Denkmalarten Archäologie Denkmale in Gefahr Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2022 Denkmale A-Z R
Er steht mitten in Köln und ist stark gefährdet – er drohte sogar auseinanderzufallen: der jahrtausendealte Römerturm. Helfen Sie, das antike Denkmal zu erhalten.
Jedes Kind in Köln kennt den Römerturm an der Zeughausstraße. Verglichen mit dem Dom – an dem in Köln bekanntermaßen alles gemessen wird – bescheiden in seinen Ausmaßen, zählt er dennoch zu den Kölner Wahrzeichen als letzter erhaltener Turm der 2.000 Jahre alten römischen Stadtmauer und als fein gestaltetes Zeugnis der Geschichte einer einstigen Weltmacht.
Die römische Vergangenheit – sie ist im Rheinland nicht nur Schulstoff, sie ist in der DNA der Menschen. „Es gibt in Köln eine schöne Genealogie: Vater – Großvater – Römer“, erklärt Professor Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums in Köln und damit oberster Hüter der antiken Geschichte der Stadt.
Der Römerturm ist Teil dieses Gefühls: „Er gehört zur römischen Stadtmauer, und die ist unser Denkmal Nr. 1“, so Trier. Der Turm stellte die Nordwestecke der ehemals 3,911 Kilometer langen Kölner Stadtmauer dar und ist als einziger ihrer ehemals 19 Wachtürme in beeindruckender Gesamtheit erhalten. Die Mauer verlief viereckig um die in typisch römischer Art symmetrisch angelegte Stadt – und war eine der ersten Baumaßnahmen nach der Ernennung der Stadt zur Hauptstadt der niedergermanischen Provinz im Jahre 90 nach Christus. Zur Feldseite ist er geschmückt mit einem Natursteinmosaik. Zur Erhaltung beigetragen hat seine Nutzung als Latrine eines Frauenklosters in nachrömischer Zeit.
Akute Gefahr: Steinverlust
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) möchte gemeinsam mit dem Förderverein Römische Stadtmauer Köln den Römertum retten. Der Verein wurde 2017 mit dem Ziel gegründet, die Bedeutung der letzten erhaltenen 700 Meter der römischen Stadtmauer wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken. Als sich 2020 bei einer aufwendigen Voruntersuchung – unterstützt durch die DSD – herausstellte, dass sich Kernmauerwerk und äußere Mauerschale des Turms voneinander lösen, gab es dringenden Handlungsbedarf. Eine regelrechte Beule hatte sich am Mauerwerk gebildet. Mit Gegengewichten wurde eine Sicherung vorgenommen.
Keine Geringere als die ehemalige und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kölner Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner setzt sich nun mit aller Kraft für das antike Bauwerk ein. „Ich konnte mich immer nur wundern über den schlechten Zustand der römischen Stadtmauer. Beim Römerturm, dem Paradestück der Mauer, herrschte dringender Bedarf: die Fugen stark ausgewaschen, an einigen Stellen schon Steinverlust und durch die Autoabgase sehr verschmutzt.“ Dem Rat der Stadt war die Sanierung zu teuer. „Das fand ich
unbefriedigend. Um Geld zusammenzubekommen, meinte Professor Trier,
brauchen wir einen Verein. Und weil ich den Mund so weit aufgemacht
hatte, wurde ich die Vorsitzende“, erzählt Schock-Werner.
Seitdem
organisiert sie mit großen Engagement und all ihren Kontakten in der
Stadt das Projekt. „Keiner weiß“, erklärt sie, „seit wann es diese
dramatische Ausbeulung am Turm gibt. Ob seit den 1960er Jahren, als hier
die U-Bahn gebaut wurde, oder ob sie schon viel älter ist.“ Tatsache
ist: Es muss etwas getan werden. 16 Zentimeter tief ist inzwischen der
Hohlraum zwischen Mauerschale und Turmkern. Mit Edelstahl-Ankern – 91
Stück – wird zurzeit wieder eine Verbindung geschaffen.
Schutz und Schönheit
Warum aber ist eigentlich ein Stadtmauerturm, gebaut zu wehrtechnischen Zwecken, so aufwendig geschmückt? „Weil man neben dem Schutz für die Stadt auch Repräsentation zeigen wollte. Es handelt sich außerhalb des römischen Kernreichs um das früheste Beispiel für ein so schönes musivisches Mauerwerk. Die Botschaft der Römer war: Wir sind jetzt hier, wir sind Kultur.“ Musivisch nennt man die Mauerdekoration aus verschiedenen Steinsorten, eine Spezialität römischer Baumeister, aber selten so aufwendig und detailreich wie hier verwendet.
Die Schönheit macht Arbeit: Um die Schäden aufzunehmen, musste jeder einzelne Stein dokumentiert werden. Und jeder Stein muss unterschiedlich gereinigt werden. Trachyt vom Drachenfels, Tuff aus der Eifel, Grauwacke, Kalkstein und Ziegel ergeben ein ästhetisches, faszinierendes, aber auch problematisches Gemisch. Schock-Werner kennt sich aus mit Steinen. 13 Jahre Berufserfahrung am Dom haben sie die Tücken gerade des eigenwilligen Trachyts kennenlernen lassen: „Der ist schwierig, weil er nur schwer Festigungsmittel aufnimmt. Dafür ist er ein stabiler Stein. Aber die schwefeligen Abgase früherer Zeiten haben auch ihn zerstört.“
Stadtgeschichte bewahren
Wie sehr das alte Rom in den Fundamenten der Stadt Köln steckt, sieht man gerade an dem Großprojekt MiQua, das nach einer gigantischen archäologischen Arbeit bald das mittelalterliche jüdische Viertel Kölns sowie die Reste des römischen Prätoriums, des Statthalterpalasts, in einem neuen Museum zeigen wird. Auch einige Meter römische Stadtmauer sind heute unterirdisch zu finden. Das antike Rom: Seine Faszination lässt nicht nach. Eine große Vergangenheit, die nie vergessen und doch am Objekt selbst manchmal arg vernachlässigt wurde. Das zu ändern, ist das Verdienst des Vereins Römische Stadtmauer, in dem namhafte Altertumswissenschaftler aktiv sind – geballter Sachverstand ist am Werk, das Rettungsprojekt damit wahrlich in guter Hand.
Doch der Sachverstand allein festigt keinen Stein, das finanzielle Fundament muss ebenso solide sein. Wenn die Anker gesetzt sind, geht es an die Restaurierung des angegriffenen Mauerwerks. 9.300 Steine, Stück für Stück, müssen dann bearbeitet werden. Hierfür bittet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gemeinsam mit dem Förderverein Römische Stadtmauer Köln um Ihre Hilfe! Denn: „Dieses Projekt können wir nicht alleine schaffen!“, weiß Schock-Werner. Die Restaurierung eines Steins kostet etwa 95 Euro. Helfen Sie mit und spenden Sie für die Erhaltung dieses bedeutenden Kölner Urgesteins. Retten Sie ein Stück antiker Geschichte, werden Sie ein Teil des rheinischen Roms – auch ohne römischen Urgroßvater.
Beatrice Härig
Auch kleinste Beträge zählen!
Dr. Ulrike Müssemeier, Archäologin vom Landschaftsverband Rheinland, über die ArchaeoRegion Nordeifel
Mosaiken leben vom Material und seiner besonderen Leuchtkraft, können eine Wand ganz leicht erscheinen lassen. Die Technik, monumentale Bilder aus winzigen Würfeln zu schaffen, hat eine lange Tradition.
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