Städte und Ensembles 1925 Herrscher, Künstler, Architekten Dezember 2009 U

Die Habliks und ihr buntes Haus

Utopien in Itzehoe

Planeten kreisen durch das Universum. Auf ihnen türmen sich strahlende Kristalle in den schwarzen Raum. Fenster im Kristallgebirge deuten an, dass sie bewohnt sind. Es sind Stadtentwürfe in fernen Sonnensystemen, so wie sie der böhmische Künstler Wenzel Hablik ab 1909 erdachte.

Zum Träumen in ferne Galaxien: Wenzel Habliks Gemälde "Der Sternenhimmel" von 1909 hing in seinem Schlafzimmer. 
© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Zum Träumen in ferne Galaxien: Wenzel Habliks Gemälde "Der Sternenhimmel" von 1909 hing in seinem Schlafzimmer.

Zeichnungen entstanden von propellerangetriebenen Luftgebäuden, die als mobile Siedlungen durchs All schweben sollten und mit "Der Bau der Luftkolonie" betitelt waren, sogar detaillierte Konstruktions- und Betriebsanleitungen enthielten: "durchsichtige Tragflächen" etwa oder "große fliegende Siedlung, alle halbe Jahre im Wasser badend".

Eine ganze Reihe Künstler entwarf Anfang des 20. Jahrhunderts "Phantastische Architektur", und es war ihnen durchaus ernst. Utopie mischte sich mit revolutionären Ideen. 1919 entstand unter dem Einfluss der politischen Entwicklungen in Deutschland der "Arbeitsrat für Kunst", und in der Vereinigung der "Gläsernen Kette" fanden sich Architekten wie Hermann Finsterlin, Hans Scharoun, Bruno und Max Taut als Mitglieder zusammen. Der Kristall war Leitmotiv der avantgardistischen Künstlerbewegung. Und ganz vorne mit dabei: Wenzel Hablik, von Kindesbeinen an fasziniert von den Kristallgesteinen, die er in der Erde des heimatlichen Erzgebirges fand. Fasziniert wie später vom Gestein und von den Muscheln an der Nordsee, an die es ihn eher zufällig verschlug.

Elisabeth Lindemann-Hablik und Wenzel Hablik auf einem Foto um 1930. 
© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Elisabeth Lindemann-Hablik und Wenzel Hablik auf einem Foto um 1930.

Ein grenzenloser, sozialistisch versöhnter Kosmos war die Basis der visionären Architekturentwürfe jener bewegten Zeit: neue Architektur für den neuen Menschen. Walter Gropius, ebenfalls Mitglied der "Gläsernen Kette", formulierte als das "letzte Ziel der Kunst: die schöpferische Konzeption der Zukunftskathedrale, die wieder alles in einer Gestalt sein wird, Architektur und Plastik und Malerei." Hablik sah sich wie die anderen als Schöpfer eines Erlösung bringenden Gesamtkunstwerks. Dabei war er fähig, von fernen Galaxien in ganz irdische Sphären zu wechseln. So finden sich die Muster der Muscheln in seinen Entwürfen für Polsterbezüge, die Linien des Wassers im Wellenschliff seiner Möbel und kristalline Formen in Lampenentwürfen. Gleichzeitig drückte er die ganze Explosivität dieser Zeit, das Unbehagen an den Zuständen, die Hoffnung auf die Zukunft, den grenzenlosen Ausdruckswillen in den wilden und zackigen Farbgestaltungen kompletter Innenräume aus: Wand- und Deckenflächen werden von ineinander verwinkelten Streifen in satten Farben bedeckt, die Möbel sind auf die Räume zugeschnitten, bunte Läufer mit mäanderförmigen Mustern legen sich über Wand und Boden.

Hablik hatte nur ein Problem: Wie die meisten Architekten- und Künstlerkollegen fand er kaum Gelegenheit, seine gestalterische Kraft auszuleben. In der Nachkriegszeit ab 1919 mit ihren wirtschaftlichen Sorgen und Nöten regneten keine Bauaufträge vom Himmel.

Architektur auf Bergspitze, Hablik-Gemälde von 1924: Übereinandergestellte und gegeneinandergedrehte Vielecke türmen sich zu einer phantastischen Kuppel. 
© Wenzel Hablik Stiftung Itzehoe
Architektur auf Bergspitze, Hablik-Gemälde von 1924: Übereinandergestellte und gegeneinandergedrehte Vielecke türmen sich zu einer phantastischen Kuppel.

