Denkmalarten Kleine und große Kirchen Schlösser und Burgen Archäologie Stile und Epochen 1900 1800 1200 Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2024 Denkmale A-Z T

Wissen teilen, Kulturerbe fördern

Ran ans Denkmal

Für den Wert von Denkmalen zu begeistern ist eines der Hauptziele der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. MONUMENTE zeigt, wie wichtig es ist, ihre Bedeutung allen Generationen zu vermitteln – besonders den Jüngsten.

Klar, der Fachwelt und unzähligen Denkmalfans sind die Qualitäten unseres kulturellen Erbes bekannt. Bei anderen ist noch nicht angekommen, warum es wichtig ist, die baukulturellen Zeugnisse zu erhalten und zu erkennen, was sie uns über unser Leben und unsere ­Geschichte verraten. „Das Nicht-Bedeutungslose für den Einzelnen zum Bedeutungsvollen zu machen.“ So definiert die Historikerin, Denkmalpflegerin und Professorin Ingrid Scheurmann Denkmalbildung. Scheurmann war lange Jahre leitende Mitarbeiterin in der Denkmalvermittlung und -theorie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD).


Genau das, Menschen für den Wert unserer Denkmale zu begeistern, ist eines der höchsten Ziele der DSD. Seit fast vier Jahrzehnten sind in der Stiftungsarbeit verschiedene Angebote für unterschiedliche Zielgruppen entstanden, die unseren Denkmalschatz heben, teilen, vermitteln, diskutieren und damit den partizipativen Dialog zum Kulturerbe anregen. Eines von vielen Mitteln hierzu, die die DSD ins Leben gerufen hat, ist der Tag des offenen Denkmals®, den die Stiftung bundesweit koordiniert. Ein Tag im September voller Entdeckungen in historisch bedeutsamen Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind: von Schmiede­vorführungen und historischen Mahl- und Backtechniken über Turmbesteigungen, Baustel­len­rundgängen zu Restaurierungen, Zeitzeugengesprächen bis hin zu kindgerechten Familienrallyes.

Der Tag des offenen Denkmals 2024 war ein Publikumsmagnet.
Lea Greub
Der Tag des offenen Denkmals 2024 war ein Publikumsmagnet.

„Die Angebote vermitteln nicht nur Wissen, sondern sie regen Diskussionen an, welche Bedeutung Denkmale und ihr Erhalt für unsere heutige Gesellschaft ­haben“, sagt Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der DSD. Auf eine Auseinandersetzung mit ­unserem Kulturerbe zielt auch das Jahresthema der Stiftung ab. Jedes Jahr gibt es einen neuen Schwerpunkt, der von der DSD ­thematisiert wird – begleitet durch Aktionen und eine Plakatkampagne. 2024 heißt das Thema „Wahr-­Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Denkmale ­stehen dabei als wahre Zeugnisse im Fokus und regen an, über ihren authentischen Wert nachzudenken.


Denkmale erleben


Diese wechselnden Aspekte ermöglichen Denkmal- und Wissensvermittlung. Konzepte wie der Tag des offenen Denkmals, die zu den Denkmalen hinführen, das unmittelbare Raumerleben und den Wert städtebaulicher Einbindung einschließen, sind dabei maßgeblich. Gerade im digi­talen, globalen und mobilen Zeitalter schaffen sie authentische Erlebnisse vor Ort, die emotionalisieren. Das Wissen um die Bedeutung von Geschichte und gebauter Geschichte – den Denkmalen – ist aber vielfach nicht mehr vorhanden.


Hier setzt die DSD an, indem sie Denkmalvermittlung als Bindeglied zwischen Fachwelt und Öffentlichkeit versteht. MONUMENTE greift diesen ­Themenschwerpunkt im Heft immer wieder auf und gibt einen Einblick in das breite Stiftungsangebot zur Wissensvermittlung: vom Bildungsinstitut der DenkmalAkademie für Denkmaleigentümer oder Fachleute der Denkmalpflege bis hin zu den Jugendbauhütten, die Jugendlichen mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Denkmalpflege die Möglichkeit bieten, mit den eigenen Händen das Denkmal zu erfassen.

Unterwegs zum Denkmal: Beim Baustilkundeseminar der DenkmalAkademie zum Thema Romanik wird das alte Rautahus in Bamberg zum Lernort.
© Annissa Krügener / DSD
Unterwegs zum Denkmal: Beim Baustilkundeseminar der DenkmalAkademie zum Thema Romanik wird das alte Rautahus in Bamberg zum Lernort.

Mit Kopf, Herz und Hand


Den Vermittlungsangeboten der DSD ist dabei gemein, dass sie Denkmale als Anstoß für kulturelle Bildungsprozesse verstehen. Gerade Kinder und Jugendliche ­lassen sich schnell für Denkmale und ihre Geschichten begeistern, findet Dr. Susanne Braun. Sie leitet seit 2008 fachlich das Schulprogramm denkmal aktiv der DSD unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission. Ins Leben gerufen wurde die Initiative 2002. Seitdem arbeitet ein kleines Team mit einem wachsenden Netzwerk aus unterstützenden ­Partnern und engagierten Lehrern daran, Kinder und Jugendliche ab dem fünften Schuljahr für den Wert des kulturellen Erbes zu sensi­bilisieren. Aber was genau bedeutet das eigentlich?


Die Restauratorin und Denkmalpädagogin Dr. Dorothee Schmidt-Breitung erklärt es. Sie promovierte in der Denkmalvermittlung und untersuchte, wie denkmal aktiv-Projekte bei Jugendlichen wirken. Sie beschreibt es mit dem Dreiklang des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi: „Kopf, Herz und Hand.“ Mit der Hand erkläre sich das Denkmal von seiner Geschichte und Materie her. Das Herz beschrieben die Schülerinnen und Schüler in ihren Befragungen als den emotionalen ­Zugang, den sie beim Erlebnis vor Ort erlangen – und in den Kopf ginge es, wenn dadurch ein nachhallendes Interesse entstehe. „denkmal aktiv schafft etwas sehr Einmaliges“, sagt sie und betont die Stärke des Schulprogramms als Mittler zwischen der Jugend, den Experten, den Lehrenden und dem Denkmal als Wissensträger.


Die Stiftung fördert im Rahmen des Schulprogramms denkmal aktiv Projekte, die von Sekundar-, Mittel- und Gesamtschulen oder Gymnasien eingereicht werden. Ein Angebot aus Arbeitsmaterialien für den Unterricht hilft Lehrenden, Denkmalthemen methodisch zu planen und fachbezogen oder auch fächerübergreifend umzusetzen. Förderpartner aus Kultur und Bildung unterstützen das Programm finanziell und ideell.

Auf dem Safranberg: Das Fort Albeck wurde 1846 bis 1859 als das größte Außenfort der Bundesfestung Ulm gebaut. Bei den Wallanlagen, hinter dem Reduitgebäude, sind Baustelle und Zeltlager der Schülerbauhütte.
© Thomas Müller
Auf dem Safranberg: Das Fort Albeck wurde 1846 bis 1859 als das größte Außenfort der Bundesfestung Ulm gebaut. Bei den Wallanlagen, hinter dem Reduitgebäude, sind Baustelle und Zeltlager der Schülerbauhütte.

Was Baudenkmale, egal welcher Epoche und welcher Gattung, als schulische Lerngegenstände dabei auszeichnet, ist ihre Anschaulichkeit. An einer Feldsteinkirche, einer alten Mühle oder einem Industriebau lässt sich nachvollziehen, was in der Zeit der Errichtung an diesen Orten geschah. Doch auch in Fächern wie Chemie helfen Denkmale, Lernthemen greifbar zu ­machen – zum Beispiel, wenn es um Materialeigenschaften oder Umwelteinwirkungen geht. Warum Denkmale ­erhaltenswert sind, wird dabei von ganz allein deutlich.


Lernen am Denkmal


Die Bundesfestung Ulm ist für den Physik- und Mathelehrer Matthias Burger des Lessing-Gymnasiums in Neu-Ulm ein solcher außerschulischer Lernort. In einem berufsvorbereitenden Projektseminar bringt er den Teilnehmenden der elften Klasse die Bedeutung des riesigen Bauwerks bei, das an der Grenze von Bayern und Baden-Württemberg steht. Die Anlage ist das größte erhaltene Festungsbauwerk in Deutschland und umfasst mehr als 50 einzelne Bauten. 


