Denkmalarten Wohnhäuser und Siedlungen Öffentliche Bauten Herrscher, Künstler, Architekten Ausgabe Nummer Februar Jahr 2020 Denkmale A-Z B
Ludwig van Beethoven gilt als der meistgespielte klassische Komponist der Welt. 2020 jährt sich sein Geburtstag zum 250. Mal. Auch seine Geburtsstadt Bonn begeht das Jahr feierlich.
Weihnachten 1989, kurz nach der Grenzöffnung der DDR am 9. November. Unweit des Brandenburger Tors in Berlin findet ein denkwürdiges Konzert statt: Leonard Bernstein dirigiert die 9. Sinfonie Beethovens, gespielt von Musikern aus Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion sowie den beiden deutschen Staaten. Die „Ode an die Freude“ wurde an diesem Tag als die „Ode an die Freiheit“ gesungen. Ausgestrahlt von Fernsehstationen aus über 20 Ländern der Welt, nahm diese Botschaft ihren Weg um den Globus.
Der Komponist wäre damit höchst einverstanden gewesen. Lange war Ludwig van Beethoven bekennender Anhänger der Französischen Revolution – bis Napoleon sich zum Kaiser krönen ließ und er sich angewidert von ihm abwandte. Die Vision von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ setzte er mit der Ode an die Freude von Friedrich Schiller in seiner neunten und letzten Sinfonie um, in der der Chor „Alle Menschen werden Brüder“ singt. Die Aufnahme eines Chors war ein Novum in der Geschichte der Sinfonien. Genauso wie viele andere seiner musikalischen Ideen, von denen sich ganze Generationen von Komponisten inspirieren ließen.
Ludwig van Beethoven
wurde im Dezember 1770, vermutlich am 17., als Sohn einer Musikerfamilie in
Bonn geboren. Sein Geburtshaus ist heute Museum und Forschungsstätte. Ludwigs
Vater Johann, Tenorsänger an der Hofkapelle und Musiklehrer, präsentierte
seinen talentierten Sohn – nach dem Vorbild Mozarts – der Welt als Wunderkind:
Mit nur sieben Jahren gab Ludwig van Beethoven sein erstes Konzert. Schon mit
13 Jahren wurde er an der Orgel Stellvertreter seines Musiklehrers, des
Hoforganisten und Kapellmeisters Christian Gottlob Neefe. Bereits zwei Jahre
später hatte er eine feste Anstellung als Organist. Außerdem wirkte er als
Cembalist und Bratschist in der Bonner Hofkapelle.
Bonn war zu dieser Zeit Residenzstadt der Kölner Kurfürsten. Seine Mutter verlor er jung, als sie am 17. Juli 1787 der „Schwindsucht“ erlag. Dem ohnehin dem Alkohol sehr zugeneigten Vater entglitt zunehmend die Kontrolle, im Jahr 1789 wurde er aus der Hofkapelle entlassen und starb wenige Jahre später.
Ein von Kurfürst Maximilian Franz, Habsburger und Sohn der Fürstin Maria Theresia, finanzierter Studienaufenthalt bei Joseph Haydn führte Ludwig van Beethoven im Jahr 1792 nach Wien, das er nie wieder verließ. Schnell wurde er als virtuoser Pianist und mit seiner begnadeten Fähigkeit zum „freien Fantasieren“ bekannt und lebte vor allem von der Unterstützung adeliger Mäzene. In ihren Kreisen führte er seine Kompositionen auf.
Nicht alle fanden mit ihrer musikalischen Innovationskraft sofort Anklang. So war beispielsweise seine einzige Oper „Fidelio“ im Jahr 1805 unter ihrem ersten Titel „Leonore“ ein Misserfolg. Erst acht Jahre später wurde sie in einer überarbeiteten Fassung vom Publikum gefeiert.
