Sehen und Erkennen - "Man sieht nur, was man weiß" heißt es schon bei Johann Wolfgang von Goethe. In diesem Sinne schauen wir in dieser Rubrik auf Details, die den Bauwerken ihr unverwechselbares Gesicht geben und dem Betrachter so manches über ihre Entstehungszeit verraten.
Historische Ziegel einzuordnen ist eine Wissenschaft für sich. Denn ihre Formen und Formate sind vielgestaltig. Manche tragen besonderen Schmuck und Zeichen - die sogenannten Feierabendziegel.
In der Baukunst ist die Knagge ein Kantholz. Sie dient als Konstruktionselement, das die Balken verriegelt und den Überhang eines Stockwerks in der Art einer Konsole gegen die Wand abstützt.
Es ist mit unserem Zeitgefühl schwer zu vereinbaren, dass die Schreckensherrschaft des Dritten Reiches nur zwölf Jahre gedauert hat. Davon nahm der Zweite Weltkrieg allein schon sechs in Anspruch. Deshalb sind zum Glück die meisten Großprojekte wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg oder die gigantischen Pläne für den Umbau von Berlin unvollendet geblieben.
Unsere Vorstellung von der Gestalt romanischer Kirchenräume wird vom heutigen Zustand geprägt. Im Laufe der Jahrhunderte kam es jedoch oft zu wesentlichen Veränderungen. So entspricht die zwischen 1129 und etwa 1150 erbaute Stiftskirche auf dem Schiffenberg bei Gießen in ihrer schlichten, aber eindrucksvollen Erscheinung so ganz unserem Bild von einer romanischen Kirche.
Die überwiegende Zahl unserer Städte entstand im 12. und 13. Jahrhundert, zumeist allmählich und damit weitgehend planlos von einer Burg oder einem Kloster als Keimzelle ausgehend. Zum ersten Typ gehört zum Beispiel die nordhessische Stadt Fritzlar, die der nördlichste Vorposten der Erzbischöfe von Mainz war. In der Entfernung eines Tagesritts legte deren ärgster Rivale, Landgraf Ludwig III. von Thüringen, nach 1194 die Stadt Melsungen an.
Die mittelalterlichen Städte Deutschlands haben überwiegend die giebelständige Bauweise gewählt, das heißt, die schmalen, dafür aber sehr tiefen Häuser stehen mit dem Giebel zur Straße. Dies ergibt, wie man an der Altstadt von Landshut erkennen kann, ein sehr lebendiges, in der Dachzone malerisch bewegtes Straßenbild.
Die reformierte Kirche in Rysum, einem ostfriesischen Dorf unweit von Emden in der Krummhörner Marsch, war bisher wegen ihrer gotischen Orgel aus der Zeit um 1457 bekannt, eine der ältesten, noch voll bespielbaren in Europa. Jetzt kann die Kirche aus einem zweiten Grund kunstgeschichtliches Interesse beanspruchen.
Man sagt, die Fenster seien die Augen eines Hauses. Für die Türen gibt es dagegen keinen Vergleich mit dem Antlitz des Menschen, am ehesten könnte man sie den Mund nennen, der von abweisend verschlossen bis lachend geöffnet das Wesen eines Gebäudes ausdrücken kann. In diesem Beitrag soll - einer kleinen Kunstgeschichte gleich - die Entwicklung vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in unsere Zeit dargestellt werden.
So wie Maler und Bildschnitzer blieben auch mittelalterliche Baumeister in der Anonymität einer Zeit, in der die vom Glauben und von der ständischen Ordnung geprägte Gemeinschaft sehr viel, der einzelne wenig galt. Zwar kennen wir bereits den Baumeister, der in der Zeit um 800 für Kaiser Karl den Großen die Pfalzkapelle in Aachen erbaute. Seinen Namen, Odo von Metz, überliefern uns Schriftquellen aus dem Ende des 9. Jahrhunderts. Mehr aber nicht, so dass wir uns kein Bild von seiner Persönlichkeit oder von seinen anderen Werken machen können.
Die Kunst des Barock hatte eine besondere Vorliebe, real existierende Räume mit Hilfe illusionistischer Malerei auszuweiten. In der Rotunde des Biebricher Schlosses in Wiesbaden erhielt das steinerne Kuppelgewölbe an der Innenseite eine Scheingliederung aus gemalten Pilastern und Kassetten.