Während des Schuljahres lernen die Jugendlichen das Denkmal mit seinen Bauschäden in Seminaren und Workshops kennen. Begleitet von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt begreifen sie die Grundsätze des denkmalpflege­rischen Umgangs: „Wir haben für die denkmalschutzrechtliche Genehmigung einen Maßnahmenplan bei der Stadt eingereicht. Dafür mussten wir genau recherchieren, welche Reparaturmethode wo geeignet wäre“, ­erzählen James Geller und Shirin Rezek. Die beiden 17-Jährigen befassen sich unter anderem mit Schadensbildern des Mauerwerks und analysieren die Ursachen.

Matthias Burger auf der Baustelle der Ulmer Schülerbauhütte. Er nahm schon mehrfach am Schulprojekt denkmal aktiv teil und engagiert sich im Förderkreis Bundesfestung Ulm e. V.
© Thomas Müller
Matthias Burger auf der Baustelle der Ulmer Schülerbauhütte. Er nahm schon mehrfach am Schulprojekt denkmal aktiv teil und engagiert sich im Förderkreis Bundesfestung Ulm e. V.

Achtsam sein


In einer Schülerbauhütte mit Zeltlager, die schon seit mehreren Jahren stattfindet, setzen sie in diesem Sommer mit professioneller Unterstützung dann praktisch um, was sie sich im Laufe des Schuljahres theoretisch angeeignet haben.


Angebote der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

DENKMAL WISSEN TEILEN

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) setzt sich leidenschaftlich dafür ein, Menschen für Denkmale zu begeistern. Sie bietet eine Vielzahl von Angeboten, um das Verständnis und die Wertschätzung für unser kulturelles Erbe zu fördern. Hier ein Überblick über einige der wichtigen Stiftungsangebote der Denkmalvermittlung, die ­zeigen, welches Wissen in ­Denkmalen steckt. Machen Sie mit!

Highlight der Denkmalvermittlung: Der Tag des offenen Denkmals®

Am bundesweiten Tag des offenen Denkmals, der seit 1993 jährlich am zweiten Sonntag im September stattfindet, können Besucher Denkmale erkunden. Eine App erleichtert das Auffinden der rund 6.000 Denkmale in 2.000 Gemeinden. Das Motto folgt stets dem Jahresschwerpunktthema der DSD, das dieses Jahr „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ lautete und die Auseinandersetzung mit unserem kulturellen Erbe bei rund 9.000 Fachveranstaltungen, Stadtführungen, Fahrradtouren oder ­Aktionen für Kinder stärkte. Mehr Infos zum gerade vergangenen Tag des offenen Denkmals unterwww.tag-des-offenen-denkmals.de

An den Wänden, in den Köpfen: Jahresthema der ­Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Übrigens: Die DSD greift das Jahresthema das ganze Jahr über in diversen Aktionen auf und trägt dazu bei, Menschen den Wert von Denkmalen näherzubringen. Eine bundesweite Plakatkampagne in deutschen Städten ruft die diesjährige Botschaft „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ zudem immer wieder ins Bewusstsein.

Wissenstransfer: Die Jugendbauhütten

Im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Denkmalpflege können Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren in den 16 Jugendbauhütten Deutschlands alle Bereiche der Denkmalpflege kennenlernen und auch direkt am Original­ ­arbeiten. Inspiriert von mittelalterlichen Bauhütten, wo Lehrlinge vom Meister lernten, erleben sie das Echte und ­Authentische hautnah. Seminare zu ­­ Stil- und Materialkunde, Forschungs- und Arbeitsmethoden sowie zur ­Bedeutung des europäischen Kultur­erbes ergänzen die praktische Arbeit. In einem Projekt ­haben sich Jugendbauhüttler auch mit dem diesjährigen Jahresthema auseinandergesetzt. Weitere Informationen zu den Jugendbauhütten deutschlandweit und international unter

www.jugendbauhuetten.de

Bildung on- und offline: Die DenkmalAkademie

Die DenkmalAkademie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist ein unabhängiges, bundesweites Bildungsangebot für Fachwissen in Theorie und Praxis in der Denkmalpflege. Das Angebot mit Seminaren zu Baustilkunde, prak­tischen Anleitungen und Diskussionen über aktuelle Themen wie energe­tische Ertüchtigung richtet sich an Kultur­begeisterte und Denkmalfreunde, Denkmaleigentümer, Bauherren und Fachleute in der Denkmalpflege. ­Unterstützt wird das Team der DSD ­­von Referenten und Praktikern aus der Fachwelt. Weitere Informationen unterwww.denkmalakademie.de

