Wohnhäuser und Siedlungen - Wohnen im Baudenkmal, das bietet nicht nur die klassische
Villa aus der Gründerzeit. Auch Bauernkaten, Pastorenhäuser, Gartenstädte und
Zeilenbauten sind Wohnstätten mit Geschichte. Damit sie zeitgemäß genutzt werden können, braucht es bei der Instandhaltung und Modernisierung viel Fingerspitzengefühl.
Ich wollte Ihnen gestern, wie ich versprochen hatte, meines Mannes Bild schicken, es war aber nicht möglich (...)", schreibt Karoline Herder am 15. Juli 1800 aus Weimar. "Hier ist es nun. Es ist zwar um 15 Jahre jünger, u. an der Nase nicht ähnlich; es möge Sie aber an die beßern Jugendzeiten erinnern, wo wir noch nicht so viele graue Haare hatten. Das Bild selbst, als Kunstwerk macht Graf (sic!) Ehre. (...) In Ihrem Herzen aber, Einziger Freund, wird das Original unwandelbar durch Jugend u. Alter feststehen, das fühlen wir unaussprechlich!"
Wiese und Meer! Meer und Wiese und Wind! Wind, Sturm und ewig brandende, rauschende, donnernde Flut! (...) Diese Eindrücke zwingen die Seele zur Einfachheit. Alles Gekünstelte, alles Städtisch-kulturell-aufgedrängte fällt von ihr ab", schrieb Gerhart Hauptmann 1896 über die Insel Hiddensee.
Wenn man nach Berlin reinkommt, gleich links" - so wurden Fremde gerne auf die Wohn- und Arbeitsstätte von Max Liebermann (1847-1935) hingewiesen. Der berühmte Maler war 1893 in die zweite Etage des eleganten Wohnhauses am Pariser Platz 7 gezogen.
Die Generation der "Weimarer Klassik" träumte im Park an der Ilm von einer besseren Welt. Von einer Welt, in der Vernunft und Verstand regieren würden, weil die Menschen durch Wissen und Bildung und durch die besten Werke der Kunst zu Selbsterkenntnis und Einsicht in die Wahrung der Schöpfungsgesetze gelangt seien.
Eigentlich hatte "Nike" recht: Laut maunzend stand sie im Wohnzimmer, empört über die fremden Menschen, die sich in ihrem Heim umschauten. Mit hoch aufgerichtetem Schwanz machte sie durch die Küche ins Freie kehrt. Die betagte Katze gehörte der Bildhauerin Jutta Bossard, die 1996 mit 93 Jahren in ihrem Haus bei Jesteburg, südlich von Hamburg am Rande des Naturschutzparks Lüneburger Heide, verstarb.
Nun sah ich zurück auf die schöne Gegend (...) und überlief in Gedanken schnell alle glücklichen Tage, die ich in derselben genossen hatte: Mühe und Verdruss sind schnell vergessen." Mit diesen Worten nimmt der Dichter Johann Gottfried Seume (1763-1810) Abschied von der sächsischen Stadt Grimma, um zu einer der berühmtesten Wanderungen der deutschen Literaturgeschichte, seinem "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802" aufzubrechen.
Es ist schon ein wenig erstaunlich, dass die Musikfestspiele Mecklenburg-Vorpommern in Deutschland noch immer als kultureller Geheimtipp gehandelt werden können.
Das Fachwerk prägt zahlreiche Ortsbilder in Deutschland. Es gewann im Laufe seiner Geschichte und in den verschiedenen Kulturlandschaften eine Fülle von Erscheinungsformen. Man sollte es deshalb nicht nur als geschlossene Wand in anheimelnden historischen Dörfern und Städten, sondern auch im Detail wahrnehmen. Dabei wird man immer wieder Neues entdecken und Zusammenhänge erkennen zwischen dem praktisch Notwendigen und dem Bereichern mit Schmuckformen.
Als der Artländer Bauer Henrich Wehlborg im Jahr 1750 ein neues Wohnhaus in Wehdel bei Badbergen errichten wollte, sollte im Giebel besonders viel Holz verbaut werden. Denn damit konnte er seinen Wohlstand angemessen zeigen.
MO: Wie sieht die Situation für Denkmale in den Dörfern und auf dem Lande in Sachsen-Anhalt gegenwärtig aus?
Es war sicher nicht das erste Hochwasser für das kleine Flößerhaus im erzgebirgischen Rechenberg-Bienenmühle. Steht es doch unterhalb der Straße unmittelbar am Ufer der Mulde. Doch am 12. August des Jahres 2002 kam es besonders schlimm. Der sintflutartige Regen ließ Bäche und Flüsse gewaltig anschwellen. Sie rissen alles mit sich, was sich ihnen in den Weg stellte. Auch im Flößerhaus stand das Wasser etwa 1,70 Meter hoch, Fenster wurden herausgerissen, Wände stark beschädigt.
