Denkmalarten Technische Denkmale Streiflichter Technik Ausgabe Nummer Juni Jahr 2020 Denkmale A-Z M

Historische Mühlen faszinieren bis heute

Angetrieben von Wind und Wasser

Alte Mühlen beeindrucken, als technische Meisterleistungen oder prägende Landmarken. Wenn Wind und Wasser die Mühlenräder und Mühlenflügel in Bewegung setzen und sich die tonnenschweren Mahlsteine zu drehen beginnen, ziehen einen diese Bauwerke in den Bann.

Bis vor 200 Jahren waren Wasser- und Windmühlen die Energielieferanten schlechthin. Durch neue Energiequellen galt diese umweltfreundliche Technologie lange als überholt. Heute wird die Wind- und Wasserkraft wieder vermehrt zur alternativen Stromproduktion genutzt und auf diese Jahrtausende alte Form der Energiegewinnung zurückgegriffen.


Schon weit vor Beginn unserer Zeitrechnung nutzten die Menschen die Wasserkraft, um sich mit Mühlen die körperliche Arbeit zu erleichtern. Die Römer brachten die Technik der Wassermühlen nach Nordeuropa, wo sie sich im Mittelalter insbesondere über die zahlreichen Klostergründungen verbreitetet. Windmühlen sind in Europa erst ab dem 12. Jahrhundert bezeugt.

Einst stand in jedem größeren Dorf eine Getreidemühle. Um 1860 soll es in Deutschland 60.000 bis 65 000 Mühlen gegeben haben, darunter auch Papier-, Säge- oder Senfmühlen. Doch mit der Industrialisierung gingen viele von ihnen verloren. Besonders ab den 1950er-Jahren verschwanden Mühlen weitgehend aus dem Landschaftsbild.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt die Restaurierung historischer Mühlen aus ihrem spendenfinanzierten Förderhaushalt. Zudem gibt es unter ihrem Dach die treuhänderische Gemeinschaftsstiftung Historische Mühlen. Aus den Erlösen unterstützt sie die Erhaltung und die Restaurierung von historischen Mühlen aller Kategorien, Zwecke und Epochen bundesweit. Die Themenstiftung steht Förderern offen, die sich für den Erhalt von Mühlen engagieren möchten.


Infos unter www.denkmalschutz.de/historische-muehlen

Umfangreiche Informationen zur Stiftung Historische Mühlen erhalten Sie beim Stifter-Service, Kathleen Rottmann, Tel. 0228 9091-212, kathleen.rottmann@denkmalschutz.de

Emden, Vrouw Mühle © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Ein Holländer in Emden

Früher verfügte die Küstenstadt Emden über eine Vielzahl an Mühlen, die auf den Wällen und Bastionen gut im Wind standen. Der Galerieholländer mit dem klangvollen Namen „De Vrouw Johanna“ wurde 1804 errichtet und zählte mit seinen 24 Metern Höhe zu den größten der Stadt. Der Unterbau wurde so konstruiert, dass Pferdefuhrwerke zum Auf- und Abladen hin- durchfahren konnten. Über dem reetgedeckten achtkantigen Aufsatz befindet sich die drehbare Kappe mit umlaufender Galerie. Von dort aus können bis heute die Segel angebracht und die Kappe mittels des hölzernen Steerts in den Wind gestellt werden. Nach Rücksprache ist eine Führung durch die Mühle möglich, die mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz restauriert wurde.


De Vrouw Johanna, Am Marienwehrster Zwinger, 26721 Emden

www.emdermuehlenverein.de



Alfdorf, Meuschenmühle © Ute Willinger, Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Schwäbische Mehlfabrik

Das Fachwerk des Mühlengebäudes aus dem 18. Jahrhundert ist frisch restauriert, das gewaltige Mühlrad wieder an seinem Platz. In den vergangenen Jahren haben die neuen Eigentümer der Meuschenmühle im Schwäbischen Wald das idyllisch gelegene Bau-Ensemble mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz behutsam saniert. Die Geschichte des „Mehlfabrikle“ bei Alfdorf reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das heutige Mühlen- und Wohngebäude stammt von 1787. Obwohl der Betrieb 1970 eingestellt wurde, ist die zum Teil über 150 Jahre alte Mühleneinrichtung immer noch funktionsfähig und kann besichtigt werden. Das Wasserrad läuft das ganze Jahr über und erzeugt regenerativen elektrischen Strom aus Wasserkraft – sofern die Natur der Mühle ausreichend Wasser zur Verfügung stellt.