Der Künstler Wenzel Hablik konnte zwar einige wenige Innenräume gestalten - was bei den Auftraggebern in der norddeutschen Provinz schon eine enorme Aufgeschlossenheit voraussetzte -, aber nur ein einziges Gebäude ohne Einschränkung nach seinem Willen künstlerisch umsetzen: nämlich sein eigenes.

Voraussetzung dafür war allerdings eine Reise durch Norddeutschland. Hablik, 1881 geboren, hatte nach einer Tischlerlehre bei seinem Vater und einem Kunstgewerbestudium in Wien und Prag 1907 einen Stipendium-Aufenthalt auf Sylt angetreten. Auf der Rückreise begegnete er dem wohlhabenden Itzehoer Holzgroßhändler Richard Biel. Zusammen mit dem Dithmarscher Bauern Lindemann wird er Habliks Mäzen. Und Lindemann stellt ihm seine Tochter Elisabeth vor. Wie sich später herausstellt, gleich zwei überzeugende Gründe, sich in Itzehoe niederzulassen.

Ein Künstlerpaar in Itzehoe

Elisabeth wird ihm nämlich nicht nur künstlerisch eine unentbehrliche Partnerin. Sie hatte in Dresden eine Ausbildung zur Musterzeichnerin gemacht und war 1901 vom Süderdithmarscher Landrat gefragt worden, ob sie in Meldorf, unweit von Itzehoe gelegen, eine Museumsweberei einrichten könne. In Schweden eignet sie sich das Webhandwerk an und rettet mit der Leitung der Meldorfer Museumsweberei die schleswig-holsteinische Webereitradition. Nicht nur das: Die Weberei wird zu einem florierenden Unternehmen, das sie ab 1908 vom Museum unabhängig führt. Als Wenzel Hablik und Elisabeth Lindemann 1917 heiraten, wird die Weberei nach Itzehoe verlegt. In ihrem neuerworbenen Haus in der Talstraße 14 ziehen nun neben dem Familienleben mit nach und nach zwei Töchtern auch die Werkräume für sie und ein Atelier für Wenzel ein. Die Werkstatt, später mit zeitweilig 50 Mitarbeitern in eigenen Gebäudekomplexen in der Stadt untergebracht, sorgt lange Zeit für die finanzielle Basis der Habliks, die Entwürfe für die Stoffe kommen oft aus dem Wenzelschen Atelier.

Sein als absolute Einheit

Das Hablik-Haus und seine Einwohner fallen auf in Itzehoe. Elisabeth und die Kinder tragen selbstgewebte Kleider, er bewegt sich stets in kurzen Hosen und bunten, manchmal unterschiedlich farbigen Kniestrümpfen. Auf dem Kopf thront häufig ein Tirolerhut, geschmückt mit Brennnesseln oder anderem Kraut.

© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Sinn für Experimente: Diese Fotografie entstand um 1930 im Atelier von Hablik. Er selbst ist im Hintergrund zu sehen.
©  Martin Kunze, Hamburg
© Martin Kunze, Hamburg
Das Habliksche Atelier im heutigen Zustand mit Möbeln, Gemälden, Einrichtungsgegenständen und Sammlungen von ihm.
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Entwurf von 1921 für einen Ausstellungsraum in der Itzehoer Tapetengroßhandlung Soetje
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
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Esszimmer im Hablik-Haus um 1923
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
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Das Hablik-Haus 1933
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
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Sehnsucht nach dem Erhabenen und Entrückten: Hablik hatte als junger Mann den Mont Blanc im Alleingang bezwungen. Das Gemälde entstand um 1906.
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
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„Ganz von selbst begann sich die Leinwand in ein wogendes Meer zu verwandeln.“ Bewegt von der Gewalt de Meeres trug Hablik die Farbe manchmal mit den bloßen Händen auf die Leinwand auf. (Narmeln/Frische Nehrung, 1907)
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
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Das All und die Sternenwelt ließen Hablik nicht los. Gemälde von 1913.
©  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
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Kristallstädte auf umherkreisenden Planeten: Radierung von 1909 aus der Serie „Schaffende Kräfte“
 
