Denkmalarten Landschaften, Parks und Friedhöfe Kurioses Ausgabe Nummer Februar Jahr 2023 Denkmale A-Z T

Der Taucherfriedhof in Bautzen

Würdevolle Schönheit, schöpferische Vielfalt

Zum 500. Geburtstag: Herausragende Beispiele jahrhundertealter Grabmalkunst auf dem Taucherfriedhof in Bautzen müssen dringend gerettet werden.

Es ist einer der Namen, die stutzig machen, zumindest außerhalb Bautzens. Taucherfriedhof, so wird der Gottesacker zum Taucher der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Sankt Petri in Bautzen meistens genannt. Allein dieser Name wäre eine eigene Geschichte wert: Aus dem etwa 20 Kilometer entfernten Taucherwald stammte das Holz, das für die erste ­Friedhofskapelle verwendet wurde. 27 Jahre nach ihrer Weihe zerstörte 1550 ein Sturm die Kapelle. Der Name aber blieb erhalten. Ebenso wie zahlreiche Grabmale und Grufthäuser des nunmehr 500 Jahre alten Friedhofs, der mit seinen knapp acht Hektar der größte von Bautzen ist. Die etwa 6.300 Grabstätten und rund 1.000 alten Bäume machen ihn zu ­einem besonderen Ort.

Ein ganz besonderer Ort: der Taucherfriedhof in Bautzen mit seinen repräsentativen Grabanlagen und dem alten Baumbestand.
© picture alliance / dpa / Robert Michael
Ein ganz besonderer Ort: der Taucherfriedhof in Bautzen mit seinen repräsentativen Grabanlagen und dem alten Baumbestand.

Bemerkenswert ist auch die Gruftstraße, tatsächlich eine regelrechte Straße, an deren Seiten überwiegend barocke Grufthäuser liegen. Vor allem in der Zeit des frühen 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entstanden viele dieser wertvollen Grabdenkmale, bei deren Erhaltung die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hilft.


Das Hauptproblem bei den schmiedeeisernen Gittertüren der Grufthäuser sei, so erklärt es Michael Kaczmar, der beauftragte Kunstschmied, dass in den 1930er Jahren in den unteren Zonen Bleche als Windschutz angebracht worden seien, um die Verschmutzung mit Laub zu verhindern. Je näher am Erdboden sich Eisen befände, desto größer sei die Gefahr der Korrosion. Kacz­mar hat deswegen bereits gut die Hälfte der Gitter in seiner Werkstatt zerlegt und gereinigt. Nach zweimaliger Grundierung baut er alles zusammen und lackiert es. „Man erkennt an den Nieten und Verbindungen die Hand des Schmieds“, sagt er. Er vermutet, dass etwa die Hälfte der vielfältigen Gittertüren in einer Schmiede gearbeitet wurden und mehr als 200 Jahre alt sind.

Zahlreiche Grabdenkmäler auf der barocken Grufthausstraße sind noch erhalten.
© Holger Hinz
Zahlreiche Grabdenkmäler auf der barocken Grufthausstraße sind noch erhalten.

In ihrer Publikation zum 500-jährigen Bestehen und beim Tag des offenen Denkmals® stellt die Friedhofsverwaltung die wertvollen Werke vor. Unter dem Motto „nette Nachbarn gesucht“ bietet sie die Wiedernutzung historischer Grabanlagen an. „Ich bin froh, wenn sich Leute für ein Erbbegräbnis mit einem der historischen Grabmale entscheiden“, sagt Robert Eckhardt, der Friedhofsverwalter. Mit der Berliner Bildhauerin Christa Sammler, die bereits vor 75 Jahren die Schönheit des Friedhofs erkannt hat, hat er eine engagierte Mitstreiterin gefunden. Sie setzt sich dafür ein, dass auch die Kunstwerke aus Sandstein gefestigt werden.


Witterung und Vandalismus, Diebstahl und der Verfall des Steins haben diesen herausragenden Beispielen von jahrhundertealter Sepulkralkunst zugesetzt. Was 2001 mit der Unterstützung bei der Restaurierung der Taucherkirche begann, wird jetzt zur Rettung der barocken Grufthäuser fortgeführt. Die DSD fördert derzeit die Instandsetzung schmiedeeiserner Gitter von sechs Grufthäusern, auch weil mit der Restaurierung der Schmiedearbeiten ein wichtiges Handwerk bewahrt wird.


Julia Greipl

© Schmiede Kaczmar
© Schmiede Kaczmar
 

Erster Erfolg: Die aufwendige Restaurierung dieser schmiedeeisernen Torbekrönung ist abgeschlossen.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, die Grüfte auf dem Taucherfriedhof in Bautzen zu retten!

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