2000
Die Architekturkritiker waren begeistert. Zu Recht: Selten gelingt modernen Baumeistern eine solch überzeugende Verbindung von zeitgenössischer Architektur und jahrhundertealten Relikten, wie es seit letztem Jahr in Braunschweig zu sehen ist.
Die gleichzeitig fertiggestellte Fassadenrekonstruktion des Braunschweiger Schlosses, Eingang eines riesigen Einkaufszentrums, entlockte den Rezensenten spitze Vergleiche: zwischen Tendenzen in der Denkmalpflege hier, die mit Qualität und konservatorischem Ehrbegriff wenig zu tun haben, und gelungener stilvoller Bestandswahrung da.
Das Objekt der Begeisterung ist die Jakob-Kemenate. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, unter einem Notdach jahrzehntelang verborgen, liegt sie zwar direkt am Braunschweiger Eiermarkt, aber versteckt hinter der Jakobskirche und Bebauungen der 1960er Jahre. Lange war sie vergessen, dabei stammt sie aus dem 13. Jahrhundert und gilt damit als eines der ältesten erhaltenen profanen Gebäude von Braunschweig. Kemenaten stellen in der Geschichte des niedersächsischen Bürgerhauses - besonders in Braunschweig, Osnabrück und Goslar - eine regionale Sonderentwicklung dar, nur eine Handvoll haben die Zeiten überstanden. Sie wurden im Mittelalter von reicheren Familien aus Stein erbaut, um sich vor den gefürchteten Feuersbrünsten zu schützen. In Kriegszeiten dienten sie, meist verbunden mit einem Fachwerkhauptbau, als Flucht- und Schutzraum. Sie waren beheizbar und unterkellert und wurden als Wohn- und Speicherhäuser genutzt.
Die erhaltene Substanz der Jakob-Kemenate war bereits von aufsteigender Feuchtigkeit stark angegriffen, als 2004 der Braunschweiger Joachim Prüsse die Initiative zur Rettung ergriff: Er kaufte das wertvolle Denkmal und beauftragte die Architekten Rainer Ottinger und Thomas Möhlendick sowie den Künstler Jörg Plickat, unter strikter Bewahrung und mit Respekt vor den Rudimenten des historischen Baus hier ein Kulturzentrum zu erschaffen. So betteten die Architekten jeden Mauerrest der zweiteiligen Anlage behutsam in den ambitionierten Entwurf ein. Das ehemalige, komplett zerstörte Vorderhaus wurde in seinen Konturen nachgezeichnet. Selbst die höchst moderne genagelte Stahlfassade kann man als Reminiszenz an die Historie sehen: Früher sollen Eisenplatten der Kemenate im Angriffsfall als Schutz gedient haben. Der noch vorhandene historische Baukörper im Süden der Anlage hingegen wurde sorgfältig saniert. Im gläsernen Zwischenbau befindet sich die Treppenanlage, so dass ohne Eingriff in die Substanz das Obergeschoss der Kemenate erschlossen werden konnte.
Neben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stadt Braunschweig, dem Land Niedersachsen, der Sparkassen- und der Richard Borek Stiftung förderte auch die Norddeutsche Landesbank die Restaurierungsmaßnahmen. Sie hat einen besonderen Bezug zu dem Bauwerk, denn in seiner bewegten Geschichte ist auch eine Phase als Leihhaus belegt. 1765 von Herzog Karl I. gegründet, gilt es als ältestes Bodenkreditinstitut Deutschlands. Heute finden im Erdgeschoss in eleganter Umgebung Lesungen, Fortbildungen, Musikveranstaltungen und Ausstellungen statt, im Obergeschoss wird eine nicht minder elegante Bibliothek mit Leseraum eingerichtet. Die Braunschweiger nehmen die neue Kemenate begeistert an, hier herrscht, wie Architekt Ottinger zufrieden feststellt, "gute Stimmung". Er hat mit der gefühlvollen Verbindung von trutziger geschichtsdurchtränkter Geborgenheit und durchdachter moderner Klarheit die Grundlage dafür geschaffen. Oder wie einer der Rezensenten schwärmte: mit harmonischer "Materialsinnlichkeit" in "spannungsvoller Komposition".
Beatrice Härig
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
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