Denkmalarten Archäologie Ausgabe Nummer Juni Jahr 2021 Denkmale A-Z O

Römer und Ruinen im Odenwald

Denkmale am Wegesrand: Der Odenwaldlimes

Eine attraktive Wanderstrecke, die an bekannten, aber auch versteckten Denkmalen vorbeiführt – das bietet unsere Tour entlang des Odenwaldlimes.

Wo kann man in diesen Zeiten besser coronasicher Denkmale erleben als auf Deutschlands bekannten (und unbekannten) Wanderwegen? Im landschaftlich reizvollen Naturpark Bergstraße-Odenwald machen wir uns bei Michelstadt auf eine etwa neun Kilometer lange Tour entlang des römischen Grenzwalls. Der Limes ist großes Thema 2021: Als neue Kandidaten für die Welterbe-Liste sind der Niedergermanische Limes von Bonn bis zur Nordsee und der Donaulimes eingereicht worden. Zudem begibt sich ab September eine Archäologische Landesausstellung in Nordrhein-Westfalen auf die Spuren der Römer. Der Odenwaldlimes zwischen Main und Neckar – weniger bekannt, aber nicht minder spannend – war bis etwa 160 n. Chr. Vorgänger des späteren Obergermanischen Limes. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) förderte 2009 die Sanierung von mehreren Wachtturmresten. Besonders interessant wird die Wanderung durch ein Kuriosum: Graf Franz I. zu Erbach-Erbach war altertumsbegeistert, führte Anfang des 19. Jahrhunderts Ausgrabungen durch und ließ die Funde in seinen Landschaftspark bringen. Der Park ist Zielpunkt unserer Limes-Tour, die uns Zeit gibt über die Antike und über die Arbeit der Denkmalschützer von heute nachzudenken.


Beatrice Härig

© Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Unsere Wanderung führt sie über gut 9 km durch den Odenwald.


Informationsmaterial zum Odenwaldlimes 

ist erhältlich bei der

Touristikgemeinschaft Odenwald e. V.

Neckarelzer Straße 7
74821 Mosbach 

Telefon: 06261 84-1390
Telefax: 06261 84-4750
E-Mail: info(at)tg-odenwald.de

https://www.tg-odenwald.de/



Mehr zu Jagdschloss und Englischem Garten Eulbach:

https://www.erbach.de/index.php?id=126


Mehr zur antiken Sammlung in Schloss Erbach:

https://schloss-erbach.de/aktuelles/


An Wochenenden kann man von Eulbach mit dem Bus nach Würzberg zurückfahren.


Kartenmaterial: Mittlerer Odenwald 6, Wanderkarte 1:20000. Hg v. Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und Naturpark Neckartal-Odenwald.

https://www.geo-naturpark.net/deutsch/shop/produkte/1-006-karte.php

 

 

Römerbad – Wellness nach Dienstschluss

Unsere erste Station nach dem Start am Wanderparkplatz Römerbad: Mediterranes Wohlfühlambiente bot das kleine, aber komplett ausgestattete Bad neben dem Kastell Würzberg. Es zeigt eindrucksvoll, welch perfekte Infrastruktur die Römer auf ihrer Seite der Grenze um etwa 100 n. Chr. aufgebaut hatten. Hofgüter und Städte im Hinterland versorgten die Soldaten am Limes. Das Bad nach Dienstschluss gehörte zum kultivierten Leben. Der verputzte Bau war innen farbig bemalt und mit Glasfenstern und Wasserhähnen ausgestattet. Jetzt geht es immer weiter auf dem Limeswanderweg Richtung Norden.

 Zwar war das Römerbad bei Würzberg eine der kleinsten Thermen am Obergermanischen Limes, aber mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet: Es gab Fußbodenheizung, mehrere Becken und ein Schwitzbad.
© Gunther Tschuch
Zwar war das Römerbad bei Würzberg eine der kleinsten Thermen am Obergermanischen Limes, aber mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet: Es gab Fußbodenheizung, mehrere Becken und ein Schwitzbad.
 

 

Eine von rund 80 Wachtturm-Stellen am Odenwaldlimes. Auf dem „Roten Buckel“ gelegen, bietet der Ort noch heute eine gute Fernsicht.
© Beatrice Härig, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Eine von rund 80 Wachtturm-Stellen am Odenwaldlimes. Auf dem „Roten Buckel“ gelegen, bietet der Ort noch heute eine gute Fernsicht.

Wachttürme – Leben an der Grenze

Rund 80 Wachttürme reihten sich, jeweils in Sichtweite, entlang des Odenwaldlimes auf. Zunächst in Holz, später aus Stein errichtet, mit weißem Putz und aufgemalten roten Fugen brachten sie es auf gut zehn eindrucksvolle Meter (Illustration). Besetzt waren sie meist mit Auxiliarsoldaten, die nach 25 Dienstjahren römisches Bürgerrecht erhielten. Funde an diesem Standort haben der Nachwelt die Lieblingsspeise der Wachtposten verraten: Fleisch von Schaf bis Schwein. Der Limes ist ein Bodendenkmal, und damit bleibt vieles verborgen. Umso wichtiger ist die Vermittlung: Eine exzellente Beschilderung – gefördert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – macht die Vergangenheit am Odenwaldlimes lebendig.