Der Chronometer im Portierzimmer der Villa Hügel zeigt neun Uhr. Sofort wird diese Zeit allen Morsestationen der Kruppschen Gussstahlfabrik telegrafiert. Eigens damit betraute Angestellte überprüfen daraufhin die Turm-, Büro- und Werkstattuhren und korrigieren, wenn nötig, die Zeiger. Denn Alfred Krupp hatte feststellen müssen, dass die Uhren seines Werkes eine "grauenhafte Differenz" aufwiesen.
"Es hat ausgeweimart, meine Herren, wir gehen jetzt dessauern!" beschrieb der Maler und Bauhauslehrer Lyonel Feininger im Februar 1925 seiner Frau Julia den bevorstehenden Wechsel des Staatlichen Bauhauses von Weimar nach Dessau. Der Gründer und Direktor des Bauhauses, Walter Gropius, sah sich zusammen mit seinen Meistern - den Titel trugen die Lehrenden am Bauhaus - zu diesem Schritt genötigt, nachdem es Bestrebungen deutschnationaler Abgeordneter im thüringischen Landtag gegeben hatte, das Bauhaus in Weimar aufzulösen. In der Industriestadt Dessau fanden die Meister ein ihren avantgardistischen Ideen aufgeschlosseneres Klima.
Südlich des Pfingstberges in Potsdam liegt die Russische Kolonie Alexandrowka - einzigartig in Deutschland sowohl in ihrer Entstehungsgeschichte als auch in ihrer Form. Friedrich Wilhelm III. ließ sie als Andenken an den Sieg über Napoleon und als Denkmal für Zar Alexander I. - Russland hatte gemeinsam mit Preußen in den Befreiungskriegen 1813-15 gekämpft - kurz nach dem Tod des Zaren errichten.
Drei Zahlen beschreiben das Problem: Lebten in Pirnas Altstadt 1984 noch rund 2.200 Einwohner, so sank die Zahl bis 1988/89 auf 790. Heute sind es 1.400, die in die gerade einmal zwei Fußballfelder große Altstadt zurückgekehrt sind. Mögen die Zahlen auch noch steigen, sie belegen die Schwierigkeiten, eine alte Stadt nach jahrzehntelanger Vernachlässigung wieder mit neuem Leben zu erfüllen.
Das ist wunderschön, aber was für ganz Verrückte", waren sich Kristin Unglaub und Stefan Schwarzer einig, als sie das Rittergut Positz, zum Oppurger Ortsteil Kolba gehörend, zum ersten Mal sahen. Und sie waren verrückt genug, es 1997 tatsächlich von der Treuhand zu erwerben, doch nicht, ohne den Preis für die stark verfallene Anlage noch herunterzuhandeln.
Meist muss man sie suchen - unter den Sehenswürdigkeiten einer Stadt stehen sie selten an erster Stelle. Touristen werden bei Stadtrundgängen vornehmlich zu prächtigen Burgen, Schlössern, Herrenhäusern und Palästen geführt. Doch unzweifelhaft gehören auch Siedlungen zur Geschichte des Wohnens.
Wer möchte nicht gern in einem großen herrschaftlichen Park wohnen, umgeben von Wiesen und alten Bäumen? Im Jenischpark, im Hamburger Stadtteil Klein-Flottbek, hat sich eine Frau diesen Traum erfüllt: Sie hat das ehemalige Pförtnerhaus erworben und für sich und ihren Sohn zur Wohnung gemacht - obwohl es gerade mal fünfzig Quadratmeter Wohnfläche bereithält.
Denke ich zurück an meine Zeit im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg, sehe ich sie immer wieder vor mir, die typischen Mietshäuser aus der Kaiserzeit, so wie ich sie vor mehr als zwanzig Jahren erlebt habe: dunkle heruntergekommene Fassaden mit baufälligen, zum Teil abgebrochenen Balkons, düstere schmutzige Eingänge oder Durchfahrten - oftmals geprägt von unangenehmen Gerüchen -, Hinterhöfe, bei denen man sofort an Heinrich Zilles "Milljöh" denkt, mit Mülltonnen und vereinzelten Bäumen und Büschen, die sich mühsam zum Licht recken.
Wohnen in all seinen Formen ist etwas Triviales und zugleich Existentielles: Hier nimmt das für jeden von uns prägende und Identität stiftende private Leben seinen Anfang ... Und dabei gilt, dass in ihrem Zuhause Menschen ihre höchste Zufriedenheit finden können, mit gleichem Recht wie die gegensätzliche Behauptung, dass man mit einer Wohnung den Menschen ebenso erschlagen kann wie mit einer Axt!" wird Heinrich Zille im dritten Band in der Enzyklopädie "Geschichte des Wohnens" (Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997) zitiert.
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