Denkmalarten Öffentliche Bauten Stile und Epochen Barock 1600 Menschen für Monumente Restaurierungstechniken Ausgabe Nummer Februar Jahr 2021 Denkmale A-Z H
Noch viel zu tun: Bücher aus dem Brandschutt der Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek werden restauriert.
In der Patenturkunde wird sie Kompressionskassette genannt. Rettungsbox wäre auch eine passende Bezeichnung: Schicht für Schicht nimmt der rundum vergitterte Metallkasten die angekokelten Druckseiten auf, jedes Blatt ist mit einem schützenden Polyestervlies bedeckt. Der Deckel wird verschraubt und das Paket in einem Wasserbad versenkt, das Brandrückstände, Schuttreste und Säure auswäscht.
Am 2. September 2004 stand ein literarisches Schatzhaus der deutschen Klassik in Flammen, die Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Das Feuer vernichtete fast 50.000 Bände, knapp die Hälfte davon historische Drucke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Weitere 118.000 wurden aus dem Schutt gerettet, mit unterschiedlich starken Spuren von Ruß, Hitze und Löschwasser. Doch waren darunter auch, wie sich Bibliotheksdirektor Reinhard Laube (53) ausdrückt, 25.000 „Bergungseinheiten“ mit massiven Brandschäden. Der Begriff „Aschebücher“ war bald im Umlauf. Das Wort, meint Laube, sei „eine Weimarer Prägung“. Die Aschebücher sind so verkohlt, dass jede erhaltene Seite einzeln zu restaurieren ist – eine bis dahin beispiellose Herausforderung. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt sich, indem sie die Wiederherstellung geretteter Stücke insbesondere von historischen Drucken finanziert.
So beispiellos wie das Problem waren indes auch die Lösungen, die in Weimar gefunden wurden. Zum Zeitpunkt der Brandkatastrophe gab es noch kein Verfahren, das es ermöglicht hätte, derart geschädigtes historisches Papier in größeren Mengen und standardisierten Arbeitsgängen zu restaurieren. In Weimar-Legefeld entstand dafür 2008 die bundesweit einzige Fachwerkstatt. Die Kompressionskassette wurde hier entwickelt und zum Patent angemeldet, die weitere Prozedur innovativ verfeinert. So gelangen die Blätter aus dem Wasserbad in einem nächsten Schritt in die Anfaserungsgeräte, wo heller Faserbrei die ausgezackten Brandränder bis zur normalen Buchformatgröße ausfüllt.
Von sieben Millionen Seiten aus Weimarer Aschebüchern wurden zunächst anderthalb Millionen für restaurierbar befunden. Eine knappe Million ist fertig, die übrigen sollen bis 2028 bearbeitet werden. Im Depot ruhen derweil noch 5,5 Millionen teilweise „desaströs“ geschädigte Blätter. Ob es je eine „Technik“ geben wird, um damit noch etwas anzufangen? „Eine heikle Frage“, meint Laube.
Winfried Dolderer
Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Platz der Demokratie
99423 Weimar
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