Denkmalarten Wohnhäuser und Siedlungen Technische Denkmale Stile und Epochen 2000 Nach 1945 1925 1900 1850 1800 1700 1600 1500 1200 1000 800 Ausgabe Nummer Dezember Jahr 2024 Denkmale A-Z B H
Das gute Zusammenspiel aller Beteiligten führt bei der Instandsetzung von Denkmalen in privater Hand zu ausgezeichneten Ergebnissen. Der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege rückt gute Beispiele ins Rampenlicht.
Eine Geschichte wird von privaten Denkmaleigentümern immer wieder erzählt: die von der ungläubigen Fassungslosigkeit von Freunden und Bekannten, wenn man von der Idee erzählt, ein Denkmal instand setzen zu wollen – und von der überraschten Begeisterung derselben Freunde und Bekannten, wenn sie das Ergebnis sehen.
Ohne private Denkmalenthusiasten wären unsere Denkmallandschaften nicht zu erhalten und an bauhistorischer Vielfalt sehr viel ärmer. Denn der weitaus größte Teil der Denkmale in Deutschland ist in privatem Besitz. Es sind Bürgerhäuser, Wohn- und Wirtschaftsbauten oder Produktionsstätten. Viele von ihnen dienen weiterhin der Nutzung, für die sie einst errichtet wurden: wohnen und arbeiten. Es sind die nicht öffentlichen Eigentümer, die sich aus lange gelebter Tradition um die Pflege ihres Familienerbes kümmern. Oder neue Eigentümer, die sich bewusst ein traditionsreiches Denkmal als neue Aufgabe suchen.
Aus Überzeugung übernehmen Private damit so Verantwortung für den Großteil des landschaftsprägenden Bestands unserer Bauten. Eine Leistung, von der wir alle profitieren. Daher unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) private Denkmaleigentümer bei diesem Einsatz und fördert den höheren Mehraufwand für vorbildliche, denkmalgerechte Lösungen. So waren allein im Jahr 2023 über 56 Prozent der von der DSD geförderten Denkmale in privatem Besitz.
Anders als viele öffentliche und kirchliche Denkmaleigentümer mit eigenen Bauabteilungen unternehmen private, nicht professionelle Eigentümer das Abenteuer einer Instandsetzung und Restaurierung eines Denkmals einmal in ihrem Leben. Daher brauchen sie besondere Beratung und Hilfestellung: bei der Entwicklung eines denkmalgerechten Konzepts, der Einholung aller nötigen Genehmigungen, der Erstellung einer Finanzierung sowie bei der Suche nach denkmalerfahrenen Architekten und versierten Handwerkern.
Jedes Jahr wird deshalb in zwei Bundesländern der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgelobt – von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks. Der Preis richtet sich ausschließlich an private Denkmaleigentümer. Bewerben können sich Eigentümer und Handwerker, die mit ihren vorbildlichen Leistungen Nachahmer motivieren können. Bewerben können sich Eigentümer, Architekten und Handwerker.
Die Jury ist hochkarätig besetzt mit Vertretern der beiden Auslober, der regionalen Fachämter, Architektenkammern, Obersten Denkmalbehörden und Fachleuten aus den regionalen Handwerkskammern, den Fortbildungszentren und Denkmalbeiräten – alles jeweils Kenner der Materie vor Ort. Schon die Zusammensetzung der Jury macht deutlich, worauf es bei diesem Preis ankommt: ein gutes denkmalpflegerisches Konzept und eine besonders qualitätvolle handwerkliche Ausführung der denkmalgerechten Planungen.
Professionelle Arbeit in der Denkmalpflege
Der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege wird seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) verliehen. Der Preis soll einerseits private Denkmaleigentümer motivieren, handwerkliche Qualität und Leistung einzufordern, andererseits das Handwerk auf das Arbeitsfeld Denkmalpflege aufmerksam machen. Die DSD stellt insgesamt 60.000 Euro Preisgeld zur Verfügung. 2025 wird der Bundespreis in Brandenburg und Thüringen ausgelobt.
Kommunikation und Teamgeist
Dabei geht es nicht darum, etwas in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, sondern darum, den maximalen Anteil an originaler Substanz zu erhalten. Reparatur geht vor Erneuerung, Pflege vor Sanierung. Das Geheimnis einer vorbildlichen Instandsetzung ist die gute und frühzeitige Abstimmung sowohl von Eigentümer, Denkmalpflege und Architekt wie auch der Handwerker untereinander. Eigentümer berichten oft davon, dass sich ihre Ideen erst in der Diskussion – manchmal sogar in heftigen Diskussionen – mit den Denkmalpflegern und dem Architekten entwickelt haben.
Sie sind den Fachleuten im Nachhinein dafür dankbar: Die Suche nach der besten Lösung habe immer alle angetrieben. Die fachliche Beratung wird erfreulich oft gerade von neuen Denkmaleigentümern gesucht. So werden die aktuellen Eigentümer Teil der Geschichte ihres Denkmals. Ausgezeichnete Eigentümer sind sich dieser Verantwortung bewusst. Sie passen ihre Pläne dem Denkmal an und nicht das Denkmal ihren Plänen.
Beratung und Unterstützung ist ebenso bei der Suche nach guten Handwerkern wichtig, die durchweg echte Überzeugungstäter sind. Ihre Erfahrung und ihre Begeisterung für besondere Projekte machen eine gute und nachhaltige Instandsetzung aus. Sie entwickeln die praktischen Lösungen für die optimale Umsetzung, kennen historische Bauweisen und Materialien ebenso wie die neuesten Untersuchungstechniken. Viele der Handwerker kennen sich von anderen gemeinsamen Baustellen. Gute Teams wachsen so über Jahre.
Nach einer Vorjury, in der alle eingegangenen Bewerbungen geprüft und diskutiert werden, fährt die ehrenamtliche Jury an zwei Tagen etwa zehn bis 15 Objekte im Kleinbus ab. Die Eigentümer, unterstützt durch ihre Architekten und Handwerker, erläutern den Juroren die Herausforderungen, stellen die letztendlich entwickelten Lösungen und das Ergebnis der Arbeiten vor. Vielfach erläutern die Handwerker die ausgewählten Techniken und Materialien.
Oft werden die Diskussionen während der Bauzeiten wieder lebendig und fließen in die Beurteilung der Jury ein. Viele Eigentümer erzählen stolz von Besuchern am Tag des offenen Denkmals®, die sie mit Fragen löchern, weil sie selbst ein Denkmal haben oder darüber nachdenken, einen Altbau zu sanieren. So sind sie auch als Botschafter guter Denkmalpflege unterwegs. Eine Frage wird ihnen oft am Ende des Jury-Besuchs gestellt: „Würden Sie es wieder tun?“ Und es ist immer wieder eine Freude, wenn die spontane Antwort lautet: „Auf jeden Fall!“
Die Beweggründe der Eigentümer wandeln sich. Noch immer begeistern sie sich für die Individualität, die Tradition und Geschichte ihres Denkmals, das seine teils jahrhundertealten Zeitspuren erkennen lässt. Doch auch moderner Komfort, die Nachhaltigkeit von Materialien, Reparaturfähigkeit, kluge Um- und Weiternutzungen sowie gute energetische Lösungen sind für viele Eigentümer heute wichtige Fragen. Wenn selbst bei guter Vorbereitung während der Arbeiten immer wieder neue Zeitschichten und Fragen auftauchen, wie geht man damit um? Darf man Reparaturen sehen oder ist die perfekte Oberfläche erklärtes Ziel? Wie wird mit Bereichen umgegangen, die verloren sind? Ist eine Rekonstruktion für die Wirkung sinnvoll oder darf man ein neues Bauteil auch als solches erkennen? Jedes Denkmal ist ein Einzelfall, jede Lösung immer wieder spannend.
Wenn sich bei den Preisverleihungen alle Beteiligten in festlichem Rahmen treffen, ist die Freude groß – egal, welchen Preis sie erhalten. Stolz fühlen sie sich in ihrem Engagement wahrgenommen und wertgeschätzt, ganz offiziell, meist in der Staatskanzlei. Angesichts eines für die nächste Generation erhaltenen Denkmals gilt ohnehin das olympische Prinzip: Dabei sein ist alles.
Ursula Schirmer
Alle Preisträger des Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege 2024 aus Berlin und Rheinland-Pfalz finden Sie unter: www.denkmalschutz.de/bundespreis
Altes Handwerk in alten Wänden. Seit 1647 wurde in diesem Haus geschustert, der Besucher soll bald spannende Einblicke in das Leben seiner Bewohner erhalten. Erleben Sie schon jetzt erste Eindrücke durch eine Videoführung durchs Haus!
Die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk bewahrt rare Expertise. Das Stipendienprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt jedes Jahr bis zu 15 Handwerker, die dazu beitragen wollen, die Zukunft unserer Denkmale zu sichern. MONUMENTE hat drei Teilnehmer besucht.
Seit 1993 wird jedes Jahr in zwei Bundesländern der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege vergeben - 2017 in Berlin und Nordrhein-Westfalen.
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