 
© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Sinn für Experimente: Diese Fotografie entstand um 1930 im Atelier von Hablik. Er selbst ist im Hintergrund zu sehen.
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© Martin Kunze, Hamburg
Das Habliksche Atelier im heutigen Zustand mit Möbeln, Gemälden, Einrichtungsgegenständen und Sammlungen von ihm.
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© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Entwurf von 1921 für einen Ausstellungsraum in der Itzehoer Tapetengroßhandlung Soetje
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© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Esszimmer im Hablik-Haus um 1923
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© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Das Hablik-Haus 1933
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Sehnsucht nach dem Erhabenen und Entrückten: Hablik hatte als junger Mann den Mont Blanc im Alleingang bezwungen. Das Gemälde entstand um 1906.
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© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
„Ganz von selbst begann sich die Leinwand in ein wogendes Meer zu verwandeln.“ Bewegt von der Gewalt de Meeres trug Hablik die Farbe manchmal mit den bloßen Händen auf die Leinwand auf. (Narmeln/Frische Nehrung, 1907)
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© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Das All und die Sternenwelt ließen Hablik nicht los. Gemälde von 1913.
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© Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe
Kristallstädte auf umherkreisenden Planeten: Radierung von 1909 aus der Serie „Schaffende Kräfte“
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Die Adresse entwickelt sich zu einem Kulturtreff. Auch wenn man in einer Kleinstadt lebt, sind die Beziehungen zu den pulsierenden Kunstzentren in den Großstädten intensiv. Häufig melden sich von dort Besucher an. Sie kommen in ein Haus, das im Laufe der Jahre einer Experimentierstube des Expressionismus gleicht.

Das Esszimmer schmückt eine außerordentlich kräftige Wandmalerei, das Atelier wird mit selbstentworfenen, von Hunderten von Kristallen, Muscheln und Schnecken bestückten Vitrinen ausgestattet, überall hängen Gemälde und Zeichnungen von Wenzel Hablik, die in den Ausstellungen der Berliner Sezession und der tonangebenden Galerie "Der Sturm" zu sehen waren. Vor dem Haus, dessen Fassade ab 1933 in den Formen der frühen Moderne umgestaltet wird, flattert eine Fahne an einem bunten Mast - wie ein Aufruf zu einer neuen Zeit.

Makulatur als Rettung

Ab etwa 1923 lässt sich in der deutschen Avantgarde ein Wandel beobachten: Die sozialutopischen und revolutionären Ideen und ihr kraftvoller architektonischer Ausdruck mittels zackiger Ornamentik und leuchtender Farben machen dem Funktionalismus des Bauhauses Platz.

Im Hablikschen Esszimmer um 1922 mit dem Teppichläufer "Freie Mäander" auf Wand und Boden (links). 2008 war für kurze Zeit ein Teil der Wandmalereien freigelegt. Auch der Ofen ist ein Hablik-Entwurf (rechts). 
© Wenzel Hablik Stiftung Itzehoe, Martin Kunze
Im Hablikschen Esszimmer um 1922 mit dem Teppichläufer "Freie Mäander" auf Wand und Boden (links). 2008 war für kurze Zeit ein Teil der Wandmalereien freigelegt. Auch der Ofen ist ein Hablik-Entwurf (rechts).

Eine flächige Farbigkeit der einzelnen Bauteile löst die wilde und unruhige Gestaltung der Vorjahre ab, der grelle Angriff auf die Netzhaut wird als überholt angesehen. Auch im Hause Hablik gibt es Veränderungen: 1933 - ein Jahr vor seinem Tod - lässt Wenzel Hablik das Esszimmer "sachlich" umgestalten. Bevor er jedoch die Wände neu tapeziert und überstreicht, wird Makulatur als reversible Trennschicht eingeklebt - was heute Denkmalpfleger und Architekturforscher sehr beglückt. Denn so gut wie keine expressionistische Wandmalerei hat das 20. Jahrhundert im Original und schon gar nicht geradezu unbeschädigt überstanden. Die Ausmalungen im Hablik-Haus, wären sie erst einmal freigelegt, könnten zusammen mit dem ursprünglichen Mobiliar, das teils noch im Haus, teils im Itzehoer Wenzel-Hablik-Museum oder in anderen Museumsdepots existiert, ein eindrucksvolles Zeugnis ablegen von einer der aufregendsten Epochen der Moderne. Es wäre ein einmaliges Fenster in die Kultur der Zwanziger Jahre, zudem an einem Ort, an dem man so etwas nicht suchen würde!

Noch jemand war glücklich, als sich Wenzel Hablik daran machte, das Esszimmer in ruhigere Farbwelten zu bringen - wenn auch in einem ganz anderen Sinne: "Kinners, nun weet ick ook, worum ick keen Koppschmärz mehr hev", seufzte Elisabeth Hablik-Lindemann erleichtert. Das Leben im Gesamtkunstwerk kann - so spannend es in der Theorie auch ist - in der Praxis mitunter anstrengend sein.

