Denkmalarten Landschaften, Parks und Friedhöfe Stile und Epochen Klassizismus Ausgabe Nummer Oktober Jahr 2021 Denkmale A-Z P
Wenn Klassizismus auf Natur trifft – diesmal geht es mit dem Fahrrad ans Meer und zurück.
Es ist eine der schönsten Touren Deutschlands. Rund 21 Kilometer ist der Radweg lang, gespickt mit Kultur, Natur und Schönheit. Startpunkt ist die Orangerie im Putbuser Park, ein frühes Förderprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Sie ist Teil der von Fürst Wilhelm Malte I. von Putbus ab 1810 im konsequenten Klassizismus angelegten Residenzstadt im Süden der Insel Rügen. Entlang einiger Denkmale, deren Erhalt von der DSD im Laufe ihres Bestehens unterstützt wurden und die die Geschichte dieser Inselecke nacherzählen, passieren wir auch das schneeweiße klassizistische Badehaus Goor, das Fürst Malte (1783–1854) ab 1816 errichten ließ und mit dem die Laufbahn Rügens als Bäder-Insel begann. Der Blick aufs Meer lässt jeden verstehen, warum.
Tipp: Wenn die Tür der Kirche in Vilmnitz verschlossen ist, können Sie sich telefonisch ankündigen: 0174 8307487
Kartenmaterial : Radwander- und Wanderkarte Insel Rügen. Bergen, Göhren, Baabe, Binz, Sellin und Umgebung. 1:35.000, Dr. Barthel Verlag. ISBN 978-3-89591-182-8, 6,90 Euro
Die Ankunft in Putbus mit dem rasenden Roland
Teilweise fast hundert Jahre alt sind die Waggons des „Rasenden Rolands“, der Schmalspurbahn, die heute auf noch rund 25 Kilometern im Osten der Insel Rügen verkehrt. 1895 fand die erste Fahrt vom Putbuser Bahnhof nach Binz statt. Schnell wurde das Streckennetz erweitert, heute fährt der Zug neben Binz noch die Ostseebäder Sellin, Baabe, Göhren und eben Putbus an. Ein stilsicheres Verkehrsmittel, um sich der „Weißen Stadt” zu nähern. Dampflokbetrieben kündigt sich die Ankunft des Zuges schon von Weitem an. Damit begeben wir uns bereits auf die Spuren der Fürstenfamilie von Putbus: Fürst Wilhelm Malte II. war Initiator der Bahn und verfügte über einen eigenen Salonwagen. Wer heute mit dem Rasenden Roland reist, tut dies zwar nicht ganz so komfortabel, aber nicht minder beeindruckend. Großer Pluspunkt: Fahrräder können mitgenommen werden.
Schlosspark Putbus I – die Orangerie
Der berühmte kreisrunde Circus ist das Marken-zeichen von Putbus. Doch Klassizismus prägt die Stadt nicht nur dort: Nicht weit entfernt im nördlichen Teil des Schlossparks liegt die Orangerie. Einst von Fürst Malte I. als Treibhaus und zu repräsentativen Zwecken errichtet, wird sie heute für Ausstellungen genutzt. Der Schlosspark existierte ab 1725. Er wurde Anfang des 19. Jahrhundert zu einem Landschaftspark umgestaltet. Fürst Malte I. ließ bis 1832 ein Schloss errichten, das den Mittelpunkt des Parks darstellte. Dieses wurde jedoch 1962 gesprengt.
Schlosspark Putbus II – die Schlosskirche
Nicht gesprengt wurde glücklicherweise die Schlosskirche, die nur wenige Meter weiter südlich im Schlosspark gelegen ist. Wohl aber hinterließen die Zeitläufe ihr Spuren. Seitdem 1993 durch einen Orkan das Dach abgerissen wurde – die DSD leistete Nothilfe – wird kontinuierlich restauriert. Die Geschichte des Bauwerks ist ungewöhnlich, denn eigentlich wurde es 1846 als Casino des möndänen Fürstenbades errichtet und erst 1892 zur Kirche umgewidmet.
Unser Weg führt nun aus dem Schlosspark in Richtung Süden. Wir folgen dem ausgeschilderten Radweg „Romantisches Rügen”, von dem wir nur für die letzten 500 Meter bis zum Meer abbiegen. Hier verlassen wir kurz die Spuren des Stadtgründers Fürst Wilhelm Malte I.
Die Preußensäule in Neukamp
Der Abstecher nach Neukamp bietet nicht nur eine grandiose Sicht aufs Meer, sondern auch den Anblick der 15 Meter hohen Preußensäule, mit der der preußische König Friedrich Wilhelm IV. den Machtanspruch Preußens über den südlichen Ostseeraum demonstrieren wollte. 1854 errichtet, sollte sie an den Sieg über die Schweden im Nordischen Krieg erinnern. Der Große Kurfürst, der hier in Neukamp 1678 mit 7.000–8.000 Mann anlandete, ist als 3,40 Meter hohe Sandsteinstatue verewigt. Der Sieg nutzte nichts: Rügen wurde im Frieden von St. Germain 1679 wieder den Schweden zugeschrieben.
Wir folgen nun dem Küstenverlauf Richtung Osten, durch Wreechen bis nach Lauterbach, dem ältesten Seebad Rügens, einst Luxusbad des Adels. Hinter dem klassizistischen Badehaus Goor wird es wildromantisch: Wunderschön schlängelt sich der Weg durch das Naturschutzgebiet Goor.
Zum Ende – die Kirche Vilmnitz
Wir erreichen über Freetz den Ort Vilmnitz mit der spätromanisch-gotischen Maria Magdalena-Kirche, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts als Grablege der Adelsfamilie zu Putbus diente. Fast 30 Prunksarkophage liegen in der Fürstengruft. Sollte die Kirche ab Herbst geschlossen sein: entweder Tel. 0174 8307487 wählen oder sich mit einer Runde durch den hübschen Ort mit den reetgedeckten Häusern entschädigen. Entlang der Landstraße fahren wir von der letzten Stätte Wilhelm Maltes I. nach Putbus mit seinem formvollendeten Klassizismus zurück.
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