Denkmalarten Kleine und große Kirchen Stile und Epochen 1500 Streiflichter Ikonographie Ausgabe Nummer Dezember Jahr 2022 Denkmale A-Z N
Kiels betagtester Kunstschatz: Der mehr als 560 Jahre alte Hauptaltar in Sankt Nikolai muss dringend restauriert werden.
Winzig klein, umgeben von einem Strahlenkranz liegt er da – Jesus Christus, Gotteskind und Menschensohn. Maria Muttergottes blickt auf ihn hinab. Ihre Hände, zum Gebet gefaltet, werden von einem prächtigen, goldfarbenen Umhang freigegeben. Diese weihnachtliche Darstellung ist eine von 21 Szenen des doppelflügeligen Hochaltars in der Kirche Sankt Nikolai zu Kiel.
Im geöffneten Zustand sind 20 Schnitzreliefs mit Darstellungen aus dem Leben Mariens und der Passion Jesu zu sehen, die das zentrale Feld mit Kreuzigung und Stifterfamilie umrahmen. In den Fastenzeiten hingegen zeigen sich auf 16 Gemäldetafeln Szenen aus dem Leben der Erzväter. Wenn der Altar in der Karwoche ganz geschlossen ist, sehen die Gläubigen zwei große Bildtafeln mit Heiligen in der Nachfolge des Franziskus von Assisi. Der Altar war ein Auftrag der Kieler Franziskaner.
Durch die Chorfenster dringt helles Sonnenlicht, es bringt die Goldauflage zum Strahlen – und schwächt das Holz. Hinzu kommen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen. All das trägt dazu bei, dass sich das Holz verzogen hat und sich dadurch großflächig Farbschichten vom Untergrund gelöst haben. Dies betrifft die Farbfassungen und die Vergoldung der geschnitzten Reliefs ebenso wie die Malereien auf den Holztafeln. Nun bedarf der Schnitzaltar von 1460 einer dringenden Restaurierung.
Die Maßnahmen sind komplex, denn zunächst müssen die Chorfenster renoviert und mit Schutzglas versehen sowie die Heizanlage modernisiert werden. Während dieser baulichen Instandsetzungsphase sind die Schnitzreliefs ausgebaut und befinden sich bereits in der Werkstatt des Restaurators. Das Retabel selbst ist in der Zwischenzeit in Sankt Nikolai klimastabil eingehaust. „Schon jetzt empfinde ich das Fehlen des Altars als richtigen Entzug. Ostern wird er uns besonders schmerzlich fehlen“, sagt Pastorin Maren Schmidt.
Die dreischiffige Backsteinhallenkirche ist das älteste Gebäude im Zentrum Kiels. 1486 wurde sie wieder aufgebaut, nachdem die Vorgängerkirche von 1242 durch einen Blitzschlag abgebrannt war. 1877 folgte eine Umgestaltung im neugotischen Stil, Lettner, Emporen und Gestühl wurden entfernt. Der Altar ist Teil der ursprünglichen Ausstattung – und erst seit 1542 hier beheimatet, als sein bisheriger Standort infolge der Reformation aufgelöst wurde. Ein Luftangriff 1944 beschädigte die Kirche jedoch schwer. Turm und Dach brannten und brachten die Gewölbe zum Einsturz.
So dauerte es bis 1950, bis Sankt Nikolai in neuzeitlichen Formen mit Stahl und Beton wieder aufgebaut wurde. Ebenfalls in den 1950er Jahren wurde der Altar letztmalig umfassend restauriert. Entsprechend umfangreich sind inzwischen die Schäden an diesem wertvollen Retabel. „Als Liturgin bin ich sehr glücklich, dass wir den restaurierten Altar hierbehalten können. Die Alternative wäre eine Aufstellung im Museum gewesen“, sagt die Kieler Pastorin.
Julia Greipl
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Farbmaterial für ein Teilstück: 25 €
Gewandfigürchen in Baldachin-Architektur: 65 €
Gemäldetafel – Teilstück: 100€
Relief – Teilstück: 500 €
Gemäldetafel: 2.000 €
Wir möchten unseren Augen kaum trauen, als sie sich an die Dunkelheit in der Dorfkirche von Waltersdorf im Landkreis Teltow-Fläming gewöhnt haben. So schlicht ihr Äußeres ohne Bekrönung und Turm ist, so prächtig empfängt das Gotteshaus uns im Inneren. Ein pausbäckiger Taufengel schwebt von der Decke herab und heißt uns willkommen. Wir können uns gar nicht sattsehen an der reichen Ausstattung im Stil des ländlichen Barock, bewundern die Schnitzereien am Altar, an der Kanzel, an den Emporen und am Gestühl und sind überwältigt von den Malereien an der Decke.
Farben sind uns nicht nur lieb, sondern auch teuer: Um die Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten kreisten einst Privilegien, Monopole und Geheimrezepte. Echtes Ultramarinblau, früher in Gold aufgewogen, wird bis heute als Luxusprodukt gehandelt.
So klein wie sie ist, zeugt sie mit ihrer barocken Ausstattung von der großen Zeit des Zerbster Fürstentums. Doch Kermens Kirchlein braucht dringend ein dichtes Dach und einen sicheren Stand für den kostbaren Kanzelaltar - der Pfarrer und die Gemeinde brauchen Hilfe bei ihrer Rettung. Erleben Sie den Innenraum der Dorfkirche Kermen mit dem beeindruckenden Altar in einem virtuellen 360°-Panorama.
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