Beatrice Härig

Info


Das Haus Hablik befindet sich zur Zeit noch in Familienbesitz, was für die Authentizität des Ortes ein Glücksfall ist. Leider konnte sich die Stadt Itzehoe nicht dazu entschließen, die Wenzel-Hablik-Stiftung in ihrem Bemühen zu unterstützen, dieses einzigartige Haus zu übernehmen und hier das Wenzel-Hablik-Museum neu einzurichten.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte einer Förderung der Restaurierung für diesen Fall bereits zugesagt. Außerdem wollten das Land Schleswig-Holstein (sowohl die Staatskanzlei, das Innenministerium als auch das Landesdenkmalamt), die Hermann Reemtsma Stiftung und andere Sponsoren Mittel zur Verfügung stellen.

Gefördert hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz jedoch das Alte Pastorat in Meldorf. Hier, wo Elisabeth Lindemann ihre kunsthandwerkliche Karriere begann, die bis zu ihrem Tod 1960 äußerst erfolgreich verlief, befinden sich noch heute Textil-Werkstätten.

Ab 1933 wurde die Fassade des Hablik-Hauses in eine sachlich-moderne Form gebracht. 
© Martin Kunze, Hamburg
Ab 1933 wurde die Fassade des Hablik-Hauses in eine sachlich-moderne Form gebracht.

Hablik-Museum:
Das sehenswerte Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe zeigt eine Dauerausstellung über den Künstler und jährlich drei Sonderausstellungen, die sich mit den Habliks und ihrer Zeit auseinandersetzen. Verschiedene Publikationen und eine 30-minütige Dokumentation auf DVD sind dort erhältlich.

Aktuelle Literatur zum Thema:
Albrecht Barthel, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein: Wenzel Hablik. Farbräume der Moderne, Heide 2007.
Haus Hablik in Itzehoe - Ein Wohn- und Atelierhaus der frühen Moderne, Itzehoe 2008.
Dieses und weiteres Material zu beziehen über den Autor albrecht.barthel@ld.landsh.de bzw. das Wenzel-Hablik-Museum.

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3 Kommentare

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    Hans-Christoph Harmsen schrieb am 21.03.2016 13:45 Uhr

    Seit mehr als 30 Jahren bin ich Bewunderer des Schaffens von Wenzel Hablik, der den größten Teil seines Lebens in Ihrer schönen Stadt in der Talstraße 14 gearbeitet und ein von der Kunstwelt inzwischen sehr beachtetes und geschätztes Werk hinterlassen hat.

    Das gesamte Werk ist von den Töchtern als eine Stiftung der Stadt übergeben worden. Ein kleiner Teil des umfangreichen Werkes wird im Wenzel-Hablik-Museum in der Reichenstraße 21 im Obergeschoß des Museums gezeigt.

    Die im Erdgeschoß liegenden Museumsräume werden für aktuelle Ausstellungen zur Verfügung gestellt. Die gelungene Ausstellung über die Moscheen hat mich sehr erfreut. Vielen Dank dafür!

    Sehr zu meinem Kummer habe ich von dem Tod Susanne Klingebergs gehört, mit der mich eine langjährige Freundschaft verband.Sie war die Tochter Wenzel Habliks und hat mit Ihrer Schwester die Wenzel-Hablik Stiftung gegründet.

    Die Nachricht, dass das Haus in der Talstraße jetzt verkauft werden muss,weil es der Enkelnicht mehr erhalten kann, macht mich bestürzt. Damit würden, trotz Zusagen einiger namhafter Sponsoren, u.a. von Philipp Reemtsma, der einen beträchtlichen Betrag für die Wiederherstellung der Wandmalerei in dem Haus zur Verfügung stellen würde, entfallen, obgleich das Haus zu großen Teilen unter Denkmalschutz gestellt worden ist.

    Ich bitte Sie diese Attraktion und ein kulturelles Gesamtkunstwerk für Ihre Stadt zu erhalten und damit auch einen Magneten für auswärtige Besucher zu schaffen. In der Talstraße könnte ein erheblich größerer Teil der Ölgemälde und Grafiken ausgestellt werden dort, wo sie entstanden sind, als es in dem Wenzel-Hablik-Museum möglich ist. Es wäre für die Besucher des Museums sicher ein großer Anreiz, weitere Bilder und die Räume in dem Haus in der Talstraße zu entdecken.

    Lassen Sie nicht zu, dass dieses Haus für immer für die Kunstwelt und Öffentlichkeit verloren geht.