Wissen auf Tour: Die Ausstellung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Die multimediale Wanderausstellung „Baustelle Denkmal“ der DSD bietet einen innovativen Blick auf den Denkmalschutz. In sechs interaktiven Stationen ­erfahren Besucher, wie Denkmale entstehen, welche Gefahren sie bedrohen und wie handwerkliche und restauratorische Expertise zum Erhalt beitragen. ­Lustige Fakten und Mitmachaktionen runden das ­Bildungserlebnis für alle Generationen ab. Die aktuelle Station der Wanderausstellung ist in Quedlinburg. Mehr Infos zur Ausstellung als Wissensvermittler unter

denkmalschutz.de/ausstellung

Wissen to go: Die Podcast-Reihe „Sprechendes Denkmal“

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) ist seit 1991 Destinatär der Soziallotterie GlücksSpirale. Zum 50. Jahrestag ihres Bestehens 2020 spendierte WestLotto einen ­Podcast, in dem Denkmale selbst ihre Geschichte erzählen. Inzwischen gibt es 38 ­sprechende Denkmale in Nordrhein-Westfalen und zehn weitere aus dem gesamten Bundesgebiet. ­Abrufbar sind alle Folgen auf der Internetseite

denkmalschutz.de/sprechendes-denkmal

gängigen Podcast-Plattformen, der neuen App zum Tag des offenen Denkmals oder einen QR-Code vor Ort am Denkmal.

Kulturerbebotschafter: Die Ortskuratorien

Die ehrenamtlichen Mitstreiter der DSD engagieren sich in 85 Ortskuratorien bundesweit. Sie informieren über die Arbeit der Stiftung, organisieren Ausstellungen, Vorträge, Führungen und unterstützen Denkmale durch Konzerte. Diese Aktivitäten tragen ­wesentlich zum Anliegen der DSD bei, unser ­kulturelles Erbe zu bewahren. Mehr Infos unter

denkmalschutz.de/ortskuratorien

Geschichten rund ums Denkmal: MONUMENTE

Print und online – in ­MONUMENTE, dem ­Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, entdecken Sie seit 1991 Geschichte und Geschichten rund um Denkmale in Deutschland. Schauen Sie doch auch mal auf

www.monumente-online.de

vorbei und lernen Sie Wissenswertes über unsere wertvolle Denkmallandschaft.

 

Mit begleitendem Lehrpersonal und einem Zimmermann an der Seite führt Matthias Burger mit der 20-köpfigen Gruppe Mauerwerksreparaturen eines Strebebogens der Festung durch und stellt eine originalgetreue Bedachung wieder her. Bei Beräumungsarbeiten sowie Reparaturen im Pulver­magazin fließt der Schweiß.


„Die Steine erzählen uns ­Geschichte“, weiß Burger und prüft mit den Jugendlichen bei den anfänglichen Arbeiten, welche Teile des Bestandes bewahrt werden können. Neben Bautechnik und Handwerk geht es auch um angewandte Mathe­matik: Damit die sta­tische Sicherheit des Gewölbebogens gewährleistet bleibt, rechnen sie mit Bleistift und auf Pappe den richtigen Radius für das Stützwerk aus.


Von der Woche im Camp nehmen die Jugendlichen aus dem denkmal aktiv-Projekt vor allem eines mit: „Ich verstehe viel mehr, wie viel Arbeit der Erhalt dieses Denkmals ­bedeutet und wie wichtig die Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und das ehrenamtliche Engagement des Förderkreises Bundesfestung Ulm e.V. ist. Wenn man sich früher einsetzt, könnten viele Schäden vermieden werden“, erzählt Jonas Werner.

Gemeinsam für den Erhalt der Festung: Die beiden Schüler bringen eine Stütze am Strebebogen an, um die Konstruktion zu stabilisieren.
© Thomas Müller
Gemeinsam für den Erhalt der Festung: Die beiden Schüler bringen eine Stütze am Strebebogen an, um die Konstruktion zu stabilisieren.

ZAHLEN & ERFOLGE


200.000 - Über 200.000 Mal wurde Denkmalen beim Tag des offenen Denkmals® eine Plattform geboten.


100.000.000 - Am Tag des offenen Denkmals können Denkmale hautnah erlebt werden. Millionenfach wurden ­Besucher bisher direkt an die Denkmale gebracht.


