Denkmalarten Städte und Ensembles Stile und Epochen 1200 Denkmale in Gefahr Ausgabe Nummer August Jahr 2021 Denkmale A-Z S
Deutschland ist reich an mittelalterlichen Stadtmauern. Einst boten sie den Bürgern Schutz und Freiheit. Heute ist ihre Erhaltung für die Städte eine schwere Last.
Oberwesel ist ein viel besuchter Ort: Nicht nur wegen des Weins, sondern auch wegen seiner Altstadt. Das mittelalterliche Städtchen mit den verwinkelten Gassen wird schützend umschlossen von einer Stadtmauer, die mit ihren 16 Türmen einen beeindruckenden Blickfang im Welterbe Oberes Mittelrheintal darstellt. Als Oberwesel 1220 freie Reichsstadt wurde, begannen ihre Bürger beinahe
zeitgleich mit dem Bau der 2,6 Kilometer langen, monumentalen
Ringbefestigung. Die Errichtung war das größte Bauunterfangen im
mittelalterlichen Oberwesel, wohl noch umfangreicher als das der
ebenfalls beeindruckenden Stadtkirchen.
Heute zählt die historische Stadtmauer zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Befestigungen in Deutschland. Mit ihren hohen Mauern, Türmen und Gräben wirkt sie wie eine trutzige Burgbefestigung – eine Bauleistung ihrer Bürger, der man unweigerlich Respekt zollt. Wer bei einem Rundgang genauer hinschaut, erkennt, welch erhebliche Herausforderung es ist, das große Denkmal für die Zukunft zu bewahren und als wertvolles Zeugnis der Stadtgeschichte zu erhalten: Auf der teils brüchigen Mauer wuchern Pflanzen. Die Steine halten nicht mehr im Mauerverband.
Seit über 25 Jahren kümmert sich der Bauverein Historische Stadt Oberwesel mit viel Tatkraft um die Pflege und Instandhaltung der großen Anlage. An ihrer Seite steht immer wieder unterstützend die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) und ihre treuhänderische Stiftung Stadtmauer Oberwesel. Thomas Brahm (62), zweiter Vorsitzender des Bauvereins und von Beruf her Steinmetz und Steinbildhauer, fühlt sich dem historischen Erbe verpflichtet: „Gemeinschaftlich wurde die Mauer errichtet, gemeinschaftlich möchten wir dieses wichtige Dokument der Stadtgeschichte bewahren. Abschnitt für Abschnitt arbeiten wir uns vor. Die notwendigsten Sicherungsmaßnahmen haben wir abschließen können. Aber die Arbeit an einem solchen Bauwerk hört nie auf.“
Daueraufgabe Stadtmauer
Damit spricht er die
ineinandergreifende Thematik der mittelalterlichen Stadtmauern in der
Gegenwart an: Einerseits sind sie unmittelbarer und faszinierender
Ausdruck europäischer Geschichte, andererseits ein schweres Erbe. Denn
Stadtmauern zu erhalten, ist eine anspruchsvolle Daueraufgabe. Das
Hauptproblem: die oft schiere Größe der Denkmale. Daher ist die
Bewahrung der ehemaligen Befestigungsanlagen von den Eigentümern ohne
Unterstützung kaum allein zu bewältigen. Meistens gehören die großen
Bauten den Kommunen, die angesichts angespannter Haushaltslage nicht
ausreichende finanzielle Mittel bereitstellen können – für
beeindruckende Bauwerke, die ihre alte Funktion zwar verloren haben,
aber für Städte wie Oberwesel ein Alleinstellungsmerkmal von hoher
kulturtouristischer Anziehungskraft darstellen.
Aber auch für Bürgerinitiativen wie den Bauverein Historische Stadt Oberwesel oder Privateigentümer, die sich meist den Türmen annehmen, bedeutet die Nutzung eines solchen Bauwerks permanentes Restaurieren. Annette Liebeskind (55), Leiterin der Abteilung Denkmalförderung der DSD: „Immer wieder gibt es statische und bauchemische Probleme. Witterung, Bewuchs und die Veränderung der Umgebung, etwa durch eine angrenzende Neubebauung, können große Mauerpartien instabil werden lassen. Auch unterschiedliche dicht beieinander liegende Gesteinsarten und Mörtel stellen die Baufachleute vor komplexe Herausforderungen.“
In Deutschland finden sich in nahezu jeder Stadt noch beeindruckend viele Reste mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Stadtmauern. So setzt sich die DSD immer wieder für die Bewahrung dieser Baugattung ein. „Stadtmauern zählen zu den eindrucksvollsten Zeugnissen bürgerlichen Gemeinwesens“, so Annette Liebeskind. „Wir möchten, dass diese städtischen Wahrzeichen auch für zukünftige Generationen erlebbar bleiben.“
Über 100 Stadtmauerrestaurierungen förderte die DSD bisher bundesweit. Dazu gehören so berühmte Denkmale wie das Holstentor in Lübeck, die Burgstaffel in Esslingen oder die bekannten Stadtmauern in Nürnberg, Überlingen oder im bayerischen Seßlach. Auch treuhänderische Stiftungen unter dem Dach der DSD setzen sich für diese besondere Denkmalspezies ein, wie die Stiftung Stadtmauer Oberwesel und die Stiftung Historische Altstadt. Alles Städte, die ohne ihre prägende Stadtmauer-Silhouette heute nicht denkbar wären.
Schutz und Freiheit
Die Anfänge der mittelalterlichen Stadtmauer im deutschen Raum reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Zuvor dienten Gräben, Wälle und Holz-Palisaden als Schutz der Siedlungen. Die Blütezeit der Stadtmauern im Spätmittelalter steht im unmittelbaren Zusammenhang mit den zahlreichen, neu entstehenden Städten. Viele Menschen zog es zu der Zeit vom Land in die Stadt. In dem ansonsten sehr starren hierarchischen System des Feudalismus hofften sie dort mehr Sicherheit, Wohlstand und Freiheiten zu finden „Stadtluft macht frei“ war die Devise. Die Mauern markierten diesen gesonderten rechtlichen Bezirk, der vom Landesherrn mit Privilegien für die Bürger und das Gemeinwesen ausgestattet war.
Diese bürgerlichen Rechte waren aber auch mit kollektiven Pflichten verbunden. Im Hinblick auf die Verteidigung der Stadt mussten die Bewohner Wachdienste übernehmen und im Angriffsfall selbst kämpfen. Auch für die aufwendige Instandhaltung und Verstärkung der Mauer wurden sie immer wieder ohne Entlohnung herangezogen: ob für Mauerreparaturen, für den Transport von Baumaterial oder winters für das Freihalten der Gräben von Eis.
Mauer, Türme und Bastionen
Die Baugestalt der
langgestreckten, ungegliederten Mauern war ganz wesentlich bestimmt von
den verwendeten Gesteinssorten und der Art ihrer Bearbeitung. Besonders
die frühen Mauergürtel, arm an Türmen, waren sehr schlicht. Später,
abhängig vom jeweiligen Wohlstand einer Stadt, wurde die Befestigung
komplexer und aufwendiger gebaut. Mauern mit offenem oder gedecktem
Wehrgang, Stadtgräben und Tortürme gehörten zum Standardrepertoire.
Reiche Gemeinden leisteten sich Zwischentürme und einen vorgelagerten
Zwinger. Letzterer lag zwischen der Haupt- und Vormauer, bildete ein
weiteres Hindernis, das den Feind auf Distanz hielt.
Mit viel Zeit und Engagement schuf sich Familie Landschreiber ungewöhnliche Wohnräume inmitten der Lübecker Altstadt.
