Kleine und große Kirchen - Sakralbauten tragen ein Stück Ewigkeit in sich. Sie sind das steingewordene Wort Gottes. Über ihren kunsthistorischen Wert hinaus sind sie identitätsstiftende Räume, die einen Ort unverwechselbar machen. Diese Rubrik widmet sich Kirchen und Synagogen, ihren Geschichten und den Herausforderungen für die Denkmalpflege bei der Restaurierung von Sakralbauten.
Konzerte haben in der Jenaer Stadtkirche St. Michael eine lange Tradition. Mit seinen Orgelimprovisationen begeisterte einst Max Reger (1873-1916) ebenso wie heute die Kantorei St. Michael und viele andere Künstler, die seit Jahrzehnten regelmäßig mit Chor- und Orgelkonzerten für ein volles Haus sorgen. Einen besonderen Höhepunkt wird das spätgotische Gotteshaus inmitten der Universitätsstadt am 18. September dieses Jahres erleben.
Die Clausthaler bewiesen Gottvertrauen, als sie ihre Marktkirche als Holzbau errichteten - auch wenn es hier im Oberharz das gebräuchlichste Material war. Schließlich hatten sie am Vorgängerbau von 1610 nicht lange Freude gehabt. Im September 1634 zerstörte ein Großbrand die evangelische Kirche und die halbe Stadt. Unzählige Menschen wurden obdachlos. Dennoch scheute die freie Bergstadt auch während des Dreißigjährigen Krieges keine Kosten und Mühen, ein neues Gotteshaus zu errichten.
Es ist ein ambitioniertes Projekt: Saniert und "wieder standfest" soll St. Jakob mitten im malerischen Rothenburg ob der Tauber 2011 seine 700-Jahr-Feier begehen. Die punktgenaue Landung zum Jubiläumsjahr wurde beim Sanierungsbeginn 2005 beschlossen. Jeder, der in der Baubranche tätig ist, weiß: Zeitpläne sind eine heikle Angelegenheit.
Es ist uns die befremdliche Anzeige geschehen, dass jenseitige (d. h. die evangelischen) Kirchenpfleger sich unterstanden haben, ohne unser Vorwissen und Einwilligung zerschiednes in der Hospitalkirche verändern, und vorhabens seien, solche ausmalen zu lassen", empörten sich 1774 die katholischen Stadträte von Dinkelsbühl.
Synagogen waren einst ein wichtiger Teil der Baukunst in Deutschland, leider sind sehr viele von den Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938 zerstört worden. Die erhaltenen haben deshalb eine ganz besondere religions- und baugeschichtliche Bedeutung. Im Unterschied etwa zu katholischen Kirchen sind Synagogen keine heiligen Stätten, sondern Häuser der Versammlung, des Betens und des Lernens.
Vom männlichen Standpunkt aus betrachtet", schreibt Vicco von Bülow über seine erste Liebe, "zeigte ich mich schon anläßlich meiner Taufe von einer beklagenswert unergiebigen Seite. Damals beabsichtigte noch ein weiterer, mir unbekannter weiblicher Säugling, sich am selben Tage taufen zu lassen. Kirchlicherseits war man auf diesen Andrang offensichtlich weder räumlich noch moralisch vorbereitet, denn wir wurden bis zum Beginn der Feierlichkeiten abseits in einen gemeinsamen Wagen gebettet. Für Säuglinge von heute unbegreiflich: Ich mißachtete die Gunst der Stunde."
Er ist das Wahrzeichen von Ottweiler: Über der kleinen Stadt an der Blies mit ihren malerischen Plätzen und verwinkelten Gassen - eine der wenigen gut erhaltenen historischen Altstädte im Saarland - thront der rund 48 Meter hohe mittelalterliche Alte Turm. Heute ist er der Kirchturm der evangelischen Pfarrkirche. Bei den im September abgeschlossenen Sanierungsarbeiten hat man festgestellt, dass seine bewegte Geschichte wohl noch weiter zurückreicht als bisher angenommen.
Dass sich Seeräubergeschichten um die Katharinenkirche ranken, ist bei ihrer Lage an der Hamburger Hafenkante kein Wunder. Die vergoldete Krone, die den Turm ziert, soll aus dem Schatz des Klaus Störtebeker gefertigt worden sein. Den trinkfesten Vitalienbruder hat man nämlich 1401 in der Hansestadt enthauptet.
Der "hohle Zahn", wie die Berliner den alten Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche nennen, hatte seinem Namen traurige Ehre gemacht: Das Mauerwerk war so porös geworden, die Mörtelfugen rissig, dass für die Kriegsruine ernste Gefahr bestand. Mittlerweile ist das Denkmal gerettet.
Es ist noch nicht lange her, da war es den Bürgern von Azmannsdorf nicht möglich, die notwendigsten Reparaturen an ihrer Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert vorzunehmen. Heute hängen Fahnen vom Heimatverein, vom Fußballklub und von der Karnevalsgesellschaft in Azmannsdorf an den Emporen und zeugen von einem regen Gemeindeleben.
