Denkmalarten Kleine und große Kirchen Stile und Epochen 1900 Ausgabe Nummer August Jahr 2022 Denkmale A-Z M

Deutschlands ältesteste Moschee

Taj Mahal in Wilmersdorf

Deutschlands älteste Moschee präsentiert sich in frischem Glanz. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat die Restaurierung ­jahrelang gefördert.

Es war wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ein exotisch anmutendes Projekt für den Berliner Architekten Karl Alfred Hermann. Eine muslimische Gemeinschaft im damaligen Britisch-Indien hatte Spenden gesammelt, um in der Hauptstadt der Weimarer Republik eine Moschee errichten zu lassen. Hermannn ließ sich von der Herkunft seiner Auftraggeber inspirieren. Er entwarf einen Kuppelbau im Stil der persisch ­beeinflussten Architektur des frühneuzeitlichen Mogulreiches auf dem indischen Subkontinent, deren berühmtestes Zeugnis der Taj Mahal in Agra ist. 

Die Berlin-Wilmersdorfer Moschee: Seit der Jahrtausendwende wurde das Gotteshaus aufwendig restauriert.
© imago images / Joko
Die Berlin-Wilmersdorfer Moschee: Seit der Jahrtausendwende wurde das Gotteshaus aufwendig restauriert.

So entstand zwischen 1924 und 1928 im Stadtteil Wilmersdorf ein Gotteshaus, wie es in Deutschland noch nie eines gegeben hatte. Materialien und raffinierte Schlichtheit der klassischen Moderne verbanden sich mit Elementen der traditionellen islamischen Architektur. Der Kielbogen im wuchtigen Mittelrisalit der Fassade könnte auch in Samarkand oder Delhi stehen. Vielpassbögen, kuppelgekrönte Türmchen und Zinnen ließen eine Ahnung des Orients im Berliner Westen aufkommen.


Den Zweiten Weltkrieg überstand die Moschee mit schweren Schäden und wurde zunächst notdürftig wieder aufgebaut. Umfassend restauriert wurde der Komplex erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat sich daran über mehrere Bauphasen hinweg finanziell beteiligt.

Blick in den Gebetsraum: Der Vielpassbogen, wie er hier zu sehen ist, ist ein charakteristisches Element islamischer Architektur.
© Maximilian Pudenz
Blick in den Gebetsraum: Der Vielpassbogen, wie er hier zu sehen ist, ist ein charakteristisches Element islamischer Architektur.

Am zweiten Samstag im August erwartet Amir Aziz, der seit 2016 amtierende Imam, eine Vielzahl prominenter Gäste zur feierlichen Wiedereröffnung. Der gebürtige Pakistaner sieht seine Gemeinde in einer Tradition des religiösen Dialogs. Die Moschee war von Anfang an als Gotteshaus für Berliner Muslime aller Glaubensrichtungen gedacht, Sunniten wie Schiiten. Schon immer wurde hier auch in deutscher Sprache gepredigt. Außerhalb der Gottesdienstzeiten steht sie nach Vereinbarung zur Besichtigung offen. Die Gemeinde beteiligt sich an der „Langen Nacht der Religionen“, die in Berlin seit 2012 stattfindet. Zum Tag des ­offenen Denkmals® kamen im vorigen Jahr 2.000 Besucher. Die Restaurierung hat den Imam von Beginn seiner Amtszeit an in Atem gehalten. So viele Formulare. So vieles, woran zu denken war. Indes: „Jetzt sind wir glücklich“, sagt Amir Aziz.


Winfried Dolderer

Die Fassade des Imamhauses (Vordergrund) wurde 2018 mit DSD-Hilfe neu verputzt.
© Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Die Fassade des Imamhauses (Vordergrund) wurde 2018 mit DSD-Hilfe neu verputzt.

Wilmersdorfer Moschee

Adresse: Brienner Straße 7/8

10713 Berlin

Förderjahre: 1996, 2017–2021

Fördersumme DSD: 212.000 €, aktuelle Maßnahme: 61.000 €

Maßnahmen: Innenrauminstandsetzung

Fördermittelgeber: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Land Berlin, Bund, Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin

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