Denkmalarten Landschaften, Parks und Friedhöfe Streiflichter Gärten Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2025 B
Hitze, Dürre, Starkregen oder Stürme – der Klimawandel gefährdet unsere historischen Gärten und Parkanlagen. Die Gartendenkmalpflege reagiert – MONUMENTE berichtet. Denn die Deutsche Stiftung Denkmalschutz engagiert sich, um Gründenkmale zu retten.
Stamm und Äste der Blutbuche im Schlosspark des Wasserschlosses Fürstlich Drehna bei Luckau recken sich trotzig gen Himmel: Sie sind ausgetrocknet, löchrig, geschwächt durch anhaltende Trockenheit und angegriffen vom Riesensporling. Der einst stolze, 120 Jahre alte Baum kann seine 28 Meter breite Krone nicht mehr tragen. Er ist zur Gefahr geworden. „Eigentlich versuchen wir, jeden unserer Riesen zu retten“, sagt Juliane Lehmphul. Sie ist seit 2009 als Landschaftsarchitektin und Gartendenkmalpflegerin bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Jede Entnahme eines Baumes bedeute die Veränderung des Gesamtbildes einer Grünanlage – und Gartendenkmalpflege ist für sie, wie Bilder zu gestalten und zu erhalten. Es ist eine Kunst.
„Die Blutbuche musste in Absprache mit den Denkmalbehörden und dem Naturschutz gefällt werden. Sie war ein enormes Sicherheitsrisiko“, so Lehmphul. Die entstandene Lücke im Schlosspark der Liegenschaft der Brandenburgischen Schlösser GmbH (BSG), eine Tochtergesellschaft der DSD, füllte sie mit der Nachpflanzung einer sorgsam ausgesuchten Buche. Ein Baum mit höherer Baumqualität und ein großflächiger Bodenaustausch halfen, um bestmögliche Bedingungen für den Anwuchs zu schaffen. Mittlerweile, vier Jahre später, ist der junge Baum verwurzelt im Boden und nähert sich langsam dem Erbe des vorherigen ortsbildprägenden Solitärbaums – auch wenn sich seine künstlerische Wirkung im Park bei hohem Fachpflegeaufwand erst viel später entfalten wird.
Die wunderschöne Blutbuche im Schlosspark in Fürstlich Drehna trug purpurfarbene Blätter. 2020 ist sie von Trockenheit und Pilzbefall gezeichnet. 2021 muss der Baum gefällt werden.
Wie stark bedroht dürreempfindliche Bäume und Pflanzen durch die klimatischen Veränderungen sind, erlebt die Landschaftsarchitektin bei Projekten und in den Liegenschaften der Stiftung tagtäglich – sei es die Blutbuche in Luckau, die Taxushecke und die Fichten im Sudermannpark in Blankensee oder die Eichen im Schlossgarten des Prinzenhauses in Plön.
Akute Bedrohung
Deutschlandweit gibt es etwa 10.000 historische Gärten und Parkanlagen, die Denkmalwert beanspruchen. Blühende Wiesen, sorgfältig ausgewählte Pflanzen oder effektvolle Sichtachsen sind Zeugnisse der Kunst von Landschaftsarchitekten, Gärtnern, Züchtern und Visionären wie Peter Joseph Lenné, Eduard Petzold, Friedrich Ludwig von Sckell oder Karl Foerster. Heutzutage sind die Gründenkmale auch beliebte Erholungsorte und unverzichtbare Räume für Klima- und Biodiversitätsschutz. Sie sind dabei von einem Faktor abhängig, ohne den sich Nachhaltigkeit nicht erreichen lässt: die Zeit – und die ist knapp.
Extremwetterereignisse nehmen deutschland- und weltweit zu. Die gewachsene und gepflanzte Natur ist bedroht:
Stürme und Orkane
Die oft über Jahrhunderte gewachsenen Gründenkmale werden zerstört und gefährdet. Abgebrochene und entwurzelte Bäume bedrohen Park- und Gartenbesucher ebenso wie gebaute Architektur und Ausstattung.
Trockenheit und Dürre
Ausgetrocknete Bodenschichten entkräften Gehölze, Pflanzen und Bäume, das beeinträchtigt Wachstum und Reproduktion – und der sogenannte Hitzestress für Bäume ist mittlerweile enorm. Die Pflanzen versuchen, den zunehmenden Wasserverlust auszugleichen.
Starkniederschläge
Durch Austrocknung wird das Risiko von Bodenerosion bei Starkniederschlägen und Hochwassersituationen erhöht. Die Parkanlagen können wertvolle Funktionen wie die Versickerung, Wasserrückhaltung und Schadstoffbindung immer schwerer erfüllen.
Pflanzenkrankheiten und Schädlinge
Mit
dem veränderten Klima können Pflanzenarten an Vitalität verlieren, neue
Pflanzenschädlinge treten auf, die Biodiversität ist bedroht. Gerade
geschwächte Altbäume bieten optimale Entwicklungsbedingungen für Schädlinge wie
den Borkenkäfer oder Baumpilze wie den Riesensporling.
So stellt der Klimawandel die Gartendenkmalpflege vor vermehrte Herausforderungen. Für unsere Grünanlagen ist er längst eine akute Bedrohung, insbesondere durch die Wechselwirkungen zwischen Trockenheit, Dürre, Starkregen, Überschwemmungen, Sturmereignissen, Schädlingen und Baumkrankheiten. Sie führen vielerorts schon jetzt zu einer weitreichenden Schädigung der gewachsenen Denkmale (siehe auch oben „Die Folgen des Klimawandels für unsere Gärten und Parks“).
Um Gründenkmale mit der nötigen Dringlichkeit klimaresistenter zu machen und den erheblichen fachlichen Aufwand von Pflege und Instandhaltung zu bewältigen, gründete sich bereits 2019 das bundesweite Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel. Die DSD ist Teil des Projekts, um diese große Aufgabe des Schutzes von historischen Gärten und Parks im Dialog zu lösen und Fachkompetenzen zu bündeln.
Fragile Gärten
Die Zunahme der Wetterextreme führt uns vor Augen, wie gefährdet das grüne Erbe ist. Deutlich wird das auch im Reimers Garten im hessischen Bad Homburg, einem aktuellen Förderprojekt der DSD. Er ist ein Beispiel für den Typus der großbürgerlichen Villengärten. Starkregen und extreme Sonneneinstrahlung lassen in Hanglagen und exponierten Steilböschungen des Gartens ein massives Schadensbild entstehen: Stauden, Gräser und Wildrosen verlieren an Vitalität, bei vegetationslosen Steilstücken wird der Boden ausgespült und die Artenvielfalt des Blütengartens ist gefährdet.
Vera-Irene Rottmann gründete 2017 die treuhänderische Vera-Irene Rottmann-Stiftung unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Sie hat sich der Förderung von Denkmalen in Berlin und Brandenburg mit einem Schwerpunkt im Bereich der Gartendenkmalpflege verschrieben. Ein besonderes Anliegen ist es ihr, die Folgen des Klimawandels für Parks, Gartendenkmale und Friedhöfe zu mildern.
MONUMENTE: Warum sind Sie historischen Garten- und Parkanlagen verbunden?
Vera-Irene Rottmann: Da ich in einem 1.000 qm großen Garten aufgewachsen bin, bis ich ihn, nach meinen Urgroßeltern und Eltern, dann selbst bearbeitet habe. Hier ist meine Liebe zu Gärten und zur Natur entstanden.
Haben Sie einen Lieblingspark?
Das gibt es mehrere rund um und in Berlin: der Garten der Liebermann-Villa, der Park von Schloss Charlottenburg, der Park von Schloss Glienicke, der Britzer Garten oder der Körnerpark in Berlin-Neukölln.
Was hat Sie dazu motiviert, eine treuhänderische Stiftung zu gründen?
Mir ist es wichtig, diesen Wert zu erhalten und weiterzugeben. Alte Parkanlagen, zum Beispiel gestaltet vom Gartenkünstler Peter Joseph Lenné, sind bewundernswert und sollten bewahrt werden. Und natürlich auch, weil Natur grundsätzlich gerettet und gepflegt werden sollte.
Gleichermaßen bedroht ist der Sudermannpark – eine Liegenschaft der BSG. In dem sehr waldigen Park sind es auch Extremwetterereignisse, die zur Entkräftung und Vertrocknung von Hecken, Bäumen und Böden führen. Mit den ausgetrockneten Bodenschichten geht einher, dass starke Stürme die geschwächten Bäume entwurzeln. „Hier sind schon mehrere Brücken und Statuen durch umfallende Bäume zu Schaden gekommen. Zuletzt Pomona, die Göttin der Früchte“, erzählt Lehmphul. Der große Park, in dessen Zentrum das Schloss als Bauwerk des märkischen Barocks steht, ist vom Schriftsteller Herrmann Sudermann mit antiken Statuen, Büsten und Bauteilen ausgestaltet worden, die er von seinen Italienreisen mitbrachte. Die Anlage ist ein typisches Beispiel der historistischen Gartenkunst aus jener Zeit.
