von der Bevölkerung selbst initiierte Projekte gegen die Landflucht – untersucht und mitgestaltet.
Das Ziel, schon bald auf dem Kulturhof Kleinmecka leben zu können, müssen die Freunde derzeit allerdings zurückstellen. Die Rettung des vom Einsturz bedrohten Kuhstalls drängt. In den letzten Wochen bauten sie das Obergeschoss aus Fachwerk soweit zurück, dass jetzt ein Notdach errichtet werden kann, das den Bau bis auf Weiteres schützt.
Wenn das Bruchsteinmauerwerk wieder standfest ist, wollen Robert Herrmann und Marcus Friese einen kühnen Plan umsetzen: Im Sinne einer denkmalgerechten Restaurierung möchten sie auf das massive Untergeschoss eine historische Fachwerkkonstruktion aufbringen. Im westlichen Altenburger Land haben sie das dafür passende Gebäude gefunden – ein zum Abriss freigegebener Kuhstall gleicher Bauzeit und -weise.
„Auch wenn ich schon manches Mal die Vorstellungen der beiden wieder ernüchtern musste – die Idee, den alten Dachstuhl und die Fachwerkkonstruktion abzubauen, in Einzelteilen hierher zu transportieren und wiederaufzubauen, ist absolut machbar und aus ökologischen Gründen sinnvoll“, bestätigt Architekt Haberbeck. „Und mit viel Eigenleistung und fleißigen Händen bei den Subbotniks halten wir die Kosten im Rahmen“, ergänzt Herrmann zuversichtlich.
Doch wie so oft können Robert Herrmann und seine Freunde bei aller Tatkraft und Leidenschaft die Rettung des Hofes nicht ohne das notwendige Geld bewerkstelligen. Damit das nachhaltige Konzept keine Zukunftsmusik bleibt, möchte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sie weiter unterstützen und bittet Sie um Ihre finanzielle Mithilfe. Jeder Betrag ist willkommen!
Christiane Rossner
Kulturhof Kleinmecka
Großmecka 10
04603 Großmecka
Kleinmecka liegt ca. 15 km südöstlich von Altenburg.
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Begleiten Sie den Kulturhof Kleinmecka bei seiner Entwicklung auf seinem YouTube-Kanal.
(Externer Link auf die Seite www.youtube.com – bitte die dortigen Datenschutzbestimmungen beachten)
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