Denkmalarten Technische Denkmale 1500 Ausgabe Nummer Juni Jahr 2023 Denkmale A-Z B
Verzogene Flügelbalken und Pilzbefall an den Segelgattern: Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt den ortsansässigen Heimatverein bei der Flügelrestaurierung der Wettmarer Bockwindmühle.
Das Land um die Gemeinden Burgwedel und Isernhagen war reich an Mühlen. Noch heute erinnert das Ortswappen von Großburgwedel mit fünf Windmühlen an die Bedeutung der technischen Bauten. Gerade Bockwindmühlen wurden seit dem 16. Jahrhundert dort heimisch und blieben die häufigste Mühlenart. Die Bockwindmühle in Wettmar wurde bereits 1585 in einer Erbschaftsurkunde benannt. 1798 erneuerte der Mühlenbaumeister Bremer die Mühle. Gut 150 Jahre später wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und 1968 von einem Hannoverschen Bäckermeister als Ferienwohnung umgenutzt. Dafür war die Technik bereits zwei Jahre zuvor größtenteils entfernt worden.
Seit 2007 gehört das Denkmal dem Heimatverein für das Kirchspiel Engensen Thönse Wettmar e. V. Zusammen mit dem Mühlenbausachverständigen Rüdiger Hagen baute der Verein die Mühle wieder auf. „Die Substanz der Mühle war erstaunlich gut“, erzählt Hagen. Sie wurde unter Verwendung von Altteilen anderer Mühlen restauriert und an einem freiliegenden Standort nahe dem Wettmarer Glockenberg aufgestellt. Am ursprünglichen Platz war wegen neuer Bebauung und Bepflanzung einfach zu wenig Wind für die geplante Nutzung. Damals wurde die Mühle wieder mahlfähig hergerichtet. Für den Betrieb und die fachgerechte Wartung bildete der Heimatverein etliche ehrenamtliche Windmüllerinnen und Windmüller aus.
Seit der letzten Absegelung im Oktober 2022 mahlt hier aber keiner mehr. Das Lärchenholz der Flügelbalken ist feucht und fault. Aufgrund seiner Zähigkeit und Elastizität wird Lärche oft im Mühlenbau verwendet. Das hier verbaute Holz verdreht sich aber durch die abnehmenden inneren Kräfte zunehmend. Bestärkt wird das durch den Drehwuchs der Lärche. „Alle Flügel unserer Mühle sind von dem Feuchtigkeits- und Pilzproblem betroffen. Das wurde bei Bohrkraftmessungen festgestellt“, erzählt Welf Thure von Lueder. Er ist der erste Vorsitzende des Heimatvereins und sehr besorgt, dass die Flügel abbrechen und mit dem Fall sogar das Gehäuse des Denkmals beschädigen. Nur mit notdürftigen Verschraubungen wurde das brüchige Material der Flügel gesichert.
Regionales Wahrzeichen braucht Hilfe
Über die geplante Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist der Verein dankbar. Momentan warten sie auf die Lieferung des Holzes für die Restaurierung der Flügel. Denn aktuell ist die Holzbeschaffung schwierig. Die Vorfreude auf den Deutschen Mühlentag an Pfingsten (29. Mai 2023) trübt das aber nicht. Von Lueder und der Verein öffnen auch dieses Jahr ihr Denkmal: „Es gibt nur noch wenige Mühlen hier. Wir möchten den Besuchern diesen Schatz zeigen und auch klarmachen, wie bedroht diese letzte, betriebs fähige Mühle der Region ist.“ Bitte helfen Sie mit, diesen Denkmalschatz zu retten.
Svenja Brüggemann
Adresse: Hauptstr./Auf der Horst,
30938 Burgwedel-Wettmar
Burgwedel liegt etwa 30 km nordöstlich von Hannover.
Förderjahre: 2010, 2023
Maßnahme: Erneuerung der vier Flügelruten
Fördermittelgeber: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Heimatverein für das Kirchspiel Engensen Thönse Wettmar, Region Hannover, Bingo Umweltstiftung, Sparkassen-Stiftung
Spendenkennwort: Bockwindmühle Wettmar
Historische Windmühlen in Deutschland – früher Wahrzeichen, technische Wunder und Lebensmittellieferanten. Welche Rolle spielen sie heute?
Alte Mühlen beeindrucken, als technische Meisterleistungen oder prägende Landmarken. Wenn Wind und Wasser die Mühlenräder und Mühlenflügel in Bewegung setzen und sich die tonnenschweren Mahlsteine zu drehen beginnen, ziehen einen diese Bauwerke in den Bann.
Niedersachsen ist ein Land voller Mühlen. Obwohl viele dieser besonderen technischen Denkmale im letzten Jahrhundert nicht mehr benötigt und schließlich abgerissen wurden, ist vor allem die Region um die Flüsse Weser und Ems von einer einzigartigen Mühlenlandschaft geprägt. Man findet hier alle Gattungen und im Landkreis Emsland ein ganz besonderes Exemplar: die kombinierte Wind- und Wassermühle in Hüven nahe Papenburg.
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