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Jugend fördern, Tradition bewahren

Wir bauen auf das Handwerk!

Ohne Handwerk keine Denkmalpflege: Für die Zukunft unserer Denkmale sind Fachkräfte wichtig – sie fehlen. Die DSD engagiert sich daher kontinuierlich für die Wertschätzung, die Qualität und den Nachwuchs im Handwerk.

Sie lassen Orgeln klingen, erhalten bauzeitliche Fenster, sanieren undichte Schieferdächer oder verputzen bröckelnde Wände mit denkmalgerechten Materialien. Die Spezialisten im Handwerk stellen Denkmale mit ihrer handwerklichen und restauratorischen Expertise wieder her. Charakteristisch für ihre Tätigkeit ist der geschickte und nachhaltige Einsatz von Rohstoffen, Muskelkraft, traditionellen Werkzeugen und modernen, denkmalgerechten Methoden.

In einer der Werkstätten der Freiburger Münsterbauhütte lernt Pia Schartel während des FSJ in der Denkmalpflege bereits wichtige handwerkliche Techniken kennen.
Günter Ludwig
In einer der Werkstätten der Freiburger Münsterbauhütte lernt Pia Schartel während des FSJ in der Denkmalpflege bereits wichtige handwerkliche Techniken kennen.

Das entdeckt auch der Nachwuchs: Anna Kaufmann wusste schon früh, dass sie praktisch arbeiten will. „Ich möchte nicht mein Leben lang vor einem Bildschirm sitzen“, sagt sie. Die 19-Jährige hat ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege in den Städtischen Museen in Villingen-Schwenningen absolviert. Sie arbeitete unter anderem an der Restaurierung eines Gemäldes aus dem 18. Jahrhundert mit und lernte viel über historische Materialien und Techniken: „Vor allem pflege ich jetzt einen bewussteren Umgang mit Originalsubstanz.“ Kollegin Pia Schartel (20) hat im September 2021 in der Freiburger Münsterbauhütte ihr FSJ begonnen. „Das FSJ hilft mir sehr mich zu orientieren und erstes handwerkliches Wissen zu sammeln. Es war die richtige Entscheidung“, erklärt sie. Vom Handwerk des Steinmetzen und der Qualität der traditionellen handwerklichen Arbeit in der Bauhütte ist die junge Handwerkerin begeistert. „Am Erhalt des Freiburger Münsters mitzuarbeiten, ist eine wichtige Aufgabe.“


Der Wert des Handwerks


Leider gibt es nicht viele junge Menschen wie Anna und Pia, die sich für handwerkliche Berufe interessieren. Gerade im produzierenden und gestaltenden Bauhandwerk mangelt es an nachrückenden Fachkräften. Bereits 2017 appellierte das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz, die beruflichen Perspektiven in der Denkmalpflege und damit auch im Handwerk zu stärken und zu vermitteln. Dabei sind die Auftragsbücher der Handwerker voll. Doch es fehlt an Auszubildenden, Gesellen, Meistern und Restauratoren, die die Arbeit fachkundig ausführen und die gefährdete Substanz retten können.


„Für die Jugend scheint oft der schlechte Ruf handwerklicher Berufe in der Denkmalpflege präsenter zu sein und ein Studium perspektivisch attraktiver“, sagt Thomas Büscher (63). Der Geschäftsführer des Vereins Restaurator im Handwerk e. V. glaubt, dass handwerklichen Berufen oft ein rückwärtsgewandtes Image anhängt: „Für die junge Generation ist Handwerk eben uncool.“

Die Jugendbauhüttler arbeiten Glaserstifte ein, um die Kittphase an den historischen Fenstern anzuziehen.
© Jan Bosch
Die Jugendbauhüttler arbeiten Glaserstifte ein, um die Kittphase an den historischen Fenstern anzuziehen.

Büscher, selbst Unternehmer, setzt sich für das Handwerk und die Berufsgruppe der Restauratoren im Handwerk ein. Er organisiert unter anderem die Ausstellung „WERTE – Werkstätten traditioneller Handwerkskunst“ mit Unterstützung der DSD und ermöglicht so Restauratoren und Handwerkern, ihr Können jedes Jahr an einem anderem Veranstaltungsort zu präsentieren. „Historische Bauwerke lehren uns das Wissen der Handwerker lebendig zu halten“, erzählt er und unterstreicht, wie wertvoll die sinnliche und authentische Qualität von Denkmalen gerade im digitalen Zeitalter ist.


