Denkmalarten Kleine und große Kirchen 1850 Menschen für Monumente Restaurierungstechniken Ausgabe Nummer August Jahr 2022 Denkmale A-Z B

Die historischen Kirchenfenster der Dorfkirche Breitenfeld

Restaurierung mit Weitsicht

Mit Video: Im brandenburgischen Breitenfeld restaurierten Handwerker historische Kirchenfenster und erlernten dabei eine alte Konservierungstechnik.

In den vergangenen 50 Jahren ist der Bestand an historischen Fenstern in Deutschland dramatisch zurückgegangen. Und nach wie vor werden sie wegen kleiner, ­eigentlich reparabler Mängel oder erhoffter Energieersparnis voreilig ausgetauscht, manchmal auch unwissentlich falsch behandelt. Dadurch beschädigt man sie massiv. Dieses Schicksal drohte auch den wertvollen Fenstern der barocken Dorfkirche in Breitenfeld. Ein verwitterter Kunstharzanstrich schadete ihnen mehr, als dass er sie schützte. Seit etwa 1872 schmücken sie mit ihrem Rautenmuster den Fachwerkbau.

Die Malermeisterin Britta Ziegler ist begeistert: von den rund 150 Jahre alten Fenstern und der noch älteren Technik, diese mit Leinöl zu konservieren.
© V.F. Marten
Die Malermeisterin Britta Ziegler ist begeistert: von den rund 150 Jahre alten Fenstern und der noch älteren Technik, diese mit Leinöl zu konservieren.

Nun konnten die Fenster mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und ihrer Gemeinschaftsstiftung Historische Fenster, Türen und Tore in einem vorbildhaften Projekt aufgearbeitet werden. In einer tempo­rären Fenster-Bauhütte restaurierten vier Handwerksmeister aus verschiedenen Betrieben jeweils ein altes Fenster. Dabei ­erlernten sie unter Anleitung von Volker Marten, einem Pionier des Fensterhandwerks, ein traditionelles, fast vergessenes Verfahren: die Instandsetzung mit Leinöl. Vier Wochen Lernen und Arbeiten am Objekt überzeugten alle Teilnehmer von der Methode, auch die erfahrene Malermeisterin Britta Ziegler: „Die Restaurierungstechnik war mir teilweise noch unbekannt – und gehört jetzt glücklicherweise zu meinem Repertoire.“ Leinöl, so erklärt Marten, „birgt viele Vorteile gegenüber den Anstrichen mit Acryl oder Kunstharz, die Fenster nur oberflächlich schützen“. Die Holzflächen werden mit Leinöl getränkt und mit Leinölfarbe gestrichen. Beides dringt in das Holz ein, härtet dort aus und konserviert so das Fenster dauerhaft. „Dadurch wird der regelmäßige Pflegeaufwand minimiert“, erläutert Marten. Wenn nach einigen Jahren das Naturmaterial an Wirkung verliert, muss nur nachgeölt werden. Eine Aufgabe, die Verantwortliche vor Ort dann selbstständig meistern können.

In die filigranen Fenster mit rautenförmigen Sprossen wurden ovale Kabinettscheiben aus der Erbauungszeit der Kirche integriert.
© Claus Boeckh
In die filigranen Fenster mit rautenförmigen Sprossen wurden ovale Kabinettscheiben aus der Erbauungszeit der Kirche integriert.

Initiator der Fenster-Bauhütte war der Förderverein Dorfkirche und Anger Breitenfeld. „Mit der Fensterrestaurierung hat sich der Verein weitsichtig für die Ausbildung regionaler Handwerksbetriebe engagiert“, sagt ­Jorinde ­Bugenhagen, Projektarchitektin bei der DSD. „Wir wünschen uns sehr, dass dieses Modellprojekt viele Nachahmer findet.“ 


Amelie Seck

Nach drei Jahren ist die Außenhülle fertig restauriert: die kleine Fachwerkkirche von 1684/86 mit Glockenturm von 1871/72.
© Claus Boeckh
Nach drei Jahren ist die Außenhülle fertig restauriert: die kleine Fachwerkkirche von 1684/86 mit Glockenturm von 1871/72.

Dorfkirche Breitenfeld

Adresse: Breitenfeld

16866 Gumtow, Gumtow liegt etwa 15 km südlich von Pritzwalk 

Förderjahr: 2021

Fördersumme DSD: 10.000 €

Maßnahmen: Restaurierung und Konservierung historische Fenster

Fördermittelgeber: Deutsche Stiftung Denkmalschutz und ihre treuhänderische Gemeinschaftsstiftung Historische Fenster, Türen und Tore, Land Brandenburg, Kreis

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

  • Das Jugendstilfenster in Werdau 08.11.2012 Tee, Glanz und Perlen Tee, Glanz und Perlen

    Tee, Glanz und Perlen

    Wenn sich die Damen der werdauischen Gesellschaft im Jahre 1906 zum Tee in der Villa des Fabrikanten Gustav Bruno Vogel einfanden, kamen sie für gewöhnlich im Salon der Damen zusammen. Wie sehr mögen sie dort angesichts des funkelnden Glasperlenfensters den erlesenen Geschmack und die Modernität der Hausherrin bewundert haben.

  • Arnold von Westfalen baute für die Wettiner 08.11.2012 Arnold von Westfalen Ein Dienstpferd und jährlich ein Hofgewand

    Ein Dienstpferd und jährlich ein Hofgewand

    "Groß vogel wollen große nest haben,damit sie fur ander gehaltenund brachtlich gesehen werden."Württembergische Räte 1496 an Herzog Eberhard II.

  • Zeitgenössische Fenster in alten Kirchen 08.11.2012 Zeitgenössische Kirchenfenster Kunst kennt keine Provinz

    Kunst kennt keine Provinz

    In jüngster Zeit haben Kirchenfenster renommierter zeitgenössischer Künstler von sich reden gemacht - allen voran Gerhard Richters Südquerhausfenster im Kölner Dom. Bemerkenswerte Werke aktueller Glaskunst finden sich aber nicht nur in den Metropolen. Seit ein paar Jahren entstehen sie in mittelgroßen Städten und in winzigen Dörfern. Zu ihren Schöpfern gehören neben hochgeschätzten Vertretern der Glasmalerei international gefeierte Künstler, die mit diesem Genre Neuland betreten. Monumente Online möchte einige Werke vorstellen.

Service

Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


 
 
Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


1
Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland
2
Monumente Abo



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


3

Newsletter

Lassen Sie sich per E-Mail informieren,

wenn eine neue Ausgabe von Monumente

Online erscheint.

Spenden für Denkmale

Auch kleinste Beträge zählen!

 
 
 
 
0 Kommentare

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar!

Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten

 
 

© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn