Denkmalarten Technische Denkmale 1850 Streiflichter Technik Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2021 Denkmale A-Z S
Fotoserie: Mit ihrem glänzenden Flügelkreuz ist die Windmühle das Wahrzeichen von Stommeln in Pulheim. Vor Kurzem wurde ihre Restaurierung erfolgreich beendet.
Flügel aus Metall an einer alten Windmühle? Der Anblick lässt stutzen. Bei dem markanten Windrad, das diesen Sommer an der Mühle im rheinischen Stommeln montiert wurde, handelt es sich nicht um neu konstruierte Rotorblätter, sondern um die Wiederherstellung einer historischen Rarität. Schon 1937 wurden die ungewöhnlichen Flügel aus Aluminiumblech an der 1860 errichteten Turmwindmühle angebracht.
„Bilausche Ventikanten“ heißen sie in der Fachsprache, benannt nach ihrem Erfinder, dem Ingenieur Kurt Bilau (1872–1941) und dem lateinischen Wort „ventus“ für Wind. In den 1930er Jahren hatte Bilau dieses System entwickelt, um die herkömmlichen Windmühlen gegenüber den neuen motorbetriebenen Anlagen konkurrenzfähig zu halten. Die Flügel, die an Tragflächen eines Flugzeugs erinnern, nutzten die Windkraft effektiver als die herkömmlichen mit Segeltuch bespannten Holzflügel. Ein Zug an einer Kette reichte aus, damit sich die zwei Elemente eines Flügels winddurchlässig teilten oder zu einer geschlossenen Fläche verbanden.
Bis 1975 blieb die Stommelner Mühle in Betrieb. Alle Maschinen und Geräte haben sich bis heute so bewahrt, wie sie bis zur Stilllegung benutzt wurden. Das Bauwerk selbst aber erlitt im Laufe der Jahre massive Schäden. Und das, obwohl sich die Eigentümerfamilie seit mittlerweile vier Generationen engagiert für die Mühle einsetzt.
Die grundlegende wie kostspielige Sanierung des gefährdeten Denkmals ging weit über die Kräfte der Familie hinaus. Peter Krämer (82), der noch das Müllerhandwerk erlernt hatte, sich aber beruflich früh umorientierte, ist dankbar für die Unterstützung: „Ohne die Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hätten wir die Mühle niemals restaurieren können.“ Die Stiftung übernahm den gesamten finanziellen Anteil der Eigentümer, erforderliche Voraussetzung für die Bewilligung öffentlicher Fördermittel. Seit 2016 unterstützte die DSD kontinuierlich die hervorragenden Restaurierungsmaßnahmen bis hin zur Montage des weithin sichtbaren Flügelkreuzes.
Dadurch erhielt Stommeln wieder sein vollständiges Wahrzeichen intakt zurück. Als wesentlicher Teil der Lokalgeschichte – seit 1503 ist an der Stelle der heutigen eine Mühle bezeugt – und als ortsbildprägendes Denkmal ist die Mühle für viele Stommelner wichtiger Bestandteil ihres Lebens. „Ganz Stommeln ist eng mit dem Denkmal verbunden. In der Region ist Stommeln als ‚Mühlenort‘ bekannt“, so Peter Krämer. Nun ist die Mühle wieder funktionsfähig und wird zukünftig für Führungen geöffnet sein – sachkundig auch von seinen Neffen Christian (42) und Dirk Krämer (49) angeboten.
Amelie Seck
Windmühle Stommeln
Mühlenweg 13
50259 Pulheim
Die ehemalige Großherzogliche Mühle in Bützow ist eines der Denkmale, denen die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nach dem Tornado von 2015 ihre Hilfe zukommen ließ.
Eine Windmühle ohne Flügel ist ein merkwürdiger Anblick. Eine Windmühle, deren Flügel auf dem Boden liegen, hat etwas Anklagendes. Bei der Schlotheimer Windmühle wendet sich dieser Zustand nun ins Positive: Nach jahrelangen Bemühungen bekommt die thüringische Stadt Unterstützung und finanzielle Hilfe, um den alten Turmholländer, der in seiner Technik schon immer als eine Besonderheit in der Region galt, zu restaurieren. Noch umgibt seinen konischen Rumpf aus Naturstein und Backstein ein Baugerüst. In Kürze wird das Mauerwerk ausgefugt und verputzt sein. Dann wird niemand mehr sehen, dass sich unter dem strahlenden Weiß Kohlefaserbänder verbergen, die den 13 Meter hohen Rundbau umfangen und sicher in Form halten.
Niedersachsen ist ein Land voller Mühlen. Obwohl viele dieser besonderen technischen Denkmale im letzten Jahrhundert nicht mehr benötigt und schließlich abgerissen wurden, ist vor allem die Region um die Flüsse Weser und Ems von einer einzigartigen Mühlenlandschaft geprägt. Man findet hier alle Gattungen und im Landkreis Emsland ein ganz besonderes Exemplar: die kombinierte Wind- und Wassermühle in Hüven nahe Papenburg.
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