Doch um sie zu erhalten, werden qualifizierte Nachwuchskräfte benötigt. In den 19 Handwerksberufen (siehe Grafik), in denen sich Anwärterinnen und Anwärter zum Geprüften Restaurator im Handwerk weiterqualifizieren  können, war nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 um 5,3 Prozent geringer als im Vor-Corona-Jahr. Im Gesamthandwerk lag das Minus bei den neuen Ausbildungsverträgen im Jahr 2020 laut ZDH bei 6,2 Prozent. In Deutschland gibt es über 130 Handwerksberufe: Müller, Karosserie- und Fahrzeugbauer, Buchbinder, Schlosser, Ziegler, Maurer, Betonbauer, Schreiner, Steinmetz, Stuckateur, Vergolder, Orgelbauer oder Metalldrücker sind nur ein Zehntel davon. 80 dieser anspruchsvollen Berufe sind kulturguterhaltend. Täglich arbeiten die Gewerke an den Schreibtischen, in den Werkstätten und auf den Baustellen für den Erhalt der deutschen Denkmallandschaft.

Praktische Orientierungshilfe


Anna Kaufmann ist für ihr FSJ sehr dankbar. Es hat sie in ihrer Entscheidung ermutigt eine Ausbildung zu machen. „Ich war von Vorurteilen geprägt.“ Für sie war der Beruf des Tischlers ein raues, männerdominiertes Metier. Im FSJ lernte sie den Werkstoff Holz besser kennen. Beim Ausstellungsbau im Museum assistierte sie dem Tischler und ihr war klar: „Das will ich auch lernen.“ Ihre Zuversicht half bei der zähen Suche nach einem Ausbildungsplatz. Seit September 2021 arbeitet Anna nun in einer Tischlerei und lebt ihre Freude an der Arbeit mit dem vielseitigen Material voll aus. Dort startet sie mit einem „Berufsgrundschuljahr“: Sie verbringt im ersten Jahr einen Tag im Betrieb und vier Tage in der Berufsschule. Die Zeit dort ist keineswegs nur Theorie. „Die Handwerkstechniken mit den Händen zu erlernen ist toll. Auch wenn wir den Maschinenschein machen, sägen wir viel mit der Hand. Da steckt Präzision und Herzblut drin.“ Ihre Sorgen im Vorfeld waren unbegründet. Der Umgang ist kollegial, die Arbeit macht Freude und sie wird mit neun Frauen in ihrer Berufsschulklasse ausgebildet.


Das DSD-Bildungsprojekt Jugendbauhütte (JBH) in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftdienste (IJGD) begeistert Jugendliche seit mehr als 20 Jahren nach dem Vorbild der mittelalterlichen Bauhütte nachhaltig für Handwerk und Denkmalpflege. David Nonnenmann, der Leiter der baden-württembergischen Jugendbauhütte, schätzt, dass ungefähr Dreiviertel der Jugendlichen der Denkmalpflege treu bleiben: über ehrenamtliches Engagement, eine akademische Laufbahn oder eine handwerkliche Ausbildung.


Auch Muriel Schellenbach (21) bleibt nach dem FSJ beim Handwerk. Die Liebe zum Holz entdeckte sie auf der Klosterbaustelle Campus Galli. „Mit purer Muskelkraft und ohne maschinelle Hilfen haben wir tonnenschwere Baumstämme bewegt“, erzählt sie fasziniert von der Teamarbeit. Den Eindruck, dass das Handwerk stehen  geblieben sei, hat Muriel trotzdem nicht. Auch wenn sie die gängigen Vorurteile kennt – „harte Arbeit, wenig Geld und technologiefremd“ – erlebt sie bei ihrer Arbeit jeden Tag das  Gegenteil. Sie kann mit rechnergestützten Maschinen umgehen und freut sich über ihre handwerklichen Erfolge: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn das Holz geschliffen ist, ich die erste Ölschicht auftrage und die Holzmaserung zum Vorschein kommt.“ Die ambitionierte junge Handwerkerin fand schnell einen Ausbildungsplatz. Nach drei kurzen Praktika hat sie seit August 2021 ihre Ausbildung zur Schreinerin begonnen.

