Öffentliche Bauten - Theater, Bibliotheken, Rathäuser und
Bürotürme prägen das Gesicht unserer Städte. Einige von ihnen wurden über ihren historischen Wert hinaus zu Wahrzeichen. Räume, die allen offen stehen, sind im besten
Sinne Spiegel der Gesellschaft.
In Berlin haben es Bahnhöfe nicht immer leicht: Nicht nur an modernen Stationsgebäuden lösen sich mitunter Bauteile, auch von historischen Bahnhöfen drohen manchmal Dinge zu fallen - auch wenn die Bauwerke selbst nur noch aus Bruchteilen bestehen. So mussten ab 1998 Zäune den Rest des Anhalter Bahnhofs in Berlin-Kreuzberg sichern, als sich dort Steine lockerten und die Passanten gefährdeten.
Lüneburgs stolze Giebelhäuser, die vier prächtigen Backsteinkirchen wie auch die historischen Straßen und Plätze mitsamt dem gewaltigen Rathauskomplex blättern die Geschichte der Hansestadt auf wie eine sprechende Chronik. Ihre Bilder zeugen von Handel und Betriebsamkeit, von Bürgerstolz und Repräsentationswillen.
Bücherwürmer sollten einer Bibliothek eigentlich recht sein. Ohne die Liebhaber des geschriebenen Wortes wären diese Orte seelenlos. Der traditionsreichen Lübecker Bibliotheca publica aber machten Bücherwürmer in Gestalt gekämmter Pochkäfer, zoologisch Ptilinus pectinicornis genannt, große Sorgen. Die als Zylinder geformten Tierchen mit gelbbraunen Flügeldecken mögen Holziges, befallen gern Möbel und noch lieber Bücher mit Holzeinbänden, also historische. Im Lübecker Scharbausaal durchsiebten die gefräßigen Schädlinge manche Bücher geradezu.
Wie hätten es die gnädige Frau und der Herr denn gern? Zurückgezogen im Lesezimmer, unterhaltsam im Spielsaal, mit Überblick auf der Galerie, oder möchten Sie in unserem malerei- und palmengeschmückten Barocksaal Platz nehmen?" So könnte ein in Höflichkeit geschulter Oberkellner des ersten Berliner Kaffeehauses im Wiener Stil die Gäste begrüßt haben.
Der 18. Dezember 160 n. Chr. ist für den Fußsoldaten Victor ein großer Tag: Endlich erhält er das römische Bürgerrecht, nachdem er 25 Jahre lang in der Armee gedient hat. Seine letzten Dienstjahre verbrachte er im Kastell von Quintanis, dem heutigen Künzing, wo sogenannte auxiliare stationiert sind. Auch Victor ist auxiliar, also Angehöriger der römischen Hilfstruppen, die sich aus Soldaten von unterworfenen oder verbündeten Stämmen zusammensetzen.
Mainz ist wahrlich nicht arm an kunsthistorischen Schätzen. Ein großer Teil davon liegt jedoch in der Erde verborgen. Wo auch immer in Mainz gebaut wird, stehen die Archäologen parat. So auch an den Gleisen des Mainzer Südbahnhofs: Dort stieß man Ende der 1990er Jahre auf ein Bühnentheater, das sich das römische Mogontiacum einst für seine Soldaten und Bewohner leistete.
Tapetenwechsel im übertragenen Sinn bezeichnet den Wunsch nach Veränderung. Papiertapeten gelten von Natur aus als kurzlebig, sind nicht unvergänglich, wie Kunst es sein sollte, und auch weniger haltbar als Kunsthandwerk, Tapisserien, Möbel oder Porzellan. Ihnen haftet, weil leicht abzuziehen oder zu überkleben, etwas Flüchtiges, Vorübergehendes an.
Wiese und Meer! Meer und Wiese und Wind! Wind, Sturm und ewig brandende, rauschende, donnernde Flut! (...) Diese Eindrücke zwingen die Seele zur Einfachheit. Alles Gekünstelte, alles Städtisch-kulturell-aufgedrängte fällt von ihr ab", schrieb Gerhart Hauptmann 1896 über die Insel Hiddensee.
Wenn man nach Berlin reinkommt, gleich links" - so wurden Fremde gerne auf die Wohn- und Arbeitsstätte von Max Liebermann (1847-1935) hingewiesen. Der berühmte Maler war 1893 in die zweite Etage des eleganten Wohnhauses am Pariser Platz 7 gezogen.