Beethoven – der Revolutionär
In der adeligen Gesellschaft fühlte sich Beethoven nie richtig wohl, was ihn nicht davon abhielt, sich leidenschaftlich in hochwohlgeborene Frauen zu verlieben. Doch diese verschmähten ihn für den erhofften Lebensbund, da er nicht vom richtigen Stand war. Beethoven, der zutiefst von der Gleichheit aller Menschen überzeugt war, nahm dies schmerzhaft zur Kenntnis.
Es fiel ihm schwer, die gesellschaftlichen Strukturen zu akzeptieren. Zu seinem langjährigen Mäzen Fürst Karl Lichnowsky soll er gesagt haben: „Fürst, was Sie sind, sind Sie durch Zufall und Geburt, was ich bin, bin ich durch mich; Fürsten hat es und wird es noch Tausende geben; Beethoven gibt’s nur einen.“ Auch mit seiner Musik scherte sich Beethoven nicht um Konventionen. Die Freiheit seiner Kunst war wegweisend, seine Kompositionen zeigten immer wieder Elemente, die es vorher so nicht gegeben hatte: „Er ist ein revolutionärer Komponist gewesen, besonders, wenn man seine Anfänge betrachtet“, sagt beispielsweise die weltbekannte Violinistin Anne Sophie Mutter über seine Kompositionsweise und meint damit den jeweiligen Einstieg in die Musikstücke.
Die Beethovenhalle in Bonn - eine theatrale Baustelle
Sie ereilte das Schicksal so vieler Veranstaltungshallen der 1950er-Jahre. Die Architektursprache passte nicht mehr in den Zeitgeschmack. Statt wie einst den Aufbauwillen der Nachkriegszeit, Demokratie und Bürgernähe ausdrücken zu wollen, drängte es die Städte nach spektakulären Architekturausrufezeichen. Auch in Bonn, vor allem in Hinblick auf das weltweit beachtete -Beethoven-Jubiläum 2020, wurden 2007 die Rufe nach einem Festspielhaus-Neubau laut, nach einem zeitgemäßen Konzerthaus, das in der ehemaligen Bundeshauptstadt zugleich architektonisches Statement sein sollte. Vergeblich, nach einem langen Hin und Her wurden die Neubau-Pläne ad acta gelegt. Jahrelang dauerte in diesem Zusammenhang auch die Abrissdiskussion um die denkmalgeschützte Beethovenhalle, eingeweiht 1959, entworfen von Siegfried Wolske. Dabei macht schon allein ihre Rolle als Nachfolgerin der ersten Beethovenhallen in Bonn das Gebäude zu einem historischen Bedeutungsträger. Kein Geringerer als Franz Liszt hatte 1845, zum 75. Geburtstag Ludwig van Beethovens, die Errichtung einer Halle und des ersten Beethovenfests initiiert.
Mit dem Entscheid gegen einen Neubau war klar, dass sich die Stadt Bonn dem Erhalt ihres kulturellen Erbes stellen muss. Eine umfangeiche Instandsetzung wurde begonnen, gleichzeitig muss die Technik den heutigen Anforderungen an ein Veranstaltungshaus angepasst werden.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert die Bewahrung der Originalsubstanz: nicht nur finanziell, sondern auch tatkräftig. Teilnehmer der Jugendbauhütte Rheinland restaurieren in ihren Praxis-Seminaren die wenigen wiedergefundenen, von Wolske entworfenen Stühle.
Der Start der denkmalgerechten Modernisierung der Beethovenhalle war schwierig, die Durchführung wird es immer mehr. Eine komplizierte Baustelle, die jeden Zeitplan sprengt, im Wochentakt auftretende Probleme und stetig steigende Kosten: Der Ruf der Beethovenhalle hat gelitten. Den Wert der Halle wieder ins Bewusstsein zu bringen, das wird die Aufgabe der kommenden Jahre sein.
Das diesjährige Beethovenfest will einen Anfang machen mit einer spektaukälen Verbindung von Theaterkunst, Erinnerungskultur und Baudenkmal: „Bauprobe Beethoven. Eine theatrale Baustellenbegehung“ heißt das gewagte Stück, das im September 2020 am Wochenende des Tags des offenen Denkmals in der Baustelle der Beethovenhalle stattfinden soll.