„Das Gesamtpaket der Ausbildung stimmte  einfach: Die Kombination aus Handwerk,  Architektur, Musik und spannenden Reisen.“ Judith Macherey (25), Gesellin im Orgelbau
© Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
„Das Gesamtpaket der Ausbildung stimmte einfach: Die Kombination aus Handwerk, Architektur, Musik und spannenden Reisen.“ Judith Macherey (25), Gesellin im Orgelbau

Der Weg zum Handwerk


Wie wichtig Praktika sind, bestätigt Gerwin Stein (64). Als Betriebsberater der Handwerkskammer Kassel befragt er regelmäßig Restauratoren und Restauratorinnen im Handwerk zu ihrer aktuellen Tätigkeit in der Denkmalpflege und Altbausanierung. Im Bericht aus dem Herbst 2020 wird beschrieben, dass „die Initiative oftmals vom Ausbildungssuchenden ausgeht und sich der Ausbildungswunsch über einen Erstkontakt im Rahmen  eines Praktikums konkretisiert.“ Laut ZDH war es in den Coronajahren 2020 und 2021 für Betriebe und Jugendliche schwerer, sich persönlich kennenzulernen und zu beschnuppern, da Praktika, Ausbildungsmessen sowie die Berufsorientierung an den Schulen nicht oder teils nur eingeschränkt stattfanden.


„Das FSJ ebnet oft den richtigen Weg. Viele, die einmal eingetaucht sind, bleiben dabei“, sagt der Orgelbauer Philipp Klais. Das Bonner  Familienunternehmen Klais hat eine 140-jährige Geschichte. Seit sechs Jahren sammelt Klais Erfahrungen mit Freiwilligen der Jugendbauhütten; die Abbruchquote bei den Auszubildenden ist fast gleich null. Das Handwerk des Orgel- und Harmoniumbauers kann sich nicht über Nachwuchs beklagen: „Wir können auf viele engagierte, motivierte und leidenschaftliche Bewerber zurückgreifen.“


Die 25-jährige Judith Macherey absolvierte nach dem FSJ eine Ausbildung bei Klais und arbeitet seit Herbst 2020 als Gesellin im Orgelbau. „Dabei war ich eigentlich kein Orgelfan“, sagt die Hobby-Cellistin. „Aber das Gesamtpaket stimmte einfach: die Kombination aus Handwerk, Architektur, Musik und spannenden Reisen.“ Sie erzählt von Aufträgen in Taiwan und im Oman ebenso wie im heimischen Bonn. Den Tipp zum freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege bekam sie von einer Freundin ihrer Mutter. „Oft sind es die Eltern oder Großeltern, die hier wichtige Arbeit leisten und vorurteilslos an das Handwerk heranführen“, weiß Thomas Büscher. „Dabei schließen Handwerk und Studium sich nicht aus. Trotzdem müssen wir in den Schulen vermitteln, dass das Handwerk einfach gut ist.“ Denn qualifizierte, nachrückende Fachkräfte werden händeringend gesucht.

Judith Macherey ist gelernte Orgelbauerin.  Für den Ausbildungsberuf versuchte sie schon an ihrem alten Gymnasium zu werben.
© Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Judith Macherey ist gelernte Orgelbauerin. Für den Ausbildungsberuf versuchte sie schon an ihrem alten Gymnasium zu werben.

So hilft die DSD


Auch Johannes Mosler (65) benötigt fähige Handwerkerinnen und Handwerker. Der erfahrende Restaurator für historische Fenster sucht bereits seit zehn Jahren einen Nachfolger für seinen Betrieb. „Eingerannt haben sie mir die Bude bisher nicht.“ Die Suche nach Kandidaten geht weiter. Dabei legt er in Sachen Engagement gut vor: Mosler gibt Seminare und bringt viele Projekte in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz voran. Er setzt sich für den Tag des offenen Denkmals ein und macht sich für das Schulprogramm „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ stark. Dort leitet er Kurse, wie etwa das Seminar „Historisches Malerhandwerk – Leinölfarbe als historisches Malmittel erproben“ für angehende Maler, Lackierer und Schüler. „Viele der Berufsschülerinnen und -schüler kennen Leinölfarbe gar nicht mehr“, erzählt er.


Dabei wird sie seit Hunderten von Jahren zur Fassung und Konservierung von Holzbauteilen im Bauhandwerk verwendet. Wenn nur einer der Schüler im Nachgang ein langfristiges Interesse für das Thema entwickelt, ist der Restaurator schon glücklich. Seit 2002 richtet sich das Schulprogramm an Kinder ab der 5. Klasse. Den Jugendlichen werden am Beispiel von Denkmalen Themen wie nachhaltiges Bauen mit Stroh, Lehm und Holz oder die Bedeutung von handwerklichen und restauratorischen Arbeiten in der Denk- malpflege vermittelt. Die Schulen nehmen mit alters- und schulformgerechten Projekten an dem Programm teil, die von der DSD gemeinsam mit Part­nern fach­lich, ko­or­di­na­tiv und fi­nan­zi­ell un­ter­stützt werden. Oft befassen sich die Schülerinnen und Schüler dabei mit geförderten Objekten  der Stiftung.


Großen Erfolg hatte auch das crossmediale Projekt DENKMAL EUROPA der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger. „Denkmale als Lernorte“ lautet das Credo – Vermittlungsmaterialen und Workshopangebote sind auf der Website verfügbar. Auch Handwerkern und Restauratoren wird über die Schulter geschaut. Nutzen können das Angebot unter anderem Vertreter und Vertreterinnen aus Kulturvermitt­lungen, offener Kinder- und Jugendarbeit, Schulen und Kindergärten sowie Eltern und Großeltern. „Ich würde mir wünschen, dass das Handwerk auch für Jüngere sichtbarer wird“, sagt Nachwuchshandwerkerin Pia Schartel. Sie ist überzeugt, dass solche crossmedialen Formate, die früh ansetzen, das Handwerk in der Denkmalpflege zugänglicher machen. In ihrem FSJ hilft sie, die sozialen Medienkanäle der Freiburger Münsterbauhütte zu pflegen.

Im Hohhaus-Palais erklärt Johannes Mosler, warum historische Fenster bei korrekter Behandlung mit Leinölfarbe lange haltbar sind.
© Vision Unltd. Creative Worx GmbH
Im Hohhaus-Palais erklärt Johannes Mosler, warum historische Fenster bei korrekter Behandlung mit Leinölfarbe lange haltbar sind.

Lebenslanges Lernen


Ein Angebot für jüngere und ältere Generationen hat Mosler im hessischen Lauterbach begleitet. In den Remisen des Hohhaus-Museums richtete er zusammen mit der Stadt, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und der hessischen Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege im Sommer 2021 ein zweitägiges Praxisseminar zur Pflege und Instandsetzung von historischen Fenstern aus. Auch die DSD unterstützte das Angebot in den Räumen des von der Stiftung geförderten Objektes. Der Workshop soll den Auftakt einer Zukunftswerkstatt bilden – das sogenannte „Leuchtturmprojekt historische Fenster Lauterbach“: Mosler möchte Vermittlungs- und Lernräume schaffen, in denen Handwerker und Restauratoren ihre berufliche Praxis vorstellen und Denkmaleigentümern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Inhaltlich soll es dabei nicht nur um historische Fenster, sondern auch um die Herausforderung gehen, wie man hölzerne Türen, Läden, Schindeln oder Fachwerkbalken repariert, instandsetzt und pflegt. „Tradition ist nicht das Weitergeben der Asche, sondern das des Feuers“, betont er. Der Fensterrestaurator setzt sich nicht nur für sein Gewerk ein: „Ob Eisenschmied, Korbflechter oder Schindeldachdecker –  wir müssen das Handwerk zugänglich machen, um es zu bewahren.“


Der Förderung von Fachkräften und Auszubildenden im Bereich der Denkmalpflege hat sich auch die Ingeborg und Gottfried Kiesow-Stiftung verschrieben. Gottfried Kiesow (1931–2011) war einer der Gründer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und setzte sich zeitlebens für deren Anliegen ein. Die Treuhandstiftung unter dem Dach der DSD unterstützt Sonderpreise zu Innovation im Handwerk oder Teilstipendien für die Ausbildung zum Restaurator im Handwerk. Aktuell werden vor allem die Jugendbauhütte, denkmal aktiv sowie das umfassende Bildungsangebot der DenkmalAkademie gefördert. „Wir bieten mit einer Vielzahl an Themen einen tollen Querschnitt für Baufachleute, Denkmaleigentümer und Kulturinteressierte“, sagt Jan Ermel (53), der 2001 der erste Mitarbeiter des berufsbegleitenden Angebotes der DSD war. Engagierter Nachwuchs und eine hochwertige Aus- und Weiterbildung würden dem Handwerk langfristig helfen.

„Die Fortbildung zum  Restaurator im Handwerk ist für mich ein Qualitätssiegel. Die Erfahrung schätze ich sehr und kann das gewonnene Wissen aus den Seminaren gewinnbringend einsetzen.“ - Florian Bannach, Vergolder
© Quirin Leppert
„Die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk ist für mich ein Qualitätssiegel. Die Erfahrung schätze ich sehr und kann das gewonnene Wissen aus den Seminaren gewinnbringend einsetzen.“ - Florian Bannach, Vergolder

Restaurator im Handwerk


Mit der fortlaufenden fachlichen Qualifikation wird der Ruf des Handwerks gestärkt. „Wir müssen auch hier dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Das unterstützten wir durch die Initiativen der Stiftung, dank der Hilfe unserer Spenderinnen und Spender“, sagt  Dr. Sandra Rohwedder (55) aus der Abteilung Bewusstseinsbildung der DSD. Sie betreut das Stipendienprogramm „Restaurator im Handwerk“. Nach der Ausbildung und einer Meisterprüfung gibt es seit 1986 in ausgewählten Gewerken die Möglichkeit, eine zertifizierte Ausbildung zum „Restaurator im Handwerk“ zu machen. Initiiert wurde diese Zusatzqualifikation, als Mitte der 1980er-Jahre zunehmend historische Techniken verloren gingen. „Dabei hat die Qualität der handwerklichen Maßnahmen an denkmalgeschützten Gebäuden enorm zugenommen. Das zeigen auch die Einreichungen bei unserem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege,“ sagt Rohwedder.


1993 riefen die DSD und der ZDH den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ins Leben. Das Ziel ist es, bei privaten Denkmaleigentümern für den Wert qualifizierter handwerklicher Arbeiten am Denkmal und bei den Handwerkern für denkmalspezifische  Fortbildungen zu werben. „Ohne Handwerk keine Denkmalpflege. Gute Denkmalpflege gerät in Gefahr, wenn die Ausbildungszahlen zurückgehen und dann auch weniger Fortbildungen erfolgen,“ ergänzt Sandra Rohwedder. Die Stiftung unterstützt deswegen jährlich zehn Anwärter mit Stipendien. 2021 wurden dank einer großzügigen Zuwendung der badischen Familie Wiemer sogar 23 Stipendien vergeben.


Florian Bannach war 2020 einer davon. Der 36-Jährige aus Bayern ist seit gut 20 Jahren als Vergolder tätig und wusste die gut strukturierten Seminare und Erfahrungen der Weiterbildung zu schätzen. Er sieht das Berufsbild des Restaurators als Qualitätssiegel. Aus Titeln macht er sich nichts. Auch wenn der Restaurator im Handwerk nach der Fortbildung mittlerweile Master Professional für Restaurierung im Handwerk genannt wird. „Damit ist die Fortbildung mit einem dualen Studium zu vergleichen“, sagt Gerwin Stein, der im angeglichenen  Titel sowie der verlängerten und  veränderten Kursstruktur Chancen sieht. In seinen Augen richtet sich das Angebot vor allem an junge Menschen, die vor der Entscheidung stehen: Ausbildung oder Studium? Somit könnte die handwerkliche Karriere transparenter und attraktiver werden.

Der Vergolder Florian Bannach erhielt das DSD-Stipendium für die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk.
© Quirin Leppert
Der Vergolder Florian Bannach erhielt das DSD-Stipendium für die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk.

Der Steinrestaurator Theo Querhammer (32) absolvierte das FSJ vor dreizehn Jahren. Ihn hat es sehr geprägt: „Ich kann das jungen Menschen nur empfehlen. Ich bin in Stein eingetaucht, lernte in den Seminaren aber auch die Arbeitsweisen von Schmied, Stuckateur, Holzbildhauer und Zimmerer und somit andere Materialien kennen. Das war unglaublich bereichernd und hat mich bestärkt eine Ausbildung zu machen.“ Nach der Gesellenprüfung zum Steinmetz studierte er noch sechs Jahre Steinrestaurierung. Über beide Ausbildungen ist er glücklich und freut sich, dass immer mehr kooperative Projekte zwischen Handwerkern und Akademikern gelingen.


Denn für ein gutes Miteinander auf den Baustellen sind beide Expertisen für denkmalgerechte Restaurierungen und Qualitätssicherung nötig. „Traditionelle Handwerkstechniken zu beherrschen, ist für den Erhalt unserer Denkmale unerlässlich“, sagt Gerwin Stein. Denn ohne qualifiziertes Handwerk schreitet in der Denkmalpflege ein unwiederbringlicher Verlust voran. Junge, engagierte Handwerkerinnen wie Judith Macherey und Pia Schartel werden dringend benötigt. Pia sagt heute: „Dank der Erfahrungen im FSJ in der Freiburger Münsterbauhütte weiß ich, dass die Ausbildung zur Steinmetzin für mich der passende Berufsweg ist.“


Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möchte mit Ihrer Hilfe den Wert und die Qualität des Handwerks erhalten und junge Menschen unterstützen, die Vielfalt der handwerklichen und restauratorischen Tätigkeiten zu entdecken. Nur so können wir auch zukünftig auf ein Handwerk bauen, das die Denkmalpflege prägt und Denkmale erhält.


Svenja Brüggemann

Bitte spenden Sie für unsere Jugendprojekte!

Auch kleinste Beträge zählen!

Auch das Handwerk des Zieglers kann auf den Einsatzstellen der Jugendbauhütte im Freiwilligen Sozialen Jahr erkundet werden.
© Jan Bosch
Auch das Handwerk des Zieglers kann auf den Einsatzstellen der Jugendbauhütte im Freiwilligen Sozialen Jahr erkundet werden.
 

Initiativen für das Handwerk


Jugendbauhütte
Die Jugendbauhütten (JBH) sind ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD). Das Team freut sich über Bewerbungen für ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege 2022/2023 auf den Einsatzstellen der JBH.
Tel. 0228 9091-160,  jugendbauhuetten@denkmalschutz.de
www.jugendbauhuetten.de


denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule
Schüler ab der 5. Klasse lernen über das DSD-Programm den Wert und die Bedeutung von Denkmalen und Handwerk kennen.
Tel. 0228 9091-450,  susanne.braun@denkmalschutz.de

www.denkmal-aktiv.de


DenkmalAkademie
Die DenkmalAkademie ist das Bildungsinstitut der DSD zur berufsbegleitenden Weiterbildung in der Denkmalpflege. Auf Seminaren, Tagungen und Workshops können sich Fachleute und Interessierte informieren.
Tel. 0228 9091-462,
denkmalakademie@denkmalschutz.de

www.denkmalakademie.de

Stipendienprogramm Restaurator im Handwerk
Das bundesweite Programm zur beruflichen Weiterbildung unterstützt Handwerker dabei, die anspruchsvolle  Fortbildung in einem der Fortbildungszentren für Denkmalpflege zu absolvieren. Vermittelt werden die in der normalen handwerklichen Ausbildung selten gelehrten Kompetenzen im Umgang mit historischen Materialien und Techniken sowie die Kenntnisse moderner denkmalgeeigneter Methoden.
Tel. 0228 9091-402,  stipendien@denkmalschutz.de
www.denkmalschutz.de/stipendium


Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege
2022 wird der bundesweite Preis in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt vergeben. Er richtet sich an Handwerksbetriebe, Architekten, Denkmalpfleger sowie private Bauherren.
Tel. 0228 9091-402,  ursula.schirmer@denkmalschutz.de
www.denkmalschutz.de/ bundespreis


Ingeborg und Gottfried Kiesow-Stiftung
Die Treuhandstiftung unter dem Dach der DSD unterstützt die Förderung, Beratung und Fortbildung von Bauherren, Architekten und jungen Handwerkern im Bereich der Denkmalpflege.
Tel. 0228 9091-212,  kathleen.rottmann@denkmalschutz.de
www.kiesow-stiftung.de

 

 

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