Denkmalarten Kleine und große Kirchen Stile und Epochen 1850 Ausgabe Nummer Februar Jahr 2019 Denkmale A-Z S
Für die einfühlsame Sanierung der ehemaligen Synagoge wurde der Förderverein Synagoge Schupbach mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis 2018 ausgezeichnet. Eingriffe wurden nur dort vorgenommen, wo sie unbedingt nötig waren. Ziel war es, die besondere Atmosphäre des Betraumes wiederherzustellen.
Eine Wohnstube, eine Werkstatt, eine Schmiede vielleicht: Auf dem Land waren das oft die Räume, in denen sich Menschen jüdischen Glaubens zu Gebet, Ritus und Unterricht zusammenfanden. Im hessischen Schupbach war das nicht anders, bis die Gemeinde einen Synagogenbau für die etwa 180 Mitglieder beschloss, der 1877 fertiggestellt wurde.
Und so trugen die mittelhessischen Juden zu der enormen Vielzahl von wichtigen Kulturgütern in ganz Europa bei, die geradezu
eine Chronik jüdischen Lebens durch die Jahrhunderte darstellen.
Doch heute ist ihre Bausubstanz gefährdet: Die Foundation for Jewish Heritage in London zählt aktuell rund 800 erhaltene Synagogen-Gebäude in Deutschland, wovon die etwa 98.000 Juden allerdings nur noch geschätzt 100 als Synagogen nutzen.
Die ehemalige Schupbacher Synagoge ermöglicht einen Blick auf ländliches jüdisches Leben im 19. und 20. Jahrhundert in Deutschland. Sie ist jetzt auch mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz als kulturelle Begegnungsstätte instandgesetzt und wiederöffnet worden. Eine jüdische Gemeinde gibt es hier nicht mehr; die nächste befindet sich im nur knapp 15 Kilometer entfernten Limburg an der Lahn.
1938, am Jom-Kippur-Tag, fand in Schupbach das letzte gemeinsame Gebet statt, weil die seit 1810 bestehende jüdische Gemeinde sich aufgelöst und das Gebäude an nichtjüdische Eigentümer verkauft hatte. So überstand die Synagoge die NS-Zeit weitgehend schadlos.
Die Umnutzung seit 1938 hatte freilich auch bauliche Veränderungen zur Folge: Die Synagoge wurde verputzt und im mittleren Bereich vermauert, wodurch im Erdgeschoss Hochrechteckfenster und im Obergeschoss Rundbogenfenster entstanden. Einst besaß der Backsteinbau drei Fensterachsen mit hohen Rundbogenfenstern und Lisenenrahmung. Im Inneren befinden sich jedoch immer noch die bemalte Kuppeldecke, der ursprüngliche Dielenboden, die Wandfassung und die Frauenempore.
Bereits seit 2016 unterstützt die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz den Förderverein bei der Konservierung und Restaurierung der
Wandflächen und der Decken. Der Synagogenbau stand lange leer, und durch das
marode Dach drang Nässe in den Dachstuhl ein. Die mit einem Sternenhimmel
bemalte Decke und ihre Tragkonstruktion wurden gesichert, das Fresko wurde
gereinigt, gefestigt und retuschiert.
Besonders problematisch war, dass der bauzeitliche
Innenputz mit Sand aus der nahen Christianshütte vermischt worden war und die
Reste der Hüttenschlacke den Putz sprengten. Nach zahlreichen Versuchen
erschien es am sinnvollsten, Putz und Malereien mit allen Schäden zu
konservieren und zu sichern. Dieses Vorgehen ermöglicht die Würdigung der
architektonischen und historischen Bedeutung.
Geschichte sichtbar machen – dies wird auch bei der
Sanierung des Äußeren maßgeblich sein. Der straßenseitige Putz soll ertüchtigt
und die Backsteinverfugung der Seitenfassaden erneuert werden. Die
Vermauerungen in den Fensterbahnen bleiben erhalten, weil auch sie Teil der Geschichte
dieses Synagogen-Gebäudes sind.
Eine Geschichte, die nicht nur für alle zukünftigen Nutzer und Besucher von Interesse ist. Sogar die Nachfahren der Schupbacher Familien, die heute in Kanada, Australien und den USA leben, bereisen die alte Heimat und geben dem Förderverein durch ihre Erinnerungen wichtige Impulse. So wurde aus der ehemaligen Land-Synagoge ein Denkmal mit weltweiten Verbindungen.
Julia Greipl
Mittelstraße 26, 65614 Beselich
Beselich liegt etwa 5 km nordöstlich von Limburg an der Lahn.
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