Meuschenmühle 1, 73553 Alfdorf

www.emdermuehlenverein.de



Hüven, Wind- und Wassermühle © mauritius images / Manfred Mehlig

Ein Unikat im Emsland

300 Jahre lang trieb allein das Flüsschen Mittelradde im Emsland das Mahlwerk der Hüvener Mühle an. Allerdings führte der Bach in regenarmen Zeiten zu wenig Wasser, um das Mühlrad zu drehen. Deshalb setzte der damalige Müller im Jahr 1851 z sätzlich eine Windmühle auf das bestehende Gebäude auf. Durch eine Kupplung konnte er je nach Bedarf eine der beiden Energiequellen nutzen. Die Hüvener Mühle ist eine der letzten kombinierten Wind- und Wassermühlen in Europa und konnte auch dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vor rund zehn Jahren instandgesetzt werden. Mitglieder des Förderkreises Hüvener Mühle e. V. haben sich eigens zu Müllern ausbilden lassen, um selbst zu mahlen und dieses Handwerk den Besuchern vorführen zu können.


Hüvener Mühle, 49751 Hüven

www.huevener-muehle.de



Embken, Wassermühle © Familie Schwinges, Nideggen

Strom aus der Wassermühle

Als die Wassermühle Embken in der Voreifel 2013–16 restauriert wurde, förderte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Sanierung des riesigen Wasserrads. Mit einem Durchmesser von über acht Metern zählt es zu den größten des Rheinlandes, jede Radtasche fasst zwischen 70 und 80 Litern. Bemerkenswert ist, wie der Eigentümer bei der Instandsetzung der Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert historische und moderne Technik kombinierte: Das oberschlächtige Mühlrad kann nach wie vor die Mahlsteine in Bewegung setzen, dient inzwischen aber vorrangig der Stromerzeugung.


Nicksmühle, 52385 Nideggen

www.wassermuehle-embken.de



Brehna, Windmühle Hädicke © Eckhard Wegner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Windmühle auf Rollen

Seit knapp 150 Jahren ist die Windmühle Hädicke in Brehna (Sachsen-Anhalt) im Besitz der Familie Leitschuh-Hädicke. 1876 kaufte der damals 23-jährige Müller Reinhold David Hädicke die Bockwindmühle. Bei diesem Bautyp muss im Gegensatz zur Kappen-Windmühle der gesamte Mühlenkörper in den Wind gestellt werden. 1946 erlitt die Hädicke-Mühle allerdings so starke Unwetterschäden, dass man sie zu einer Paltrockmühle umbaute: Der Bock wurde entfernt und durch ein ringförmiges Mauerwerk mit einem Rollenkranz ersetzt, auf dem der gesamte Mühlenkörper drehbar gelagert ist. Obwohl 1991 der Mühlenbetrieb eingestellt wurde, kümmert sich die Familie Leitschuh mit viel Engagement um die weit über die Region hinaus bekannte Mühle. Dabei erhält sie Unterstützung von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und ihrer treuhänderischen Stiftung „Historische Mühlen“.


Quetzer Weg 9, 06796 Sandersdorf-Brehna




Geldern-Walbeck, Steprather Turmwindmühle © Frank Vincentz, Geldern Walbeck - Steprather Mühle 01 ies, CC BY-SA 3.0

Grande Dame unter den Mühlen

Sie ist die älteste voll funktionierende Windmühle Deutschlands: die um 1450 errichtete Steprather Turmwindmühle in Geldern-Walbeck (Niederrhein). Nach der Schließung 1953 standen ihre Flügel lange still. Heute mahlt ein Müller wieder regelmäßig Korn, der Förderverein verkauft Brot im eigenen Café und bietet Führungen an. Das Charakteristikum dieser und anderer Turmwindmühlen ist ihr massiver Mühlenkörper, der im Westen Deutschlands überwiegend rund gemauert ist. Bei Exemplaren älteren Datums saß die Kappe mit Flügeln noch fest auf dem Unterbau. Im Falle der liebevoll restaurierten Steprather Mühle war die Haube von Beginn an drehbar.


Steprather Mühle Walbeck, Schmalkuhler Weg 5, 47608 Geldern

www.muehle-walbeck.de

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1 Kommentare

Lesen Sie 1  Kommentar anderer Leser

  • Kommentar als unangemessen melden
    Pesche Jeannot schrieb am 27.05.2020 13:12 Uhr

    Sehr schöne und Sehenswerte diese Mühlen :-)

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