Sieben Ebenen mit neun individuell gestalteten Räumen verteilt auf nahezu
200 Quadratmetern: Das Leben in der Lübecker Stadtmauer ist ungewöhnlich. Für
die Familie Landschreiber ist es Alltag. „Auch wenn man sich am alten Stein mal
den Kopf stößt,“ scherzt
Oliver Landschreiber (46). Der Nautiker lebt mit seiner Frau Manja, seinem Sohn
und seiner Tochter seit Ende 2013 im Denkmalensemble mit charmantem
Labyrinth-Charakter.
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit gehörte die Hansestadt zu den größten
Städten des Reiches, umringt von enormen Verteidigungsanlagen. Teile der
Anlagen, wie das bekannte Holstentor oder der Kaiserturm, sind noch erhalten.
Zu dem Kaiserturm-Ensemble gehören zwei Häuser, dessen Innenräume im Bereich des
Halbschalenturmes übereinander liegen. 2005 suchte Familie Landschreiber eine
Bleibe in der historischen Altstadt: „Wir wollten ein Haus mit Geschichte.“ Sie kauften den ersten Teil des jetzigen Ensembles, 2006
kam der Zweite dazu.
„Es war bewunderswert, dass sie die Verantwortung für den damals nicht nutzbaren Turm übernahmen,“ erzählt Annette Liebeskind (55), Abteilungsleiterin der Denkmalförderung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die DSD förderte 2011 unter anderem die Zimmererarbeiten am desolaten Dachstuhl des Turms. „Eine Holzbalkendecke konnte dendrochronologisch auf 1421 datiert werden. Das Ensemble ist als bauliches Dokument der städtischen Wehranlage von besonderer wissenschaftlicher und historischer Bedeutung,“ erläutert sie.
Für die Austrocknung des Mauerwerks und den Schutz der Substanz sorgt eine Geothermie-Anlage, die die alten Steine moderat temperiert. Die Anlage beeinträchtigt das Denkmal nicht in seiner Gestalt,“ erklärt Frau Liebeskind die Erdwärme-Lösung. Auch wenn die Bemühungen der Sanierung fast zehn Jahre dauerten, fühlt sich die Familie weiter wohl. Mit viel Unterstützung und Engagement konnte ein Stück Stadtgeschichte mit Leben gefüllt und erhalten werden.
Svenja Brüggemann
Die größte Stadtbefestigung des deutschen Reiches war zu jener Zeit die ab 1180 errichtete Kölner Stadtmauer mit ihrer damaligen Länge von sieben Kilometern, zahlreichen Türmen und zwölf Toren. Ein Bauwerk von großer Symbolkraft, denn wie die Aachener verwies auch die Kölner Mauer damit auf ein Idealbild des Friedens und der Sicherheit, nämlich auf das „himmlische Jerusalem“ aus der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Besonders die formenreichen Tortürme der größeren Städte verdeutlichen, dass Stadtmauern nicht nur allein der Sicherung dienten, sondern ebenso der bürgerlichen Selbstdarstellung – ein Stolz, der sich in den mit stilisierten Mauern geschmückten Stadtwappen und -siegel widerspiegelt.
Massive Veränderungen im Stadtmauerbau brachte das Aufkommen der
Feuerwaffen. Wegen ihrer größeren Reichweite und Durchschlagskraft
wurden ab dem 15. Jahrhundert Mauern verstärkt, Bastionen und
Plattformen für Kanonen gebaut. Die Verteidigungslinie wurde immer
weiter von der Stadt abgerückt, bis die mittelalterliche Stadtmauer ihre
Funktion als Befestigungsanlage ganz verlor. Im 19. Jahrhundert
vergrößerten sich die Städte durch Zuzug, so wurde der Stadtraum zu
klein. Viele mittelalterliche Mauern und Stadtgräben fielen den
Stadterweiterungen und später der Verkehrsplanung zum Opfer. Besonders
in den Großstädten sind deshalb nur noch einzelne Stadttore und
Mauerpartien erhalten. In Nürnberg allerdings ist bis heute eine
Stadtmauer zu bewundern, an die an Umfang und Größe keine andere in
Deutschland heranreicht.