Die renommierte progressive Berliner Künstlergruppe Rimini Protokoll möchte die Geschichte der Beethovenhalle freilegen und stellt die Frage nach dem Umgang mit immateriellem und materiellem Kulturerbe.
Aufführungen im September 2020
Vorverkauf ab 1. April 2020 unter www.beethovenfest.de, Tel. 0228 20 10 30
Retten Sie mit! Mehr Informationen: www.rettet-die-beethovenhalle.de
„Er war – was die Architektur seiner Musik angeht – hochmodern.“ Nicht nur modern, sondern auch sehr eingängig ist so mancher Anfang seiner Werke. Der bekannteste, den wohl fast alle Menschen schmettern können, selbst, wenn nicht -jedem der Urheber bekannt ist, sind die vier Töne des „Tatata Taa“ seiner 5. Sinfonie.
Auch die 6. Sinfonie Beethovens, die „Pastorale“, beginnt mit einem einprägsamen Motiv. Wie so häufig in Beethovens Werk, taucht dieses in der Folge immer wieder leicht verändert auf. Die Pastorale ist dem Leben auf dem Land und der Natur gewidmet, in der sich Beethoven aufgehoben fühlte. „Mein unglück-seliges Gehör plagt mich hier nicht“, schrieb er in einem -Skizzenblatt im Jahr 1815.
Menschlichst: Leiden und Schicksal
Beethoven litt unter seiner Taubheit, die sich schon im Alter von 27 Jahren ankündigte und ihn zunehmend vom gesellschaftlichen Leben abschnitt. Vermutlich war sie durch eine Bleivergiftung ausgelöst worden oder wurde von ihr zumindest verstärkt. Ihn plagten auch Unterleibsschmerzen, Entzündungen, Koliken und Fieberzustände. Nach seinem Tod im Jahr 1827 fand man in seinen Unterlagen ein Dokument, das seine tiefe Verzweiflung belegt: Schon im Jahr 1802, mit 32 Jahren, haderte er so sehr mit seinem Schicksal, dass er seinen Nachlass für die Brüder regelte. In dem sogenannten „Heiligenstädter Testament“ zog er sogar in Betracht, sein Leben selbst zu beenden. Er entschied sich jedoch, zunächst das zu vollbringen, was er an Kunst zu erreichen imstande sei. Dies sollte noch 25 Jahre dauern. Seine letzten Werke komponierte er trotz völliger Taubheit. Zu ihnen gehört die berühmte 9. Sinfonie, deren Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ heute die Europahymne ist.
Als „menschlichste Musik von allen“ bezeichnet der Starpianist Igor Levit Beethovens Werk. „Es ist Musik, geschrieben für uns – über uns“, ist er überzeugt. 250 Jahre nach seiner Geburt ist die Musik Ludwig van Beethovens unvermindert aktuell. Sie erklingt im Beethovenjahr überall. In Bonn zieht das Geburtshaus Beethovens seit jeher Besucher aus aller Welt an, im Jubiläumsjahr präsentiert es sich neu aufgestellt und doch mit hoher Authentizität. 2020 bietet die großartige Gelegenheit, sich persönlich über -Musik und Denkmal dem Werk des gigantischen Komponisten zu nähern!
Stefanie Kellner
2016 erklärte die damalige Bundesregierung den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens in einem ungewöhnlichen politischen Bekenntnis zur „nationalen Aufgabe“. In vielen Städten finden Konzerte und Aktionen zum Werk und zur Person Ludwig van Beethovens statt. Allein in Beethovens Geburtsstadt Bonn fördern der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen, der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn mehr als 300 Projekte mit über 1.000 Konzerten und Veranstaltungen. Diese werden von fünf Programmsäulen getragen, die den Buchstaben des Jubiläumslogos BTHVN2020 entsprechen:
Beethoven als Bonner Bürger,
als Tonkünstler,
als Humanist,
als Visionär
und als Naturfreund.
Konzerthöhepunkte:
• London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Simon Rattle mit der Solistin Lisa Batiashvili am 22. Februar 2020 in Bonn.
