Städte und Ensembles 1200 Menschen für Denkmale Juni 2014
In der Kölner Südstadt steht ein Überbleibsel der größten mittelalterlichen Stadtmauer diesseits der Alpen. Einst patrouillierten in der Ulrepforte die Stadtsoldaten. Heute residiert hier einer der ältesten Karnevalsvereine Kölns.
Am 24. September 1955 regnete es vor der Ulrepforte in Köln Kamelle, als ob Rosenmontag wäre: Die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V. feierten. Die Stadt hatte dem Karnevalsverein das kriegsbeschädigte Stadttor in Erbpacht übertragen, der es in Folge mit viel persönlichem und finanziellem Engagement enttrümmerte und wiederaufbaute. Mit dem ältesten Kölner Traditionskorps - die Roten Funken verstehen sich als Nachfolger der Kölner Stadtsoldaten - bezogen nun wieder Uniformierte die Toranlage, diesmal aber friedliche und fröhliche.
Die Ülepooz, wie sie auf Kölsch heißt, war Teil der wohl größten mittelalterlichen Stadtbefestigung nördlich der Alpen. Ab etwa 1200 errichteten die Kölner Bürger die zirka sieben Meter hohe und mehr als sieben Kilometer lange Mauer mit zwölf Toren und zahlreichen Wehrtürmen. Damit sollte dieses gewaltige Bauwerk der Bischofsstadt an das zwölf Tore zählende Himmlische Jerusalem anknüpfen, so wie es in der Offenbarung des Johannes beschrieben wird.
Die 1245 urkundlich belegte Ulrepforte gehörte zu den ersten und kleinsten Kölner Doppelturmtoren. Benannt wurde sie nach den Ülern, also den Töpfern, die hier ihrem Gewerbe nachgingen. Auf den ersten Blick kann man die zwei romanischen Halbrundtürme des Tores, die durch eine rundbogige Durchfahrt verbunden waren, aus dem komplexen Bauensemble kaum herauslesen - zu durchgreifend waren die Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte. Schon im 14. Jahrhundert verlor die Ulrepforte ihre Funktion als Tor, die Durchfahrt wurde zugemauert. Im frühen 15. Jahrhundert ließ die Stadt auf dem nördlichen Turm einen massiven Windmühlenturm errichten. Nach 1815 verstärkten die Preußen die Ulrepforte um ein zweigeschossiges, in den Stadtgraben hineingebautes Verteidigungsgebäude, die sogenannte Kaponniere. Nach der Niederlegung der Stadtmauer 1881 restaurierte der Dombaumeister Vincenz Statz die Anlage und ergänzte den inzwischen stillgelegten Mühlenturm um eine hölzerne Aussichtsgalerie und einen spitzen Kegelhelm.
Diese Zeitschichten wieder erkennbar zu machen und den städtebaulichen Bezug wiederherzustellen, ist ein großes Anliegen der Kölner Roten Funken. Geplant ist auch, das Archiv und die Kleiderkammer in einen benachbarten Entlastungsbau auszulagern, um den Mühlenturm für eine ständige Ausstellung zu nutzen. Ihr Engagement für das Bauwerk ist nicht abwegig. Denn den Funken liegt nicht nur das karnevalistische Brauchtum am Herzen. Sie engagieren sich darüber hinaus für die Kölner Kultur und Gesellschaft, was leider nicht viele wissen. Für ihre Pläne mit der Ulrepforte aber müssen vorerst massive Schäden am Außen- und Innenmauerwerk behoben werden. Hier greift die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dem Verein unter die Arme.
Seit nun fast 60 Jahren kümmern sich die Roten Funken auf vorbildhafte Weise um die Ulrepforte, und die Zukunftspläne für ihre Heimstätte stimmen nicht nur die Jecken gut gelaunt.
Amelie Seck
Ulrepforte, Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V., Sachsenring 42, 50677 Köln, Tel. 0221 311564, epost@rote-funken.de, Öffnungszeiten Geschäftsstelle: Mo-Fr 9 bis 12 Uhr, sowie auf Anfrage
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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