Geologie, Topographie, Klima und Geschichte sind die Grundlagen, aus denen die Kulturlandschaften in Deutschland hervorgegangen sind. Besonders deutlich wird dies in den Küstengebieten der Nordsee, wo das Meer und die Stürme als Naturgewalten bis heute am stärksten wirken.
Backsteine sind seit Jahrtausenden in Gegenden, die arm an Natursteinen sind, der bevorzugte Baustoff. Während sie in Italien seit der Römerzeit durchgängig Verwendung fanden, haben sie im nördlichen Europa erst wieder im Mittelalter Einzug in die Baukunst gefunden. In diesem Beitrag werde ich die Entwicklung der Maße, Farben und Oberflächen der Backsteine bis in das 20. Jahrhundert verfolgen.
Hoch oben am Ostchor der Paulskirche in Worms entdeckt man an einer Lisene zwischen den Fenstern zwei aus dem Werkstein herausgearbeitete Muscheln und fragt sich, was sie wohl zu bedeuten haben. Einmal auf dieses Motiv aufmerksam geworden, findet man es häufiger und an verschiedenen Stellen, so an einer Säulenbasis im Langhaus von St. Georg im elsässischen Haguenau
In der Geschichte der europäischen Gartenkunst bilden der französische Garten im Barock und der englische Landschaftspark die Höhepunkte. Ihre Zeugnisse sind heute noch am häufigsten vertreten, während man die Beispiele aus dem Mittelalter und der Renaissance nur noch selten antrifft. Vorbild für die barocken Fürstenhöfe in Deutschland waren Schloss und Park von Versailles, durch Ludwig XIV. von einem bescheidenen Jagdschloss seines Vaters zur großartigsten Residenz Europas ausgebaut.
Die Gestalt von Kirchen wird sowohl im Äußeren, besonders aber im Inneren von der Gottesdienstordnung der jeweiligen Konfession bestimmt. Dabei stehen die katholischen Sakralbauten in der Tradition des Mittelalters. Sie haben dennoch eine spürbare Entwicklung durchgemacht, zuletzt ausgelöst durch die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962-65.
Die ersten christlichen Kirchen in Deutschland wurden in der Mehrzahl aus Holz errichtet und sind später durch Steinbauten ersetzt worden. So soll der Legende nach Bonifatius 724 seine erste Kapelle in Fritzlar aus dem Holz der Donareiche geschaffen haben, doch bereits 732 hat er sie durch eine steinerne ersetzt, von der er prophezeite, sie würde nie durch Feuer zerstört werden. Damit nannte er auch einen Grund, warum man bald auf Holzkirchen verzichtete, nämlich wegen der Brandgefahr.
Unter den Städten Norddeutschlands weist Münster in Westfalen eine Besonderheit auf: die Lauben am Prinzipalmarkt. Unser Bild zeigt sie im Zustand des Wiederaufbaus nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Dabei wurden die alten, schmalen Parzellen und die Lauben beibehalten beziehungsweise rekonstruiert, die Giebelfronten frei nachgebildet. Als neuer Markt entstand er nach 1150, den Namen Prinzipalmarkt erhielt er etwa 1600.
Zentralbauten auf kreisförmigem, achteckigem oder quadratischem Grundriss waren bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. vor allem den Grabeskirchen vorbehalten. So ließ der römische Kaiser Konstantin der Große zum Beispiel 326-35 die Anastasis-Rotunde über dem Felsengrab Christi in Jerusalem errichten.
Die Kunstwissenschaft und Hausforschung erhielten vor rund fünf Jahrzehnten für die Datierung von Baudenkmalen Hilfe durch Forstbotaniker, denen es anhand der Jahresringe zunächst von Eichenholz, dann aber auch von Nadelholz gelang, das exakte Datum der Fällung von Bauholz festzustellen. Erst seit der Industrialisierung wird dies durch maschinengetriebene Sägen geschnitten. Zuvor wurden aus den runden Baumstämmen die im Querschnitt quadratischen oder rechteckigen Bauhölzer mit der Breitaxt herausgehauen, was man nur mit frisch gefällten Bäumen machen konnte, abgelagertes Holz war dafür zu hart.
Die Epoche des Späthistorismus und des Jugendstils fällt in Deutschland in eine Zeit großer wirtschaftlicher Blüte und in die Regierungszeit des prachtliebenden Kaisers Wilhelm II. 1888-1918. Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden, aus der die meisten Fotos dieses Beitrags stammen, verdankt dieser Periode ein besonders reiches Erbe an herausragenden Bauten.
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