• Alle neun Beethoven-Sinfonien live aus neun verschiedenen Städten in Europa am 21. Juni 2020, darunter aus Bonn die 1. Sinfonie, interpretiert vom Mahler Chamber Orchestra, übertragen durch den deutsch-französischen Kultursender arte.
• Uraufführung der Auftragskomposition „The Nine“ des chinesischen Komponisten Tan Dun durch das Bundesjugendorchester am 8. August 2020 in Bonn.
• Missa Solemnis im Kölner Dom mit Kent Nagano am 31. August 2020, übertragen durch die Deutsche Welle.
• 9. Sinfonie von Beethoven mit dem West-Eastern Divan Orchestra, Dirigent ist Daniel Barenboim, zum Ausklang des Beethovenjahres am 17. Dezember 2020 im Plenarsaal des Bonner Bundestages.
• Igor Levit führt an insgesamt acht Abenden im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin alle 32 Klaviersonaten auf.
Weitere Höhepunkte:
• „250 Pieces for Beethoven“ Projekt der Bonner Pianistin Susanne Kessel. Sie initiierte vor sieben Jahren das internationale Kompositionsprojekt zeitgenössischer Komponisten in den Bereichen Neue Musik, Jazz, Pop, Filmmusik und anderer, die sich auf Ludwig van Beethoven und seine Musik beziehen. Aufführungen der zeitgenössischen Kompositionen, die auch als Noten ediert werden.
• „Labor 2020“ der Berliner Akademie der Künste Kooperationsprojekt mit jungen Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt, die sich von Beethovens Werken inspirieren lassen.
• Der „Beethovenfrachter“ startet am 12. März in Bonn. Das mit Musikern besetzte Schiff fährt bis Wien und macht auf dem Weg mit Kulturaktionen in vielen Städten Halt.
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Pastorale-Tag
Am Weltumwelttag der UN, dem 5. Juni 2020,
werden weltweit Pastorale-Aufführungen stattfinden (u. a. Übertragung durch die Deutsche
Welle).
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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Maria Magdalena van Beethoven, geb. Keverich verstarb 1787 und nicht - wie im Beitrag angegeben - 1784. Sie wurde auf dem Alten Friedhof in Bonn, der insgesamt schon einen ausführlichen Besuch wert ist, bestattet. Rund zehn Meter neben ihr liegt Charlotte von Schiller. Und so befindet sich an der Friedhofsmauer des Alten Friedhofs die weibliche Seite der Neunten Sinfonie, die Frau des Dichters und die Mutter des Komponisten.
Auf diesen Kommentar antwortenVielen Dank für den Hinweis, wir haben die Angabe korrigiert.
Zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven
zwei kleine Gedichte über die herrliche Musik.
ZAUBER DER MUSIK
Wir woll'n musizieren und singen,
Uns freuen, wenn Lieder erklingen.
Wir genießen die herrliche Musik,
Sie ebnet uns den Weg ins Glück.
Das Reich der wunderbaren Töne
Eröffnet uns das wirklich Schöne.
Uns begleitet ständig die Tonleiter,
Ob wir nun traurig sind oder heiter.
Wir geh'n zu Opern und Operetten,
Lauschen Kantaten und Motetten.
Wir sitzen brav in Klavierkonzerten,
Ertragen auch Heavy Metal Härten.
In der Kirche erfreut uns Orgelspiel,
Die Tonkunst ist immer feines Ziel.
Die Musik hat uns viel zu geben,
Musik gehört einfach zum Leben.
TASTENZAUBER
Seine Achtundachtzig Tasten
Präsentiert uns dieser Kasten.
Da muss man hart trainieren,
Die Finger strapazieren;
Beherrschen Notenfiguren,
Einstudieren Partituren.
Vor dem Erfolg rinnt der Schweiß,
Das ist für hohe Kunst der Preis.
Mit Allegro und Andante
Ist man unterwegs im Lande.
Feinste Wahl das Repertoire,
Musikerträume werden wahr.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen
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