 

   

Jagdschloss Eulbach – Wo Adel auf Archäologie traf

Wir erreichen Eulbach, wo Franz I. zu Erbach-Erbach 1771 ein Jagschloss errichten
ließ. Das Schloss, im 19. Jahrhundert aufgestockt und mehrfach erweitert, wird
noch heute von der Grafenfamilie Erbach-Erbach bewohnt. Vorfahr Graf Franz I.
(1754–1823) war es, der erstmalig den Odenwaldlimes flächendeckend untersuchte.
Wenige Meter vom Jagdschloss entfernt, heute allerdings nur noch zu erahnen,
lag einst das Römerkastell Eulbach.
Nach wenigen Jahrzehnten Nutzung waren die 70 Kilometer des Odenwaldlimes
aufgegeben worden, um die Grenze etwa 20 Kilometer Richtung Osten vorzuverlegen. Die römischen Bauten wurden als Steinbrüche genutzt. Zu den Zeiten des Grafen Franz I. waren davon noch Ruinen zu finden, heute können moderne
Methoden wie Luftprospektion und Bodenradarmessung neue Erkenntnisse bringen.

 Jagdschloss Eulbach: Franz I. zu Erbach-Erbach ist hier Ende des 18. Jahrhunderts seinen Interessen nachgegangen. Neben der Jagd war er passionierter Altertumsforscher.
© Stefan Beetz
Jagdschloss Eulbach: Franz I. zu Erbach-Erbach ist hier Ende des 18. Jahrhunderts seinen Interessen nachgegangen. Neben der Jagd war er passionierter Altertumsforscher.
 

 

So pittoresk wie antik: Obelisk und eine kleine Säule von dem Fenster eines Limes-Wachtturms.
© Beatrice Härig, Deutsche Stiftung Denkmalschutz
So pittoresk wie antik: Obelisk und eine kleine Säule von dem Fenster eines Limes-Wachtturms.

Englischer Garten Eulbach – Rom als Ruine

Das Ende der Wanderung: der Englische Garten Eulbach. Nach Kilometern im einsamen Odenwald erreicht man hier eine Art Zwischenwelt von Antike und Heute. Den 400 Hektar großen Landschaftspark ließ Franz I. zu Erbach-Erbach nach allen Regeln der Kunst ab 1802 von dem renommierten Gärtner Friedrich Ludwig von Sckell mit Seen und einer künstlichen Burgruine anlegen. Einzigartig aber machen ihn die archäologischen Funde, die Graf Franz hier inszenierte: Von den unweit im Wald gelegenen Römerkastellen ließ er Bauteile wieder zu Mauern oder Toren zusammensetzen. Säulen, Inschriften und sogar einen Obelisken aus Steinen des Kastells Würzberg stellte er als Points de Vue auf. Dies entspricht natürlich in keinster Weise heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen, ergibt aber einen zauberhaften Ort und dokumentiert auf einzigartige Weise die romantischen Anfänge der Limes-Archäologie in Deutschland. Der Garten ist täglich geöffnet.

 

 

Die Antikensammlung von Schloss Erbach

Sehenswerter Ausflugstipp: das barocke Schloss Erbach, ursprünglich eine mittelalterliche Wasserburg. Die Antikensammlung richtete Graf Franz I. zu Erbach-Erbach 1791 nach einer Italienreise ein. Seine Kenntnisse antiker Kunst halfen ihm bei der Erkundung des Limes. Erst 1892 gründete sich die Reichs-Limeskommission zur Koordination der Limesforschung am längsten Bodendenkmal Deutschlands – eine Forschung, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Restaurierung des Schlosses wurde 1992–96 von der DSD gefördert.

Die Antikensammlung auf Schloss Erbach kann einen spannenden Ausflug abrunden.
Schloss Erbach © Stefan Beetz
Die Antikensammlung auf Schloss Erbach kann einen spannenden Ausflug abrunden.
 

 

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Service

Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


 
 
Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


1
Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland
2
Monumente Abo



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


3

Newsletter

Lassen Sie sich per E-Mail informieren,

wenn eine neue Ausgabe von Monumente

Online erscheint.

Spenden für Denkmale

Auch kleinste Beträge zählen!

 
 
 
 
1 Kommentare

Lesen Sie 1  Kommentar anderer Leser

  • Kommentar als unangemessen melden
    Domann schrieb am 26.05.2021 19:28 Uhr

    Danke für den Anstoß zu einer Unternehmung zu einem interessanten, aber bisher für mich unbekannten Ziel!

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreiben Sie einen Kommentar!

Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten

 
 

© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn