Kleine und große Kirchen - Sakralbauten tragen ein Stück Ewigkeit in sich. Sie sind das steingewordene Wort Gottes. Über ihren kunsthistorischen Wert hinaus sind sie identitätsstiftende Räume, die einen Ort unverwechselbar machen. Diese Rubrik widmet sich Kirchen und Synagogen, ihren Geschichten und den Herausforderungen für die Denkmalpflege bei der Restaurierung von Sakralbauten.
In Wetzhausen erzählen 35 Epitaphien die Familiengeschichte des reichsritterschaftlichen Geschlechts von Truchsess. Dass sie restauriert werden konnten, ist der privaten Initiative eines Nachfahren zu verdanken.
Es sind nicht gerade Kirchenbauten, die man mit der Architektur des Nationalsozialismus verbindet. Dabei lag die Sakralkunst in jenen Jahren keineswegs brach. Wie sehr sie von der NS-Ideologie beeinflusst werden konnte, bezeugt die Martin-Luther-Gedächtniskirche in Berlin.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat dazu beigetragen, dass die ehemalige Synagoge in Niederzissen restauriert und 2012 als Erinnerungs- und Begegnungsstätte eröffnet werden konnte. Dort werden seither wertvolle Zeugnisse jüdischen Lebens des Eifelstädtchens gezeigt.
Der fränkische Adelige Grimo legte in merowingischer Zeit den Grundstein für klösterliches Leben in Tholey. Vermutlich wollte er an die vornehme Tradition des Ortes anknüpfen, als er seine Kirche in die Mauern einer römischen Badeanlage baute und dort Kleriker ansiedelte. Von Grimos Gotteshaus haben sich heute keine Spuren mehr erhalten. Jetzt steht an seiner Stelle die frühgotische Abteikirche, deren wuchtiger Turm mit barocker Haube das Bild des saarländischen Ortes beherrscht.
Wir möchten Ihnen Kircheneinrichtungen vorstellen, an denen mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erste Konservierungsarbeiten durchgeführt werden. Unsere Stiftung hofft auf Ihre Unterstützung, damit das wertvolle Kunstgut vollständig restauriert werden kann. Außerdem möchte sie weitere Ausstattungen versorgen, die immer noch auf Rettung warten.
Die Kapelle von Schloss Türnich bei Köln ist ein Kleinod des Rheinischen Späthistorismus. Feuchtigkeitsschäden gefährden das Denkmal und seine prächtige Ausstattung.
Prachtvoll stehen sie in vielen Kirchen: Altäre mit ihren kunstvoll gestalteten Retabeln. Als Ort der Eucharistiefeier erinnern sie an das letzte Abendmahl, das Sterben und die Auferstehung Jesu. Den wenigsten Besuchern eines Gotteshauses ist bewusst, dass die Altäre ihren Ursprung in der Antike haben. Tier-, Brand- oder Rauchopfer wurden auf ihnen dargebracht. Der Name leitet sich von "alta ara" ab, was erhöhte Opferstätte bedeutet. Diese frühen Altäre waren schlicht gehaltene Steinblöcke, die meist im Freien standen.
Nur wenigen ist es bekannt: In Bochum befindet sich, ganz in der Nähe der Innenstadt, ein Schmuckstück der modernen Kirchenarchitektur - der einzige, nach Entwürfen Hans Scharouns (1893-1972) verwirklichte Sakralbau.
Masken, Hopfenfrüchte und Pinienzapfen aus Holz wachsen plastisch aus der Decke heraus. Auf zierlichen, mit Knorpeln und Blattwerk berankten Bögen stehen Engel. Sie begleiten den Eintretenden ins Innere der kleinen Kirche von Osterwohle.
Synagogen waren einst ein wichtiger Teil der Baukunst in Deutschland, leider sind sehr viele von den Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938 zerstört worden. Die erhaltenen haben deshalb eine ganz besondere religions- und baugeschichtliche Bedeutung.
Sechs Tage der Woche kämpfen wir mit der Welt, ringen wir dem Boden seinen Ertrag ab; am Sabbat gilt unsere Sorge vor allem der Saat der Ewigkeit, die in unsere Seele gesenkt ist. Abraham J. Heschel (1907-1972)
"Endlich gelangten wir auf den Ilsenstein. Das ist ein ungeheurer Granitfelsen, der sich lang und keck aus der Tiefe erhebt. Von drei Seiten umschließen ihn die hohen, waldbedeckten Berge, aber die Vierte, die Nordseite, ist frei, und hier schaut man das unten liegende Ilsenburg und die Ilse, weit hinab ins niedere Land", schrieb Heinrich Heine in seinem 1826 veröffentlichten Band "Die Harzreise". Ohne es eigens zu erwähnen, hat er von dem Felsen aus auch das Ilsenburger Kloster betrachtet, das vor beinahe 1.000 Jahren hoch über dem Tal des Flüsschens Ilse errichtet wurde.
