Denkmalarten Öffentliche Bauten Stile und Epochen Nach 1945 Ausgabe Nummer April Jahr 2024 Denkmale A-Z D G
Wichtiger denn je: Das Grundgesetz, Bollwerk der Demokratie, wurde vor 75 Jahren verabschiedet und damit die Bundesrepublik Deutschland gegründet.
Es ist das wichtigste Datum der bundesdeutschen Geschichte: der 23. Mai 1949. Mit der Verkündung des Grundgesetzes in Bonn wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet.
Weil es an geeigneten Räumen mangelte, hatte man die große Halle des naturkundlichen Museums Koenig für die Eröffnungssitzung der Ausarbeitung des Grundgesetzes gewählt. Die ausgestopfte Giraffe, die den Herren Abgeordneten (und den vier Frauen Abgeordneten) über die Schulter schaute, ist legendär. Die feierliche Verkündung fand dann acht Monate später in der Aula der Pädagogischen Akademie nicht weit vom Museum Koenig statt. Die Aula wurde für 51 Jahre Sitz des Bundesrates.
75 Jahre ist die Gründung her und damit die Erhebung der mittelgroßen rheinischen Stadt Bonn zur provisorischen Hauptstadt. Um Bundesrat und den benachbarten Bundestag herum begann sich die Regierung niederzulassen. Der Bundeskanzler im Palais Schaumburg, der Bundespräsident in der Villa Hammerschmidt.
Das Regierungsviertel zeichnete sich durch eine gewollte Uneinigkeit der Bauten aus. Prägende Neubauten neben dem Langen Eugen, dem Abgeordnetenhochhaus von Egon Eiermann von 1969 und dem funktional-kantigen Bundeskanzleramt von 1976 waren die Landesvertretungen. Fast alle Bundesländer suchten sich dafür gründerzeitliche Villen aus.
Die eigenwilligen Bayern aber bauten neu: Der Münchener Sep Ruf, Architekt des späteren Kanzlerbungalows im Park des Palais Schaumburg, entwarf ein schlichtes, elegantes Gebäude. Ab 1954 wurde hier Politik gemacht – man ahnt, wie selbstbewusst die Vertreter des traditionsreichen Bayern auftraten, wie wichtig die bayerische Botschaft im Spiel der großen Politik war. Dazu passt: Das Bundesland Bayern hatte, um die Bewahrung seiner Selbstständigkeit zu unterstreichen, das Grundgesetz formal abgelehnt, war aber gleichzeitig dennoch Mitglied der Bundesrepublik geworden.
Bonn, die Bayern und das Bier
Mehrere Innenministerkonferenzen der Bundesrepublik fanden in der bayerischen Landesvertretung statt. Berühmt waren die Feste, vor allem die im rustikalen Bierkeller des Hauses, den keiner von außen vermutet hätte.
Der Weg zum Grundgesetz und zur Bundesrepublik
Seit 2010 ist die ehemalige bayerische Landesvertretung der Geschäftssitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Das Jubiläumsjahr ist ein guter Zeitpunkt, sich auf die Historie des Hauses zu besinnen. Bei den bewährten Führungen auf dem „Weg zur Demokratie“ zu Orten der alten Hauptstadt Bonn soll der Sep-Ruf-Bau als ein Baustein der bundesrepublikanischen Geschichte künftig stärker einbezogen werden. Aber auch jeder, der auf eigene Faust durchs heute sogenannte Bundesviertel spaziert, ist eingeladen, einen Blick hinein zu werfen.
Beatrice Härig
Weg zur Demokratie
Von der Stadt Bonn und dem Haus der Geschichte eingerichtete Touren, die entweder individuell mit einer interaktiven Karte oder im Rahmen einer Führung abgelaufen werden können. Achtung: Einige Gebäude können nur nach Anmeldung und mit Begleitung besichtigt werden.
www.wegderdemokratie.de
Ausstellung „Unser Grundgesetz“ im ehemaligen Bonner Bundesratsgebäude, Platz der Vereinten Nationen 7, 53113 Bonn: Eintritt nur mit Begleitung. Termine und Anmeldung beim Haus der Geschichte. Führungen für Einzelbesucher mit Voranmeldung finden samstags um 15 Uhr und sonntags um 13 Uhr statt. Treffpunkt ist der Infoschalter im Foyer im Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee 14, 53113 Bonn.
Seit März gibt es donnerstags und sonntags Schwerpunktbegleitungen zum Thema „Demokratie und Grundgesetz“ und „Auf dem Weg zum Grundgesetz“.
Informationen unter
0228 9165-400 oder
www.hdg.de
Fest der Demokratie, Höhepunkt des Jubiläumsprogramms zu 75 Jahren Grundgesetz in Bonn. Das Bürgerfest findet am 25. Mai in der Villa Hammerschmidt nach deren umfassender Restaurierung statt. Der Bundespräsident wird anwesend sein. Der Eintritt ist frei. Ebenso wird an dem Tag das ehemalige Kanzleramt, heute erster Dienstsitz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu besichtigen sein. Informationen unter
www.bonn.de
Das Buch zum Thema im Monumente-Verlag
Bonn. Das Bundesviertel.
Vom Weißen Haus am Rhein zu Bonns neuer Mitte
Autor: Winand Kerkhoff
ISBN: 978-3-86795-157-9
Preis: 40,00 €
Die Architektur der 1960er Jahre hat es nicht gerade leicht in unserer Zeit. Gemeinhin gelten ihre Errungenschaften als hässlich, seelenlos und grau.
Macht und Pracht, die Serie zum Tag des offenen Denkmals: Nachdem die Nationalsozialisten Architektur so wirkkräftig als Propaganda-Instrument eingesetzt hatten, scheute man bei den Staatsbauten der Demokratie lange Zeit die repräsentative Geste.
Als sich die Kirchengemeinde der Kreuzkirche in Bonn zu Beginn der 1930er Jahre entschloss, "sämtliche mit gotisierenden Kapitellen ausgestattete Säulen, die vielen Wasserspeier und Kreuzblumen sowie unnötige Galerieverzierungen zu entfernen", hatte sie Gutes im Sinn. Zwar erachtete man die "Anwendung spielerischer oder gar unehrlicher Zutaten an kirchlichen Bauwerken" auch nicht mehr für zeitgemäß, doch im Mittelpunkt stand die marode Substanz der 1871 nach den Plänen von Christian August Dieckhoff eingeweihten neugotischen Hallenkirche.
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