4.000 - Pro Jahr schulen sich circa 4.000 Denkmalfreunde in Online- und Offlineseminaren sowie bei ­Inhouse-Schulungen der DenkmalAkademie ­zu Fachwissen der Denkmalpflege in Theorie und Praxis.


25.000 - Rund 25.000 Schülerinnen und Schüler haben sich seit 22 Jahren in 1.500 denkmal aktiv-Projekten Wissen über bundesweit verteilte Denkmale angeeignet.


6.415 - Seit Gründung der ersten Jugendbauhütten 1999 in Quedlinburg engagierten sich 6.415 Jugendliche in den wachsenden bundesweiten Standorten und lernten im Freiwilligen Sozialen Jahr in der ­Denkmalpflege handfestes Wissen.


500 - Rund 500 Ehrenamtliche organisieren in 85 Ortskuratorien Ausstellungen, Vorträge, ­Führungen und Konzerte, um über das ­Engagement der Stiftung aufzuklären und Denkmale direkt zu unterstützen.

Die ­Erkenntnisse des Schülers beschreibt der Lehrer mit Achtsamkeit. „Darum geht es mir auch, dass die ­Jugendlichen einen achtsamen Umgang mit dem von Menschen Gemachten wie den Denkmalen lernen.“ Er ergänzt, dass bei der Arbeit auf der Baustelle auch soziale Differenzen zurücktreten. „Es ist einfach schön, zusammen­zuarbeiten, etwas ­gemeinsam zu schaffen und dabei zu lernen.“ Der ­praktische Ansatz und die direkte Erfahrung am ­Denkmal hat die Verbundenheit der Jugend­lichen zu ­ihrer Ulmer ­Festung gestärkt.


Lebendige Geschichte


Ohne das Zutun der DSD wären viele Schulprojekte zu Denkmalthemen nicht möglich gewesen. Mit ihrer Unterstützung sind auch die Schülerinnen und Schüler der Carl-Diercke-Oberschule im brandenburgischen Kyritz mitten im Denkmal unterwegs. Während des Projekts mit dem ehemaligen Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert tauchen sie tief in die Geschichte ihrer Heimatstadt ein: Ein Archäologe zeigt Bauforschungsarbeiten und Restaurierungsmaßnahmen auf der Baustelle im denkmalgeschützten Areal, das saniert wird. Es entsteht ein Kulturzentrum mit einer Bibliothek und dem stadtgeschichtlichen Jungen Museum Kyritz.

Das 1303 erstmals erwähnte Kyritzer Franziskanerkloster gehörte zu den bedeutendsten der Mark Brandenburg.
© Masuch Informationssysteme
Das 1303 erstmals erwähnte Kyritzer Franziskanerkloster gehörte zu den bedeutendsten der Mark Brandenburg.
 


Die individuelle Aneignung des Ortes und seiner Geschichte gelingt über eine Recherche zu Personen, die mit dem Kloster verbunden sind. Unterstützt von der Kuratorin des Museums entsteht eine Führung mit Spielszenen zu Bewohnern und Nutzern des sogenannten Klausurflügels. „Eine Reise durch die Zeit und die Ereignisse, die sich hier zugetragen haben. Die Geschichte wird lebendig. Die Ruine mit den Ausgrabungsstätten war ein spannender außerschulischer Lernort“, erzählt die Lehrerin Friederike Möckel. Sie ist selbst Theater­­­­­­-pädagogin und freut sich über den Erfolg. In Zukunft wird das im denkmal aktiv-Projekt erarbeitete Theaterstück im Vermittlungsangebot des Stadtmuseums ­gezeigt. Die Jugendlichen sind aktiv am kulturellen ­Leben ihrer Stadt beteiligt.


Ran ans Denkmal


Ganz nah ran ans Denkmal wagen sich die Siebtklässler der Ganztagssekundarschule Freiherr Spiegel in Halberstadt: Die Deutsch-, Geschichts- und Kunstlehrerin ­Annette Liesecke der UNESCO-Projektschule bindet die 1.000-jährige Geschichte Halberstadts mit ihren unzäh­ligen Kirchen während des Projekts immer wieder in ihren Unterricht ein. „Gotik, Barock, die Gestaltung von Kirchenbauten bis hin zur gesellschaftlichen Rolle der Kirchen“, zählt Liesecke nur einige der kunstgeschichtlichen, geschichtlichen und aktuellen Themen auf, die sie im Rahmen des Projekts fächerübergreifend behandelt. Die Erkundung der Sakralbauten in der Umgebung der Schule ist ein wichtiger Teil des außerschulischen Lernens.