Eigentlich hatte "Nike" recht: Laut maunzend stand sie im Wohnzimmer, empört über die fremden Menschen, die sich in ihrem Heim umschauten. Mit hoch aufgerichtetem Schwanz machte sie durch die Küche ins Freie kehrt. Die betagte Katze gehörte der Bildhauerin Jutta Bossard, die 1996 mit 93 Jahren in ihrem Haus bei Jesteburg, südlich von Hamburg am Rande des Naturschutzparks Lüneburger Heide, verstarb.
Wohlig warmes Wasser, duftende Essenzen, Reinigung, Entspannung - diese Assoziationen verbinden wir spontan mit einem Bad in der Wanne. Niemand möchte die Möglichkeit missen, den Tag mit einer erfrischenden Dusche zu beginnen oder auch, ab und zu, mit einem Bad zu beschließen. 75 Prozent der Deutschen duschen heute täglich. In den allermeisten Fällen ist ein Badezimmer mit Wanne oder wenigstens mit einer Dusche selbstverständlicher Teil einer Wohnung.
Heutzutage, wo man aus Kostengründen allerorten die Öffnungszeiten der öffentlichen Sporteinrichtungen verkürzt, die »Frühschwimmer« ihrer einsamen Bahnen im Morgennebel beraubt, den Vereinen kostenträchtige Turnhallen und Stadien überantwortet, mutet die Geschichte des Dr. Samuel Schlobig, der seine geräumige, aus eigenen Mitteln geschaffene Privat-Badeanstalt der westsächsischen Heimatstadt mitsamt seinem übrigen Besitz vermachte, wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht an.
August Hermann Francke zu verstehen, den Theologen, Geistlichen und Erzieher, fällt heutzutage, wo das Individuum mitsamt seinen Bedürfnissen größer geschrieben wird als gemeinschaftliche Werte, nicht eben leicht.
Ein zinnenbekrönter, schlanker Turm schraubt sich in die Höhe. Er überragt ein verwittertes Schloss im hügeligen Park. Unbeschnittene Bäume und wildwachsende Sträucher laden dazu ein, Entdeckungstouren zu machen, zu klettern und sich ein verborgenes Plätzchen zu suchen. Über dem herrschaftlichen Eingang grüßen zwei Mohren. Dahinter öffnet sich eine Art Rittersaal, von dem aus verwinkelte Gänge und Treppen in exotische Reiche führen. So könnte ein Märchenschloss aussehen, wie es sich Kinder in ihren Träumen vorstellen.
Als die amerikanischen Soldaten am 3. April 1945 Zella-Mehlis besetzten, war ihre erste Frage "Where is Walther?" Denn hier hatte Carl Walther 1908 die erste Selbstladepistole gebaut, die in den folgenden Jahrzehnten ihren Siegeszug um die Welt antrat. Die Amerikaner konfiszierten alle Unterlagen, und die gesamte Familie Walther wurde - vor der Übergabe an die Russen - ebenso wie andere Fabrikantenfamilien zwangsevakuiert.
Nach dem Brandenburger Tor in Berlin kann das Lübecker Holstentor für sich in Anspruch nehmen, das bekannteste Stadttor Deutschlands zu sein. Mehr als die berühmten Kirchen der Welterbestadt, mehr auch als das traditionsreiche Rathaus ist der massige Backsteinbau über der Trave zum Wahrzeichen der Hansestadt geworden - und das, obgleich die Funktionen, die man gemeinhin mit einem solchen Wehrbau assoziiert, hier historisch niemals zum Tragen kamen.
In der Hansestadt Stralsund atmen die stolzen Giebelhäuser, das repräsentative gotische Rathaus, die mächtigen Backsteinkirchen, die Speicher und der Hafen noch immer den Geist der Hansezeit. Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts gegründet, mauserte sich die Ansiedlung schnell zu einer ernst zu nehmenden Konkurrentin des fernen Lübeck, wetteiferte mit der stolzen Hansemutter in der Höhe und Pracht der backsteinernen Gotteshäuser, der Schönheit und dem Reichtum seiner Bauwerke.
Achtung! Wenn 'Frei' 10-Pfg.-Stück einwerfen. Dann Klinke ganz herunterdrücken. Innen verriegeln", so steht es auf dem Keramikschild an der schmalen Tür - darunter ein weißer Behälter mit einem Einwurfschlitz für das Kleingeld. Wer das kleine Backsteingebäude im Bochumer Stadtpark heute aufsucht, etwa um in den Bänden der umfangreichen Bibliothek zur Stadt- und Regionalgeschichte zu blättern, kann so manche Details wie diese zur Kenntnis nehmen.
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