Mit viel Wind geht oft auch viel Wasser einher. Und bei der Nieplitz, die den Blankensee mit dem Grössinsee verbindet und die sich durch den Park schlängelt, schwankt der Wasserstand durch wiederkehrende Starkniederschläge. „Durch den Wechsel ist die hölzerne Wasserführung der Luft ausgesetzt. Das Holz wird morsch. Das bedeutet auch, dass wir durch Bodenverlust Parkfläche einbüßen und dass die Bäume am Ufer nicht mehr sicher stehen und unter Umständen auch die Fundamente der charakteristischen Brücken ausgespült werden“, so Juliane Lehmphul. Auf einem Rundweg führen sechs Brücken durch das romantische Kleinod.
Schadensbeschreibungen wie diese gelten mittlerweile für viele historische Gärten und Parks in Deutschland – und das trotz fachlicher Betreuung, intensiver Pflege, vorausschauender Maßnahmen und zunehmendem Personalaufwand. Züchtungen helfen, Pflanzen resistenter zu machen, Bewässerungsanlagen kommen seit Jahren zum Einsatz. Unter anderem kümmert sich auch die Gemeinschaftsstiftung Historische Gärten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz seit 2001 um mittlerweile 76 Projekte in 60 Gärten deutschlandweit, um Perspektiven für Gärten im Klimawandel zu schaffen.
Grüne Hoffnung
Denn Gärten sind zudem Lernorte und können als gärtnerisches Wissen und Fähigkeiten erhalten und weitergeben. Seit fast 15 Jahren pflegt und saniert beispielsweise die Internationale Jugendbauhütte Gartendenkmalpflege die Parkanlage von Schloss Altdöbern in Brandenburg. Sie sorgt für die Sicherung dieses Gründenkmals und für die Weitergabe der nötigen Kompetenzen. Im Karl-Foerster-Haus und Garten wird aktuell von der DSD ein Ausbildungsplatz für den Nachwuchs in der Gartendenkmalpflege geschaffen. „So wachsen den jungen Menschen die Bäume und Pflanzen ans Herz“, weiß Juliane Lehmphul. Denn nur wenn historische Gärten und Parkanlagen als bedeutende Orte für das Gemeinwohl und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung für Geschichte, Identität und Biodiversität anerkannt und durch fachliche Expertise gepflegt werden, können wir sie retten: Als ein Zuhause für Pflanzen, Tiere und uns Menschen – damit unser Freund der Baum trotz widriger Bedingungen noch lange leben kann. „Die Bäume sind doch unsere Partner“, ergänzt sie und plädiert für einen sorgsamen und respektvollen Umgang mit der Natur. Das Erleben sollte das Bewusstsein für das Verhältnis vom Menschen zur Natur positiv beeinflussen. Sonst werden weder Fichten, Eichen noch Buchen die nächsten 100 Jahre in unserer deutschen Kulturlandschaft überleben und weiterhin die Erscheinungsbilder unserer Gärten und Parks prägen.
Svenja Brüggemann
Gärten und Parks
Am Eröffnungsabend der Lotterie sind bereits zehn Prozent der Lose verkauft. Die Wolfsburger Bevölkerung setzt damit im Herbst 1968 ein klares Zeichen: Sie will endlich ein Theatergebäude für ihre Stadt, ist die vielen provisorischen Spielstätten leid. Ein Jahr später erfolgt der erste Spatenstich des Hauses am Klieversberg - entworfen von Hans Scharoun, der als einer der wichtigsten Vertreter des Modernen Bauens gilt.
Dank Gerüst haben die Linden den Bogen raus: Der Laubengang, ein wichtiger Bestandteil des denkmalgeschützten Ensembles um die Dorfkirche St. Johannes, hat wieder Formen angenommen.
Zu den Förderprojekten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gehören von Anbeginn an auch Gärten und Parks. Ein Gespräch mit dem Projektleiter für gartendenkmalpflegerische Aufgaben der Stiftung
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