Kleine und große Kirchen - Sakralbauten tragen ein Stück Ewigkeit in sich. Sie sind das steingewordene Wort Gottes. Über ihren kunsthistorischen Wert hinaus sind sie identitätsstiftende Räume, die einen Ort unverwechselbar machen. Diese Rubrik widmet sich Kirchen und Synagogen, ihren Geschichten und den Herausforderungen für die Denkmalpflege bei der Restaurierung von Sakralbauten.
Als man in Duisburg einen Standort für das neue Kasino suchte, fiel die Wahl auf ein Areal mitten im Zentrum der Stadt, das mit der unter Denkmalschutz stehenden, 1962 eingeweihten Mercatorhalle bebaut war. Trotz großer Proteste wurde sie 2005 zugunsten eines gesichtslosen Neubaus abgerissen.
Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert", soll der preußische König Friedrich II. ausgerufen haben, nachdem es ihm gelungen war, das häufig überschwemmte Oderbruch trockenzulegen und fruchtbares Ackerland zu gewinnen. Schon sein Vater Friedrich Wilhelm I. hatte mit dem Gedanken gespielt, die Oder zu begradigen. Doch ihm war das Unternehmen letztlich zu teuer gewesen. Friedrich II. wagte sich an das Projekt und gab dafür rund 600.000 Taler aus. Bis 1786 gründete er 50 Dörfer, in denen sich nach und nach 300.000 Kolonisten aus dem In- und Ausland ansiedelten.
Das Schicksal der Urbanskirche in Schwäbisch Hall schien 2005 besiegelt: Aus wirtschaftlichen Gründen sollte das mittelalterliche Gotteshaus am Rande der Stadt geschlossen werden. Doch die Gemeindemitglieder wollten das nicht zulassen und gründeten den Freundeskreis Urbanskirche e. V. Dieser organisiert seitdem in enger Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Michael und St. Katharina das gottesdienstliche Leben in der Urbanskirche und übernimmt die laufenden Kosten.
Wie mag Josef sich gefühlt haben, als er erfuhr, dass seine Verlobte schwanger war und das nicht von ihm? Christen ist diese Frage vertraut. Sie wissen, warum Josef Maria dennoch zur Frau nahm. Für Nichtchristen, die möglicherweise schon in dritter Generation keine Bibel mehr im Haus haben, ist dies eine aufrüttelnde Frage. Gestellt in der anhaltischen Dorfkirche Polenzko, bewegte sie die Gemüter mancher Gottesdienstteilnehmer.
Das mecklenburgische Dorf Federow am Rande des Müritz-Nationalparks war eigentlich nie für spektakuläre Ereignisse bekannt. Aber 2005 sollte es Stätte einer deutschlandweiten Premiere werden: Aus der örtlichen Kirche wurde die erste und bislang auch einzige Hörspielkirche. Ein sorgfältig installiertes Audio-System bietet bei bester Akustik in der Sommersaison täglich Literatur von Spannung über Erbauung bis Information.
"Es ist erstaunlich. Unsere Malchower Dorfkirche musste so lange auf ihre Restaurierung warten, aber nun, da wir diese Aufgabe angehen, sprudeln wir nur so vor Ideen, wie wir sie nutzen werden", strahlt Irmtraut Peick, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Tatsächlich hielt die kleine uckermärkische Feldsteinkirche über 50 lange Jahre durch.
Alles Leben ist Wandel. Aus der Sicht des katholischen Theologen ist dem, was Gottfried Kiesow schon vor einem Jahrzehnt auf einer Tagung zu "Kirchenbau zwischen Aufbruch und Abbruch" im Bistum Münster ausführte, voll und ganz zuzustimmen: "Die Kirchenbauten waren von Anbeginn in gleicher Weise einem bis heute währenden Wandel unterworfen wie die Auslegung der Heiligen Schrift und besonders die Liturgie, die am stärksten Einfluss auf die Gestaltung der sakralen Innenräume hatte."(1)
Auf der A 40 geht mal wieder nichts mehr. Dort im Stau zu stehen, gehört zum normalen Alltag der Ruhrgebietler. Doch an diesem Sonntag im Juli 2010 ist alles anders: Nicht mürrische Gesichter in Autos, die sich Stoßstange an Stoßstange reihen, sondern entspannte Menschen, die neben ihren Fahrrädern geduldig warten oder auf Inlinern kleine Pirouetten drehen. Es scheint, als hätten sie den Spruch "Ich komm' zur Ruhe" verinnerlicht, der in großen Lettern an der Autobahnbrücke in Bochum-Hamme zur Gelassenheit mahnt und auf die direkt neben der Autobahn liegenden Epiphaniaskirche hinweist.
2005 gab man sich bei der Verleihung der Ferdinand von Quast-Medaille, benannt nach dem ersten preußischen Denkmalpfleger, ganz jugendlich: Die höchste Denkmal-Auszeichnung des Landes Berlin wurde damals an zwei Kinder- bzw. Jugendprojekte vergeben. Zum einen an die Elterninitiative der Zinnowwaldschule, die die Aula, "einer der schönsten Schulräume Berlins", renoviert hatten.
Als sich die Kirchengemeinde der Kreuzkirche in Bonn zu Beginn der 1930er Jahre entschloss, "sämtliche mit gotisierenden Kapitellen ausgestattete Säulen, die vielen Wasserspeier und Kreuzblumen sowie unnötige Galerieverzierungen zu entfernen", hatte sie Gutes im Sinn. Zwar erachtete man die "Anwendung spielerischer oder gar unehrlicher Zutaten an kirchlichen Bauwerken" auch nicht mehr für zeitgemäß, doch im Mittelpunkt stand die marode Substanz der 1871 nach den Plänen von Christian August Dieckhoff eingeweihten neugotischen Hallenkirche.