In Halberstadt gibt es insgesamt 22 evangelische und katholische Kirchen: vorn im Bild der Dom St. Stephanus und St. Sixtus in Halberstadt mit einem der weltweit größten mittelalterlichen Kirchenschätze, hinten die Liebfrauenkirche.
© Matthias Bein / picture alliance / dpa
In Halberstadt gibt es insgesamt 22 evangelische und katholische Kirchen: vorn im Bild der Dom St. Stephanus und St. Sixtus in Halberstadt mit einem der weltweit größten mittelalterlichen Kirchenschätze, hinten die Liebfrauenkirche.
Außerschulisches Lernen: die Schülerinnen und Schüler des denkmal aktiv-Projekts haben die Kirchen von Halberstadt erkundet.
© Annette Liesecke
Außerschulisches Lernen: die Schülerinnen und Schüler des denkmal aktiv-Projekts haben die Kirchen von Halberstadt erkundet.
 

Die Kinder befassen sich mit den Materialien von Glas bis Sandstein und schulen das Auge für die baulichen Feinheiten beim Zeichnen vor Ort. Wenn einer der Schüler bei der Stadtexkursion fallen ließe, dass das doch eine gotische Kirche sei, mache sie das sehr stolz. Verfeinert wird die gestalterische Auseinandersetzung unter anderem durch die Ausflüge zu einer Werkstatt für Architekturdrucke. Bei Besuchen im Kloster St. Burkhardi und weiteren Denkmalen erleben die Kinder zudem, dass die Bauwerke nicht nur durch Gottesdienste oder Gemeindearbeit mit Leben gefüllt werden, sondern auch durch mögliche Um- und Weiternutzungen oder als Orte für Kunst. So wird im Kloster St. Burkhardi die Installation des bekannten John-Cage-Projekts gezeigt.

Ein weiteres denkmal aktiv-Projekt, das den jungen Teilnehmern verdeutlicht, was Denkmale über unsere Geschichte verraten und welchen Platz sie in der heutigen Gesellschaft haben. Denn das persönliche Erleben des Denkmals und die tiefgehende Auseinandersetzung hallen nach: ob beim Tag des offenen Denkmals, einem DenkmalAkademie-Seminar oder während des außerschulischen Lernens in denkmal aktiv-Projekten.


Letztere weiten früh den Blick für den Wert ­unserer Denkmale. Dr. Susanne Braun, die Fachleiterin von denkmal aktiv, ist deswegen von der Wirkungs­weise des Schulprogramms überzeugt: „Mit denkmal aktiv säen wir einen Samen. Ich vertraue darauf, dass er aufgeht und wurzelt.“ Die Bemühungen, die wir schon ­heute für unsere Denkmale unternehmen, sollten morgen und in Zukunft fortgesetzt werden. Unterstützen Sie uns dabei, ganz nah dran zu sein am Denkmal und das ­Wissen auch mit den Jüngsten zu teilen. Nur so kann­ ­unser Engagement für Denkmale weiter wurzeln, wachsen und in die nächste Generation getragen werden. Svenja Brüggemann


www.denkmalschutz.de/denkmale-erleben

Raus aus der Schule, ran ans Denkmal: denkmal aktiv

denkmal aktiv ist das Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: Schülerinnen und Schüler erleben mit Lehrkräften und Fachpartnern Denkmale als Lernorte. Möchten Sie eine Projektwochenförderung erhalten oder sich für die Förderung eines schuljahresbezogenen denkmal aktiv-Projekts bewerben? Mehr Informationen zu den Projekten, Fachpartnern, Fördermöglichkeiten und Arbeitsmaterialien finden sie unter www.denkmal-aktiv.de

 

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Jugendarbeit denkmal aktiv

Tätkräftig für den Denkmalerhalt: Nach den Mauerwerksreparaturen bauen die jungen Teilnehmer des denkmal aktiv-Projekts unter Anleitung den Dachstuhl für diesen Teil der Ulmer Festung.
© Matthias Burger
Tätkräftig für den Denkmalerhalt: Nach den Mauerwerksreparaturen bauen die jungen Teilnehmer des denkmal aktiv-Projekts unter Anleitung den Dachstuhl für diesen Teil der Ulmer Festung.
 

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