Spannung und Freude herrschten am Mittag des 1. September 2007 im sachsen-anhaltischen Zerbst: Erstmals ertönte das volle Geläut der Glocken von St. Nicolai. Neben der berühmten Gloriosa von 1378, die mit einem unteren Durchmesser von 195 Zentimetern und einem Gewicht von 4.540 Kilogramm eine der größten Glocken des 14. Jahrhunderts in Deutschland ist, hatten vier weitere Glocken die Tragödie des 16. April 1945 überlebt.
Was haben Pommerscher Kaviar, Mecklenburger Wurzelfleisch und Rhabarberauflauf mit Denkmalschutz zu tun? Diese Gerichte und viele weitere Köstlichkeiten - darunter ein Drei-Gang-Menü des Fernsehjournalisten Ulrich Wickert - haben dazu beigetragen, die kleine achteckige Fachwerkkirche aus dem 18. Jahrhundert in Tarnow zu retten.
Können wir es uns wirklich leisten, einen Abbruch zu riskieren? Denn was würde es kosten, ein derartiges Gebäude neu zu errichten?" fragte Wolfgang Fehl bei einer Zusammenkunft in der Wuppertaler Immanuelskirche im November 1981. Damals war es beschlossene Sache, dass die lutherischen und reformierten Gemeinden im Oberbarmer Raum zusammengeschlossen werden sollten und dass man deshalb fortan nur noch die lutherische Kirche für Gottesdienste benötigte.
Im Dezember fällt das Glauben leicht. Nach diesigen Novembertagen schimmert durch Kerzenlicht Hoffnung in die dunkle Zeit und wird das Gemüt vom Punsch auf den Weihnachtsmärkten erwärmt. Das Stimmungsbarometer ist ab dem ersten Advent auf Milde eingestellt. Dann füllen sich - und dies ist schon Tradition - die Kirchen wieder. Zwar besichtigen Liebhaber sakraler Kunst im Laufe des Jahres auf Reisen oder zum Atemholen nach dem Einkauf immer mal wieder Gotteshäuser. Aber zu Beginn der Messen verlassen sie sie meist.
Theodor Ulrich, Spross einer Unternehmerfamilie aus Brilon, ist in den 1820er Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Standort für eine neue Eisenhütte. Seit Jahrhunderten schon wurde das in den sauerländischen Bergen abgebaute Erz in kleinen Hütten geschmolzen. Doch Theodor Ulrich setzt auf einen größeren Betrieb.
Viele einstmals große und berühmte Orte haben im Laufe der Zeit ihre Bedeutung eingebüßt und sind hernach nur noch für Experten ein Begriff. Die Wechselfälle der Geschichte haben sie gebeutelt, an ihrem einstmaligen Glanz gekratzt und sie schließlich dem Vergessen anheim gegeben.
Man schreibt den 25. Juli 1794, es sind die letzten Tage von Robespierres Schreckensherrschaft in Frankreich. Der junge, als Monarchist verfolgte Dichter Andrea Chenier wartet auf seine Hinrichtung ... Die Hauptfigur in Umberto Giordanos gleichnamiger Revolutionsoper durchlebt ihr tragisches Ende derzeit in St. Jakobi in Stralsund - ein effektvoller Rahmen für die pathetischen Arien und gewaltigen Chorszenen des musikalischen Dramas, das das Theater Vorpommern in der Kulturkirche inszeniert.
Kirchen sind Funktionsbauten und oft sind sie schön. In ihnen soll in einem ästhetisch ansprechenden Rahmen Liturgie gefeiert werden, doch das ästhetische Empfinden ändert sich ebenso wie die liturgischen Anforderungen im Laufe von Jahrhunderten.
Die frühmittelalterliche Geschichte Bayerns lässt sich ohne wiederholte und ausführliche Exkursionen nach Regensburg, in Arbeo von Freisings »Metropolis der Bajuwaren«, nicht erzählen. Dort, wo bereits die Römer im 2. Jahrhundert n. Chr. ein großräumiges Kastell für ihre Dritte Italische Legion errichteten, machten sich in der Nachfolge auch Agilolfinger, Karolinger, Ottonen und Bayernherzöge die verkehrsgünstige Lage an Donau und Naab sowie den Reichtum an Bodenschätzen für ihre vielfältigen machtpolitischen Unternehmungen zunutze.
Das Achteck ist die vollkommene Form zwischen Kreis und Quadrat. Das dachte man jedenfalls in der Antike. Der Kreis ohne Anfang und Ende symbolisierte den Himmel in seiner Unendlichkeit und das Quadrat mit seinen vier Ecken die Erde in ihrer Begrenzung mit den Himmelsrichtungen. Zwischen Himmel und Erde erbaute Karl der Große auf dem Grundriss eines Oktogons sein Gotteshaus, die Aachener Marienkirche (auch Pfalzkapelle oder Münster genannt). Er orientierte sich an San Vitale in Ravenna und der kleinen Hagia Sophia in Istanbul.
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