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Kein Geheimtipp, weil weltberühmt – und dennoch ein Ort zum Wegträumen: der Wörlitzer Park
Beliebt und bekannt – das klingt nach überlaufenem Touristen-Hotspot. Aber weit gefehlt: Der Wörlitzer Park hat sich mit seiner Weitläufigkeit, den fein austarierten Wegeführungen und eleganten Architekturen die Empfindsamkeit aus den Zeiten der europäischen Aufklärung erhalten.
Leopold III. Friedrich Franz (1740–1817), Fürst und Herzog von Dessau-Anhalt, schuf sich als Anhänger der englischen Kultur in etwa 30 Jahren ein eigenes englisches Refugium in seinem Land an der Elbe – ein Landschaftsgarten mit allen Finessen, der erste auf dem Kontinent. In der Zusammenführung mit älteren und später angelegten Gärten heute eine einzigartige Gartenlandschaft auf über 140 Quadratkilometern.
Seit dem Jahr 2000 zählt das Gartenreich zum UNESCO-Welterbe. Es zu erhalten, ist ehrenvoll und aufwendig zugleich. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hilft kontinuierlich. Ein Spaziergang zu den von ihr geförderten Denkmalen im Wörlitzer Park ist ein erlaufenes Stück europäischer Geistesgeschichte – und dazu einfach nur wunderschön.
Der Park ist frei zugänglich und ganzjährig geöffnet.
Es wird empfohlen, Tickets für alle Schlösser, das Gotische Haus und die Insel Stein sowie für die Gondeln vorab online zu kaufen. An den Kassen vor Ort sind nur Restkarten erhältlich! Infos unter
Zur Vermietung des Piemonteser Bauernhauses als Ferienwohnung (mindestens 2 Nächte):
Information, Reservierung und Buchung: Telefon: +49 (0)340 64615-0
(zu den Geschäftszeiten der Stiftung: Mo–Do 7–15 Uhr und Fr 7–13 Uhr)E-Mail: ferienwohnung@gartenreich.de
Rousseau-Insel
Erster Haltepunkt unserer Wörlitz-Runde mit Aussicht zum Genießen ist vor der Rousseau-Insel. Für die berühmtesten Gelehrten der Zeit, etwa Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Johann Joachim Winckelmann und eben Jean- Jacques Rousseau, zählte der Wörlitzer Park zu den bedeutendsten Anlagen Europas.
So schön die Blicke, die Perspektiven und Anmutungen auch sind: Fürst Franz wollte sein Land nicht nur schmücken, er wollte es verbessern. Der Ästhetik lagen philosophische Gedanken zugrunde. Er schuf eine Landschaft der Aufklärung: Offen für Besucher aller Stände – das galt sogar für das Schloss –, aber nur den Gebildeten in seiner ganzen Symbolik verständlich.
Gasthof zum Eichenkranz
Nahtstelle zwischen dem Ort Wörlitz und dem Gartenreich: Der Gasthof Eichenkranz ist das Entree zu Arkadien – und war doch jahrzehntelang wegen Erbstreitigkeiten verwahrlost, sodass 2008 in MONUMENTE sogar für ihn als „Denkmal in Not“ gekämpft werden musste. Außerdem fand hier ein Grundton-D-Konzert statt. Äußerst erfolgreich: Heute zeigt sich der dreiflügelige Bau wieder in alter Schönheit, zum Ort hin als Fachwerkbau, auf der Gartenseite als feiner klassizistischer Putzbau. Er kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Kirche St. Petri
Am Wörlitzer
Schloss vorbei, dem Herzstück des Gartens, erreichen wir die St.-Petri-Kirche,
Teil eines neogotischen Ensembles mit dem Wohnhaus der Fürstin, dem Kirchgang,
einem Marstall und einem Küchengebäude. Gotische Zitate durften im
Landschaftsgarten neben den Bezügen zur Antike nicht fehlen. Im Haus der
Fürstin soll ab September eine Ausstellung über Fürst Franz und sein
Gartenreich zu sehen sein.
Fürstliche Domäne
Die Domäne
wurde 1783–87 als Musterwirtschaft gemäß den fürstlichen
Landwirtschaftsreformen errichtet. Denn der Park sollte bei aller Schönheit
auch nützlich sein: Eingebettet ins Gesamtkonzept wurden hier Viehzucht, Acker-
und Obstbau nach effizienten und neuen Methoden betrieben. Das Amtshaus stellt den
Typ der Georgian Villa dar, wie ihn Fürst Franz und sein Architekt
Erdmannsdorff in England kennengelernt hatten.
Insel Stein mit Vulkan
Am östlichen
Ufer des Wörlitzer Sees liegt die künstliche Insel Stein: skurril mit ihren
Grotten, Gängen, einem antiken Theater und der Villa Hamilton. Am
außergewöhnlichsten ist aber der künstliche Vesuv, den der Fürst dem
Vulkanologen und Freund Sir Hamilton widmete und der an seine Bildungsreise
nach Neapel erinnerte. Er konnte tatsächlich zum Ausbruch gebracht werden und
übertraf damit jedes Feuerwerk seiner Zeit.
Piemonteser Bauernhaus
1792/93 als
Hochwasser-Wachhaus errichtet, steht das Piemonteser Bauernhaus auf einem Hügel
am Ufer des Großen Wallochs, einem See, der nach einem Walldurchbruch 1771 entstand.
Seine Besonderheit heute: Es ist eines der Ferienhäuser, in denen zwei bis vier
Personen inmitten des Gartenreichs übernachten können.
Pantheon
„Venedig
Anhalts“ wurde Wörlitz auch genannt, bis heute ist eine Gondelfahrt ein
Erlebnis. Wasser oder fehlendes Wasser ist aber auch ein Problem im Gartenreich:
Zwischen 2002 und 2014 half die DSD wiederholt bei Hoch- und Grundwasserschäden
– auch beim Pantheon. Mittlerweile stellt Trockenheit ein existenzielles
Problem dar.
Der Venustempel
Kein
Landschaftsgarten ohne Monopteros (siehe auch Seite 16/17). Der im Wörlitzer
Gartenreich kann mit einer Besonderheit aufwarten, denn unter der Statue der
Venus Medici befindet sich in dem aufgeschütteten Hügel eine Grotte. Am Wolfskanal
entlang geht es danach wieder zurück zum Startpunkt unserer Runde.
Vor 150 Jahren wurde der Deutsche Alpenverein gegründet. Wesentlich für seine Arbeit waren von Beginn an die hochalpinen Hütten. Heute sind sie ein Thema für die Denkmalpflege.
Wenn Klassizismus auf Natur trifft – diesmal geht es mit dem Fahrrad ans Meer und zurück.
Die Straße der Romanik wurde 1993 als Tourismusroute durch Sachsen-Anhalt eröffnet. In Memleben wird das Jubiläumsjahr wird einer Sonderausstellung gefeiert.
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