    Ich bin überzeugt, dass der Stadt mit dem Erhalt des Hauses in der Talstraße 14 langfristig nicht nur Arbeitsplätze gesichert werden, sondern Itzehoe für Kunstinteressierte ein Ort wird, der seinesgleichen sucht und damit auch ein Wirtschaftsfaktor für Itzehoe ist!

    Hans-Christoph Harmsen
    Berlin-Nikolassee

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    W. Vetterolf schrieb am 21.03.2016 13:46 Uhr

    Ich bin Schleswig Holsteiner - und bleibe es - obwohl ich mittlerwele seit über 20 Jahren nicht mehr in meinem Heimatland lebe.

    Wenzel Hablik, ein Böhmer, in Norddeutschland "Gestrandet" lebte in Itzehoe seine kreative Inspiration aus, da er hier seinen passenden künstlerischen Raum fand. Ich denke, wir Holsteiner können stolz darauf sein, dieses so komplex erhaltene Haus "in unserem Besitz" zu haben. Ein Zeitfenster, nicht nur in eine andere Epoche oder die tiefe kreative Gedankenwelt des Wenzel Hablik und anderer Künstler, sondern auch Zeugnis dafür, was ein befreiter Mensch in der Lage ist zu bauen und malen.

    Welche Künstler mit Ihren Werken aus den 1920er Jahren haben ein soumfangreiches Schaffenswerk auf einem Fleck hinterlassen?

    Ich habe lange Zeit in Kellinghusen gelebt und auch mit Bedauern erlebt, wie ein uraltes Stück Historie abgerissen wurde, um Platz für neues zu schaffen: Das sogenannte "Altdeutsche Haus" mit dem orignalen Zimmer des Dichters Detlev von Liliencron. Detlev von Liliencron war als Schriftsteller und Dichter mehr oder weniger erfolgreich, trotz vieler Gedichte, Novellen und Dramen - nichts desto trotz - er hat etwas hinterlassen.

    Sein Zimmer gibt es nicht mehr - von Hablik aber ein ganzes Haus!

    Ich denke, dass wir Schleswig Holsteiner stolz darauf sein sollten, das (nicht nur!) diese beiden Künstler aus unserem "Land zwischen den Meeren" ihre Kreativität und Inspiration geschöpft haben, sondern auch wir aus ihren Werken...und diese Werke gilt es zu erhalten, zu konservieren und allen zugänglich zu machen.

    Dieses kulturelle Erbe ist Teil unserer Vergangenheit, unserer Entwicklung und somit Teil des Schlewig Holsteinischen Gedächtnis.

    Das ist zumindest MEINE Meinung.

    Mit freundlichen Grüßen,

    W. Vetterolf

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    Dr. Ingeborg Kähler schrieb am 21.03.2016 13:47 Uhr

    Als Großnichte des Itzehoer Holzhändlers Richard Biel, der als Mäzen den jungen böhmischen Künstler Wenzel Hablik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die norddeutsche Kleinstadt holte und ihn durch Aufträge und Auftragsvermittlung dazu bewog, dort zu bleiben, bin ich entsetzt über die Entscheidung der Stadt, das ihr zum Erwerb angebotene, kunsthistorisch hoch bedeutende Wohnhaus Habliks in der Talstraße abzulehnen, obwohl das Projekt von öffentlicher und privater Seite mit großzügigen Finanzmitteln unterstützt werden sollte.

    Die von Wenzel Hablik 1923 in seiner eigenwilligen, avantgardistischen künstlerischen Sprache ausgestaltete Villa ist mit ihrer weitgehend authentischen Innenausstattung ein seltenes Beispiel einesKünstlerhauses der frühen Moderne. Ein solches Kleinod vermutet man nicht an diesem abgelegenen Ort. Von hier aus stand Wenzel Hablik mit den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen visionären Architektur in engem Kontakt. Die farblose Kleinstadt erhielt durch seine Präsenz und sein Schaffen einen Glanz und ein kulturelles Gewicht.

    Das Museum der Wenzel-Hablik-Stiftung in der Reichenstraße ist bemüht, dieses Erbe zu bewahren und zu vermitteln. Es ist durch Wanderausstellungen und den Versand von Leihgaben in alle Welt international vernetzt. Die Präsentation des Stiftungsbestände in der denkmalgerecht sanierten Villa Hablik wäre jedoch eine weitaus größere Attraktion für die Stadt. An der Bahnstrecke Hamburg-Westerland gelegen, könnte Itzehoe eine kulturell unverzichtbare Station für alle Syltreisenden werden, so wie es das Wohnhaus Emil Noldes in Seebüll ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ingeborg Kähler

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