Die Nürnberger Stadtmauer – ein Bollwerk bröckelt
„Was
für einen Anblick bietet die Stadt! […] Welche Großartigkeit, welche
Schönheit bietet sich da schon dem Blick von außen! Was gibt es […]
Bewunderungswerteres als den Graben und die Stadtmauer!“ So schwärmte
1457 Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., über die
Reichsstadt Nürnberg.
Mehr als 500 Jahre später steht die Nürnberger Stadtbefestigung immer noch monumental vor unseren Augen. Selbst bei einem vergleichenden Blick auf Europa findet sich kaum ein Beispiel von derartigen Dimensionen: Wo sonst gibt es eine mittelalterliche Verteidigungsanlage mit einem nahezu vollständig erhaltenen Mauerring von fünf Kilometern Länge? Mit über 70 Einzeltürmen und vier Stadttor-Türmen, die jeweils über einen Durchmesser von 17 Metern verfügen?
Dr. Peter Schabe (62), langjähriger und für Bayern zuständiger
Projektreferent bei der DSD weiß von der Bedeutung der ehemaligen
Befestigung: „Ein solch prominentes Baudenkmal zu besitzen, erfüllt
viele Nürnberger Bürger bis heute mit Stolz. Wie in anderen Städten half
auch hier der bürgerliche Wille die Stadtmauer zu bewahren. In Nürnberg
hat man früh erkannt, über welch hohen ideellen Wert sie verfügt und
welch großen Wirtschaftsfaktor die imposante Anlage als Besuchermagnet
besitzt.“
Aber das monumentale Bauwerk muss auch permanent
gepflegt werden. Besondere Sorge bereitet den Nürnbergern seit einiger
Zeit die äußere Grabenmauer. Damit bereichsweise extrem gefährdete
Mauerpartien nicht einbrechen, wurden vor einigen Jahren provisorische
Holzgerüste aufgestellt und Anschüttungen vorgenommen. 1971 waren schon
einmal Teile des Gemäuers eingestürzt und hatten ein Stück der
angrenzenden Straße mitgerissen. Daher muss die Mauer und das dahinter
liegende Erdreich an vielen Stellen dringend ertüchtigt werden. Der
Laufer Torturm ist ebenfalls akut sanierungsbedürftig. Die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz möchte bei dieser großen Aufgabe helfen und
bittet gemeinsam mit der Stadt Nürnberg um Spenden.
Ein Meisterwerk europäischer Festungsbaukunst
Die Nürnberger Stadtbefestigung beeindruckt nicht allein wegen ihrer Größe. Auf anschauliche Weise lässt sich an ihr ablesen, wie sich die Festungsbaukunst vom späten Mittelalter bis in die frühe Neuzeit entwickelt hat. Die erste nachweisbare Befestigungsanlage stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts: Im Stadtgrundriss lässt sich ihr Verlauf noch gut nachvollziehen, wenn sich auch an sichtbarem Mauerwerk aus Buckelquadern – typisch für die Zeit der Spätromanik – nur wenige Partien und Türme erhalten haben.
Um der wachsenden Bevölkerung in der aufblühenden Handelsmetropole mehr
Platz zu bieten, erweiterte man das Stadtgebiet und umschloss es
1346–1452 mit einem größeren und komplexeren Befestigungssystem: Die
Stadtmauer wurde zu einem solchen Bollwerk ausgebaut, dass die damals
neuen durchschlagkräftigen Geschütze aus Metall sie nicht ernsthaft
gefährden konnten. Die Verteidigungsanlage war insgesamt 35 Meter breit.
Tief gestaffelt bestand sie aus zwei langen, parallel laufenden
Mauerringen mit rund 180 Wehrtürmen, einem dazwischenliegenden 15 Meter
breiten Zwinger und einem bis zu zwölf Meter tiefen Trockengraben, der
die Anlage zur Landseite hin abschloss. Einlass in die Reichsstadt
Nürnberg gewährten fünf repräsentative Haupttore, die durch hohe Türme
und Vorhöfe gesichert waren.
