Denkmalarten Kleine und große Kirchen Stile und Epochen 1500 Ausgabe Nummer Februar Jahr 2025 Denkmale A-Z H
Eigentlich sollte nur der Dachstuhl der Kirche im brandenburgischen Herzsprung ertüchtigt werden. Dabei wurden mittelalterliche Fugenritzungen im Putz entdeckt, die nun konserviert werden.
Die Prignitz ist bis auf wenige Ausnahmen ein flacher Landstrich. „Das ist die einzige Kirche weit und breit, die auf einem Berg liegt“, betont denn auch Pfarrer Berthold Schirge. Der Ortsname Herzsprung soll auf ein Burgfräulein zurückgehen, das jeden Tag auf dem Hügel nach ihrem Liebsten Ausschau hielt. Als sie die Nachricht von seinem Tod erhielt, brach es ihr buchstäblich das Herz und sie starb. Ihr Vater soll zum Gedenken an dieser Stelle eine Kapelle errichten haben lassen. Die heutige Feldsteinkirche wurde um 1500 erbaut.
„Die Lage auf der Anhöhe hat gute und schlechte Seiten“, sagt Fachplaner und Bauleiter Marek Fiedorowicz aus Hoppegarten. „Gut, weil das Wasser abfließt und es damit weniger Probleme mit Feuchtigkeit gibt. Schlecht, weil die Kirche an einem Hang steht und es deshalb zu statischen Problemen im Turmbereich kam.“ Denn der erste Turm stand, wie üblich bei Kirchen, im Westen, aber vermutlich gab der Baugrund nach. Im 18. Jahrhundert folgte der zweite Versuch auf der Nordseite, der ebenfalls nicht von Dauer war. 1859 wusste sich die Gemeinde offenbar keinen besseren Rat mehr und setzte einen neogotischen Turm mit vier Staffelgiebeln auf die Ostseite über die Apsis. „Das kommt in Städten vor, weil der Platz es nicht anders erlaubte, aber in ländlichen Gebieten ist das ungewöhnlich“, so Bauplaner Fiedorowicz.
Die Kirche sei ein wichtiger Ort für die Dorfgemeinschaft, erzählt Berthold Schirge: „Wenn Ortsbeirat, Dorfverein und Kirchengemeinde etwa das Martinsfest gemeinsam planen, dann kommt halb Herzsprung in die Kirche.“ Der evangelische Pfarrer ist nicht nur für die rund 70 Gemeindeglieder in Herzsprung, sondern für elf Orte und damit auch elf Kirchen und deren Erhaltung zuständig. Derzeit steht in und um das Gotteshaus in Herzsprung ein Gerüst. Der barocke Dachstuhl wies gravierende Schäden im Traufbereich auf. „Wahrscheinlich im 19. Jahrhundert hat man die Traufe komplett vermauert, sodass die Balken nicht abtrocknen konnten“, sagt Fiedorowicz. Rund 90 Prozent der Balkenköpfe mussten deshalb ausgetauscht werden. Außerdem stellte man Echten Hausschwamm fest. Nach Abschluss der Zimmermannsarbeiten gilt es nun, das Dach zu decken und Putzschäden zu beseitigen, die innen wie außen durch die Reparatur der Traufe entstanden sind.
Es ist die erste Renovierung der kleinen Kirche bei Wittstock seit Jahrzehnten. Während der Bauuntersuchungen im Vorfeld stießen Fachleute an allen vier Außenseiten auf Ritzungen im Putz, die eine Quaderung andeuten. Diese Fugenritzungen seien typisch für die Zeit um 1500, so Planer Fiedorowicz. Während man im 13. Jahrhundert mit sorgsam behauenen Quadern gebaut habe, nutzte man 200 Jahre später eher nachlässig behauene Feldsteine. „Stattdessen hat man in den Putz die Fugen geritzt, um Quadermauerwerk nachzuahmen.“ Für die Gemeinde waren diese Erkenntnisse überraschend, so der Pfarrer: „Die Putze haben wir gesehen, aber dass das so etwas Besonderes ist, haben wir nicht gewusst.“ Die bauzeitlichen Putze soll nun ein Restaurator sichern und konservieren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möchte den Putzen und der gesamten Kirche neue Festigkeit verleihen. Mit Ihrer Unterstützung kann das gelingen.
Iris Milde
Dorfkirche Herzsprung
Herzsprunger Dorfstr. 11
16909 Heiligengrabe
Förderjahre: seit 2023
aktuelle Maßnahme: Dach und Schiff
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Dorfkirche Herzsprung
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