Kurioses - Außergewöhnliche Baudetails, wundersame Begebenheiten und eigentümliche Bilderfindungen aus der Denkmallandschaft haben wir für Sie in dieser Rubrik zusammengestellt.
Einmal in die Vergangenheit reisen und Mäuschen im Tafelzimmer von Pfarrer Johann Maria Gelb spielen! Die Tischgespräche im späten 18. Jahrhundert dort im Unterallgäu werden es in sich gehabt haben. Der kunstliebende Geistliche hatte bis 1773 sein Esszimmer derart bildgewaltig ausstatten lassen, dass es wohl auch während eines mehrgängigen Menüs nicht zu Gesprächspausen kam. Es genügte ein hilfesuchender Blick des Gastes zur Decke oder ein Umherschweifen der Augen im Raum, und schon bot sich das nächste Thema an.
Hutständer mit Blumen? Ich bin sicher nicht die Einzige, die sich verwundert fragt, warum man derart bizarre Gebilde in einer Kirche findet. Und als dann unser Fotograf die Fotos aus St. Severini in Kirchwerder brachte, konnte ich mich gar nicht sattsehen an der Vielfalt und Farbigkeit des mehr als ungewöhnlichen Inventars, das man wohl nur in den vier Dörfern der heute zu Hamburg gehörenden Vierlande findet. Die Ständer dienten dazu, während des Gottesdienstes die Hüte der Männer aufzunehmen, von denen ein jeder seinen festen Platz in einer der vorderen Bankreihen hatte.
Wie kein anderes hat Schloss Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern die Kunst des schönen Scheins bewahrt. Bei einem Rundgang - das Schloss dient seit 1986 als Museum für höfische Kunst und Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts - ist nicht zu erkennen, was von der Ausstattung aus "Ludwigsluster Carton" besteht.
Wenn es auf der Krämerbrücke in Erfurt dämmert, bildet sich ein Knäuel von Menschen vor Haus 2. Ohne müde zu werden, enthüllt die Königin immer wieder ihren prächtigen Spiegel, der als Bühne dient. Sie blickt dämonisch drein, während im Spiegel zeitgleich verschiedene Szenen des Märchens "Schneewittchen" zu sehen sind. Dieses simultane Spiel betreibt seit etwas mehr als einem Jahr der Holzbildhauer und Puppenschnitzer Martin Gobsch.
Wieso bezeichnen wir edle Autos gerne als "Luxusschlitten"? Die meisten Menschen denken bei Schlitten vermutlich zuerst an das winterliche Rodelvergnügen, wenn Kinder und Erwachsene bei klirrender Kälte, strahlendem Sonnenschein und knirschendem Schnee auf Holzschlitten Hänge hinuntersausen und, sie schnaufend hinter sich herziehend, wieder aufsteigen, um sich den Spaß erneut zu gönnen.
Der schwarze Mantel des Hermann Grin bauscht sich in der Luft, als dieser mit festem Schritt dem aufgerichteten Löwen entgegentritt. Entschlossen hat der blutrot Gewandete sein Schwert in die Brust des Raubtieres gerammt und wehrt mit dem Stoß seiner vom Umhang geschützten Linken dessen Biss ab.
Es fällt schwer, sich heute die großbürgerliche Ruhe in Plagwitz vorzustellen, die 1905 hier geherrscht haben muss. Die Karl-Heine-Straße ist wie die Erich-Zeigner-Allee eine sehr breite und laute Straße in Leipzig. Der Rechtsanwalt Karl Heine (1819-88) hatte 1854 begonnen, systematisch Land in Plagwitz aufzukaufen.
Wie eine überdimensionale Monstranz mutet der Hochaltar von St. Katharina im oberpfälzischen Reuth bei Erbendorf an. Kunstvoll verflochtene Akanthusranken rahmen das Gemälde der Kirchenpatronin sowie das Bild der Heiligen Sippe darüber. Die aufgesetzten, lüsterfarben gefassten Blüten erscheinen von ferne wie funkelnde Edelsteine.
Ein Jahr lang suchte die Hotelierfamilie Kühn in ganz Deutschland nach einem schönen Haus, in dem sie Übernachtungen mit Frühstück anbieten wollte. Angekommen in Bad Harzburg, schlossen die Kühns das Café Winuwuk sofort in ihr Herz.
An ihm kam keiner vorbei. Wer im 18. Jahrhundert Italien bereiste, durfte den Vesuv nicht auslassen. Den berühmten Vulkan am Golf von Neapel zu besteigen oder wenigstens mit eigenen Augen zu sehen, war jungen Aristokraten und zunehmend auch Bildungsbürgern aus Deutschland, England oder Frankreich nicht weniger wichtig als die Kunst- und Kulturschätze des Landes.
Hilflos liegt der Jäger am Boden. Zwei Hasen haben ihm die Beine gefesselt. Seine Hände und Arme mit ihren Pfoten fixierend, zurren sie mit den Zähnen einen Strick um die Handgelenke des Opfers. Jahrzehnte rätselte man über die Deutung dieser ungewöhnlichen Darstellung an der ehemaligen Benediktinerklosterkirche von Königslutter.
Graf Günther XLI. von Schwarzburg wünschte ein prächtiges Fest. Seinen Gästen sollte es an nichts fehlen, besonders nicht an kulinarischen Köstlichkeiten: Kannen und Krüge, gefüllt mit Wein und Bier, standen bereit, frisch erlegte Wildschweine, Rehe und Fasane, Tauben und Hasen wurden auf großen Platten und kostbaren Tellern serviert. Noch viele Vergnügungen wie Jagd, Tanz und Theater hatte der Gastgeber vorgesehen. Die Stimmung der Hofgesellschaft war bestens - so wie es die flämischen Affenteppiche von 1559 zeigen, die die Festräume des Grafen schmückten.
Schade: Die Lateinschule in Alfeld an der Leine aus dem Jahr 1610 ist schon lange keine Schule mehr.
Sie galt als Ort der Wahrheit: Die Pathologie des Universitätsklinikums Eppendorf in Hamburg war gefürchtet. Nicht so sehr bei den Patienten, die kamen im Normalfall nicht mit ihr in Kontakt, vielmehr bei den praktizierenden Medizinern. Jeden Mittag nämlich mussten Ärzte, deren Patient gestorben war, in den kleinen Hörsaal des Instituts treten.
Wer hat nicht das Bild von Tarzan im Kopf, wie er sich nach einem markerschütternden Schrei an einer Liane durch den Dschungel schwingt? Der wilde, aber gutmütige Mann im Lendenschurz, der erst nach und nach das Sprechen von seiner Freundin Jane erlernt, ist für viele der Inbegriff des Urmenschen. Er lebt in der Natur und befindet sich in einem paradiesisch-unschuldigen Gemütszustand.
Die Signalwirkung ist ihm nicht abzusprechen: Schon kleine Kinder lernen schnell, im Wald einen Fliegenpilz zu erkennen und sich tunlichst von ihm fernzuhalten. Dass ausgerechnet einer der giftigsten Vertreter seiner Art in den fünfziger Jahren zum Konsum gesunder Milchprodukte anregen sollte, war kein Widerspruch.
Die Idee von einem Gebäude, das gleichzeitig als Eisdiele, als Postamt, als Hotel, als Turbinenhaus, Pumpstation, Lichtspielhaus, Dorfbad oder gar als Kirche genutzt werden kann, klingt utopisch.
Wer kennt ihn nicht: Odysseus, den getriebenen Helden des Homer zugeschriebenen Epos "Odyssee"? Den König Ithakas, der am Troianischen Krieg teilnimmt und dessen Rückkehr sich zu einer jahrelangen Irrfahrt entwickelt, in der er alle Gefahren und Verlockungen mutig, schlau, wortgewandt und von den Göttern geprüft übersteht.
Nichts ist wohl spannender für Kinder, als in der Spielkiste der Freunde zu stöbern. Was es dort alles zu entdecken gibt: eine Holzente mit Lederfüßen, einen getrockneten Ast, ein Smarties-Fernrohr, weiter unten Wäscheklammern, Kastanien vom vergangenen Herbst und auf dem Boden ein Katzenkalender aus der Apotheke.
Als Catherine Latapie ihre rechte Hand in das Quellwasser tauchte und wieder herauszog, war sie nicht mehr verkrümmt. In Windeseile verbreitete sich 1858 die Kunde von der wundersamen Heilung von Lourdes. Es war die erste von 67 Heilungswundern, die die katholische Kirche bislang dort anerkannte. Insgesamt soll es bis heute rund 30.000 Heilungen gegeben haben, 7.000 davon wurden dokumentiert.
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