Der englische Abt Wynfreth erhielt am 15. Mai 719 von Papst Gregor II. den Auftrag, das Christentum im Frankenreich zu verbreiten. Als Bonifatius missionierte er zunächst im Land der Friesen, später zog er nach Osten weiter. In Nordhessen wollte er ein Zeichen setzen und fällte 723 das Heiligtum der Germanen, die Donareiche. So gelang es ihm, den Stamm der Chatten zum Christentum zu bekehren.
Als man in Duisburg einen Standort für das neue Kasino suchte, fiel die Wahl auf ein Areal mitten im Zentrum der Stadt, das mit der unter Denkmalschutz stehenden, 1962 eingeweihten Mercatorhalle bebaut war. Trotz großer Proteste wurde sie 2005 zugunsten eines gesichtslosen Neubaus abgerissen.
Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert", soll der preußische König Friedrich II. ausgerufen haben, nachdem es ihm gelungen war, das häufig überschwemmte Oderbruch trockenzulegen und fruchtbares Ackerland zu gewinnen. Schon sein Vater Friedrich Wilhelm I. hatte mit dem Gedanken gespielt, die Oder zu begradigen. Doch ihm war das Unternehmen letztlich zu teuer gewesen. Friedrich II. wagte sich an das Projekt und gab dafür rund 600.000 Taler aus. Bis 1786 gründete er 50 Dörfer, in denen sich nach und nach 300.000 Kolonisten aus dem In- und Ausland ansiedelten.
Das Schicksal der Urbanskirche in Schwäbisch Hall schien 2005 besiegelt: Aus wirtschaftlichen Gründen sollte das mittelalterliche Gotteshaus am Rande der Stadt geschlossen werden. Doch die Gemeindemitglieder wollten das nicht zulassen und gründeten den Freundeskreis Urbanskirche e. V. Dieser organisiert seitdem in enger Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Michael und St. Katharina das gottesdienstliche Leben in der Urbanskirche und übernimmt die laufenden Kosten.
Wie mag Josef sich gefühlt haben, als er erfuhr, dass seine Verlobte schwanger war und das nicht von ihm? Christen ist diese Frage vertraut. Sie wissen, warum Josef Maria dennoch zur Frau nahm. Für Nichtchristen, die möglicherweise schon in dritter Generation keine Bibel mehr im Haus haben, ist dies eine aufrüttelnde Frage. Gestellt in der anhaltischen Dorfkirche Polenzko, bewegte sie die Gemüter mancher Gottesdienstteilnehmer.
Das mecklenburgische Dorf Federow am Rande des Müritz-Nationalparks war eigentlich nie für spektakuläre Ereignisse bekannt. Aber 2005 sollte es Stätte einer deutschlandweiten Premiere werden: Aus der örtlichen Kirche wurde die erste und bislang auch einzige Hörspielkirche. Ein sorgfältig installiertes Audio-System bietet bei bester Akustik in der Sommersaison täglich Literatur von Spannung über Erbauung bis Information.
"Es ist erstaunlich. Unsere Malchower Dorfkirche musste so lange auf ihre Restaurierung warten, aber nun, da wir diese Aufgabe angehen, sprudeln wir nur so vor Ideen, wie wir sie nutzen werden", strahlt Irmtraut Peick, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Tatsächlich hielt die kleine uckermärkische Feldsteinkirche über 50 lange Jahre durch.
Alles Leben ist Wandel. Aus der Sicht des katholischen Theologen ist dem, was Gottfried Kiesow schon vor einem Jahrzehnt auf einer Tagung zu "Kirchenbau zwischen Aufbruch und Abbruch" im Bistum Münster ausführte, voll und ganz zuzustimmen: "Die Kirchenbauten waren von Anbeginn in gleicher Weise einem bis heute währenden Wandel unterworfen wie die Auslegung der Heiligen Schrift und besonders die Liturgie, die am stärksten Einfluss auf die Gestaltung der sakralen Innenräume hatte."(1)
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