Denkmalarten Kleine und große Kirchen Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2023
Vor 30 Jahren hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz einen Fördertopf geschaffen, mit dem sie gezielt und unabhängig vom aktuellen Spendenaufkommen Kirchen in Dörfern der östlichen Bundesländer unterstützt. Mehr als 100 Dorfkirchen konnten so schon gefördert werden.
Sicher, man kann sich vornehmen, jede der monumentalen Kathedralen einmal besucht zu haben. Bei ihrem Anblick mag man sich klein fühlen und bewegt. Nicht minder beseelend kann es sein, Dörfer zu bereisen, übers Land zu fahren, von Weitem einen Kirchturm zu erahnen. Ohne Reiseführer vielleicht, nur der Turmspitze nach.
Wie Professor Gerhard Wenske aus München es tut. Er ist oft im Ausland gewesen, hat jede Gelegenheit für einen Kirchenbesuch genutzt. Irgendwann haben er und seine Freunde das Radfahren für sich entdeckt. Und Jahr um Jahr wuchs ihre Begeisterung für das, was sie auf ihren Touren gerade in den östlichen Bundesländern erkundeten. Auch für die Dorfkirchen, von denen viele immer noch äußerst gefährdet sind. „Wenn lediglich ein Pastor für zehn, zwanzig Gemeinden zuständig ist … Da wurde mir klar, da muss etwas getan werden“, sagt der emeritierte Professor.
Zunächst unterstützte er seine Taufkirche in Frankfurt an der Oder und seine dörfliche Konfirmationskirche in Lichtenberg bei Frankfurt. Auf seinen Radtouren wurde er auf die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) aufmerksam. Er lernte deren Stiftungsfonds Dorfkirchen kennen und war beeindruckt von dieser nachhaltigen Hilfe. Jetzt ist er seit fünf Jahren dabei und trägt mit seinen Zuwendungen dazu bei, gefährdete Dorfkirchen zu bewahren.
Erste Rettung
Die Zahl der vom Verfall bedrohten Gotteshäuser konnte nicht zuletzt durch die Mitglieder der Stiftergemeinschaft des sogenannten Dorfkirchenfonds, von denen Wenske eines geworden ist, verringert werden. Darüber informiert regelmäßig und transparent die DSD. Unmittelbar nach der Wiedervereinigung jedoch waren gerade die Kirchen in den östlichen Bundesländern akut gefährdet. So beschloss die DSD 1993 die Einrichtung eines Fonds für den immensen Finanzbedarf.
ZUSTIFTEN UND NACHHALTIG HELFEN
Der Stiftungsfonds Dorfkirchen bietet seit 1993 Gotteshäusern in den östlichen Bundesländern nachhaltige Unterstützung. Zuwendungen an den Fonds fließen ausschließlich in sein Kapital, welches so dauerhaft erhalten bleibt. Allein die Kapitalerträge stehen für Maßnahmen zur Verfügung.
Weitere Informationen und Beratung:
Dr. Dorothe Trouet, Tel.: 0228 9091-208,
dorothe.trouet@denkmalschutz.de
„Der Stiftungsfonds Dorfkirchen bietet seinen Förderern die Möglichkeit, nachhaltig zur Erhaltung von Dorfkirchen beizutragen. Jede Zustiftung in den Kapitalstock bleibt dauerhaft erhalten, lediglich die Erträge fließen in konkrete Maßnahmen“, erklärt Dr. Dorothe Trouet, Kunsthistorikerin und Betreuerin des Stiftungsfonds. Anfangs sei er mit einem bescheidenen Errichtungskapital ausgestattet gewesen. In den darauffolgenden 30 Jahren sei der Kapitalstock jedoch so deutlich angestiegen, dass sich seine Schlagkraft spürbar erhöht habe, erläutert Trouet.
Lutz Kürsten ist auch einer der vielen Dorfkirchen-Begeisterten. Der Rentner und Kirchenälteste aus dem thüringischen Uhlstädt-Kirchhasel kümmert sich vor Ort und bezeichnet seine Kirche Catharinau als Schmuckstück, das viele Menschen erleben wollten. Dazu fänden sie Gelegenheit nicht nur beim monatlichen Gottesdienst, sondern auch bei den zahlreichen Veranstaltungen. Kürsten und Pfarrerin Bärbel Hertel planen Orgel- und Bandkonzerte und sorgen dafür, dass auch sie Einnahmen für die Erhaltung der Kirche generieren.
In Konzertpausen und bei Festen verkaufen sie Getränke und Speisen zugunsten der Kirche für die kleineren Maßnahmen. Bei allen anderen sind sie dankbar für die Hilfe des Dorfkirchenfonds. Knapp ein Drittel der Ortsbewohner sind Gemeindemitglieder. Nicht alle freilich sind auch regelmäßige Gottesdienstgänger, aber zu den Veranstaltungen kommen sie. Auch diejenigen, die stille Einkehr halten, ihrer Seele etwas Gutes tun wollen, sind willkommen.
Birgit Berge aus Bauer Wehrland in Mecklenburg-Vorpommern bringt die Attraktivität von Dorfkirchen so auf den Punkt: „Unsere Kirche ist wie Marktplatz, Kneipe und Friseur“, sagt sie. Zusammen mit ihrem Mann Klaus hat sie vor 18 Jahren den Förderverein gegründet. Seitdem schließt die Familie jeden Morgen St. Nikolai auf und abends wieder zu, organisiert Feiern, Feste und Konzerte in der Kirche mit ihrer Remler-Orgel. 2005 konnte davon keine Rede sein, das Dach war undicht, die eindringende Feuchtigkeit hatte schon viel Schaden angerichtet.
Der Dorfkirchenfonds und mehrere DSD-Treuhandstiftungen konnten helfen. Berge sagt: „Sonst wäre ein Kleinod und ein Erinnerungsort verloren gegangen.“ Wenn sie auf dem Friedhof mit seinen liebevoll gepflegten Gräbern den vielen Geschichten der Besucher zuhört, ist sie sicher, dass die Kirche mit ihrer langen Geschichte genau den richtigen Rahmen bildet.
Nachhaltige Unterstützung
Der Kunsthistoriker Guido Siebert ist Projektreferent bei der DSD und kann oft mit Erträgen aus dem Dorfkirchenfonds helfen. Er bestätigt: „Dorfkirchen sind ein Förderthema, das der DSD und ihren Spendern von Beginn an sehr wichtig war. Die Erlöse aus dem Dorfkirchenfonds bilden einen zuverlässigen und kalkulierbaren Etatansatz, der es uns erlaubt, kontinuierlich Förderzusagen auszusprechen.“ In unsicheren Zeiten sei nicht immer gesetzt, dass die Spenden, die die DSD gezielt für einzelne Projekte einwerbe, fließen würden, gibt Siebert zu bedenken. „Ein starker Stiftungsfonds hilft uns, unsere Förderarbeit auch dann aufrechtzuerhalten, wenn die Spendeneinnahmen für ortsbildprägende Sakralbauten auf dem Lande einmal unerwartet niedrig sind“, sagt er.
Die Petrikirche zum Beispiel prägt das Ortsbild von Dorna bei Gera in Thüringen. Annett und Mario Scholz kümmern sich seit 2008, als die auch von der DSD geförderte Instandsetzung noch ganz am Anfang stand, ehrenamtlich um die schön gelegene Kirche. Und darum, dass in und an ihr Leben stattfinden kann. „Was nutzt es, wenn Kirche steril und tot ist?“, fragt Annett Scholz.
Für sie gehören Objekterhalt und Artenschutz zusammen, denn nur so könne die Schöpfung bewahrt werden, ist sie überzeugt. Ihre Kirche ist eingebettet in Streuobstwiesen, auf denen Ouessantschafe weiden. Im Turm fühlen sich Schleiereulen und Dohlen wohl – Natur, Kultur und Glauben unter einem Dach, gesichert mit Hilfe des Dorfkirchenfonds.
„Jede Dorfkirche, die erhalten werden kann, ist ein Zeichen der generationsübergreifenden Begeisterung für die Schönen vom Lande. Deshalb sind wir all denjenigen dankbar, die zur Erfolgsgeschichte des Fonds beitragen“, sagt Dorothe Trouet. Viele Förderanfragen zeigen, dass noch viel getan werden muss. Deshalb: Werden auch Sie Teil der Stiftergemeinschaft und unterstützen Sie den Stiftungsfonds Dorfkirchen in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Ihrer Zuwendung. Damit die DSD dauerhaft noch mehr helfen kann und die Dorfseele gesund bleibt.
Julia Greipl
Durch Ihre Zustiftung in das Kapital des Stiftungsfonds helfen Sie, Dorfkirchen dauerhaft zu erhalten. Bitte unterstützen Sie den Stiftungsfonds Dorfkirchen!
Dorfkirchen besitzen einen einmaligen Zauber. Doch gerade in den strukturschwachen Gebieten befinden sich Gotteshäuser in einem kritischen Bauzustand. Über 2.000 Dorfkirchen hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bislang bewahrt.
Viele Dorfkirchen befinden sich in einem so schlechten Zustand, dass sie nur eingeschränkt nutzbar sind – auch in der Weihnachtszeit. Für die Erhaltung der wertvollen Kulturdenkmale sind die kleinen Gemeinden auf dem Lande für jede Unterstützung dankbar.
Vor 20 Jahren, am 3. Oktober 1990, hat sich Deutschland nach Jahrzehnten der Trennung wieder vereinigt. Mit vielen Festen und Veranstaltungen, aber auch mit oft nachdenklichen Betrachtungen und Bestandsaufnahmen ist der Tag in diesem Jahr begangen worden. Es gab und gibt viele Gründe zum Feiern: Führen wir uns nur vor Augen, in welch desolatem Zustand die Städte und Dörfer in der ehemaligen DDR damals waren.
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