Der Kosten- und Arbeitsaufwand für
die Errichtung war immens. Im Jahr 1430 sollen zeitweise etwa 800 Mann
am Ausbau der Mauer und des Grabens gearbeitet haben. Allein die Arbeit
an der Stützgrabenmauer nahm 26 Jahre in Anspruch. Bei der etwa
einstündigen Umrundung des Mauerrings bekommt man noch heute eine gute
Vorstellung, welche Massen an Erdreich ausgehoben und wie viele
Sandsteine aus den fränkischen Steinbrüchen hergeschafft werden mussten.
Den Bürgern, die vom Stadtrat zur Mithilfe am Bau verpflichtet wurden, war das monumentale Bauwerk ein wichtiges Wahrzeichen ihres städtischen Gemeinwesens. So rühmt der Nürnberger Wappenmaler Hans Rosenplüt (ca. 1400–70) in einem der ältesten Lobgedichte auf die Reichsstadt die Verteidigungsanlage als erstes Schmuckstück der Stadt: „Die Stadt besitzt auch zehn Kleinode […] Das erste: Drei Mauern und ein Graben, in dem fünf Fuhrwerke nebeneinander fahren können; 189 Türme, die sind mit Büchsen so ausgerüstet, dass es manchen Büchsenmeister gelüstet, die Feinde aus den Türmen heraus zu empfangen.“
Im Laufe der Jahrhunderte ließ der Stadtrat dieses Befestigungswerk
mehrmals an die veränderte Kriegstechnik anpassen. 1538 bis 1545 wurde
der Mauerring an der Burg durch gewaltige Bastionen verstärkt. Um 1560
erhielten die viereckigen Tortürme, darunter der Laufer Torturm,
Geschützplattformen und eine runde Ummantelung, an der die Kanonenkugeln
weniger Schaden anrichten konnten. So erfüllte das Bollwerk lange Zeit
seine Funktion und galt den Feinden als uneinnehmbar. Größere Verluste
erlitt die Stadtmauer erst im 19. Jahrhundert, nachdem 1866 Nürnberg
nicht mehr als bayerische Festungsstadt galt. Dank bürgerlicher
Proteste, die auch in anderen Städten so manche Stadtmauer bewahren
halfen, und dem Einlenken König Ludwigs II. konnten größere Abrisspläne
verhindert werden. Er legte fest, dass jede Veränderung an der
Stadtmauer ausdrücklich seine persönliche Genehmigung erfordere. Der
Zweite Weltkrieg fügte dem großen Denkmal weitere schwere Schäden zu,
die aber lange nicht so umfassend waren wie die dramatischen
Zerstörungen in der Nürnberger Altstadt.
Vor dem Einsturz bewahren
Viele
schwerwiegende Probleme machen dem größten Denkmal Nürnbergs heute zu
schaffen. Vor allem der Druck der Großstadt lastet buchstäblich auf
seinen Mauern. Erschütterungen und das Gewicht des vorbeifahrenden
Verkehrs wirken auf das historische Steingefüge ein. Rund 35.000 Autos
rollen täglich auf den Fahrspuren entlang der Stadtmauer.
Luftverschmutzungen und das im Winter verteilte Streusalz lösen die
Oberfläche der weichen Sandsteinquader auf.
Aktuell besonders betroffen sind die äußere Stadtgrabenstützmauer und der Laufer Torturm. Der circa 35 Meter hohe Turm steht heute als Solitär an einer großen Straßenkreuzung. Ende des 19. Jahrhunderts wurden das zugehörige Tor sowie die angrenzende Stadtmauer abgerissen, um den Anforderungen des wachsenden Verkehrs gerecht zu werden. Die Sandsteine und Fugen sind mittlerweile so massiv geschädigt, dass sich immer wieder kleine Fassadenteile lösen. Auch das markante Zeltdach ist stark angegriffen. Der Dachstuhl muss statisch gesichert und neu gedeckt werden.
