Denkmalarten Kleine und große Kirchen Stile und Epochen Romanik Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2024
Die frühere Stiftskirche St. Lubentius im Limburger Stadtteil Dietkirchen ist nicht nur ein herausragendes Beispiel romanischer Baukunst, sondern auch Zeugnis einer über 1.000-jährigen Kirchen- und Baugeschichte.
Wie aus ihm emporgewachsen erhebt sich auf einem schroffen Felsen über der Lahn ein geschichtsträchtiges, romanisches Bauwerk: die St. Lubentiuskirche mit ihren beiden ungleichen Türmen, verbunden durch eine hölzerne Glöcknerbrücke.
Bereits im 4. Jahrhundert soll der heilige Lubentius, ein Priester aus Trier, hier missioniert haben. Historisch belegt ist die Gründung eines Kollegiatsstiftes um 840. Die Stiftskirche steht für die Verbreitung des Christentums in ottonischer Zeit. Bis heute erinnert die anspruchsvolle Architektur an die bedeutende kirchenpolitische Stellung, die der Sakralbau einst hatte. Sein ungleichmäßiges Erscheinungsbild mit den zahlreichen Anbauten, die sich dicht an dicht auf dem Felsen drängen, ist das Ergebnis einer über 1.000-jährigen Baugeschichte. Der erste, einfache Saalbau geht auf die karolingische Zeit zurück. Dieser wurde im 10. Jahrhundert durch eine dreischiffige Basilika ersetzt, die wiederum 100 Jahre später zu ihrer heutigen Größe ausgebaut wurde.
Frühe Experimente
Derzeit wird die imposante Kirche instand gesetzt, beginnend mit den beiden Türmen. Die Restaurierung der Rhombendächer konnte bereits erfolgreich abgeschlossen werden und legte spannende Details offen. So ergaben dendrochronologische Untersuchungen, dass die hölzernen Tragwerke aus dem 12. Jahrhundert stammen und damit über 800 Jahre alt sind. Für die Konstruktion des älteren Südturmdaches, die an allen Seiten unterschiedlich ausfällt, erprobten die damaligen Baumeister verschiedene Lösungen. Im später erbauten Nordturm wurden die dort gewonnenen Erkenntnisse dann angewandt. „Das konnten wir während der Arbeiten hervorragend ablesen, weil alles noch bauzeitlich ist“, sagt die betreuende Architektin des Diözesanbauamtes Limburg, Nikola Stauf. Sie freut sich sehr darüber, dass die Substanz größtenteils erhalten werden konnte.
Bis Ende des Jahres soll die Instandsetzung der beiden
Turmschäfte, zu einem Teil durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gefördert,
abgeschlossen sein. Da die Fugen des Mauerwerks undicht geworden sind, müssen
sie vollständig erneuert werden. Die empfindlichen Tuff- und Marmorsäulen der
Klangarkaden haben bereits stark unter der Witterung gelitten, sind
größtenteils nicht mehr tragfähig. Damit sie nicht noch weitere Schäden
erleiden, werden die Originale als wertvolle Zeugnisse der Baugeschichte geborgen
und künftig museal oder im Innenraum der Kirche präsentiert. An ihren
ursprünglichen Platz treten auf den zweiten Blick erkennbare Duplikate. So
bleibt die Reparaturgeschichte ablesbar.
So aufwendig und kompliziert der Bau der Kirche durch seine besondere Lage war, so erfordert ihr Standort auf dem Kalkfelsen auch heute eine präzise Planung der Arbeitsabläufe. Im nächsten Abschnitt wird das Langhaus samt Chor restauriert. Dann muss das Gerüst direkt über dem Steilhang zur Lahn errichtet werden. Nikola Stauf ist optimistisch: „Das wird sicher die größte Herausforderung, aber es ist nicht unmöglich.“
Annika Louise Kern
St. Lubentiuskirche Dietkirchen
Herrenberg 1
65553 Limburg
Förderjahre: seit 2023
Aktuelle Maßnahme: Sanierung des Nordturms
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