Wie auf einem Tablett präsentiert sich die gotische Marienkirche in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin. Der 1270/80 begonnene, freistehende Backsteinbau ist das Relikt einer Zeit, als die planmäßige Entwicklung der Doppelstadt Cölln und Berlin ihren Anfang nahm und im Norden die "Neustadt" gegründet wurde.
Als unser Fotograf in diesem Sommer ins nordhessische Flechtdorf kam, herrschte in den alten Gebäuden des Klosters gerade reges Treiben. Eine Studentengruppe der Fachhochschule Gießen-Friedberg hantierte mit Schnüren, Wasserwaagen und Zollstöcken. Alle Teile der Anlage wurden exakt vermessen. Auch wenn es zahlreiche Zeugnisse über das klösterliche Leben in Flechtdorf gibt, wirft die Baugeschichte noch viele Fragen auf. Deshalb ist es ein großes Glück, dass - trotz der Vernachlässigung in den letzten Jahrzehnten - noch ungewöhnlich viel Originalsubstanz erhalten ist.
Groß war die Enttäuschung, als Martin Luther 1510 nach beschwerlicher Reise in Rom eintraf. Keine überwältigende Hingabe und Erleuchtung erfasste den Wallfahrer mit dienstlichem Auftrag im Epizentrum der christlichen Kirche, sondern purer Schrecken und Ekel angesichts der durchaus weltlichen Zustände in der klerikalen Welt. Enttäuscht kehrte er diesem Hort der fleischlichen Sünden und der feilgebotenen Ablässe den Rücken und machte sich zurück in Richtung Heimat.
Konstantin Henkel lächelt, während wir im sensibel sanierten Remter des 800 Jahre alten St.-Johannis-Klosters in Schleswig fotografieren dürfen. "Nun ja, jetzt sieht unser mittelalterlicher Speisesaal wieder wunderbar aus - wie wollen Sie da vermitteln, wie baufällig das alles war und was genau mit den vielen großzügigen Spenden getan wurde?" Henkel, erster Stellvertreter des Vereins Freundeskreis St.-Johannis-Kloster, hat wie seine Mitstreiter arbeitsreiche Jahre in der Klosteranlage hinter sich. Sein Verein war gemeinsam mit dem Klosterprobst der Bauherr und Vertragspartner der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Blieskastel gilt als ein Kleinod im Saarland. Tatsächlich hat sich das Städtchen bis heute seinen barocken Charme bewahrt, der untrennbar mit den Grafen von der Leyen verbunden ist: Als diese ihre Residenz 1773 von Koblenz nach Blieskastel verlegten, kam ein wirtschaftlicher und künstlerischer Aufschwung in Gang, der bis heute das Stadtbild bestimmt.
Als ehedem mächtige Hansestadt am Strelasund verfügt das vorpommersche Stralsund über so manches bauliche Zeichen seiner einstigen Bedeutung. Stolze Kirchtürme prägen die Silhouette von See aus, mächtig aufragende Speichergebäude integrieren sich ins Bild, und für den Näherkommenden vervollständigen die reichen bürgerlichen Giebelhäuser den selbstbewussten Drang nach Höherem.
Es ist als großes, kunstvoll ausgestattetes Barockkloster über Bayern hinaus bekannt. Dennoch sind wir diesmal dankbar für die Hilfe des Navigationsgeräts: Denn obwohl sich das Prämonstratenserkloster Roggenburg auf dem höchsten Punkt der Region erhebt, ist es bei der Anfahrt lange nicht zu erblicken, da es von altem Baumbestand umgeben ist.
"Kirche, Küche, Pferdestall, eine etwas eigentümliche Zusammenstellung", so lautete das Urteil des Marinepfarrers Friedrich August Schorn, der 1901 das erste Buch über die Geschichte der Festung Friedrichsort geschrieben hat. Denn über zweihundert Jahre befand sich der Kirchenraum im Obergeschoss eines Gebäudes, das auch einen Pferdestall und die Küche des Kommandanten der im 17. Jahrhundert gegründeten dänischen Festung an der Kieler Förde beherbergte.
Seit dem 25. März weisen drei "Stolpersteine" in Schwedt darauf hin, dass hier die jüdische Familie Meinhardt ihren letzten selbstgewählten Wohnsitz hatte. Sie wurde in den 1940er Jahren deportiert und in Auschwitz beziehungsweise Treblinka ermordet. In 500 Orten Deutschlands und mehreren Ländern Europas verlegte Gunter Demnig bisher seine Stolpersteine, mit denen er an die Opfer der NS-Zeit erinnern möchte. Die Steine für die Familie Meinhardt sind die ersten, die der Künstler in Schwedt in den Boden einließ. Das "Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Rassismus Schwedt" hatte zuvor die benötigten Mittel gesammelt.
Mitten im Dreißigjährigen Krieg läutet im Rhönort Ostheim die Alarmglocke. Schnell packen die Menschen ihre wichtigsten Habseligkeiten und flüchten in ihre Kirchenburg. Das mächtige Haupttor ist kaum geschlossen, als die sogenannten Kroatischen Reiter, die auf Seiten Wallensteins kämpfen, an der äußeren Wehrmauer ankommen. Tapfer wehren sich die Ostheimer gegen den Ansturm.
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