Bei der Stadtgrabenstützmauer ist nicht nur die Stein-oberfläche stark restaurierungsbedürftig. Stellenweise ist die Mauerkonstruktion gefährlich instabil. Bauingenieurin Patricia Koch (42), städtische Projektleiterin für diesen Mauerbereich, erklärt: „Im Inneren ist das Mauerwerk an manchen Stellen vertikal gespalten, sodass sich dort die äußere Schale bedrohlich nach außen wölbt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Bei Leitungsverlegungen entlang der Mauer wurde historische Bausubstanz zerstört, auch viele der wichtigen Bindersteine, die die Mauer mit dem Erdreich verankerten. Zudem ist die Mauer in ihrem oberen Bereich sehr schmal, kaum einen Meter breit. Auf Erschütterungen und Belastungen, wie etwa von 20 Tonnen schweren Bussen, war sie nicht ausgelegt.“
Um die geschwächte Mauer nun vor einem Einsturz zu bewahren, sollen große unterirdische Betonelemente im Erdreich den Druck des Straßenverkehrs abfangen. Die gespaltenen Mauerpartien werden mit Edelstahlstäben vernadelt und in Anlehnung an die historische Bauweise weitere Stützpfeiler als Verstärkung im Graben vor die Mauer gebaut. Der durchdachten Sanierung liegt eine genaue Erforschung des mittelalterlichen Großbauwerks und der alten Bautechniken zugrunde. „Nur dieses Wissen versetzt uns in die Lage, Methoden für eine nachhaltige Instandsetzung zu entwickeln. Technische Euro-Normen sind bei einem solchen Denkmal nur bedingt anwendbar“, erläutert der beauftragte Bauingenieur Georg Stolarski (57), der im baukonstruktiven Denkmalschutz schon viele Erfahrungen gesammelt hat – eines seiner Großprojekte war der Wiederaufbau der Brücke von Mostar.
Trotz der umfassenden Arbeiten an der äußeren Stadtgrabenstützmauer kann der Graben weiterhin als Naherholungsraum genutzt werden. Denn dort, wo Feinde einst auf Abstand gehalten wurden, ist heute ein Park, in dem sich auch Spiel- und Sportplätze befinden.
Der Aufwand, die Nürnberger Stadtmauer samt ihrer Türme und Gräben zu erhalten, ist enorm. Sie gehört zu den größten Stadtmauern Europas und beeindruckt durch ihre gewachsene Vielseitigkeit. Doch sie ist an einigen Stellen stark gefährdet. Daher wird sie in zehn Bauabschnitten über mehrere Jahre umfassend saniert. Die hinsichtlich ihrer Standsicherheit besonders kritischen Bereiche am Neutorgraben, Maxtorgraben und Vestnertorgraben sollen dabei die nächsten Abschnitte bilden. Wir bitten Sie dringend um Ihre Mithilfe! Es wird noch eine hohe sechsstellige Summe benötigt, um die akut sanierungsbedürftige Stützmauer des Stadtgrabens und den Laufer Torturm instandzusetzen. Spenden Sie für die Bewahrung dieser einzigartigen Verteidigungsanlage.
Amelie Seck
https://www.denkmalschutz.de/denkmal/verteidigungsanlagen-nuernberg.html
Auch kleinste Beträge zählen!
In der Kölner Südstadt steht ein Überbleibsel der größten mittelalterlichen Stadtmauer diesseits der Alpen. Einst patrouillierten in der Ulrepforte die Stadtsoldaten. Heute residiert hier einer der ältesten Karnevalsvereine Kölns.
Die seltene Spezies Mauerhäuser ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. In Erlangen kämpft ein Verein um die Erhaltung von zwei Exemplaren, die dringend Hilfe benötigen.
Er steht mitten in Köln und ist stark gefährdet – er drohte sogar auseinanderzufallen: der jahrtausendealte Römerturm. Helfen Sie, das antike Denkmal zu erhalten.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz