Städte und Ensembles - Ein Denkmal steht
selten allein. Bauwerke, Straßen und Plätze bestimmen das Gesicht von Dörfern
und Städten. Renaissance und Barock brachten streng symmetrische Pläne hervor,
bei denen schon der Grundriss einer Stadt Schönheit und Regelhaftigkeit
verspricht. In anderen Epochen galten unterschiedliche Prinzipien.
Ein turmbewehrtes Wohnschloss wie aus einer Filmkulisse, urtümliche Bauten mit knorrigen Balken und höhlenartigen Innenräumen, ein Stadtentwurf mit Anleihen an das alte Ägypten, ein funktionales Atelier nach Bauhausmanier und ein Saal in schönstem Art déco. Diesen Parforceritt durch die unterschiedlichsten Architekturströmungen des frühen 20. Jahrhunderts hat in weniger als zwei Jahrzehnten ein einziger Baukünstler geschafft. Dabei absolvierte Bernhard Hoetger, der zu den wichtigsten Vertretern des norddeutschen Expressionismus zählt, nicht einmal ein klassisches Studium.
Der Städtebau im 20. Jahrhundert wird vorwiegend von drei Tendenzen geprägt: von der Entmischung der Stadtfunktionen, dem Übergang von der Blockbebauung zum Zeilenbau und dem Versuch, den immer stärker wachsenden Verkehr zu bewältigen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs enthielten die historischen Stadtzentren alle Funktionen: Wohnen, Arbeiten, Handel, Verwaltung und Kultur.
Er ist kaum noch zu entziffern, der Schriftzug an dem schlichten Gebäude neben der ehemaligen Sommerresidenz der Fürstbischöfe in der Eichstätter Ostenstraße. "Alles so schön bunt hier" ist in roten Lettern auf der grauen Betonwand zu lesen. Ein Student hat den Spruch 1988, gleich nach der Fertigstellung des zum Fachbereich Journalistik der Katholischen Universität gehörenden Fernsehstudios, aufgesprüht. Karljosef Schattner, Diözesanbaumeister in der Stadt an der Altmühl, ließ ihn - obwohl sicher als Kritik an seinem modernen Bau gemeint - nie entfernen.
Die Signalwirkung ist ihm nicht abzusprechen: Schon kleine Kinder lernen schnell, im Wald einen Fliegenpilz zu erkennen und sich tunlichst von ihm fernzuhalten. Dass ausgerechnet einer der giftigsten Vertreter seiner Art in den fünfziger Jahren zum Konsum gesunder Milchprodukte anregen sollte, war kein Widerspruch.
Als Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma im November 2007 im feierlichen Rahmen mit einem letzten Pinselstrich die Restaurierung der Hahnentorburg vollendete, schwärmte er von dem Geschenk, von der "Kulturkamelle", die Köln an diesem Tage erhalten habe.
Der "hohle Zahn", wie die Berliner den alten Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche nennen, hatte seinem Namen traurige Ehre gemacht: Das Mauerwerk war so porös geworden, die Mörtelfugen rissig, dass für die Kriegsruine ernste Gefahr bestand. Mittlerweile ist das Denkmal gerettet.
Es gibt einen Ort in Leipzig, der gewährt wie kaum ein zweiter Einblicke in diese Stadt: in ihre Vergangenheit, in ihren aktuellen Zustand und womöglich auch in ihre Zukunft. Es ist ein anderes Leipzig, eines jenseits von Bach, Buch und Messe. Dieser Ort, die ehemalige Baumwollspinnerei am Rande des Stadtteils Plagwitz, bewahrt faszinierend unverkrampft Vergangenes mit all seinen Spuren und ist gleichzeitig Nukleus eines hochaktuellen und weltumspannenden Universums.
Unter den Städten Norddeutschlands weist Münster in Westfalen eine Besonderheit auf: die Lauben am Prinzipalmarkt. Unser Bild zeigt sie im Zustand des Wiederaufbaus nach der weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Dabei wurden die alten, schmalen Parzellen und die Lauben beibehalten beziehungsweise rekonstruiert, die Giebelfronten frei nachgebildet. Als neuer Markt entstand er nach 1150, den Namen Prinzipalmarkt erhielt er etwa 1600.
Nur in den frühen Morgenstunden kann man Erfurts Krämerbrücke menschenleer erleben. Zu allen anderen Tageszeiten herrscht hier ein eifriges Kommen und Gehen.
Viele deutsche Städte wurden im 12. und 13. Jahrhundert von den Territorialherren neu und planmäßig angelegt. Der Anlass war einerseits der Wunsch der Fernhandelskaufleute, sich niederzulassen, andererseits das Streben der Territorialherren nach festen Geldquellen aus Zöllen und Steuern.
Als in Braunschweig ein Denkmal für Heinrich den Löwen errichtet werden sollte, spendeten die Bürger insgesamt 3.815 Taler, 19 Groschen und 12 Pfennige. Daher konnte am 4. Juli 1874 ein Brunnen mit der 2,74 Meter großen Plastik des Welfenherzogs auf dem Hagenmarkt feierlich eingeweiht werden.
Der Chronometer im Portierzimmer der Villa Hügel zeigt neun Uhr. Sofort wird diese Zeit allen Morsestationen der Kruppschen Gussstahlfabrik telegrafiert. Eigens damit betraute Angestellte überprüfen daraufhin die Turm-, Büro- und Werkstattuhren und korrigieren, wenn nötig, die Zeiger. Denn Alfred Krupp hatte feststellen müssen, dass die Uhren seines Werkes eine "grauenhafte Differenz" aufwiesen.
Die Macht des Geschriebenen ist groß. Besonders groß ist Macht dann, wenn man über etwas gar nicht schreibt. Bedeutendes wird klein, manchmal verschwindet es ganz aus dem Gedächtnis. Das Finowtal, eine Autostunde von Berlin, oder anders gesehen, nicht weit von der polnischen Grenze entfernt, ist solch ein vergessener Raum.
Den 14. Dezember 2000 werden die Bürgermeister von Wismar und Stralsund, Dr. Rosemarie Wilcken und Harald Lastovka, so schnell nicht vergessen. Hatten sie doch an diesem Tag mit Schrecken erfahren, dass die UNESCO ab dem 31. Dezember kurzfristig die Regularien für die Aufnahme in die Liste des Welterbes ändern wollte.
Quedlinburg, einst eine der "Hauptstädte" der ottonischen Herrscher und berühmt für seine große Zahl an Fachwerkbauten aus sechs Jahrhunderten, gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch Jahrzehnte der Vernachlässigung hatten dazu geführt, dass 1990 viele der oft wertvollen Häuser in einem äußerst desolaten Zustand waren. Seitdem ist es nun aber gelungen, die meisten der Gebäude zu retten und sie - restauriert - wieder zu bewohnen oder auf andere Weise mit Leben zu füllen.
Hamburg hat im Jahr 1871 ein Problem: Das Deutsche Reich ist gerade mit viel Pomp ein zweites Mal gegründet worden und möchte nun aufgrund seiner leidvollen kleinstaatlichen Erfahrung in der Vergangenheit ein zusammenhängendes Zollgebiet schaffen. Die Stadt aber wehrt sich, ihre Unabhängigkeit als "Freye Stadt" und als Freihandelsplatz aufzugeben. Es ist schon ein gewisser Druck von Seiten des Reichskanzlers Otto von Bismarck nötig, bis Hamburg schließlich 1881 von einem Zollanschlussvertrag überzeugt werden kann.
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz